Zukunftssorgen: Ist die Arbeitsmoral in Deutschland schlechter als anderswo?

Wenn das hausinterne Potenzial an Gehässigkeiten der in Diensten des “Focus” stehenden Journalisten und Freelancern erlahmt, greift die Chefredaktion vermutlich auf die zahlreichen “Experten” im Land zurück, vornehmlich auf diejenigen, die eine besonders kritische Sicht auf unser Land haben. So kommt es mir oft vor.

Heute heißt es: “Unternehmensberaterin klagt an” und «Firmen flüchten nach Polen: Deutsche Arbeitsmoral ist Anforderungen nicht gewachsen». Dicker kann man nicht auftragen. Nur, das ist auch wahr, für solche Fake News gibt es Abnehmer, und zwar nicht nur in der Leserschaft des Focus. Schließlich arbeitet die Redaktion auch für die asozialen Medien. Dort kann die Ansprache nie radikal genug sein.

pikaso composition
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Der Artikel beginnt mit der Aussage, dass es neben “Miele” immer mehr deutsche Unternehmen nach Polen ziehen würde. Das Management des Haushaltsgeräteherstellers nannte deutlich niedrigere Energiekosten und weniger bürokratische Hürden als Gründe. Man müsse bei sinkender Nachfrage Kosten sparen. Das ist ein längst eingeübter und bewährter Plot, den viele Manager auf der Welt abspulen, übrigens auch dann, wenn sie selbst den einen oder anderen klassischen handwerklichen Fehler gemacht haben. Davon nimmt gewöhnlich nur die Öffentlichkeit kaum Kenntnis. Man könnte auch sagen: Darüber wird nicht geredet!

Und da kommen dann die Unternehmensberater ins Spiel. Besser gesagt, die sind es meistens, die von Unternehmen einer gewissen Größenordnung für sehr viel Geld den Auftrag bekommen, die Lösungsansätze vorzuschlagen, die zuvor in den vertraulichen Gesprächen mit dem Management und Führungskräften der unteren Ränge des Unternehmens “erarbeitet” wurden. Ob die Person, von der Focus solche markanten Aussagen erhalten hat, zu dieser Kategorie zählt, vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings habe ich in meiner langen Berufszeit mit solchen Menschen oft genug zu tun gehabt, um mir ein Bild machen zu können.

Im Artikel heißt es, dass im letzten Jahr 16 % der Unternehmen des industriellen Mittelstandes Arbeitsplätze und Produktionen ins Ausland verlagert hätten. Von weiteren 30 % wisse man, dass die Absicht zur Abwanderung bestehe. In Polen seien 9.500 Unternehmen mit deutschen Inhabern ansässig.

Auch Mercedes verlegte die E-Sprinter-Fertigung nach Niederschlesien in Polen. Diese deutschen Unternehmen sind unter anderem in Polen vertreten und beschäftigen dort insgesamt 450.000 Menschen: Volkswagen, Bosch, Siemens, Lidl und Rossmann. Das Investitionsvolumen deutscher Unternehmen in Polen beträgt 36 Mrd. EUR.

Die Unternehmensberaterin, die Focus das Deutschland-Bashing liefert, heißt Ella Grünefeld. Sie ist gebürtige Polin, wohnt aber in Deutschland. Sie begleitet Unternehmen mit der Absicht, sich in Polen zu engagieren, als Interimsmanagerin. Sie führt die ganz große Klinge und führt aus, dass nahezu alles für die Unternehmen einfacher sei als in Deutschland. Die Rede ist natürlich auch in diesem Fall von den deutschen Bürokratiehürden, aber auch von gut ausgebildeten Fachkräften vor Ort in Polen.

Frau Grünefeld spricht nicht ausdrücklich von den Versäumnissen der Ampel-Regierung, sondern führt die Situation auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zurück. Dazu zählt sie die Energiewende, die Digitalisierung, aber auch die fehlende Infrastruktur (Glasfasernetze und Straßenbau). Sie spricht von einer “technologiefeindlichen Wirtschaft” in Deutschland und mangelndem Veränderungswillen. Sogleich folgt der Vorwurf, die deutsche Arbeitsmoral sei den modernen Anforderungen nicht gewachsen (Frau Stolla! Haben Sie gehört?).

Weiter führt sie aus, wie verheerend die Zusammenarbeit der Unternehmen und Behörden in Deutschland ist. Sogar die Bereitschaft zur Weiterentwicklung sei in Polen größer als in Deutschland, wie überhaupt die Arbeitsmoral sich in den Zahlen widerspiegle.

Schonungsloser kann man die Misere unseres Landes kaum beschreiben und sie wird sogar persönlich. Frau Grünefeld lebt, wie zuvor besprochen, allerdings in Deutschland. Das passt aus meiner Sicht nicht so ganz zusammen. All diese Vorbehalte müssten ja dazu führen, dass sie lieber in Polen leben würde. Allerdings wird sie für ihre Arbeit und ihre profunde Expertise natürlich ein geeignetes Revier gebrauchen.

Es war in meinen Augen immer absehbar, dass die Länder Ost-Europas in unterschiedlichen Geschwindigkeiten an die Lebensverhältnisse in West-Europa anknüpfen werden, zumal das Versprechen des Kapitalismus, wenn man eine Aufholjagd zu besseren Lebensbedingungen so bezeichnen darf, auf allen Feldern ihre Wirkung entfaltet. Dazu zählt, dass die Menschen in Polen und in anderen ost-europäischen Ländern mit einer anderen Einstellung ihren Weg gehen. Dass in unserem Land manche vorgeben, als ob diese Angleichung der Lebensverhältnisse ohne Reibungsverluste ablaufen könnten, ist lächerlich.

Wollen wir noch ein paar Zahlen zum Thema gemeinsam betrachten und unsere Schlüsse mit denen abgleichen, die Frau Grünefeld über unser Land zur Kenntnis brachte:

Wirtschaftlicher Vergleich Deutschland vs. Polen (Stand: 2024)

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

  • Deutschland: 3.842 Milliarden Euro (2023)
  • Polen: 673 Milliarden Euro (2023)

BIP pro Kopf

  • Deutschland: 46.344 Euro (2023)
  • Polen: 17.642 Euro (2023)

Wirtschaftswachstum

  • Deutschland: +1,9% (2023)
  • Polen: +4,6% (2023)

Arbeitslosenquote

  • Deutschland: 2,5% (2023)
  • Polen: 5,6% (2023)

Inflation

  • Deutschland: 7,9% (2023)
  • Polen: 14,4% (2023)

Handelsbilanz

  • Deutschland: +254 Milliarden Euro (2022)
  • Polen: +11 Milliarden Euro (2022)

Wichtigste Exportgüter

  • Deutschland: Kraftfahrzeuge, Maschinen, chemische Erzeugnisse
  • Polen: Maschinen, Elektronik, Möbel

Wichtigste Importgüter

  • Deutschland: Maschinen, Kraftfahrzeuge, chemische Erzeugnisse
  • Polen: Maschinen, Kraftfahrzeuge, Elektronik

Staatsverschuldung

  • Deutschland: 69,7% des BIP (2023)
  • Polen: 53,4% des BIP (2023)

Währung

  • Deutschland: Euro
  • Polen: Polnischer Złoty (PLN)


Zusammenfassend:

  • Deutschland hat eine deutlich größere Volkswirtschaft als Polen.
  • Das Wirtschaftswachstum in Polen ist jedoch deutlich höher als in Deutschland.
  • Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist niedriger als in Polen.
  • Die Inflation in Polen ist deutlich höher als in Deutschland.
  • Deutschland hat eine deutlich positive Handelsbilanz, Polen hingegen eine leicht positive.
  • Beide Länder sind wichtige Handelspartner füreinander.
  • Die Staatsverschuldung Deutschlands ist deutlich höher als die Polens.
  • Deutschland hat den Euro als Währung, Polen den Polnischen Złoty.


Weitere Unterschiede:

  • Infrastruktur: Die Infrastruktur in Deutschland ist besser ausgebaut als in Polen.
  • Arbeitskosten: Die Arbeitskosten in Polen sind deutlich niedriger als in Deutschland.
  • Steuern: Die Steuersätze in Polen sind niedriger als in Deutschland.
  • Lebenshaltungskosten: Die Lebenshaltungskosten in Polen sind deutlich niedriger als in Deutschland.


    Quelle: Gemini, Google

Langfristige Investitionsentscheidungen: Deutschland vs. Polen

Die Entscheidung, ob in Deutschland oder Polen investiert werden soll, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die sowohl für das eine als auch für das andere Land sprechen können.

Faktoren, die für Deutschland sprechen:

  • Stabilität: Deutschland ist eine stabile Demokratie (sic?) mit einer starken Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard.
  • Qualifizierte Arbeitskräfte: Deutschland verfügt über ein gut ausgebildetes und qualifiziertes Arbeitskräftepotenzial.
  • Infrastruktur: Die Infrastruktur in Deutschland ist gut ausgebaut und modern.
  • Innovation: Deutschland ist ein führendes Land in Forschung und Entwicklung.
  • Grobmarkt: Durch die Größe des Landes und die Kaufkraft der Bevölkerung bietet Deutschland einen großen Absatzmarkt.

Faktoren, die für Polen sprechen:

  • Wachstumsdynamik: Polen hat eine deutlich höhere Wachstumsdynamik als Deutschland.
  • Niedrigere Kosten: Die Arbeitskosten und die Lebenshaltungskosten in Polen sind deutlich niedriger als in Deutschland.
  • Steuerbegünstigungen: Polen bietet verschiedene Steuerbegünstigungen für ausländische Investoren.
  • Zugang zum osteuropäischen Markt: Polen liegt im Zentrum Osteuropas und bietet somit Zugang zu einem großen Markt mit einem hohen Wachstumspotenzial.

Weitere zu beachtende Faktoren:

  • Branche: Die Investitionsentscheidung sollte auch von der Branche abhängen, in die investiert werden soll.
  • Risikobereitschaft: Die Investition in Polen ist mit einem gewissen Risiko verbunden, da die Wirtschaft noch nicht so stabil ist wie die deutsche Wirtschaft.
  • Persönliche Präferenzen: Auch die persönlichen Präferenzen des Investors spielen eine Rolle, z. B. die Sprache, die Kultur und das Lebensumfeld.

    Quelle: Gemini, Google


Ich will einmal ganz lax ein bekanntes Sprichwort an diesen Text anpassen und sagen: Noch ist Deutschland nicht verloren. Lassen wir uns bitte nicht einreden, als seien alle nur erdenklichen Anpassungsprozesse der letzten Jahre nur im Ausland abgelaufen. Wir stecken mittendrin in einem gewaltigen Transformationsprozess. Der kostet Geld und sehr viel Kraft. Wenn wir uns von Medien wie dem Focus in dieser Art und Weise herunterziehen lassen, ist unserem Land und den Menschen nicht gedient. Es braucht nur leider einen längeren Atem und vor allem ein Mindestmaß an Selbstvertrauen. Haben wir das verloren oder warum klinken sich so viele in diese negativen Beschreibungen unseres Landes ein?

Diese Jugend. Genauer, diese grüne Jugend. Tstststs.

Als ich heute Morgen diesen Artikel vom Focus las, dachte ich gleich wieder an diese Talkrunde bei Markus Lanz. Dort war die Co-Vorsitzende der Grünen Jugend zugegen. Katharina Stolla heißt sie.

In der Stuttgarter Zeitung wird ihr folgendes Zitat zugerechnet:

„Dass man keine Lust mehr hat, viel zu arbeiten, finde ich total vernünftig.“

Diesen Satz habe ich nicht gehört, vielleicht auch überhört, denn ich räume ein, dass das Thema mehrfach in dieser Runde vorkam. Einen so abgefuckten Satz hätte ich gerade von jungen Leuten nicht erwartet!

So ein Statement provoziert und bietet solchen konservativen Knochen wie dem Chefkorrespondenten des Focus, Ulrich Reitz, und profilierungssüchtigen Nachahmer viel Angriffsfläche für ihre fast täglichen Tiraden im Focus gegen das grüne Politik-Establishment.

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Auch die Stuttgarter Zeitung zitiert Stollas wohl verkürzt. Ich habe eine Stelle aus dem ZDF-Video transkribiert:

Ich habe ja gerade mein Studium abgeschlossen, oder vor einem Jahr, und viele meiner Kommilitonen und viele meiner Freunde, die gerade auch in den Berufsalltag einsteigen, die fragen sich schon, auch zu Recht meiner Meinung nach, wofür soll ich mich eigentlich in dieser kaputten Welt kaputt arbeiten und im Endeffekt habe ich noch nicht mal eine Aussicht darauf, dass ich dann eine sichere und gute Rente habe.

Ist das nicht ein Aspekt der Gegenwart, mit dem sich ehrlicherweise sehr viele Menschen in diesen Zeiten beschäftigen und zwar unabhängig von ihrem Alter oder ihrer politischen Heimat?

Man kann eine solche Aussage so in seine Story hineinzwingen, dass die erste, deutlich kernigere Aussage, dabei herauskommt. Fair finde ich das allerdings nicht. Ich finde, das geschieht in unseren Medien und selbstredend in den asozialen Medien zu häufig.

Stollas Ausführungen waren überhaupt nicht dumm oder typisch grün oder links, wie dies in vielen Medien dargestellt wurde. Sie steht politisch links. Wieso sprechen wir einer 25-Jährigen das ab, was oft augenzwinkernd sogar für von links nach rechts rübergerutschte Medienkoryphäen wie Henryk M. Broder gilt?

Über manche Aussagen habe ich auch den Kopf geschüttelt, anderes sehe ich allerdings auch mit meinen 70 Lebensjahren genauso wie die junge Frau von den Grünen. Vermutlich hat die Schärfe, in der die Kritik vorgetragen wurde, auch wieder ein Stück weit damit zu tun, dass eine junge Frau ihre Meinung kundtat. Wir kennen das leider.

Stolla hat kein “krudes Verhältnis zur Arbeit”, wie behauptet wird, sondern sie stellt die richtigen Fragen, die sich übrigens viele ältere Arbeitnehmer (hohe Nutzung der Rente mit 63) ebenfalls stellen bzw. gestellt haben.

Warum gehen so viele Menschen schon so früh in Rente, obwohl Arbeitskräfte, vor allem Fachkräfte so stark nachgefragt werden? Es dürfte wohl so sein, dass viele nicht mehr können und andere sich in ihren Betrieben nicht mehr wohl gebraucht und wertgeschätzt fühlen. Sie haben fertig und nach 47 Jahren und mehr sollte diese Gesellschaft das respektieren können.

Dass die Rente mit 63, die ja angeblich zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels beiträgt, im Monat 3 Mrd. EUR kostet, ist ein Faktum. Im Jahre 2022 beliefen sich die Kosten der Rentenversicherung insgesamt auf ca. 360 Mrd. EUR, monatlich wären dies ca. 30 Mrd. Die Rente mit 63 macht also 10 % dieses gewaltigen Aufwandes aus. Solche Relationen werden von den Kritikern tunlichst unterschlagen. Dass es sich zudem um Menschen handelt, die deutlich länger im Arbeitsleben standen als andere, spielt in der Diskussion kaum eine Rolle. Ich war 47 Jahre lang berufstätig. Sagen Sie mir, wie viele Jahre es in Ihrem Fall sein werden!

Kisslers kleine Welt: Gehts um die Sache oder den Begriff Deportation? Remigration klingt natürlich viel besser.

Der deutsche Journalist Dr. Alexander Kissler, der für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) tätig ist, stellt erneut die Recherchen des Rechercheverbundes “Correctiv” infrage.

Meine Kritik an Kisslers Position

  1. Ich werfe ihm vor, die Aussagen der Recherchen von “Correctiv” aus ideologischen Gründen zu ignorieren und somit ein Stück weit auch die Gefahr der Neuen Rechten insgesamt zu verharmlosen.
  2. Ich kritisiere zudem, dass Kissler die Schlussfolgerungen nicht sachlich einordnet und stattdessen die Glaubwürdigkeit der Journalisten von Correctiv infrage stellt (und dies wiederum aus ideologischen Gründen)

Die “Correctiv”-Enthüllungen:

“Correctiv” hatte im Januar 2024 über ein Treffen berichtet, das die Republik in Unruhe versetzte:

  • Die Details beschrieben, dass die Neue Rechte in Deutschland konkrete Pläne für die Umgestaltung der Gesellschaft hat.
  • Dazu gehört die Abschaffung der Demokratie und die Errichtung eines autoritären Staates.

Die Bedeutung der “Correctiv”-Enthüllungen:

Die Recherchen von “Correctiv” zeigen, wie groß die Gefahr ist, die von der AfD und der Neuen Rechten ausgeht und dass sie eine ernst zu nehmende Gefahr für die Demokratie in Deutschland darstellt. Dass Kissler dies abtut und Kanzler Scholz als Populisten beschimpft, weil dieser vor dem Tun der Rechten warnt, ist für Kissler nur typisch. Brüder im Geiste, wie der heutige Chefredakteur des Ex-Arbeitgebers (Cicero) von Kissler, Alexander Marguier, stehen Kissler bei. Er redet von einem durch Regierungsstellen inszenierten Hype. Er möchte seinen Beitrag dazu leisten, Millionen von Menschen, die aufgrund des Correctiv-Beitrages an Demos gegen Rechts teilgenommen haben, zu Dummköpfen und Opfern staatlicher Manipulation zu machen. Pfui, Herr Marguier!

Er geht soweit, dass er Scholz vorhält, Muslimen in Deutschland Angst machen würde. Wie viel Angst werden die Menschen wohl haben, wenn sie auf die Umfrageergebnisse der AfD (gerade im Osten und überhaupt) schauen? Dass sein Arbeitgeber das unterstützt, hat vermutlich rein wirtschaftliche Gründe. Schließlich sammelt sich dort (bei der NZZ) alles, was Rechte anziehend finden bzw. dieses neue Westfernsehen (Maaßen) an Ressentiments gegen Deutschland zu bieten hat.

Er und andere Rechte sind fixiert darauf, dass der Begriff Deportation bei besagtem Treffen nicht gefallen sei. Remigration klingt ja auch viel besser, nicht wahr, Herr Dr. Kissler? Nicht nur der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gab im Februar zu Protokoll, dass die Menschen schon wüssten, wie der Begriff Remigration zu verstehen sei.

Wie kann man als Journalist nur so tief sinken, frage ich mich. Kissler könnte sich bezüglich der Absichten der AfD mal der kleinen Mühe unterziehen und im Internet nach Aussagen von AfD-Funktionären schauen, die das Thema Remigration betreffen. Er wird nicht nur schnell fündig, ihm sollte auch schlagartig klar werden, was die AfD da im Schilde führt: Deportationen von Menschen im großen Stil. Und ja, vor solchem Wahnsinn haben Menschen Angst. Daran ändern die Wortchlamydien-Fabrik der AfD und ihrer Helfer rein gar nichts.

Gerichtsverfahren: Was steht für Correctiv auf dem Spiel? LTO

Der Einfluss autokratischer Regime auf unsere Social-Media-Landschaft und welche Gegenmaßnahmen wir treffen können

Die Macht der Algorithmen

Soziale Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie erlauben uns, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, Informationen auszutauschen und uns über aktuelle Ereignisse zu informieren. Doch die scheinbar grenzenlose Freiheit der Meinungsäußerung in den sozialen Netzwerken birgt auch Gefahren. Autokratische Regime nutzen die Plattformen gezielt, um ihre Propaganda zu verbreiten, Desinformationen zu streuen und die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Echokammern und Filterblasen

Die Algorithmen der sozialen Medien sind darauf ausgelegt, uns Inhalte anzuzeigen, die nicht unbedingt in erster Linie unseren Interessen entsprechen, sondern darauf, welche Inhalte besonders stark emotionalisieren und damit polarisieren können. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass wir überwiegend Informationen aus unseren eigenen Echokammern erhalten und uns in Filterblasen einschließen. Kritische Stimmen und alternative Meinungen werden ausgeblendet.

Propaganda und Desinformation

Autokratische Regime nutzen diese Mechanismen, um ihre eigene Sichtweise auf die Welt zu verbreiten. Sie steuern gezielt Inhalte in die sozialen Medien ein, die ihre Propaganda unterstützen und die Opposition diskreditieren. Desinformationskampagnen werden eingesetzt, um die öffentliche Meinung zu manipulieren und Verwirrung zu stiften. Insbesondere vor Wahlen treiben solche Kampagnen ihre Blüten. Dazu gibt es zahlreiche Untersuchungen, die die gezielte Manipulation belegen.

Die Folgen für die Demokratie

Der Einfluss autokratischer Regime auf die sozialen Medien ist eine Gefahr für die Demokratie. Die freie Meinungsbildung und der Austausch von Informationen werden eingeschränkt, der öffentliche Diskurs vergiftet. Die Gesellschaft spaltet sich in unversöhnliche Lager. Insoweit sind die Bemühungen unserer Regierung (Demokratieförderungsgesetz u.a.) zwar verständlich, jedoch aus meiner Sicht wenig Erfolg versprechend. Schon heute werden (richtigerweise) vor dem Inkrafttreten staatlicher Verordnungen und Gesetze die Meinungspflöcke anhand zahlreicher Gegenargumente eingeschlagen. Naturgemäß äußern sich zahlreiche Rechtsexperten zu solchen Fragen. Ich habe den Eindruck, dass die kritischen Stimmen überrepräsentiert sind. Hat unsere Demokratie solche staatlichen Vorgaben nötig?

Was können wir tun?

Es ist wichtig, dass wir uns der Gefahren bewusst sind, die von autokratischen Regimen in den sozialen Medien ausgehen. Wir müssen lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen und unsere eigenen Filterblasen zu verlassen.

Die Zukunft der Meinungsfreiheit

Der Technologiewettlauf zwischen Demokratien und Autokratien ist auch ein Krieg der Ideen. Es ist entscheidend, dass wir unsere Bürgerinnen und Bürger für die Herausforderungen der digitalen Welt rüsten und ihnen die notwendigen Fähigkeiten vermitteln, um sich in der Flut der Informationen zurechtzufinden.

Die zitierte Aussage

Die Aussage, dass “44 Prozent der Kinder zwischen 4 und 18 Jahren laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage Tiktok benutzen”, unterstreicht die Dringlichkeit dieses Themas. Die jungen Menschen von heute sind die Erwachsenen von morgen. Es ist unsere Aufgabe, ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie brauchen, um sich in der digitalen Welt zu behaupten und die Freiheit der Meinungsäußerung zu verteidigen.

Angesichts der Tatsache, dass demokratisch gegenüber den autokratisch oder quasi autokratisch geführten Ländern in mancherlei Hinsicht ins Hintertreffen zu geraten scheinen, wäre mehr unterstützende Kommunikation innerhalb eines Landes eine erfolgversprechendere Möglichkeit, sich gegen Manipulationen und Bedrohungen von außen zu wehren. Stattdessen lassen sich Gesellschaften (auch von außen!) auseinanderdividieren.

Mehr Informationen

Wie Integration in Köln behindert wird

Ich wollte es nicht glauben, als ich den Beitrag in der Aktuellen Stunde des WDR sah. Der Vorwurf an die Stadt Köln ist heftig und kaum jemand wird das verstehen können, was sich Bürokraten gedacht haben, als sie die Gebührenordnung für Mieten in städtischen Wohnungen neu festgelegt haben.

Besonders unverständlich ist in meinen Augen, dass es bei diesem Skandal um Geflüchtete und ihre Familien geht, die einer Arbeit nachgehen. Nur für diese legte die Stadt die Mieten (in einer Gebührenordnung) fest.

Beispiel: Eine sechsköpfige Familie (zwei Erwachsene, vier Kinder) leben in einer 80qm großen Wohnung. Für diese bezahlte sie bis 2023 850 EUR im Monat. Ab Januar kostet die Miete 1450 EUR je Monat. In einer Bäckerei verdient der Familienvater 2000 EUR netto im Monat. Mit Kindergeld liegt das Nettoeinkommen bei 3100 EUR mtl. Er leistet viele Überstunden, wie er hinzufügte. Grund für diese wahnsinnige Anhebung der Miete sind nicht etwa nachgewiesene Kostensteigerungen, sondern die bereits erwähnte neuen Gebührenordnung der Stadt Köln.

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Darauf, dass diese Wohnungen nicht eben gut in Schuss sind, weist der Subtitel des verlinkten Artikels im Kölner Stadt-Anzeiger hin: “Trotz Schimmel und Kakerlaken

Zu Recht klagen die Betroffenen darüber, dass sie die Mieterhöhung, die nur für Geflüchtete gilt, die einer Arbeit nachgehen, als Strafe empfinden. Als Strafe dafür arbeiten zu gehen. Jetzt kann die Familie Wohngeld beantragen. Die Zeit von ca. einem halben Jahr muss sie allerdings überstehen. Solange dauert es im Durchschnitt, bis der Antrag bearbeitet wurde und die erste Auszahlung erfolgt. Bisher hatte die Familie im Beispiel keine Transferleistungen beansprucht. Das ändert sich aufgrund dieser veränderten Lage. Es werden nun Sozialleistungen beantragt werden, sodass sich auch die Wartezeit für den Erwerb des deutschen Passes verlängern wird.

Arbeitslose Geflüchtete bekommen die Nutzungsgebühr (sprich Miete) vom Jobcenter bezahlt. Und die Menschen, die einer Arbeit nachgehen, sehen sich mit dieser Aussage des Kölner Sozialdezernenten, Harald Rau, konfrontiert:

Die Unterbringungskosten für Geflüchtete seien hoch, sagt er. Das läge an der kurzfristigen Anschaffung, der möglichen Bewachung und hohen weiteren laufenden Kosten. Die Stadt werde gesetzlich gezwungen, diese Kosten wieder reinzuholen. Daher habe man die sogenannten Nutzungsentgelte am 1. Januar dieses Jahres drastisch erhöhen müssen.

WDR Aktuelle Stunde

Rau sagt: “Mir sind die Hände gebunden.” Na dann.

Asylrecht: Köln fordert hohe Mieten von Geflüchteten, die arbeiten | Kölner Stadt-Anzeiger
Quelle

Der Streit-Sachse der GDL und die (Un-)Zuverlässigkeit der DB 🚅

Wenn der Sachse Claus Weselsky sich nicht über Jahre hinweg als unmöglicher Unsympath präsentiert hätte, könnte ich ihn dann mögen? Die Frage ist so irrelevant wie nur irgendwas! Beliebtheitspreise werden in solchen Jobs nicht vergeben. Hier geht’s ausschließlich um das Ergebnis. Und bisher ist Weselsky mit seinem Kurs, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, erfolgreich gewesen.

Also sollten wir einen Blick auf die Gewerkschaft und ihre Mitglieder lenken, die uns diese Ungeheuerlichkeit von Serienstreiks zumuten.

Das deutsche Streikrecht schützt diese verhätschelte Klientel, sodass es niemanden wundern wird, dass gewerkschaftskritische Teile dieser Gesellschaft spätestens jetzt nach einem Stoppzeichen aus der Politik rufen. Ein Arbeitskampf- und Schlichtungsrecht wird gefordert. Komisch, dass es das nicht längst gibt. Die FDP war doch x-mal an der Regierung beteiligt.

Daran, dass Weselsky den Bahnvorstand und seine “Kollegen” der Wettbewerbsgewerkschaft (EVG) in unerhörter Weise beschimpft, nimmt in dieser verrohten Gesellschaft kaum jemand wahr. Außerdem gilt ja der Satz: Wie der Herr so’s Gescherr.

Bei uns wurde immer vergleichsweise wenig gestreikt, und zwar angeblich deshalb, weil dem Streikpersonal (den abhängig Beschäftigten) die Einsicht eingebrannt wurde, wie volkswirtschaftlich schädlich, Streiks wären. Die Zeiten sind (Gott sei Dank?) vorbei.

Wenigstens auf diesem Gebiet hat sich Deutschland ganz vorbildlich entwickelt. Die Zahl der Streiktage in Deutschland ist zwanzigmal höher als in Österreich oder der Schweiz. Ganz schön schlapp, liebe Nachbarn.

Angeblich ist die Entwicklung damit zu begründen, dass die Richter aufgrund fehlender gesetzlicher Regelungen gewerkschaftsfreundlich entscheiden. Ja, richterliche Entscheidungen sind in Deutschland auch gesellschaftlich nicht mehr immer so tragfähig wie früher ™.

Nach eigenen Angaben hat die GDL 40.000 Mitglieder. Diese verhältnismäßig kleine Gruppe von Auserwählten setzt dieses Land ähnlich krass unter Druck wie die zum Teil von Rechtextremen unterwanderten Bauern. Und wie nehmen die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands dies wahr? Sie schweigen und geben diesen Leuten zum Teil sogar recht.

Lohntreppe gdl db
Lohntreppe gdl db. (Screenshot ZDF heute)

Der GDL geht es im Kern nicht um das Einkommen ihrer Leute, sondern um die Arbeitsbedingungen. Soll heißen: Man will weniger arbeiten. Die Arbeitszeitreduktion von 38 auf 35 Stunden ist das Ziel. Es ist und bleibt für mich eines, das angesichts des Arbeitskräftemangels absurd ist.

Richter entscheiden nicht darüber, ob ein Streik verhältnismässig, also als angemessen, geeignet und erforderlich ist, sie überlassen das den Gewerkschaften. Jeder Streiktag kostet die DB 100 Mio. EUR. Vielleicht brauchen wir bald ein Gesetz. Aber dazu wird die Politik nicht die Kraft finden (Opposition zieht schon aus Prinzip nicht am gleichen Strang). So sind wir auf richterliche Einsichten angewiesen. Doch wie heißt es so schön: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand.

Für mich ist Weselsky ein Extremist. Er sollte mit Abzügen in Rente gehen.

KI und sonstige Fakes: Der Fall “Kates Muttertagsfoto” gibt Hoffnung

Der Wirbel um das Muttertagsfoto von Prinzessin Kate mit ihren Kindern ist laut. Ein Kommentar der österreichischen Website “DER STANDARD” (von heute) ist hinsichtlich der Hintergründe deutlich gehaltvoller als der ein paar Stunden früher erschienene Bericht des “Spiegels” .

Dass die Agenturen das Foto aufgrund einer festgestellten Manipulation zurückgezogen haben (der Palast übrigens bis jetzt nicht) mag ein Indiz für die Brisanz sein, die entweder durch die Prominenz der Beteiligten oder die im Umfeld vieler Diskussionen über zunehmende Manipulationsmöglichkeiten (KI) verursacht sind.

Ich nehme es einfach mal als gutes Zeichen.

Die Leute passen auf und werfen einen kritischen Blick auf Fotos, hoffentlich dann auch Videos. Nach all dem, was in den letzten Monaten auf uns eingewirkt hat, ist das in meinen Augen zunächst einmal eine gute Nachricht. Was das Publikum (“X”) allgemein daraus gemacht hat, ist dann leider auch wieder grenzwertig. Wenn die vermeintliche Bearbeitung eines Fotos zu derart zahlreichen verschwörungstheoretischen Ansätzen führt, muss man sich fragen, ob “die Leute” zu viel Zeit haben oder ob diejenigen bekloppt geworden sind.

Ich fotografiere gern und experimentiere mit KI (Lightroom, Photoshop etc.). Bisher habe ich es strikt vermieden, so bearbeitete Fotos in Insta, Facebook oder Flickr zu teilen. Ich habe die Sorge, dass solche “Manipulationen” mein ernsthaftes Bemühen, als Hobbyfotograf besser zu werden, unterminieren könnte. Was denken die Leute über meine Fotos, wenn sie wissen, dass ich sie mit KI aufhübsche oder so krass verändere, dass sie mit meinem kreativen Erzeugnis nichts mehr zu tun hätten? Ich denke, uns begegnen auf den entsprechenden Kanälen immer häufiger bearbeitete (manipulierte) Fotos.

Zum Glück, das zeigt das Beispiel, passen “die Leute” auf.

Frühling in Schloss Dyck

Gestern haben wir Schloss Dyck besucht. Das machen wir ein, zwei Mal im Jahr. Ich hatte gehofft, dass die Magnolienblüte schon weiter wäre. Nun, es wird noch eine Woche dauern. Dennoch, es war ein schöner Tag und der Besuch hat sich wieder einmal gelohnt.

Die Oscar-Verleihung erinnert mich daran, wie wichtig das Kino für mich einmal war 📽️

Diese Nacht ist Oscar-Nacht. Das erinnert mich daran, dass meine Frau und ich seit über zehn Jahren nicht mehr im Kino waren. Schändlich. Leider interessieren uns die Kinofilme, die heutzutage gespielt werden, nicht mehr so, wie es früher der Fall gewesen ist. Heutzutage wartet man ein paar Monate, und sie flattern via Stream für ein paar Euro frei Haus ins Wohnzimmer.

Kinokarte
Kinokarte

Hinzu kommt, dass in unserem Städtchen kein Angebot mehr vorhanden ist. Früher ™ gabs hier zwei Kinos ($). Jahrelang waren sie die meist frequentiertesten Orte für meine Freunde und mich.

Die legendären Karl-May-Filme wurden später hinsichtlich der Besucherzahlen nur noch von “Saturday Night Fever” übertroffen. 🙂 Es war toll. Ich erinnere mich sehr gut, wie es in meinem Bauch kribbelte, wenn ich an der Kasse anstand, um eine Eintrittskarte zu kaufen. Einmal war ich zu spät, die Vorstellung ausverkauft. Die Besitzerin des Kinos hat mir einen Stuhl aus ihrem Wohnzimmer geholt und ihn im Gang aufgestellt. Das war nicht erlaubt. Ich fand das eine tolle Geste und war unendlich dankbar, dass ich Winnetou und Old Shatterhand doch noch zu Gesicht bekam.

Man geht nicht bloß ins Kino, um sich Filme anzusehen. Man geht vielmehr ins Kino, um mit zweihundert Menschen zu lachen und zu weinen.

John Naisbitt (*1930), amerik. Prognostiker

Es kam damals einige Male vor, dass die Kinos ausverkauft waren. Jedenfalls bei uns auf dem Land. Es gab ja nicht viele Angebote für junge Leute. Obwohl – ja, die Discos hatten sonntags schon um 14.00 Uhr geöffnet. Wir haben das einige Jahre lange ausgenutzt. Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag waren unsere Discotage. Nie war es langweilig. Zwischendrin waren Kinobesuche obligatorisch. Es kam auch vor, dass ich abends, nachdem ich meine Freundin zum Bus gebracht hatte, noch die Spätvorstellung besuchte. So was wie die Teufelskralle mit Bruce Lee oder ähnlich verheißungsvolle Titel standen auf dem Programm.

Heute gibts keine Kinos und keine Discos. Was machen die jungen Leute hier aufm Land heute bloß? Sie fahren mit ihren Autos auf leeren großen Parkplätzen ihre Runden. Für mich wäre das nichts gewesen. Ich habe erst mit Mitte 20 den Führerschein gemacht.

Münteferings Sicht der Dinge

Mitte Februar habe ich Franz Müntefering (SPD) mit einem beeindruckenden Auftritt im “Kölner Treff“, WDR, erlebt. Den Kern seiner Ausführungen habe ich aus dem Video transkribiert (AI Transcription, iMac).

Ich glaubte, diese bemerkenswerten Sätze des alten Herrn hätte ich schon gepostet. Nun, ich bin halt auch nicht mehr ganz neu. Menachems kurzer Beitrag erinnerte mich.

Die Sprache ist typisch Franz Müntefering. Es geht nicht um Stilfragen, sondern DIESE Aussage, auch um ihre Authentizität:

Anfang Dezember 1948 hat die Generalversammlung der UN beschlossen, und zwar weil die Eleanor Roosevelt das wollte. Lob dieser Frau, Lob dieser Frau, die Männer wollten das gar nicht. Aber die Eleanor Roosevelt hat gesagt, wir machen gestern eine Deklaration, und da ist aufgeschrieben worden, die Gleichwertigkeit aller Menschen.
Das ist ein Riesenanspruch, aber der gilt. Und das Ganze mit den Menschen und mit der Welt wird nur gelingen, wenn wir akzeptieren so unterschiedlich wie wir sind. So verrückt wir auch zusammen, wie wir sind. So wenig man den einen oder anderen vielleicht mag, den anderen umso mehr. Nur diese Gleichwertigkeit aller Menschen, unabhängig von Hautfarbe und Name und Herkunft und was auch immer, nur diese Gleichwertigkeit, wenn die respektiert ist, können wir wirklich das Leben lieben und miteinander auch Gutes drausmachen. Das ist die wichtige Sache, wo wir für werben müssen, wo wir den Menschen sagen müssen, mach das, seit so persönlich, und trag das auch in die Gesellschaft hinein.

Das kann, das muss man doch so stehen lassen. Wie schön wäre es, wenn wir diesen Schritt als Menschheit einst gehen würden.

Wolfgang Kubicki: “Wenn der Dialog endet, können wir alle einpacken”

Wenige Tage nach der von der AfD initiierten “Aktuellen Stunde” zum Thema Meinungsfreiheit, schrieb Boris Rosenkranz bei Übermedien diesen Artikel (“Wieso geben Politiker „Nius“ Interviews? Wir haben sie gefragt”).

“Nius” ist in meinen Augen ein Produkt, dessen Qualität man überhaupt nicht genug nicht wertschätzen kann. Hinter diesem Angebot steht der Ex-Chefredakteur der “Bild”-Zeitung. Reichelt heißt der Mann. Dieser Name ist Programmaussage und -Androhung gleichermaßen.

Es gibt in Deutschland eine Reihe von journalistischen Angeboten, die ich nicht (mehr) nutze. Eine Chance habe ich diesen gegeben und zwar immer vor dem Hintergrund, dass ich schließlich wissen wollte, wie DIE so ticken bzw. was auch in den Kommentarspalten von der geneigten Leserschaft übers Land und Leute gedacht wird. Es war immer höchst unerfreulich und inzwischen habe ich meine Orientierungszeit längst abgeschlossen. Nun weiß ich, wie die Tichys, Broder, Reichelts, all die anderen und ihre Leserschaft ticken.

Dennoch finde ich die Argumente der Gegner der Regierungsinitiative Faeser, SPD und Paus, Grüne, im Hinblick auf die Absicherung einer demokratischen Gesinnung bedenkenswert. Dass in der Bundestagsdebatte seitens der AfD wieder einmal Versatzstücke von Tatsachen mit hinterhältigen Behauptungen und Unterstellungen vermischt wurden und vom rhetorischen Fallbeil der AfD, Dr. Curio, als Munition gegen Links/grün verwendet wurde, hat längst keinen Neuigkeitswert mehr.

Curios Aussagen und die seiner AfD-Mitstreiter sind durchsetzt von einem großen Hass auf alle, die es wagen, die im rechtsextremen Lager bestehende Meinung als demokratiefeindlich zu bezeichnen und auch so zu behandeln.

Leider wird es nie gelingen, den für diese Denke offenen Teil der Menschen im Land von der Gefolgschaft abzuhalten. Die für viele offensichtlich darauf ausgerichteten Worte, das Vertrauen in die Demokratie zu schwächen bzw. sie durch ein faschistoides Regime abzulösen, übersehen die Leute bzw. sie anerkennen solche Tendenzen oft als Bestätigung ihrer kruden, von Frustration gefangenen Einstellung. Sie ist von Unzufriedenheit getragen, nicht einmal von politischen Argumenten. Diese Unzufriedenheit ist das Ergebnis aller möglichen Faktoren, die von “Nius” und den anderen bekräftigt, manchmal auch erst erzeugt werden. Radikalisierung am Bildschirm ist in meinen Augen ein Stichwort.

Insofern sehe ich den Anteil rechter Medien an der unguten Entwicklung neben den Fehlern und Versäumnissen der Regierung, als erheblichen Einflussfaktor für die Verdopplung der AfD-Stimmenanteile seit den letzten Bundestagswahlen. Dass etablierte Medien (nicht nur Talkshows!) aufgrund gewisser Mechanismen dabei mithelfen, die Atmosphäre im Land zu vergiften, wirft das für mich immer einen kritischen Schatten auf unsere Medienlandschaft.

Ich halte die Einwände gegen staatliche Reglementierungsbemühungen für kritisch. Insbesondere in links-grünen Blasen wird etwas zu häufig gefordert, dass man diese oder jene Sendung oder diesen oder jenen Moderator vom Bildschirm verbannen sollte oder AfD-Leuten keine Bühne im TV bieten solle. Im TV gelingt das halbwegs. In ARD und ZDF sind AfD-Politiker unterrepräsentiert. Ich empfinde das einerseits als Wohltat, andererseits entspricht es aber nicht meinen Vorstellungen von demokratischen Regeln.

Deshalb ist es in meinen Augen ärgerlich, wenn manche links-grünen Größen im Internet eine kategorische Ausgrenzung von Rechten auf den medialen Bühnen fordern.

Und wie steht er zur Kritik, Politiker würden mit ihren Interviews das Programm von „Nius“ normalisieren? „Das ist eine interessante Frage.“ Dabei schwinge ja mit, dass die Konsumenten des Mediums „von demjenigen, der diese Kritik äußert, eigentlich nicht für mündig gehalten werden. Ein solches Bild von den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes habe ich nicht“.

Quelle

Da erscheint mir diese Aussage von Wolfgang Kubicki sympathisch, obwohl ich von ihm normalerweise am liebsten gar nichts hören möchte.

Der Begriff Toleranz hatte früher ™ eine höhere Bedeutung als heute. Ich bin noch mit solchen Prämissen aufgewachsen. Meinungsfreiheit wird nicht nur im Artikel 5 unseres Grundgesetzes als Teilbasis unsere Gesellschaft gewürdigt.

Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.

Quelle

Artikel 5, Grundgesetz Bundesrepublik Deutschland

Wenn wir uns bzw. anderen dieses Recht nehmen oder nehmen lassen, sind wir, auch wenn viele das glauben, nicht vorangekommen, sondern machen einen Rückschritt von bedeutendem Ausmaß.

Update: 11.3.2024


Hier ein ZDF-Beitrag, der das Thema kritisch behandelt:

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