Es ist eine Tatsache, dass zahlreiche Filme und Serien – viele davon aus den Vereinigten Staaten – über Jahrzehnte hinweg im Kino und im Fernsehen Verschwörungstheorien thematisierten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen bereit sind, selbst abwegigste Narrative für bare Münze zu nehmen.
Was einst als fesselnde Fiktion auf der Leinwand flackerte – vom „JFK“-Attentat über „Die Unbestechlichen“ bis hin zu düsteren Visionen wie „Matrix“ oder „They Live“ – ist in vielen Köpfen längst zum inneren Dokumentarfilm geworden. Die Grenzen zwischen Dichtung und Wirklichkeit verschwimmen, wenn das Misstrauen gegenüber „den Mächtigen“ durch jede Szene geölt und geschärft wird.
Kino als Vorbereitung auf Misstrauen
Der Film war immer schon eine mächtige Form kollektiver Imagination. Er erzählt nicht nur Geschichten – er trainiert unsere Emotionen. Er lässt uns für eine Weile in einer Welt leben, in der der Präsident lügt, das Militär vertuscht, die Geheimdienste ohnehin und die Medien manipulieren und eine kleine, mutige Figur die Wahrheit ans Licht bringt. Immer wieder. Immer mit großem Pathos. Darin sind die Amis echt gut. Egal, wer da gerade regiert.
Das hinterlässt Spuren. Psychologisch gesehen ist unser Gehirn nicht besonders gut darin, zwischen Fiktion und Realität zu trennen, wenn die Geschichte gut erzählt ist. Das erleben wir in ganz neuen Dimensionen, wenn wir uns die Entwicklung und die Vereinnahmung von KI-Tools und ihren Möglichkeiten anschauen.
Und Hollywood versteht es meisterhaft, gewisse Urbilder zu bedienen: Gut gegen Böse, David gegen Goliath, Wahrheit gegen System. Je öfter wir diese Narrative konsumieren, desto stärker prägt sich die Idee ein, dass hinter der sichtbaren Welt noch etwas Unsichtbares lauert – und (womöglich), dass es unsere Aufgabe sei, es zu entlarven.
Die Psychologie der Verschwörung
Der Mensch liebt Ordnung. Er liebt Erklärungen. Und er verabscheut den Zufall – besonders dann, wenn er schmerzhaft oder ungerecht erscheint. Der plötzliche Tod eines Politikers, eine globale Pandemie, eine Häufung von Todesfällen nach Impfungen, der Zusammenbruch eines Bankensystems: All das schreit in uns nach einem Schuldigen, nach einem Plan.
Verschwörungstheorien bieten einfache Antworten in einer komplexen Welt. Das ist keine so neue Erkenntnis. Wir sollten diesen Selbstschutz mit unkontrolliertem Einfluss im Griff und Präsentation und Wirkung von Lügen im Internet längst durchschaut haben. Stattdessen wächst die Angst vor dem Einfluss von KI. Wirksame Methoden gegen Lug und Trug sind bekannt aber bislang unzureichend ausgeprägt. Ein Perpetuum Mobile unserer Zeit.
Wer glaubt, dass „die da oben“ alles steuern, der fühlt sich paradoxerweise weniger ohnmächtig als jemand, der anerkennen muss: Das Leben ist chaotisch. Ungerecht. Und manchmal einfach nur absurd.
Hinzu kommt etwas, das wir alle – bewusst oder unbewusst – ständig tun: Wir glauben lieber das, was zu unserer Meinung passt. Wenn dann ein Film läuft, der unser Misstrauen bestätigt und uns suggeriert, dass hinter allem eine geheime Wahrheit steckt, nicken wir innerlich zustimmend. Und irgendwann vielleicht sogar ganz offen.
Eine Kultur des Misstrauens
So wundert es nicht, dass wir heute in einer Gesellschaft leben, in der viele Menschen „den Medien“ nicht mehr glauben, aber jedem YouTube- oder TikTok-Video mit dramatischer Musik und einem finsteren Voiceover sofort Gehör schenken. Die Saat ist längst aufgegangen.
Die Filme waren dabei kein böswilliges Werkzeug – sie waren Spiegel, Seismograph und manchmal auch Ventil. Aber sie haben etwas freigesetzt, was sich schwer einfangen lässt: die Vorstellung, dass nichts ist, wie es scheint. Und dass jeder, der widerspricht, Teil des Spiels ist.
Was tun?
Vielleicht sollten wir anfangen, unsere Geschichten wieder differenzierter zu erzählen. Weniger Held, weniger Bösewicht. Mehr Zweifel, mehr Widerspruch – und ja, auch mehr Demut vor der Komplexität der Welt.
Denn nicht jede Wahrheit ist spektakulär. Und nicht jede Lüge kommt mit Sonnenbrille und schwarzen Limousinen.
Die Corona-Aufarbeitung sollte wohl sein. Selbst unter der Prämisse, dass krude Verschwörungstheorien und Lügen noch einmal Konjunktur bekommen.
Meine Frau und ich hatte das Virus in diesem Juli (zum ersten Mal) erwischt. Meine Frau und ich sind mehrfach geimpft. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Männer generell mehr leiden – zumal die Symptome auch bei uns, denen von Erkältungen glich -, dass es mir vier Wochen echt mies ging. Ich habe mehr als 3 Kilo Gewicht verloren und keine Zeile im Blog gepostet. Inzwischen ist das ausgestanden. 🙂
Heute las ich diesen Blogartikel, dessen Inhalt man gern mithilfe aller zugänglichen Informationen gegenchecken kann. Mich machen solche Aussagen immer noch kirre, obwohl ich mich längst an solch Torfnasen gewöhnt haben und sie wohl vor allem deshalb schlicht ignorieren sollte. Es gibt eben Menschen, die schwer dazulernen oder die sich aus verschiedensten Gründen dem Zirkus nicht entziehen können. Offenbar gehöre ich dazu. (Hier der Link zu einer Beurteilung des erwähnten Blogs bei Trustpilot. Die Beurteilungen zeigen die Zerrissenheit der Welt, in der wir leider leben)
Dieser Blogartikel, in dem die üblichen Lügen verbreitet werden, soll mit Wissenschaft und Politik zu tun haben. Wahrscheinlich handelt es sich um eine dieser zahllosen Fundstellen im Web, die ihre Aufgabe darin sehen, die Leute aufzuwiegeln – oder vielleicht auch nur zu verblöden? Dabei werfen sie (natürlich) denen, die ihren vorgetragenen Behauptungen widersprechen, vor, selbst die Blöden zu sein.
Als Schmuckwerk zu diesem Machwerk von Artikel gabs noch einen Tweet von Gabi. Gabi schreibt gestern bei X:
Unternehmern kann man nur empfehlen, möglichst viele Ungespritzte einzustellen. Gestern hatte das Freibad zum wiederholten Male wg. Personalmangel geschlossen. Heute fragte ich nach dem Grund und erfuhr, dass regelmäßig etliche Mitarbeiter an Corona erkrankt sind. Auf meinen Hinweis, dass diese sich wohl mit der “Impfung” das Immunsystem zerschossen hätten, bestätigte die Mitarbeiterin, dass alle mindestens 2x “geimpft” seien. Wir haben Sommer. Das kann heftig werden diesen Winter. Ich denke da mit Sorge an Arztpraxen und Krankenhäuser mit der “Impfpflicht”.
Dank Gabi verstehe ich nun auch die hiesigen bzw. allgemeinen Personalprobleme. Diese sind nicht auf den allseits festgestellten und beklagten Arbeitskräftemangel (Demografie) in unserem Land zurückzuführen, sondern darauf, dass sich so viele Mitläufer dem staatlichen Druck beugten und sich haben impfen lassen.
Einrichtungsbezogene Impfflicht
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Deutschland, die im Dezember 2021 eingeführt wurde, verpflichtete Beschäftigte in bestimmten Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs, einen Nachweis über eine COVID-19-Impfung oder eine Genesung vorzulegen. Diese Regelung galt für Personen, die in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen, Rettungsdiensten und ähnlichen Einrichtungen tätig waren.
Allerdings wurde diese Impfpflicht zum 1. Januar 2023 aufgehoben. Seitdem besteht keine gesetzliche Pflicht mehr, dass Beschäftigte in diesen Einrichtungen einen Impf- oder Genesungsnachweis vorlegen müssen. Die Entscheidung zur Aufhebung dieser Pflicht fiel in Anbetracht der veränderten pandemischen Lage und der Anpassung der politischen Maßnahmen.
Gabi hat gar nicht mitbekommen, dass in unserem Land die Impfpflicht nicht existiert. Inwieweit eine einrichtungsbezogene Impfpflicht noch einmal aktiviert wird, ist wohl eher unwahrscheinlich.
Wenn es konkret wird, werden die Forderungen aus der Öffentlichkeit nach strengeren Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie leiser. Dann ist plötzlich alles falsch. Ob es um Schulen und Kitas geht, die den Kindern und Jugendlichen zuliebe nicht geschlossen werden dürfen oder um Geschäfte, Friseure, Fitnessstudios – immer aus guten, nachvollziehbaren Gründen. Labern statt handeln lautet die Devise.
Verantwortliche Politiker würden Betriebe schon längst viel stärker reglementieren oder sogar für einige Wochen schließen. Welcher aktuelle Politiker traut es sich, den Interessen der Kapitalisten so etwas entgegenzustellen? Diese Regierung ist es jedenfalls nicht!
Dass Schulen und Kitas trotz der schlimmen Lage (hohen Inzidenzen) offengehalten werden, liegt in erster Linie daran, dass den Unternehmen nicht zugemutet werden soll, auf ihre wertvollen MitarbeiterInnen für diese Zeit zu verzichten. Es geht nicht um die Sorge um die Bildung von Kindern und Jugendlichen oder um deren seelisches Wohlergehen. Es ist wieder der Einfluss der Kapitalisten, der die Politik zum Nichthandeln veranlasst.
Steigende Tendenz
Die Zahl der Neuinfektionen betrug gestern ca. 27.300 (nach Johns Hopkins sogar ca. 30.000), in Deutschland starben gestern 288 Menschen an Covid-19. Die Intensivstationen machen seit Wochen Alarm. Politik befindet sich derweil in einem Abwägungsprozess, den vor allem eines prägt: Intransparenz.
Es wird, wenn es gut geht und die Opposition die Verabschiedung des Infektionsschutzgesetzes auf den letzten Metern durch gerichtliche Eilanträge beim Bundesverfassungsgericht stoppen lässt, in der nächsten Woche vielleicht zum Äußersten kommen.
Parteienstreit – Parteienpolitik – Klassenkampf
Was wäre dieses Äußerste? Die AfD will alle Maßnahmen sofort aufheben, die FDP sieht es nicht anders, auch wenn sie mit viel Blabla den Menschen im Land ihre redliche Sorge verkaufen möchte. Die Linken möchten, dass die Firmen härter herangenommen werden, weil es ja nicht sein könne, dass dies nur im privaten Bereich geschehe. Zudem wäre die Inzidenz von 100 kein Wert, der als entscheidendes Kriterium ausreiche.
Die Grünen sagen, das Gesetz solle “lebensrealistische” Inhalte aufweisen. Ach, was! Göring-Eckardt verlangt festgelegte Kontaktpersonen, weil die Leute sich nicht täglich mit verschiedenen anderen Personen treffen können sollten. Stattdessen, so Göring-Eckardt, brauche es feste Kontaktpersonen oder -gruppen, z. B. zwei Familien, die sich gegenseitig auch bei der Kinderbetreuung unterstützen. Die bisherigen Kontaktbeschränkungen seien nicht ausreichend. Außerdem sieht sie in der geplanten Ausgangsbeschränkung die Ultima Ratio. Sie fürchtet, dass die Ausgangssperre nicht verfassungskonform sei.
Wichtigste Partei: Bedenkenträger in Deutschland
Am Ende könnte es laufen wie bei der Corona-App. Wieder wird alles zerredet und die Bedenkenträger äußern sich aus allen Teilen dieser Gesellschaft. Schließlich kommt was raus, das keinen zufriedenstellt und das uns im Kampf gegen die Pandemie kein Stück weiterhilft. Im Gegenteil: Das alles kostet Menschenleben!
Destabilisierung der Gesellschaften
Die aktuelle politische Auseinandersetzung um die Änderungen am Infektionsschutzgesetz offenbaren aus meiner Sicht, wie folgenschwer es gewesen wäre, wenn in den Parlamenten über Corona-Maßnahmen entschieden worden wäre. Es hätte endlose Debatten gegeben, die am Ende weder bessere noch schnellere Resultate hervorgebracht hätten.
Für viele fängt es weiter vorn an. Die Sinnhaftigkeit aller Corona-Maßnahmen wird infrage gestellt und – in der Praxis – bewusst und massiv unterlaufen.
Presse als Anheizer
Verlustiert man sich bei Medien wie Welt-Online oder Focus erfährt man vor allem in den Kommentarspalten, wie sich eine Art Graswurzelbewegung entwickelt hat, die, wie es scheint, gegen jede staatliche Intervention ist.
So gibt es viele, die den PCR-Tests bzw. seine Berechtigung massiv bestreiten. Damit will man dokumentieren, dass es in Wahrheit keine Pandemie gibt oder die Covid-19-Erkrankung ein Gespinst von Politikern ist, die mithilfe dieses Popanz hinterlistige politische Zwecke verfolgen. Wenn sich im Kommentarbereich zu einem Artikel von “Welt Online” Hunderte von Leuten zu Wort melden, die eine klare Haltung gegen die Politik und die Maßnahmen der Regierung äußern, mag das guten demokratischen Gepflogenheiten entsprechen. Es gilt die Meinungsfreiheit.
Ich finde diese Anhäufung von Idioten nur noch erschreckend. Dass Leute der Ansicht sind, dass die von Prof. Drosten mitentwickelten PCR-Tests nichts weiter als ein Instrument darstellen, repressive Absichten der politischen Klasse (sprich Regierungsparteien) durchzudrücken. Dass der im PCR-Test ermittelte CT-Wert angeblich keinerlei Berücksichtigung bei der Einstufung von Infizierten zur Folge hat, verstehen die Leute nicht oder sie sehen in dieser Tatsache einen Beleg für ihre kruden Verschwörungstheorien. Dass PCR-Tests den weltweiten “Goldstandard” für Tests darstellen, akzeptieren diese Leute nicht. Sie halten es wie die, die diesen seltsamen Rechtsanwalt, der glaubt, mit seiner Sammelklage in der USA richtig Kohle machen zu können.
Intensivstationen
Solchen Menschen erschließt sich nicht, dass einer Phase zunehmender Infektionen entsprechend mehr Covid-Erkrankungen folgen, die proportional schwere Verläufe und Todesfälle nach sich ziehen. Diesen Zusammenhang gilt es zu sehen. Dass so viele Menschen dazu offenbar nicht in der Lage sind, die Situation in unseren Intensivstationen oder die weltweit durch Covid-19 zu beklagenden Todeszahlen intellektuell einzuordnen, finde ich ebenso erschreckend wie verstörend.
Wer solche einfachen Zusammenhänge aus Frust über politische Fehler ausblendet, übersieht und sich zudem öffentlich in einer Art und Weise äußert, wie es ständig in den Kommentarspalten geschieht, macht sich in meinen Augen mitschuldig am Tod von Menschen.
Denn diese Haltung potenziert sich angesichts der zunehmenden Zermürbung der Menschen nämlich sehr leicht. Mir macht das Angst, manchmal sogar mehr als das Virus selbst. Wie sollen wir mit solchen Menschen in der Zukunft noch zusammenleben, die sich im Denken und Handeln derart entblößt haben?
Nun habe ich mein Generatepress-Theme so gepiesackt, dass ich mit den Messergebnissen ebenso zufrieden bin wie mit seinem Design. Jetzt schau’ ich mich um und sehe, dass ich überhaupt keine Lust mehr habe. Nicht nur an meinen Bastelarbeiten, sondern auch nicht am Bloggen. Überhaupt glaube ich, dass ich bloß deshalb so relativ lange dabei geblieben bin, damit ich einen halbwegs plausiblen Grund hatte, an der Technik herumzubasteln. Jetzt bin ich an dem Punkt, an dem ich glaube, weiterziehen zu sollen.
Ein neues Theme vielleicht? Ich habe noch einige, an denen ich viel Zeit in die “Weiterentwicklung” investieren könnte. Und davon hätte ich ja genug.
Mir fehlt die Lust, diesen ganzen Blödsinn, der auf der Welt passiert, auch noch zu kommentieren. Es reicht schon, wenn man den lieben langen Tag damit belästigt wird. Vielleicht ist das eher ein Nachteil des Rentnerlebens? Man hat in Phasen wie diesen kaum mehr Ablenkung und wäre froh, wenn ab und zu mal nicht von Trump, Impfen oder Corona die Rede wäre. Zumal das Virus viele Aktivitäten nicht bloß wegen irgendwelcher behördlicher Vorgaben verbietet, sondern weil mir bei diesem tristen Wetter einfach die Lust fehlt.
Zudem lese ich viel zu viel, weil ich am Rechner sitze und mir trotz meines wachsenden Widerwillens jeden Mist reinziehe, der mir sozusagen vor die Augen kommt. Und dann dieses ganze Geschimpfe, die gegenseitigen Schuldzuweisungen. Da kam die Ablenkung aus Washington gestern fast schon gelegen. Nein! Vergesst es. Da sind Menschen gestorben. Furchtbar, was Präsident Trump mit seinem krankhaften Egoismus angerichtet hat. Wer weiß, wohin dieser Hass die Amerikaner noch führen wird? Der neue Präsident wird es in den nächsten vier Jahren nicht schaffen, das alles zu heilen. Die Anhänger Trumps sind zu sehr voll Hass und Widerwillen. Ich frage mich, wie weit wir gekommen sind, wenn kaum noch ein Wort gilt und regelgemäße Wahlen nicht mehr akzeptiert werden. Egal, ob eine Seite in der Lage ist, mithilfe sozialer Medien oder einer elenden Propagandamaschine die Leute aufzuhetzen. Ein Wahlergebnis nicht anzuerkennen, ist so was wie das Ende aller Illusionen.
Fliehkräfte vergleichbarer Art kennen wir auch in Europa. Dazu muss man sich nur einmal ansehen, dass der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, CDU, einerseits seit Kurzem der beliebteste Politiker des Landes ist. Es beginnt damit, dass Umfragen, auf denen solche Aussagen fußen, von bestimmten Leuten grundsätzlich infrage gestellt werden. Es endet mit der Notwendigkeit, dass Spahn, ebenfalls seit Kurzem, in einer gepanzerten Limousine gefahren wird und zudem von sechs Personenschützern begleitet werden muss.
Politik und Medien werden von Hysterie getrieben. Wie kann es sein, dass in anderen Länder schon viel mehr Leute geimpft wurden als in Deutschland? Dabei wurde doch einer der ersten Impfstoffe hier im Land entwickelt. Das Argument, dass es aus guten Gründen sinnvoll und deshalb richtig war, Verhandlung und Beschaffung der Impfstoffe in die Hände der EU zu legen, ist kaum mehr zu hören. Wenn es zaghaft vorgebracht wird, wollen die Vertreter unserer Medien und der Opposition davon nichts hören. In dieser Lage fällt es auch den verantwortlichen PolitikerInnen immer schwerer, ihre richtigen Argumente souverän vorzutragen. Das alles zerstört Vertrauen, das in diesen Zeiten aus ganz anderen Gründen schon stark belastet ist.
Ich habe das Gefühl, viele fühlen sich ziemlich hilflos dabei zusehen zu müssen, wie die durchaus bekannten, aber bis zu einem gewissen Grad unvermeidlichen Schwächen jeder Demokratie in den Fokus gerückt werden. Ich unterstelle nicht, dass solche Leute der Demokratie damit schaden wollen. Es ist trivialer. Sie wollen ein Stück Aufmerksamkeit, vielleicht ein paar Klicks abgreifen oder einfach ihren privaten Frust über die Einschränkungen zum Ausdruck bringen, denen natürlich auch sie selbst ausgesetzt sind. Der Chor der klagenden Beschwerdeführer hat inzwischen ein solches Übermaß angenommen, dass es mich anwidert. Was bilden sich manche Leute eigentlich ein? Kerle wie Trump führen sich auf als seien sie der Mittelpunkt dieser Welt. Wenn der deutsche Staat von allen möglichen Verbänden und Interessenvertretern dazu gedrängt wird, das Portemonnaie zu öffnen und endlich Kohle herüberwachsen zu lassen, zeugt das nur von fehlendem Problembewusstsein. PolitikerInnen haben diese Lage nicht verursacht, sondern ein weltweit tobendes Virus.
Ich mag mir nicht vorstellen, wie schnell diese Zivilisation an ihr Ende käme, wenn – was Gott verhüten möge – Bakterien oder Viren mit und ohne Mutationen -, alle uns Menschen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten übersteigen würde. Was passiert, wenn die Kapazitäten unserer Krankenhäuser die Grenzen überschreiten, haben wir – wenn auch nur via Fernsehen – mitbekommen. Zuletzt war es in Belgien so weit, wir haben Bilder aus Neapel gesehen. Dort wurden schwerkranke Menschen auf der Straße vor einer Klinik beatmet, weil im Krankenhaus selbst kein Platz mehr war. Und es gibt bestimmt Orte auf dieser Welt, wo kein Kamerateam schlimme Bilder gemacht hat. Weil es nicht dort war, sondern woanders. Auch dort sind Menschen unter unsäglichen Bedingungen gestorben.
Dass sich Eltern darüber beklagen, dass sie sich in dieser Lage um ihre Kinder kümmern müssen und sich davon genervt bzw. überfordert fühlen, kann ich verstehen. Aber die Forderungen an den Staat kann ich nur mit Mühe nachvollziehen. Schließlich geht es um Wirkungen, die nicht von der Politik oder vom Staat verursacht wurden, sondern von einem Virus, das wir Corona genannt haben.
All das fügt sich in ein Bild ein, das mir endgültig klargemacht hat, wie wacklig unsere Gesellschaften, unsere Demokratien im Grunde sind. Ich kenne es nicht anders. In meinem Leben gabs nur Demokratie. Ich habe als Kind gelernt, dass es freie und geheime Wahlen gibt und das man über das eigene Abstimmverhalten nicht unbedingt sprechen muss.
Dass es heute eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Menschen gibt, die mit Demokratie nichts mehr am Hut haben und all ihre Institutionen nicht nur infrage stellen, sondern sie beschimpfen und angreifen, konnte ich mir lange Zeit nicht vorstellen. Schließlich auch deshalb, weil mir keine Alternative zur Demokratie einfällt.
Andererseits vermisse ich in der Öffentlichkeit die Frage danach, wie diese Verwerfungen eigentlich entstehen konnten. Wieso gibt es die AfD, wieso gibt es Trump, wieso gibt es Johnson und wieso gibt es Erdogan oder Orban? Der zweiundneunzigjährige Klaus von Dohnanyi, SPD-Urgestein, erklärte, dass Trump nur ein Symptom einer Entwicklung sei.
Es ist sicher wahr, dass wir von Deutschland aus die Lage in den Vereinigten Staaten in dieser Beziehung schwer einschätzen können. Die zirka 75 Mio. Trump-Wähler sprechen allerdings dafür, dass die Gründe schwerwiegend sein müssen. Angeblich sind in kaum einer Demokratie die sozialen Unterschiede so groß und die Chancengleichheit so wenig gegeben wie in den USA. Dass sich Generationen von US-Politikern um dieses sich lange entwickelnde Problem nicht ausreichend gekümmert haben, scheint offensichtlich. Dabei ist aber nicht zu übersehen, dass die Tendenzen zu ähnlichen Gegebenheiten in vielen anderen Ländern, nicht zuletzt auch in Deutschland, gegeben sind. Die Fragen, die sich daraus ergeben, müssen angepackt und gelöst werden. Wenn das nicht getan wird, weil unsere Politiker dazu nicht den Mut haben, könnte es auch bei uns zu ähnlichen Konflikten kommen.
Dass es die AfD gibt, ist ein echtes Elend. Nur dass es sie gibt, ist Versäumnissen geschuldet, für die unsere etablierten Parteien die Verantwortung tragen. Dass im Osten unseres Landes viele der Demokratie den Rücken zuwenden und sich bei entsprechenden Statements nicht lumpen lassen, ist gefährlich für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Auch hier muss die Frage nach den Gründen beantwortet werden. Es ist nicht damit getan, dass wir das als Larmoyanz abtun. Ich neige leider auch dazu, obwohl ich vom Leben der Menschen im Osten kaum mehr weiß als von dem irgendwelcher Flüchtlinge auf griechischen Inseln oder in Bosnien-Herzegowina.
Für mich steht fest, dass das Internet die treibende Kraft für einen in Reichweite liegenden Niedergang der Demokratie als Gesellschaftsform ist. Irre Verschwörungstheorien gab es vielleicht lange davor. Nur ist die Verbreitung, Ausschmückung und Nutzbarmachung unter den Usern der sozialen Netzwerke ein multidimensionales Phänomen, das wir ohne einen weitgehenden Verzicht aller Möglichkeiten nicht mehr kontrollieren können. Da mag der eine oder andere vielleicht glauben, dass ein bisschen Anarchie nicht schaden könne. Leider greift das zu kurz. Wir erleben eine via Netz organisierte Meute, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, bestehende Strukturen zu zerschlagen. Wer glaubt denn schon daran, dass sich diese Zerstörungswut “nur” gegen demokratische Institutionen richtet? Das ist der Beginn einer neuen totalitären Herrschaft, der wir mit unserer Bräsig- und Staatsgläubigkeit vor allem in Deutschland nicht wirklich viel entgegenzusetzen haben. Die Grünen und Linken glauben, sie könnten diese Phänomene mit Verbot und Ausgrenzung einhegen. Wie albern.
Normalerweise sollte ich Vorbild sein und meine Bloggerei aufgeben. Aus den “sozialen” Netzwerken habe ich mich vor anderthalb Jahren bereits verabschiedet. Ich könnte viel Zeit und Geld sparen. Die Frage ist nur, was mache ich dann mit meiner ganzen Zeit?
Mir ist es ziemlich egal, ob Friedrich Merz CDU-Vorsitzender wird. Politisch würde die Personalie spannende Auswirkungen haben. Für Streit wäre gesorgt. Die SPD könnte davon am Ende noch profitieren.(⊙_⊙;)
Wie er sich gestern aufgeführt hat, hat mir jedenfalls abschließend klar gemacht, dass so einer nicht Bundeskanzler werden darf. Einen, der so unbeherrscht eigengestrickte Verschwörungstheorien in die Welt hinausbläst, brauchen wir echt nicht! Von der Sorte haben wir schon genug in Deutschland. Das haben wir spätestens in der aktuellen Krise gelernt.
Weil Friedrich Merz die Umfragen deutlich anführt, hätte er sich in dieser Phase der Corona-Pandemie in Zurückhaltung hätte üben könnten. Nur – das kam ihm nicht in den Sinn.
Selbstverständlich hat das damit zu tun, dass ihm die Idee vom Kanzleramt schon länger feuchte Träume bereitet hat. Jedenfalls hat diese Idee ihn so konditioniert, dass er sich nach der Entscheidung des Parteivorstandes wie ein beleidigtes Kind aufführte. Je nachdem, wie lange sich die Verschiebung insgesamt hinzieht, könnte das seine Aussichten aufs Kanzleramt deutlich schmälern.
Merz’ Benehmen war lächerlich, und es war nun wirklich sofort für jeden erkennbar, dass der Mann im Amt des Kanzlers gar nicht geht.
So ein Staatsmann hätte uns noch gefehlt! Dann schon lieber Söder.
Der Söder macht das Rennen sowieso. Ich denke auch, er kennt die Knöpfe, die er drücken muss, um Friedrich Merz wie einen Deppen aussehen zu lassen.
Wenn der schon eine neuerliche Verschiebung des Parteitages nicht verkraftet, was soll das erst geben, wenn er mit Trump (Gott bewahre uns vor seiner Wiederwahl!) oder Leuten wie Erdogan und Putin zu tun bekäme? Und das bei dieser Verfassung der Bundeswehr. Geht gar nicht!
Ich werte Dirk Steffens Aussagen im “Spektrum”-Interview als Plädoyer für “Cancel Culture”. Er unterstützt damit eine Entwicklung für die sich Linke und Rechte gegenseitig verantwortlich machen und die ich für ganz schlimm halte.
Dirk Steffens hat dem Wissenschaftsjournal “Spektrum” ein Interview gegeben, in dem er entschieden Stellung zu einem Phänomen nimmt, das in Varianten viele Menschen beschäftigt.
Er ist beliebt. Sein Wort hat wahrscheinlich schon deshalb Gewicht, weil er sympathisch ist und er in seinen Sendungen interessante Inhalte auf eingängige und verständlich Art vermittelt.
Soweit ich es sagen kann, hat er sich lange Zeit nicht politisch geäußert. Wahrscheinlich macht auch das einen großen Teil seiner Popularität aus.
Cancel Culture – Dann gibts keine zwei Meinungen mehr
Der Titel des Interview lautet: “Die Wahrheit liegt allein in der Wahrheit“. Klingt doch nach Georg Restle, oder? Vielleicht ist der Titel bewusst provokativ gesetzt?
Die sich entwickelnden starken Gegensätze (Flüchtlinge, Klimakrise, Corona) in unserer Gesellschaft bereiten vielen Sorge.
Steffens sieht eine der Hauptursachen für diese Entwicklung im Internet. Damit ist er nicht allein (⊙_⊙;). Seiner Ansicht nach, erhalten Verschwörungstheorien vor allem dann Auftrieb, wenn unsichere Zeiten aufziehen.
Steffens sagt viel Richtiges. Aber im Kern bin ich nicht einverstanden mit dem, was er zur gegenwärtigen Entwicklung schlussfolgert:
Wir haben jedoch manchmal eine bedenkliche Lust daran, über Abseitiges zu berichten, weil das interessante Geschichten sind, die gerne gelesen und angeschaut werden. Wir geben dieser Neigung zu oft nach. Da schließe ich mich ausdrücklich mit ein. Wir sollten häufiger abwägen, ob wir dafür die Wahrheit opfern wollen.
Natürlich ist es wahr, dass die Medien quasi sich auf jede fiese Äußerung im Netz stürzen und ihnen damit ein Gewicht geben, das ihr nicht nur aufgrund ihres Niveaus kaum zukäme. Die Frage ist nur, wo man bei solchen Dingen die Grenze ziehen kann. Und wer soll das tun?
Die Gesellschaft ist nicht homogen, sie hat Demokratie verinnerlicht und lebt mit ihren Chancen und Risiken. Die freie Meinungsäußerung ist ein Wesenselement ohne die Demokratie nicht funktioniert. Dass wissen und betonen auch alle. Wie kommt man dann zu solchen Ausschlussforderungen wie Steffens, Restle, Lobo und andere sie ziehen?
Wie oft haben sich Tagesschau und Heute schon dafür rechtfertigen müssen, dass sie über ein Ereignis nicht berichtet haben, dem andere Leute jedoch ein hohes Maß an Relevanz für unser Land zusprachen?
Es wird nicht deutlich, dass aus solchen fehlerhaften Einschätzungen etwas gelernt wurde. Ein weiteres Ärgernis ist die Themensetzung großen Talkshows ist. Die personelle Besetzung ist absolut diskussionswürdig. Ab und an blitzt dazu Kritik in den konkurrierenden Printmedien auf. Prinzipiell verfährt man jedoch so, wie Prof. Mausbach es beschreibt.
Stattdessen werden die Empörungsthemen forciert. Politisch und gesellschaftlich völlig bedeutungslose Säue, die aber beinahe täglich durchs Dorf getrieben werden. Übrigens wird meines Erachtens auch Unzufriedenheit geschürt. Völlig unnötigerweise.
Cancel Culture ist unheimlich doof
Auch wenn das vielleicht übertrieben ist, ich habe das Gefühl, dass Dirk Steffens in die gleiche Kerbe haut wie andere Befürworter von “Cancel Culture”. Und dabei spielt es für mich keine Rolle, dass sowohl die Linken als auch die Rechten die Schuldzuweisung dafür jeweils dem politischen Gegner zuweisen. Das führt alles nicht weiter.
Wir brauchen mehr Dialog. Auch wenn mich viele der Argumente, Behauptungen von Rechten, Impfgegnern oder Verschwörungstheoretiker echt ankotzen, es bringt gar nichts, diesen Leuten den Mund verbieten zu wollen. Es bestärkt sie höchstens in ihren gedanklichen Dogmen.
NZZ, das Flaggschiff der Demokratie
Kürzlich hat ein ehemaliger NZZ-Kolumnist einen (für mich jedenfalls) sehr üblen Kommentar über Corona-Maßnahmen geschrieben. Es gab in den Kommentaren erschreckenderweise (wieder mal) enorm viel Zustimmung. Dieser Kolumnist, der mehrere Jahre als freier Journalist Kolumnen für die NZZ geschrieben hatte, wurde am 1.9. quasi “entlassen”.
Er schreibt keine weiteren Kolumnen für die NZZ! Die Spekulationen über die Motive der dortigen Chefredaktion fand ich ziemlich interessant. Vor allem weil sie in dieses Schema passen, das Rechte und Verschwörungstheoretiker eint. Dabei ging es bei der Maßnahme der NZZ-Chefredaktion gar nicht um die Kolumne selbst, sondern darum, dass der Autor unabgestimmt seinen Kommentar zur Zweitverwendung an den Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen weitergegeben hat.
Der Mann hat am 17.8. die Initiative “Cancel Cancel Culture” gegründet, die große Resonanz erfahren hat und die übrigens schon vor diesem “Rauswurf” bekanntgeworden war. Beide Ereignisse haben also insofern nichts miteinander zu tun.
Dialoge fehlen, es muss ja nicht einer zwischen Drosten und Bhaghdi sein
Hier die Liste der Erstunterzeichner. Es tauchen eine Menge Namen auf, die ich emotional gern auf einer roten, von mir aus auch schwarzen Liste sehen würde. Aber das wäre FALSCH! Ich kennen im Gegensatz zu vielen anderen (denke ich), viele der Texte oder Redebeiträge dieser Personen, weil ich sie nicht von meiner Playlist oder meiner Linkliste lösche bzw. gelöscht habe!
Es ist falsch, andere Meinungen auszugrenzen – auch wenns weh tut und manchmal so verflucht schwer fällt.
Mein Demokratieverständnis ist insofern radikal genug, um mich allgemeinen Spaltungstendenzen zu widersetzen. Dass diese vor allem von linken Intellektuellen betrieben werden, tut mir regelrecht weh.
Bei “Indubio”, einem Podcast der “Achse des Guten”, den ich mir fast immer anhöre (obwohl ich mit so vielem nicht einverstanden wird, was dort gesagt wird) fand ein fulminanter Streit zwischen dem Initiator und anderen Teilnehmern statt. Wer hier einmal hinhören will: Hier der Direktlink.
Ein Begriff wie “Werte” wird durch unglaubwürdige Handlungen insbesondere von Politikern und Journalisten immer stärker entwertet. Ehrlichkeit, Offenheit, Wahrheitsliebe, Menschenrechte, Freiheitsrechte, Toleranz, Mitmenschlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und all diese Begriffe verkümmern zu hohlen Phrasen.
Erst nachdem ich heute einen Beitrag des Putin Propaganda-Senders “Sputnik” über die so genannte Querdenker – Demo (Corona-Skeptiker unter sich) gesehen hatte, erfuhr ich von der anderen Querfront, die sich einmal mehr, diesmal in Sachen Nord Stream 2, gebildet hat. Es wird immer verworrener und — gefährlicher.
Jetzt drehen Gysi (Linke) und Linnemann (AfD) die Argumentation bezüglich des Attentats auf Nawalny um und bezichtigen dunkle Kräfte, beispielsweise die Gegner des North Stream 2 – Projektes, den Anschlag durchgeführt zu haben, um Russland damit zu schaden. Keine These ist mehr verwegen oder dumm genug, um nicht in der politischen Auseinandersetzung über immer mehr Themen missbraucht zu werden.
Sputnik und rt Deutsch verbieten!
Sputnik raunt im erwähnten Video, dass “der Sturm auf den Reichstag” von der Antifa initiiert wurde. Die Polizei soll auch in diesem Komplott verwickelt sein. Weshalb sonst wäre am Reichstag nur so wenig Polizei präsent gewesen? Und sowas kriegt Likes und positive Drukos en masse.
Die Bildungsmisere im Land hat offensichtlich Ausmaße, die ich nie für möglich gehalten hätte.
Warum schmeißt YouTube die elenden Propaganda-Sender rt Deutsch und Sputnik nicht aus dem Angebot und warum unterbindet unsere Regierung diese Unterwanderung mit putinscher Propaganda nicht? Was sind das für Redakteure und Journalisten, die in fremdem Auftrag gegen den deutschen Staat agitieren und kann man dem nicht Einhalt gebieten, ohne gleich mit Zensurvorwürfen konfrontiert zu werden?
Was wohl in Russland oder China passieren würde, wenn andere Länder vor Ort solche staatszersetzenden Sendungen ausstrahlten? Das wäre schlicht undenkbar. Anders ausgedrückt: Sowas gibt es dort so gut wie nicht, weil alle journalistischen Tätigkeiten, die nicht auf Regierungslinie liegen, mit harter Hand unterbunden werden. Ähnliche Verhältnisse gibt es in der Türkei. Dass hier in Deutschland Millionen von Türken ihre Heimatsender verfolgen, die annähernd zu 100% auf Regierungslinie liegen und deshalb entsprechend in unser Land negativ hineinwirken, finde ich persönlich kritisch. Die Wirkung einseitigen Informationen erkennt man leider auch daran, wie schwer es manchmal ist, im Netz mit Türken “ins Gespräch” kommt.
Eine Demokratie muss auch in der Lage sein, sich mit adäquaten Mitteln gegen ihre Feinde zu wehren und darf keine Angst davor haben, von deren Anhängern wegen irgendwas Undemokratischem bezichtigt zu werden!
Querfront der Werte…
Nun, was ich von der AfD halte, braucht ich hier nicht aufzuwärmen. Dass die Linke – und es ist nicht nur Gysi – sich Pro-Putin äußerst, ist nicht neu. Weitere Verschwörungstheorien angesichts der ungeklärten Vorgänge um Nawalny sind allerdings wenig hilfreich. Aber Gysi verfolgt eben andere Motive. Das sollte SPD und Grünen sehr zu denken geben, was eine theoretische Koalition mit dieser Partei nach den Wahlen im nächsten Jahr angeht. Es stimmt, dass die Linke außenpolitisch, na sagen wir, eine mitunter etwas merkwürdige Linie vertritt.
Ich hatte nicht ohne Grund davor gewarnt, dass die deutsche Regierung und Teile der Union so eindeutig gegen die Russen Stellung beziehen und ohne Klärung der Hintergründe nach harten Sanktionen rufen.
Dass das North Stream 2 – Projekt einer der wenigen erfolgversprechenden Hebel gegen Putin und seine Verbündeten ist, steht außer Frage. Inzwischen hat sich auch die französische Regierung zu dem Vorwurf geäußert, so dass auf europäischer Ebene allmählich doch so etwas wie eine geschlossene Front gegen Putin zu entstehen scheint. Die Franzosen hat in dieser Hinsicht eine Sonderrolle (eher freundlich gegen Russland) innerhalb der EU eingenommen.
Für wie dumm halten westliche Politiker Putin?
Ich erinnere mich, dass auch bei einem anderen Vergiftungsfall gleich die Vorwürfe in Richtung Kreml laut wurden. Damals wie heute lautete ein Gegenargument, wie es denn wohl um die Logik dieser Beschuldigung bestellt sei.
Wieso sollten Putin oder seine Leute ausgerechnet ein Gift für einen solchen Anschlag wählen, das eindeutig auf den Urheber schließen lasse? Wäre es nicht viel klüger und läge das nicht 100%ig im Spektrum der Möglichkeiten der infrage kommenden Leute, wenn ein gar nicht nachweisbares Gift (die es natürlich auch gibt) eingesetzt worden wäre? Man hat versucht, Nawalny durch einen anonymen Killer ausschalten zu lassen? Warum gerade jetzt? In Russland stehen zwar Kommunalwahlen an, die einiges zum Nachteil Putins verändern könnten, hörte ich.
Andererseits frage ich mich, ob die Arbeit Nawalnys nicht schon immer eine ziemliche Bedrohung für Putin gewesen ist. Warum sollte er ausgerechnet jetzt zum Äußersten greifen? Nur wegen möglicher Nachteile bei irgendwelchen Kommunalwahlen?
Andererseits ist der Druck auf die Pipeline immer stärker angestiegen. Auch die US-Amerikaner, allen voran ihr komischer Präsident, haben sich immer wieder kritisch dazu geäußert. Wer sagt, dass es nicht die CIA oder ein anderer Geheimdienst der Amis war, der Nawalny mit russischem Nervengas vergiftet hat? Gelegen käme das den Amis auch in wirtschaftlicher Hinsicht und wir wissen, dass die für solche Vorteile so einiges tun.
Wem nutzt es?
Das ist zu abenteuerlich und klingt sehr US-feindlich? Ja, das ist es natürlich. Genauso wie die unbewiesenen Vorwürfe gegen Putins Russland.
Dass North-Stream 2 nicht im Sinne vieler EU-Staaten (vor allem der im Osten) ist, war längst hinlänglich diskutiert. Jetzt geht es um 150 km und um Milliarden, die bereits in diese Pipeline investiert wurden. Ungefähr die Hälfte der 9 Mrd., die das Ding bisher gekostet hat, geht zu Lasten der Deutschen. Der Bewerber um den EU-Kommissionschefsessel, Manfred Weber, sagte gestern, man müsse diese Kosten abschreiben, weil es um etwas Größeres gehe als um Geld. Das sagt sich leicht, wenn es einem nicht gehört. Ich finde diese Aussage abgeschmackt und ziemlich dreist von diesem Mann, der ständig über die Werte der EU quatscht und dabei bestimmt selbst längst nicht mehr weiß, um welche es sich da eigentlich handelt.
Werte der EU
Gestern las ich einen erschüttenden Artikel über diese angeblich von der EU so hochgehaltenen Werte. Die Migrationsforscherin Hess sagte in einem Interview mit der Tagesschau:
Denn es sind schwarze Körper, die an der EU-Außengrenze drastisch abgewehrt werden und sterben. Nicht nur im Mittelmeer, sondern auch entlang der türkisch griechischen Grenze, zwischen Bosnien und Kroatien werden immer wieder Tote aufgefunden. Man könnte auch von einer Politik des Sterbenlassens sprechen.
Am Abend sah ich in der schweizerischen TV-Sendung 10vor10 diesen Beitrag, der ebenfalls viel über diese so genannten Werte der EU aussagte. Da werden lebende Tiere von Europa nach Nordafrika verschifft, damit sie dort “halal” geschlachtet werden können. Damit, dass ich diese ekelhafte Schlachttechnik erwähne, richtige ich mich nicht gegen die Sitten und Gebräuche in anderen Ländern, sondern vielmehr gegen die schreckliche Skrupellosigkeit westlicher Geschäftsleute und natürlich der sie unterstützenden Politiker. So etwas geschieht im Namen der EU und ihre Vertreter wollen uns etwas von irgendwelchen Werten erzählen. Da möchte ich laut losschreien.
Das ist ein Bild, das mir noch nie gefallen hat. Einer meiner früheren Chefs hat es gern benutzt, wenn es um “Rationalisierungsmaßnahmen” ging. Dabei ging es in der Regel um mögliche Entlassungen, die bevorstanden.
Jetzt bemüht Hendryk M. Broder das Bild und natürlich geht es diesmal wieder um Menschen. Und zwar diejenigen, die sich nicht vor den Karren der Spalter dieser Gesellschaft spannen lassen. Einige der Rädelsführer des Corona-Widerstandes sammeln sich um ihn, Roland Tichy und einige andere Leute, die sich als Publizisten gegen die Grundrechtseinschränkungen unserer Regierung “engagieren”.
Wenn ich mir ansehe, wie sich der Widerstand gegen Regierung und Staat präsentiert, kommt in mir eine unheimliche Wut auf.
Die Menschen, die sich bisher neutral oder zufrieden mit der Corona-Politik unserer Regierung geäußert haben, werden von den Corona-Leugnern fortwährend beleidigt. Zu Beginn der Krise waren es noch die üblichen Sektierer auf Seiten der AfD oder anderer rechts-nationaler Gruppierungen. Inzwischen haben sich Verschwörungstheoretiker aller möglichen Färbungen hinzugesellt.
Sie versuchen mithilfe solcher staatsverdrossenen Publizisten Rabatz gegen unseren Staat zu machen. Wer hat diesen alten Männer wohl mehr zugesetzt und ihre in ruhigen Bahnen verlaufenen Karrieren zerstört? War es Merkel persönlich oder vielleicht andere erfolgreiche Frauen? Ich tippe auf die Kombination aus Grünen und Linken. Linksgrünversifft ist in diesen Kreisen seit Jahren schon fast sowas wie das Lieblingswort. Die Klientel springt sofort zu 100% drauf an. Soviel Vorurteil muss sein!
Wenn diese Leute nicht mehr differenzieren, bitte: ich kann das auch!
Die Anhängerschaft solcher Leute hat lange vor Corona behauptet, dass sich die Italiener oder die Franzosen (so platt argumentieren die ja grundsätzlich!) das doch alles nicht bieten ließen. Aber mit den dummen Deutschen könnte die Regierung ja alles machen. Jetzt haben wir eine ernste Krise und siehe da: die Italiener und Franzosen ertragen die weitaus größeren Einschränkungen gelassener als der Teil der Deutschen, die jetzt gar nicht schnell genug zu den unverantwortlichen Demos auf die Straßen kommen.
Ich finde es sauschade, dass das Virus sich auf keine Garantie einlässt, nur die Vollidioten zu infizieren, also diejenigen, die sich an nichts halten als an ihre hausgemachten Verschwörungstheorien oder die Ansagen ihrer intellektuellen Vorbeter.
Es bleibt letztlich nichts anderes übrig, als diesem unverantwortlichen Treiben dieser Leute zuzusehen, die Wut irgendwie stecken zu lassen und ihren Anheizern ab und zu mal verbal auf Maul zu hauen. Das hier liest zwar kaum einer, aber es tut trotzdem gut.
Das Führungspersonal scheint für viele Menschen den Erfolg oder Misserfolg einer Partei auszumachen. Die Erklärung geht so, dass in unserer Mediengesellschaft vor allem die Menschen zählen, nicht die Parteiprogrammatik. Offenbar ist es auch nicht die so genannte Sacharbeit, die es aus Sicht vieler Politiker angeblich wuppt.
Es scheint in der Führung von SPD und Union kaum Personen mit Überzeugungskraft zu geben. Negative Aspekte schlagen in ihrer Wirkung, verstärkt durch soziale Medien, erheblich stärker zu Buche als Dinge, die ordentlich gemanagt wurden.
Das kurze und bescheidene SPD – Hoch in den Umfragen ist schon vorüber, die Partei hängt bei 17% fest. Das kann damit zu tun haben, dass der Vorstoß in Richtung Umbau des Sozialstaates (Gerechtigkeits-/Repektrente) anscheinend ebenso verpufft wie weiland Schulz’ Heilsversprechen zum Thema. Innerhalb der Regierungskoalition wirken die Kräfte der Schwarzen NULL so stark, dass für noch mehr Sozialstaat kein Raum ist.
Hinzu kommt das Verhalten, dass die SPD kurz vor den Europawahlen – repräsentiert von ihrer EU-Spitzenkandidatin, Katharina Barley, an den Tag gelegt hat. Ja, ich meine natürlich die Abstimmungen über die Urheberrechtsreform einschließlich der Artikel 13 und 17. Viele Leute haben sich gegenseitig geschworen: #NieWiederSPD und #NieWiederCDU. Die Abgeordneten der Grünen waren in dieser Frage wenigstens unentschieden. Trotzdem findet man auch den Hashtag #NieWiederGrün. Ja, viel Alternative bleibt da nicht.
Ich habe hier geschrieben, dass ich die SPD bei den Europawahlen nicht wählen werde. Vielleicht gar nicht mehr oder erstmal nicht bei den nächsten Bundestagswahlen. Strafe muss sein. Leider schleicht sich das Gefühl ein, dass ich mich damit am Ende vielleicht nur selbst bestrafe. Denn erstens muss ich mich für eine andere Partei entscheiden, was mir verdammt schwer fällt und zweitens quatsche ich viel zu oft das nach, was im Internet eben en vogue ist. Es hätte doch gereicht, Axel Voss (CDU) zu verdammen. Der ist von der CDU, und die hätte ich sowieso nicht gewählt. Nicht gestern, nicht heute und nicht morgen!
Es machen sich immer stärker absolute Positionen breit (Polarisierung der Gesellschaft). Wer glaubt, dass dies für unsere Demokratie förderlich wäre? Warum tun wir es trotzdem? Gut, das geschieht im Internet und die wirkliche Welt ist manchmal doch anders. Hoffentlich!
Vielleicht liegt es am Frust darüber, dass die Unsicherheit stark zugenommen hat? Dabei sind solche Gefühl bloß eine Zukunftsprojektion. Keiner weiß, wie Digitalisierung, AI, Klimawandel unser Leben verändern werden. Die Geschäfte der Untergangspropheten florieren vor allem durch das Internet. Nie waren Verschwörungstheorien und abstruse Prognosen so leicht für alle greifbar wie heute.
Dementsprechend entwickeln sich so viel mehr unterschiedliche Ansichten und Blicke auf die Realität, dass die Politik im Sinne ihres Auftrages, die Gegenwart und Zukunft verantwortlich zu gestalten, es verdammt schwer hat. Die Internationalisierung der Unternehmen hat den Einfluss nationaler Politik eingeschränkt. Diese Entwicklung mit internationalen Verträgen wirksam einzufangen, dürfte schwer gelingen. Der Verweis auf internationale Verträge durch nationale Politiker findet trotzdem statt. Aber eigentlich auch nur, um die eigene Hilflosigkeit zu kaschieren oder bestenfalls, um etwas Zeit zu gewinnen. Das Schlimme daran ist, dass die Leute das genauso verstehen. Als Zeitschinderei und Ausrede.
Wie können Menschen anderen unterstellen, sie fänden Verbrechen nicht abscheulich und verstörend? Und warum ist es wichtig, woher ein Täter kommt?
Welche Motivation haben Menschen, Daten über Kriminalfälle zu sammeln und dazu Techniken wie das Geotagging einzusetzen und die so aufbereiteten Informationen einer möglichst breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen? Und warum macht die Tagesschau sowas nicht? Letztere war eine rhetorische Frage.
Denn alle wissen, woher der Wind weht, wenn über die Facebook- und Twitter-Kanäle ein neues Verbrechen, begangen von einem “so genannten” Flüchtling, zügig und breit gestreut wird. Selbst auf die “Gefahr” hin, dass der Informationsgehalt gegen NULL geht.
Es geht nie um Informationen, sondern ganz überwiegend um kleingeistige Desinformation, die nichtsdestoweniger in höchstem Maße subversiven Charakter hat.
Dieser Ehrgeiz erfasst jene Leute bezeichnenderweise nur dann, wenn es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Flüchtlinge oder Ausländer handelt. Wieso ist es so relevant, wer Verbrechen begangen hat?
Die Antwort ist leicht: weil das politischen Profit bringt. An dieser “Technik” haben lange vor der AfD andere rechte Gruppen und Blogs erfolgreich gearbeitet. Rechtsextreme Blogs wie PI-News haben irgendwann Anfang des Jahrtausends damit begonnen, bei allen sich bietenden “Gelegenheiten” mit dem Finger auf Fremde zu zeigen. Was gelogen oder erfunden war, interessierte diejenigen, die diesen Leuten auf den Leim gingen, schon damals kaum. Es waren die Nachrichten, die diese Leute hören wollten. Fake News kamen damals in Mode. Nur trugen sie noch nicht diesen heute populären Namen.
Landesgruppen – Tänzchen
Unter anderem der Vorsitzende der bayerischen Landesgruppe, Dobrindt, hat sich gestern im Bundestag darüber beklagt, dass nicht der Tod des 35jährigen Deutschen in Chemnitz im Mittelpunkt einer aufgeregten Debatten gestanden hätte, sondern die Ausschreitungen, die der Empörung der Chemnitzer Bürgerinnen und Bürger gefolgt ist. Ich kann Dobrindt nicht ernst nehmen. Sein Statement klingt einfach zu sehr nach Reflex. Viele Konservative haben plötzlich ein Problem mit der Wortwahl, die Presseberichte nach dem “Chemnitzer Trauermarsch” von vielen Medien etabliert haben. Angeblich gab es nichts von alledem. Und überhaupt. Der Mord an dem Deutschen wäre untergegangen in einer Empörungskampagne. Längst halten sich Verschwörungstheorien, die beschreiben, dass die Übergriffe von Antifa-Aktivisten ausgegangen sein. Tenor: Seit wann greifen schwarz-vermummte Rechtsradikale jüdische Restaurants an? Mal nachdenken…
Doch! Ich weiß, dass es linke Antisemiten gibt.
Warum Politiker solche Spielchen spielen muss ich nicht erklären. Sie verstehen sowas als Chance, sich in den Vordergrund zu spielen und sich bei ihren Wähler ins rechte Licht zu rücken.
Für Dorbrindt hätten sich dafür weitaus bessere Chancen dafür geboten. Stattdessen hat er den VW – Skandal auf diese provozierend lässige und fahrlässige Art und Weise “gemanagt”.
Streit über Worte
Der Begriff Willkommenskultur ist längst negativ besetzt. Es gibt Abwandlungen mit denen diejenigen, die sich ehrenamtlich engagiert haben, zu Vollidioten und Volksverrätern umfunktioniert wurden. Ja, es gibt inzwischen einige Wörter, die in der politischen Zuspitzung nach 2015 besser gar nicht mehr benutzt werden. Mir wurde kürzlich in einer Diskussion vorgeworfen, ich sei ein Feind Deutschlands, weil ich die Flüchtlingspolitik Merkels unterstützen würde. Zugegeben, ich mag das von Rechten missbräuchlich vereinnahmte Wort Patriotismus nicht, aber ich liebe mein Land!
Setzen Sie sich in einer Diskussion mal für Toleranz oder politische Korrektheit ein. Es scheinen keine zwei Meinungen mehr zu existieren.
Viele behaupten heute, sie hätten schon im September 2015, spätestens nach Silvester 2015 gewusst, was auf Deutschland zukommen und wie sehr die Migrationskrise unsere Gesellschaft spalten würde. Die Verantwortlichen dafür mussten nicht lange gesucht werden. Die Lüge, Merkel habe 2015 die Grenzen geöffnet, hält sich. Die, die darauf bestehen, lassen sich auch nicht davon abbringen. Sie wissen, dass sie sich die Deutungshoheit erkämpft haben. Sie fühlen sich schon als die sicheren Sieger. Nur deshalb ist es möglich, dass ein Alexander Gauland und andere Scharfmacher der neuen Rechten Ungeheuerliches von sich geben. Aber ein bisschen haben wir uns an diesen Zirkus ja auch schon gewöhnt.
Das letzte Umfrageergebnis auf Bundesebene stammt vom INSA – Institut. Es sieht die AfD jetzt bei 17,5 %. Die SPD ist 0,5 % kleiner. Das bedeutet, dass die AfD seit der letzten Bundestagswahl rund 5 % hinzugewonnen hat.
5 %! entsprechen ca. 2 Millionen neuen Wählern. Deutschland wird radikal!
Bald nach Beginn der Migrationskrise wurden in Europa wieder Grenzkontrollen eingeführt. Sie sollen es den Staaten wieder ermöglichen, selbst darüber zu entscheiden, wen sie ins Land lassen. Begründet wird das auch damit, dass ein wirksamer Schutz der Außengrenzen bisher nicht gewährleistet ist.
Schengenraum
Es hatte 10 Jahre bedauert bis Schengen nach den ersten Verträgen von 1985 endlich im Jahr 1995 in Kraft treten konnte. Die getroffenen Vereinbarungen funktionieren nicht! Auch die Schuld für diese Tatsache, wird Angela Merkel zugewiesen. Unbeteiligt war Deutschland am europäischen Debakel sicher nicht. Wie kaltschnäuzig haben wir gemeinsam mit den anderen Europäern weggehört, als Italien um Hilfe bat?
Durch den Schengen-Raum existieren die Grenzen zwischen europäischen Staaten nur auf Landkarten, da über 400 Millionen Bürgern aus 26 Mitgliedsstaaten die Freiheit eingeräumt wird, sich ohne Pass- und Grenzkontrollen so wie in einem einzigen Staat frei sowohl inner- als auch außerhalb des Gebietes zu bewegen, da in allen Ländern die allgemeinen Rechte auf Reise- und Bewegungsfreiheit Gültigkeit haben.
Die externen Grenzen des Schengen-Raums sind insgesamt 50.000 Kilometer lang, 80 Prozent davon verlaufen im Wasser und 20 Prozent an Land.
Das Gebiet umfasst Hunderte von Flug- und Seehäfen, zahlreiche Übergangsstellen an den Landesgrenzen, ein Areal von 4.312.099 Millionen Quadratkilometern und eine Bevölkerungszahl von 419.392.429 Millionen Einwohnern.
Der deutsche Innenminister sagte kürzlich, die Migration sei die Mutter aller Probleme. Subtrahiert man alle politischen Spitzfindigkeiten kann ich an dieser Aussage gar nichts Anstößiges finden. Seehofer kann auch mal recht haben. Man muss dazu keine Umfragen wälzen und die Rankings der Fragen unserer Tage deuten. Die etablierte Politik hat schwere Fehler gemacht. Und das nicht nur in Deutschland.
Wichtiger als die Fehler, die im Zusammenhang mit der Migration gemacht worden sind, schlagen allerdings andere zu Buche. Ich glaube, wir haben in den letzten Jahrzehnten sukzessive beträchtliche Teile eines Grundvertrauens in wichtige Institutionen unserer Gesellschaften verloren. Über den Vertrauensverlust habe ich an dieser Stelle schon häufig geschrieben. Der Staat hat sich aus vielen Bereichen zu stark zurückgezogen und wenn dieses “nur” in Form von Personalabbau geschah. Das Kredo der FDP vom schlanken Staat hat seine Spuren hinterlassen.
Die Mutter aller Probleme
Seit 2015 haben nach Schätzungen ca. 1,5 Millionen Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht. Die ursprüngliche Behauptung, dass überwiegend junge Männer unter den Geflüchteten waren, hat sich inzwischen relativiert. Die Wahrnehmung vieler Leute hält mit diesen Erkenntnissen aber nicht Schritt.
Das rührt wohl daher, dass Gruppen von jungen dunkelhäutigen Männer im Straßenbild auffallen. Ehepaare mit Kindern fallen weniger auf als insbesondere junge Männer in Gruppen, die zu allen Tages- und Nachtzeiten in Erscheinung treten. Nur ist das, wenn wir ehrlich miteinander sind, völlig unabhängig von der Herkunft dieser Menschen. Dass die jungen Männer, die als Flüchtlinge kamen, hauptsächlich unter sich bleiben, weil sie noch keinen Anschluss, zum Beispiel keine deutschen Freunde gefunden haben, dürfte eigentlich nicht überraschend sein.
Ich halte es für glaubwürdig und nachvollziehbar, wenn Soziologen oder Kriminologen die generell höhere Beteiligung von jungen Männern an Gewaltdelikten (unabhängig von der Herkunft!) betonen. Viele weisen solche Hinweise empört zurück. Es passt nicht in ihr Weltbild oder es ist ihnen schlicht egal, welche Gründe es gibt. Schließlich sterben Menschen.
Das geht sogar soweit, dass den Fachleuten vorgehalten wird, sie seien parteiisch in dem Sinne, dass sie die “Wahrheit” verschweigen wollten, um Regierung und “Systemmedien” zu unterstützen. Auch hier zeigt sich der Vertrauensverlust.
Die Falle ist zugeschnappt!
Gaulands Liste
Gauland trug bei seiner gestrigen Rede im Bundestag eine Liste mit aktuellen Straftaten vor, die mutmaßlich von Migranten begangen wurden.
Warum stellen sich die Unterstützter dieser rechtsradikalen Partei nicht die Frage, welcher normale Menschen eigentlich auf die Idee kommt, akribisch festzuhalten, wann und wo Migranten Straftaten begehen? Das tun Leute, deren Geschäftsmodell nur funktioniert, indem sie Gesellschaften spalten. Aber nein halt! Es geht um den Nachweis, dass die Verbrechen, die von so genannten Flüchtlingen zulasten von Deutschen begangen werden, keine “Einzelfälle” sind, wie die “Systemmedien” und “Alt-Parteien” ständig behaupten.
Faschismusvorwurf
Wer kann so von “Sorgen” um die Zukunft Deutschlands dominiert sein, dass er zur Realisierung seiner Wünsche faschistoide Methoden in Kauf nimmt? Oder weil er einer Statistik glaubt, die anderen Erkenntnissen grob widerspricht und die darüber hinaus, mit der eigenen Lebenserfahrung überhaupt nichts zu tun haben?
Ja, es gibt Vergewaltigungen und Morde, die von Geflüchteten begangen wurden. Jede Straftat ist furchtbar und muss geahndet werden. Das ist der Konsens, den wir brauchen. Mehr nicht.
Es ist unverantwortlich, dass der deutsche Staat Flüchtlinge, die bekanntermaßen vorbestraft waren, nicht längst abgeschoben hat und seine BürgerInnen den Gefahren aussetzt, die von solchen Leuten ausgehen.
Ich höre nur selten etwas darüber, dass einer der zuständigen Behördenmitarbeiter für solch schweren Fehler verantwortlich gemacht worden wäre. Manche reden allgemein von “Staatsversagen ” und dergleichen. Das ist nicht ausreichend.
Keine (kaum) Konsequenzen
Im Fall des Berliner Attentäters Anis Amri wurde ein Untersuchungsausschuss im Bundestags eingesetzt, um das Ausmaß und die Gründe für die folgenschweren Behördenfehler zu ermitteln. Welche Konsequenzen wurden gezogen? Lediglich der Berliner Polizeipräsident musste seinen Hut nehmen. Die Gründe dafür lagen allerdings im unrühmlichen Handeln des LKA Berlin (Vertuschungsversuche im Fall Amri). Die Verantwortlichen wurden ansonsten, soweit ich das verfolgen konnte, nicht belangt.
Schaut man sich die Fälle der jüngeren Vergangenheit an, stellt man fest, dass einige der mutmaßlichen Täter wegen einschlägiger Delikte vorbestraft waren. Merkel hat das gestern in ihrer Rede ebenfalls kritisch erwähnt. Für mich war Merkels Statement von gestern wichtig. Das wird die Rechten im Land auch nicht zufriedenstellen.
Datensammlungen der besonderen Art
Die Rechten klagen bei jedem von ihnen eingesammelten Verbrechen eines mutmaßlichen Migranten Angela Merkel an. Sie sagen, es seien Merkels Tote. Manche fassen die Vorwürfe weiter. Für diese Leute sind alle Befürworter der liberalen Flüchtlingspolitik verantwortlich. Viele tönen, sie werden alle Verantwortlichen nach der “Machtergreifung” zur Verantwortung ziehen. So stark ist das Selbstbewusstsein der Rechtsradikalen in Deutschlands schon gewachsen.
Fremdenfeindlichkeit wird mit Argumenten begründet, die schlechterdings kaum nicht zu widerlegen sind:
“Diese Menschen könnten noch leben, hätte Merkel die Grenzen nicht geöffnet”.
Abgesehen von dem zwar richtigen aber dennoch müden Einwand, dass die Grenzen seit 1995 nicht mehr geschlossen gewesen sind, was könnte man darauf schon erwidern?
Wir sagen: unter den Hunderttausenden von Flüchtlingen befanden sich schlechte Menschen. (wie hilflos klingt das!)
Sie sagen: es sind keine Flüchtlinge
Sie sagen: sogenannte Flüchtlinge
Sie sagen: es kamen “alimentierte Messermänner” (Alice Weidel, AfD).
Menschen aus Kriegsgebieten und anderen Kulturkreisen kamen und haben wahrscheinlich traumatische Erfahrungen gemacht. Diese Wunden heilen nicht schnell. Wen interessiert’s.
Ist es unpassend – für manchen sogar provozierend -, traumatische Erfahrungen oder die ethnische Herkunft als (Ausrede, Entschuldigung) Erklärungen für tödliche Gewaltanwendung anzuführen? Welche Situationen auch immer zu dem tödlichen Streit geführt haben mag, wir wollen davon nichts wissen: wären diese Menschen nicht hier, würden die Opfer noch leben.
Denn: Die können nicht einfach nach Deutschland kommen (zu Mutter Merkel), unser Geld nehmen, unsere Frauen vergewaltigen und unsere Männer abstechen!
So ein einfaches Weltbild ist bequem, intellektuell ein bisschen fragwürdig. Aber man kann sich so einrichten. Und immer mehr machen das auch.
Wieso sollten wir uns in diesem hochzivilisierten Land damit abfinden, dass Mitbürger gerade von den Menschen getötet werden, denen wir Schutz vor Krieg und Verfolgung bieten? Fragen Sie doch mal einen Flüchtling, wie er damit klar kommt, dass einer “seiner Leute”, vielleicht ja sogar ein Landsmann, einen anderen Menschen im Streit erstochen hat.
Beeindruckt bin ich von Berichten aus Chemnitz aber auch aus anderen Städten. BürgerInnen erzählen, dass sie zu bestimmten Zeiten aus Angst nicht mehr in die (ihre) Stadt gehen. Der Subtext ist deutlich: es geht um die Angst vor vergewaltigenden, messerstechenden “so genannten” Flüchtlingen.
Die Idylle
Ach, wie idyllisch haben wir es hier in unserem Dorf. Auch hier gibt es Flüchtlinge und im Vergleich gar nicht mal so wenige. Sie wohnen in eigens errichteten Wohnhäusern, was auch hier nicht ganz widerspruchslos vonstatten ging. Viele der Flüchtlinge gehen zu Fuß oder fahren mit dem Rad.
Es gibt Familien mit kleinen Kindern, die mir aufgefallen sind. Sie machen gemeinsame Ausflüge mit den Rädern. Die Kinder fahren voraus, die Eltern folgen. Sie wirken vergnügt. Ich frage mich, wie sie sich fühlen mögen – hier in diesem fremden Land und nach all dem, was sie vielleicht in ihrer Heimat erlebt haben.
Das ist sentimental und viele mögen meine Geschichte sogar empört als Schönmalerei zurückweisen: Schon wieder so ein Gutmenschengeplapper.
Bei all dem Zoff vergessen wir hoffentlich nie, dass es Menschen sind, über die wir ständig sprechen und streiten. Wie mögen sich Flüchtlinge in diesen Zeiten fühlen? Können sie sich überhaupt zurechtfinden in unserer angeblich nach christlichen Wertmaßstäben funktionierenden “Leitkultur”? Wie stark wirkt der Hass auf sie, der ihnen von vielen Deutschen offener als zuvor auch gezeigt wird?
Wir leben im 21. Jahrhundert und sind uns, obwohl die Menschheit näher beieinander ist als je zuvor in der Geschichte, über den Begriff “Multikulti” total uneinig, weil er durch rassistische Ideologen ausgeplündert und entwertet wurde. Menschen – egal, woher sie kommen – haben mehr gemeinsam, als es rechte Rattenfänger behaupten. Zum Glück wissen das die meisten auch. Die Menschheit ist eins, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Herkunft oder anderen Kategorien.
Prof. Sinn, ehemals Ifo-Chef, hat dem Publikum bei “Markus Lanz” endlich mal ganz genau erklärt, weshalb Lindners FDP in Wahrheit nicht Mitglied der aktuellen Bundesregierung wurde.
Macron hatte seinerzeit betont, dass ein Eintritt der Lindner-FDP in die deutsche Regierung “seinen Tod” bedeuten würde. Dieses Bild bezog sich auf den bekannten Widerstand der deutschen Klientel-Partei gegen gegen vieles, was Macron mit seiner Sorbonne – Rede angeregt hatte. Genau dies sei der Grund dafür gewesen, dass Jamaika gescheitert sei, so Sinn.
Mich hat es gewundert, dass der in dieser Talkshow ebenfalls anwesende Lindner nicht widersprochen hat, denn an Lindners Stelle wäre mir die Vereinnahmung durch Prof. Sinn peinlich gewesen.
Prof. Sinn hat schon immer viel und gern erzählt. Verschwörungstheorien waren, soweit ich mich erinnere, nicht dabei.
Lindner hat sein „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“ mit allerlei Details begründet. Seine Haltung und die seiner Partei zu Macrons Sorbonne – Rede über die Zukunft Europas spielten in Lindners Erklärungen keine Rolle. Jedenfalls hat Christian Lindner bei “Markus Lanz” jeden Satz von Sinn – übrigens nicht nur an dieser Stelle – mit heftigem Kopfnicken bestätigt. Dieser Tatbestand war auffällig aber nicht überraschend. Hat Lindner nicht bemerkt, wie seltsam Sinns Argumentation zur Transferunion war?
Es gibt Journalisten, die bestimmte Sätze des Koalitionsvertrages als Erniedrigung Deutschlands verstanden haben. Die “Wirtschaftswoche” stellten als Beweis den ersten und den Schlusssatz des ersten Kapitels des Koalitionsvertrages heraus:
Anfang:
“Deutschland hat Europa unendlich viel zu verdanken. Auch deshalb sind wir seinem Erfolg verpflichtet.” Ende:
“Wir treten gemeinsam dafür ein, dass Deutschland seiner europäischen Verantwortung in einem Geist partnerschaftlicher Zusammenarbeit und gegenseitiger Solidarität gerecht wird.”
Sinn erkennt im Koalitionsvertrag ebenfalls Anzeichen für die bevorstehende Transferunion. Lanz reagierte ganz verdattert auf die Vehemenz mit der Sinn ihm beschied, dass die Transferunion beschlossene Sache sei. Der Koalitionsvertrag zeige dies eindeutig.
Ich sehe in den Abschnitten des Koalitionsvertrages zu Europa lediglich Absichtserklärungen aber keinen Schritt in die Transferunion.
Seit dem Brexit reist Prof. Sinn mit dem Schreckgespenst durch die Talkshows, dass die bisherige Sperrminorität durch den künftigen Ausfall Großbritanniens verloren gehe. Im EU-Ministerrat verfügen die “Nord-Länder” der EU, so Sinn, nur noch über 30%, die “Südländer” hingegen über 43%. Damit entfalle, wie gesagt, die bisherige Sperrminorität und – so Sinn weiter – “der Süden kann machen, was er will”.
Also liegt es nicht an einer maulenden FDP, die deshalb aus einer Regierungskoalition herausgehalten werden musste. Die Transferunion kommt nach dieser Variante allein schon deshalb, weil die bisherige Sperrminorität verloren geht.
Ziemlich zum Ende des zweiten Videos macht Prof. Sinn auf Kassandra. Er malt ein sehr dunkles Bild der Zukunft.
Sinn sinngemäß: Wenn in ca. 15 Jahren die Baby-Boomer in Rente gehen und von ihren Kindern, die sie nicht bekommen haben, Rente erwarten, stellen sie fest, dass ihre Konten geplündert wurden. Sie merken es noch nicht. Die Eurokrise ist hauptsächlich durch das Portemonnaie der deutschen Steuerzahler halbwegs zugedeckt worden. Die Haftungsversprechen Deutschlands werden ihnen vor die Füsse fallen.
Ich fragte mich, ob nicht die Niedrigzins-Politik der EZB längst dafür gesorgt hat, dass wir erkennen mussten, welche Auswirkungen die Euro-Krise für unsere Kontostände und Renten hat.
Die Volkswirtschaft ist halt auch nicht mehr das, was sie vielleicht mal gewesen ist. Jedenfalls fühle ich mich schwer irritiert, wenn ich ein ums andere Mal mit wenig konsistente Aussagen “gefüttert” werde. Ich finde es Mist, wenn Volkswirtschaftler sich nicht nur um ihre merkwürdige Wissenschaft, sondern auch noch um Politik kümmern.