Wer schon etwas länger im Arbeitsleben steht, dem werden Streitigkeiten über unterschiedliche hohe Gehälter für die gleiche Arbeit schon begegnet sein. Vielleicht wart ihr sogar schon selbst betroffen?
Zu einer merkwürdigen Feststellung ließ sich der Vorsitzende Richter hinreißen, als sich im Vergleich zu männlichen Kollegen unterbezahlte ZDF-Mitarbeiterin auf dem Klageweg an das Gericht wandte:
Es gab nach einem „Spiegel“ – Bericht zwei bemerkenswerte Aussagen:
1.) Die Vergütung der freien und festen Mitarbeiter werde weitgehend durch Tarifverträge bestimmt, sagte ein Sprecher. „Geschlecht, Alter, Religion etc. spielen hierbei keine Rolle.“
2.) In der Verhandlung zeigte sich, wie verhärtet die Positionen sind. Als die Klägerin fragte, warum Männer in der Redaktion mit weniger Berufserfahrung trotzdem mehr verdienten als sie, antwortete der Vorsitzende Richter: „Weil die Kollegen besser verhandelt haben? Das nennt man Kapitalismus.“
Quelle: Berlin: Gericht lehnt Klage von ZDF-Reporterin wegen Gehaltsdiskriminierung ab – SPIEGEL ONLINE | LINK
Ich kann die Angelegenheit, wenn Sie sich so wie im Spiegel – Beitrag geschildert zugetragen hat, nur mit Unverständnis und Verärgerung quittieren. Dass die Gleichbezahlung der gleichen Arbeit heutzutage immer noch ein Thema zwischen den Geschlechtern ist, kann man angesichts der Weiterentwicklung unserer Gesellschaft nur als einen sehr schlechten Witz auffassen.
Ob eigentlich eine Richterin ähnlich dumme Bemerkungen zu diesem Sachverhalt gemacht hätte? Oder sind solche „Verfahrensweisen“ letzten Endes in den Zeiten freier Märkte und der Globalisierung angemessen? Dagegen sollten unsere Politiker endlich mal radikal vorgehen. Wie wärs, Herr Schulz?
Fakt ist immer noch dieser: Frauen verdienten im Jahr 2015 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Durchschnitt 21 Prozent weniger als Männer. | Quelle
„Weil die Kollegen besser verhandelt haben?“
Da ist ohne Zweifel was dran! Es beisst sich aber mit Aussage 1, die dann ja nicht stimmen kann.
Männer schaffen es aus meiner Erfahrung besser, ihre Fähigkeiten ins rechte Licht zu rücken und ordentlich glänzen zu lassen. Sozusagen ein auffälliges „Pfauenrad“ zu schlagen.
Als Frau mit diversen Talenten und umfangreicher Erfahrung denk‘ ich mir eher: Aber das ist doch nur… da muss man sich doch nur ein wenig befassen, dann kann man das auch! Und empfinde sogar leichte Peinlichkeit, wenn ich um meine Kompetenzen ein Gewese machen soll…
Erst jetzt, im reiferen Alter, hab‘ ich es langsam raus und verhandle besser. Geht aber nur, wenn ich innerlich soweit entspannt bin, dass ich bereit bin, den Job auch sausen zu lassen.
Auch im Kleinklein der täglichen Arbeit fällt mir immer mal wieder auf, dass ich viel zu bescheiden bin:
Mal wollte mich ein Dauerkunde beauftragen, in drei WP-Installationen mit je hunderten Artikeln quer durch die Artikel die URLs der internen Verweise zu ändern. Hätte mir ca. 1000 Euro gebracht (und beteiligten Autoren auch). Er entschuldigte sich wegen der saublöden Kleinarbeit, jeden Artikel zu checken und zu ändern, die aber nun mal leider gemacht werden müsse.
Ich schrieb ihm mit Subject „Arbeit vermeiden“, dass man das auch direkt in der Datenbank „in einem Rutsch“ machen könne, bzw. mit einem entsprechenden Plugin. Er ließ mich machen, das Ganze dauerte mit Pluginsuche und Tests nicht mal ’ne Stunde – und ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, dass ich das mit über 200,- berechnete. Dabei hatte ich der Firma viel Geld gespart…
Vielleicht schaffen es die Jüngeren heute besser, ihre Kompetenzen auch besser zu vermarkten. Dass diese Frau geklagt hat, ist an sich schon bewundernswert! Denn im öffentlich-rechtlichen Sektor gäbe es ja die Möglichkeit, gerechter zu bezahlen…
(Das „Kommentar veröffentlichen“ in diesem Theme ist so hellgrau auf weiß, dass ich erst dachte, es existiere nicht! Ist echt kaum sichtbar!)
Hi Claudia,
das ist sicher so. Männer verfügen in diesem Sinn über mehr bzw. längere Erfahrung. Aber auch unter Männern gibt es so etwas wie Bescheidenheit. 🙂 In bestimmten höheren Positionen scheint es damit allerdings nicht mehr weit her zu sein.
Die Nagelprobe findet immer dann statt, wenn Bewerber mit gleichen oder sehr ähnlichen Profilen und Kenntnissen im Gespräch sitzen und ihre Fähigkeiten verkaufen müssen. Wer genießt in dieser Lage schon den Luxus abgeklärt aufzutreten. Die Wirkung ist dann noch einmal etwas ganz anderes. Und da liegen Männer vielleicht leicht vorne.
Der Witz ist ja, dass bei der Selbstdarstellung Bescheidenheit in der Präsentation der eigenen Kenntnisse einher geht mit der Zurückhaltung bei Gehaltsforderungen. Das ist also doppelt blöd.
Ich glaube ja, dass du in der geschilderten Geschichte absolut richtig (nicht bescheiden, sondern vernünftig) gehandelt hast. Wie wäre es geworden, hätte dein Kunde über einen Zufall oder so herausgefunden, dass diese Möglichkeit bestanden hätte? Da wäre ein Vertrauensbruch die Folge gewesen. Das ist sehr situationsabhängig, weil es natürlich auch Beispiele gibt, weil die Expertise für das eine oder andere Problemchen nicht so breit verteilt ist.
Da ich fest davon überzeugt bin, dass „die Jüngeren“ es heute viel schwerer haben, sich für einen gut dotierten Job zu empfehlen, wird es nicht schaden können, dass sie die Selbstvermarktung viel besser beherrschen, als ich es zum Beispiel auch persönlich jemals vermocht habe. Ich finde es spannend, dass trotz allem Gerede um Gleichberechtigung und existierender Gleichstellungsbestimmungen heute immer noch bei einem so elementaren Thema wie der Entlohnung für gleiche Arbeit eine Differenz besteht. Das sollte längst anders sein.
Ich finde es auch mutig und richtig, dass die Frau geklagt hat.
Nach deinem Hinweis auf den „versteckten“ Kommentarbutton habe ich das geändert. Danke. Ist übrigens immer noch das gleiche Theme. Ich bin ja so treu. 🙂