Ist unser Staat zu feige, wirksam gegen Antisemitismus vorzugehen?

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Dafür fin­den wir die rich­ti­gen Wor­te nicht mehr! Es ist nicht damit getan, unse­re his­to­ri­sche Ver­ant­wor­tung ein übers ande­re Mal zu bemü­hen, wenn wie­der ein Opfer anti­se­mi­ti­scher Gewalt zu bekla­gen ist. Ich kann nicht beur­tei­len, ob rech­ter, lin­ker oder mus­li­mi­scher Anti­se­mi­tis­mus in die­sem Land vor­herrscht. Ich ver­ste­he gut, dass die Angst umgeht und Juden sogar dar­über nach­den­ken, Deutsch­land den Rücken zu keh­ren. Das darf nicht passieren!

Es ist wenig beru­hi­gend, son­dern höchst ver­stö­rend, wenn die Sor­gen vie­ler Men­schen mit Hän­den zu grei­fen ist.

Bei­spiels­wei­se die Sor­ge von Ulf Pos­ch­ardt, dem Chef­re­dak­teur der „Welt“. Er hat sehr rasch nach einem erneu­ten anti­se­mi­ti­schen Über­griff eines mus­li­mi­schen Jugend­li­chen auf zwei jun­ge Juden am Prenz­lau­er Berg in Ber­lin deut­lich Stel­lung genom­men. Auch wenn es sich um eine bewuss­te Pro­vo­ka­ti­on gehan­delt haben soll­te, (Aug­stein twit­ter­te dazu) – was wür­de das am Sach­ver­halt ändern? Der Anti­se­mi­tis­mus durch Mus­li­me hat Aus­ma­ße ange­nom­men, die durch vie­le sol­cher und ähn­li­cher Nach­rich­ten belegt sind. Es sind so vie­le, dass sie nicht mehr mit Ermah­nun­gen oder Poli­ti­ker­sprü­chen zu über­de­cken sind.

Pos­ch­ardts Appell wird, fürch­te ich, eben­so ver­hal­len, wie all die guten Wor­te, die in die­sem Zusam­men­hang schon gesagt und geschrie­ben wur­den. Übri­gens auch die der Islam­ver­bän­de, die in Deutsch­land inzwi­schen einen sehr schwe­ren Stand haben.

Es reicht“, schreibt Ulf Pos­ch­ardt. Und wer woll­te da widersprechen?

Wir haben eben die­ses bescheu­er­te Spiel um die „Echos“ ver­fol­gen müs­sen. Viel­leicht wird jetzt jemand sagen, dass Wor­te etwas ande­res als taten sind. Gewiss, das sind sie. Ich neh­me jedoch an, die Rap-Fans pau­schal ein­mal aus­ge­nom­men, alle ande­ren die öffent­li­che Empö­rung über die Preis­ver­lei­hung ver­stan­den haben. Denn der Hass in sol­chen Mach­wer­ken, so sehe ich es jeden­falls, beein­flusst natür­lich und das nicht im posi­ti­ven Sin­ne. Wer sich sol­che Hass­tex­te stän­dig rein­zieht und die „Künst­ler“ ver­ehrt, der könn­te – zumin­dest sprach­lich – in Gefahr gera­ten, selbst zu verrohen.

Auch wenn eine anti­se­mi­ti­sche Text­zei­le Haupt­the­ma des Streits gewe­sen ist, dabei ging es durch­aus nicht „nur“ um Anti­se­mi­tis­mus, son­dern um The­men, mit denen vor­zugs­wei­se Mus­li­me nega­tiv in Zusam­men­hang gebracht wer­den. Ich will gar nicht beur­tei­len, ob das berech­tigt ist oder nicht, es stellt inzwi­schen lei­der eine gesell­schaft­li­che Rea­li­tät dar.

Heu­te wur­de in Fürs­ten­feld­bruck (Bay­ern) von ca. 150 Flücht­lin­gen pro­tes­tiert. Gegen das schlech­te Essen, die schlech­te Unter­brin­gung, gegen zu wenig Geld und gegen die schlech­te Behand­lung in Deutsch­land ganz all­ge­mein. Man soll das nicht mit­ein­an­der ver­mi­schen? Es gibt eini­ge Nach­rich­ten, die „ähn­lich“ gela­gert sind.

In Ful­da wur­de ein 19jähriger afgha­ni­scher Flücht­ling mit 12 Schüs­sen von der Poli­zei getö­tet. Er woll­te angeb­lich Bröt­chen besor­gen – mor­gens um 4 Uhr. Die Empö­rung in der afgha­ni­schen Gemein­de über den Fall, so lese ich, ist unge­heu­er groß.

Der mus­li­mi­sche Gewalt­tä­ter, der in Kan­del aus Eifer­sucht sei­ne Exfreun­din mit einem Mes­ser ersto­chen hat, soll nicht 15 Jah­re alt gewe­sen sein, als er die Tat began­gen hat, son­dern etwa 20 Jahre.

In Pas­sau wur­de ein 15jähriger von 5 Män­nern (zum Teil waren sie erwach­sen und – natür­lich – nicht deut­scher Her­kunft) tot­ge­schla­gen. Buch­stäb­lich. Bei den Tat­ver­däch­ti­gen han­delt es sich um deut­sche, pol­ni­sche und tune­si­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge. Quel­le. Der Jugend­li­che soll nach Zei­tungs­be­rich­ten an sei­nem eige­nen Blut erstickt sein. 20 Leu­te haben es ange­se­hen, kei­ner hat geholfen.

Alles Nach­rich­ten von heu­te. Ich glau­be, die Lis­te könn­te ich noch erwei­tern. Ich bin es so leid. Muni­ti­on für die Kreuz­rit­ter satt. Und was soll man die­sen Leu­ten noch ent­ge­gen­hal­ten, ange­sichts der Nachrichten?

Was soll ein libe­ra­ler, men­schen­zu­ge­wand­ter Kerl wie ich den­ken, wenn er in die­ser „Schlag­zahl“ von der­ar­ti­gen Fäl­len erfährt? Nun, ich kanns euch sagen: Er ist ver­zwei­felt fast an einer Welt, die offen­bar immer schnel­ler und vor allem schein­bar unauf­halt­sam aus den Fugen gerät. Kei­ner wird mehr in Abre­de stel­len kön­nen, dass die­se Ereig­nis­se samt und son­ders grau­sa­me Aus­wir­kun­gen einer chao­ti­schen Ein­wan­de­rungs­wel­le sind. Ich weiß, dass es immer noch Leu­te gibt, die mas­siv dage­gen hal­ten. Ich fin­de dafür kei­ne über­zeu­gen­den Argu­men­te mehr!

Die Aus­wir­kun­gen der Ein­wan­de­rung sehen heu­te die meis­ten Deut­schen kri­tisch. Das Kli­ma ist mies. Ich will gar nicht behaup­ten, dass sie sich des­halb den Posi­tio­nen der AfD zuge­wandt hät­ten, selbst wenn das in den sozia­len Medi­en und in den Kom­men­tar­spal­ten der Zei­tun­gen oft­mals so wirkt. Die Atmo­sphä­re ver­bes­sert sich nicht, son­dern sie ver­schlech­tert sich zuse­hends. Über das The­ma Migra­ti­on kann man sich längst sogar in der Fami­lie oder im Freun­des­kreis nicht mehr unbe­fan­gen unter­hal­ten. Es birgt zu viel Sprengstoff.

Mein Ein­druck ist: Die Regie­rung lässt alles lau­fen. Ich hät­te mir gewünscht, dass die Kanz­le­rin in die­sem Fall wenigs­tens mehr als All­ge­mein­plät­ze brin­gen würde.

Dass sie zum Zusam­men­hang zwi­schen zuneh­men­dem Anti­se­mi­tis­mus und der Ein­wan­de­rung von Hun­dert­tau­sen­den von Mus­li­men in unser Land Stel­lung bezieht und an die Adres­se der Mus­li­me die kla­re Ansa­ge macht, dass bei jede anti­se­mi­ti­sche Hand­lung durch Ein­zel­tä­ter oder Grup­pen Fol­gen hat, die Betref­fen­den ihre Blei­be­recht ver­wir­ken und der Asyl­an­trag auf jeden Fall nega­tiv beschie­den wird. Dafür müs­sen die ent­spre­chen­den recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen wer­den. Wir brau­chen funk­tio­nie­ren­de Sank­tio­nen, die auch Signa­le an alle abge­ben, die viel­leicht bis­her den Ein­druck gewon­nen haben, hier lie­fe als ganz einfach.

Es muss end­lich klar sein, dass jeder, der sich sol­cher Ver­ge­hen schul­dig macht, unser Land sofort ver­las­sen muss. Die Fra­ge, die sich anschließt, ist, was mit den Men­schen geschieht, die einen deut­schen Pass oder ein unbe­grenz­tes Auf­ent­halts­recht im Land besit­zen? Dafür müs­sen Lösun­gen gefun­den wer­den. Wir kön­nen und dür­fen es nicht län­ger zulas­sen, dass Juden Deutsch­land ver­las­sen, weil sie hier ein Risi­ko für ihr eige­nes Leben und das ihrer Ange­hö­ri­gen sehen.

Dass es immer noch so ist, dass wir Flücht­lin­ge ohne Aus­weis ins Land las­sen und sie – nach einem ordent­li­chen Ver­fah­ren – auf­grund des feh­len­den Aus­wei­ses nicht mehr abschie­ben kön­nen, ist eigent­lich ein schlech­ter Witz. Hat für die­se Art der Hand­ha­bung eigent­lich je ein Ver­ant­wort­li­cher eine Begrün­dung gege­ben? Viel­leicht gibt es ja gar kei­ne? Ich hal­te in Deutsch­land inzwi­schen vie­les für möglich.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Antisemitismus Flüchtlinge Gesetze Gewalt

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2 Gedanken zu „Ist unser Staat zu feige, wirksam gegen Antisemitismus vorzugehen?“

  1. Zur letz­ten Fra­ge: Zum Aus­wei­sen /​Abschie­ben braucht es einen auf­nah­me­wil­li­gen Staat, soviel ich weiß. Man kann sie ja nicht ein­fach über die nächs­te Gren­ze „weg­schie­ben“…

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