Mit Arbeit über die Runden kommen

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Standardbild

Entspricht das Bild, das hier gezeich­net wird („Deutsche wer­den arm trotz Arbeit”), der Realität oder hängt es ange­sichts der Rekordzahl von 45 Millionen sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Beschäftigten (3. Quartal 2018 – sta­tis­ti­sches Bundesamt) nicht ziem­lich schief? 

Die Zahl von nor­ma­len Beschäftigungsverhältnissen steigt immer noch, die Zahl der gering­fü­gig Beschäftigten ebenfalls. 

Woher wis­sen wir, wie vie­le der 7,6 Millionen Menschen sich die­se Art von Beschäftigungsverhältnissen wün­schen oder sie sogar unbe­dingt brau­chen? Wie vie­le Leute arbei­ten nur vor­über­re­gend zur Überbrückung einer bestimm­ten Situation in die­sen Jobs? Wie vie­le sind dar­auf ange­wie­sen, weil ein Fulltime-Job in die­ser Lebenslage nicht infra­ge käme? Gibt es dar­über Daten? 

Wenn es die Rekordzahl und der stän­di­ge Anstieg in den letz­ten Jahren bei den sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ten Beschäftigungsverhältnissen nicht gäbe, wäre die Situation kri­ti­scher zu beurteilen. 

Es ist mir unklar, wie vie­le Alleinerziehende auf gering­fü­gi­ge Beschäftigungen ange­wie­sen sind, weil sie nicht in Teilzeit oder in Fulltime-Jobs arbei­ten kön­nen oder wol­len? Für sie müss­ten fle­xi­ble­re und vor allem aus­kömm­li­che Angebote geschaf­fen wer­den, gera­de für Alleinerziehende.

Nachdem, was bis­her über die Alternativen oder Reform- oder Erneuerungsvorstellungen zu Hartz IV von Grünen und SPD zu mir durch­ge­drun­gen ist, wird sich eine gesell­schaft­li­che Unterstützung dafür nicht fin­den. Dafür wer­den die star­ke gesell­schaft­li­che Kräfte (Unternehmer, Union, FDP, viel­leicht die AfD) sor­gen. Ich bin nicht sicher, ob unser gesamt­ge­sell­schaft­li­ches Klima über­haupt danach ist. Wir reden nicht grund­los über Entsolidarisierungsprozesse inner­halb unse­rer Gesellschaften. 

Wie den­ken die Menschen über Hartz IV – Bezieher, die – wenn über­haupt – nur knapp über dem lie­gen, was die­se alles in allem vom Staat erhal­ten? Das wie­der­um sagt mei­nes Erachtens wenig über die Angst aus, selbst unter das Hartz – IV – Regime zu fal­len. Zu vie­le haben sol­che Erfahrungen direkt oder indi­rekt durch Freunde und Bekannte) in den letz­ten Jahrzehnten schon machen müssen.

Es ist schwie­rig nach Gerechtigkeit zu rufen, wenn auf der ande­ren Seite Leistungen unter dem Hartz IV – Regime in bestimm­ten Fällen höher sind, als die vie­ler Leute, die täg­lich zur Arbeit gehen (Lohnabstandsgebot).
Auf die Regelsätze allein kann man sich nicht berufen. 

An dem Problem ändert auch die Frage nichts, ob ein Leistungsempfänger selbst alles ver­sucht hat, eine Arbeit zu finden. 

Es ist schwer zu ver­mit­teln, wenn ein Mensch, der jahr­zehn­te­lang gear­bei­tet hat, nach ein oder spä­tes­tens zwei Jahren ins Bodenlose (Hartz IV) fällt, wäh­rend ande­re Menschen (auch aner­kann­te Geflüchtete) die glei­chen Regelsätze und Leistungen erhalten? 

Es ist ja nett, den Wegfall von Sanktionen zu for­dern, von einer bes­se­ren Welt und gerech­te­ren Löhnen zu träu­men. Nur wer­den Träume unse­re lei­der sehr rea­len Sozialstaats – Probleme nicht lösen. Die Reformvorschläge wer­den, den­ke ich, nicht ein­mal auf einen grö­ße­ren Rückhalt in unse­rer Bevölkerung stoßen. 

Wir ahnen, dass weit­rei­chen­de Veränderungen vor der Tür ste­hen, die sich schon bald auf die Arbeitsmärkte und Gesellschaften aus­wir­ken wer­den (Stichworte: Digitalisierung, KI, Klima). Sie ver­lan­gen nach vor­aus­den­ken­den, lang­fris­tig ange­leg­ten Konzepten, die über die Abschaffung oder Reformierung der schrö­der­schen Agenda-Politik weit hin­aus­ge­hen.

Es ist eine unse­rer Aufgaben, unse­re Einstellung zur Erwerbsarbeit, die in unse­rer Gesellschaft eine abso­lut beherr­schen­de Position ein­nimmt, zu ändern. 

Wir schaf­fen es aber nicht ein­mal, ein System halb­wegs gerecht zu gestal­ten, das für die betrof­fe­nen Menschen der letz­te Anker vor dem Absturz ins Nichts ist. 


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