StartseiteGesellschaftOb Rassismus effektiv bekämpft werden kann, in dem man Menschen des Volkes, das unser Volk sein sollte, stigmatisiert?

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Ob Rassismus effektiv bekämpft werden kann, in dem man Menschen des Volkes, das unser Volk sein sollte, stigmatisiert?

Wenn Migranten uns Biodeutsche wegen unseres angeblichen Rassismus‘ so hemmungslos attackieren, sollte die Antwort nicht nur darin bestehen, kleinlaut zu sein.

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Ist der Begriff Volk verbindend oder trennend? Ob er noch zeitgemäß ist, könnte in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Gehört er zu jenen Grundübeln, die manche Diskussion über Rassismus erst verursacht? Der Begriff Volk umschreibt etwas, das Menschen verbindet in vielfacher Hinsicht, zum Beispiel im Sinne kultureller Gemeinsamkeiten oder Verbindungen. Einerseits ist er im positiven Sinne also identitätsstiftend, andererseits dient er manchen als ein Vehikel, um einen Teil der Bevölkerung auszugrenzen.

Ein kurzer Blick auf unsere Geschichte macht diese eigentlich griffige Erklärungsklammer noch problematischer. Vielleicht ist Deutschland das einzige Land, in dem viele ein Problem allein schon mit dem Wort Volk haben? Andererseits prangt weiterhin auf dem Portal des Reichtages die Inschrift: „Dem deutschen Volke“. Die Richter sprechen Urteile im „Namen des Volkes“. Sprechen Sie heute mal das Wort „Leitkultur“ aus und versuchen sie es zu definieren. Dann verstehen sie, was ich meine. Stigmen können nicht „nur“ für das eine, sondern auch für das andere gelten.

Ich kopiere den letzten Absatz meines letzten Artikels von gestern Vormittag und füge ihn hier ein:

Also — haben Migranten es in Deutschland schwerer als in anderen Ländern? Woher soll ich das wissen? Die Lebensbedingungen werden überall auf der Welt unterschiedlich sein. Aber ich habs gründlich statt, ständig zu lesen und zu hören, wie mies wir hier mit Migranten umgehen würden. Ich habe nämlich den exakt gegenteiligen Eindruck. Aber das eigene Land mit Schmutz zu bewerfen, scheint in Deutschland irgendwie ja auch Tradition zu haben. Eine dumme Tradition, die von Linken und Grünen gepflegt wird.

Quelle: Horst Schulte – Private Nörgeleien

Als ich das schrieb hatte ich die Abendsendungen (WDR und ZDF) zum Thema noch nicht gesehen.

Bettina Böttinger war schlecht wie nie

Gestern Abend habe ich zuerst im WDR-Fernsehen die in meinen Augen ganz schreckliche Diskussion mit Bettina Böttinger angesehen. Titel der Sendung: „Rassismus: Was hat das mit mir zu tun?“. Meine Antwort auf diese Frage habe ich hier in vielen Artikeln schon gegeben. Rassismus betrifft uns alle (auch Migranten!) und es bedarf Anstrengungen auf allen möglichen gesellschaftlichen Ebenen diesem Phänomen möglichste wenig Raum zu geben. Ganz wird er nicht verschwinden, weil die Angst vor den anderen angeblich evolutionstechnisch in uns angelegt ist. Nicht nur in uns Deutschen. Man sollte allerdings denken, dass unser Bildungsniveau und die Dichte von Informationen, die für uns heute erreichbar sind, dieses Manko ausgeglichen hätten. Denkste!

ÜBERLIEFERTE URÄNGSTE ENTSTEHEN IN EINEM PRIMITIVEN TEIL DES GEHIRNS, DER KEINEN HOCHSCHULABSCHLUSS HAT.

Xenophobie: Die Angst vor dem Fremden schlummert in jedem – WELT – BORWIN BANDELOW, Angstforscher

Leider habe ich jedoch größte Zweifel (ja, ja, ich bin eben weiß! und sollte deshalb die Klappe halten), ob die Form der Auseinandersetzung mit dem Thema, das richtigerweise von den persönlich betroffenen Menschen forciert wird, zu etwas Gutem führen kann. Wie immer im Leben sind Übertreibungen nicht hilfreich. Und es wird übertrieben und zwar gnadenlos. Linke Medien und ihre Redakteuren spielen dabei eine unrühmliche Rolle.

Überall nur noch #Blacklivesmatter – Stimmung

Die Art und Weise, wie viele Migranten seit den BlackLivesMatter-Demonstrationen ihre Haltung uns Deutschen gegenüber (ich formuliere bewusst!) zum Ausdruck bringen und sie auf provozierende Art kurzerhand als weiße Ignoranten und Rassisten zurücklassen, wird langsam zu viel. Ich sage dazu: Nicht, weil ich persönlich etwas empfindlich bin. Das ist der Fall. Aber ich fürchte, dass die ganze Gesellschaft immer empfindlicher wird und sich sofort Gegenpole bilden, die sich für unser Zusammenleben noch als sehr belastend entwickeln könnten. Das ist nicht als Drohung gemeint, sondern nur meine Sicht auf die aktuelle Entwicklung. Ob auf diese Art überhaupt noch ein zielführender Dialog möglich ist? Was mögen Menschen denken, die abgekanzelt werden, weil sie in einer Diskussion eine angreifbare Position eingenommen haben oder auch nicht. Denn wie dieses Beispiel von Twitter zeigt, reicht es völlig, weiß zu sein.

Die Einmischung eines weißen Mannes ist unerwünscht, weil viele andere Dinge zusammenspielen. Die Frau, die diesen irren Satz formuliert hat, spielt in diesem Kontext eine Nebenrolle. Aber ihre Reaktion scheint mir beispielhaft für viele andere.

Ich bin ein friedliebender Mensch. Man wird abschätzig sagen, ich hab’s gern schön ruhig. Der Mann ist ein Warmduscher. Ich sag nochmal: Ich käme nicht darauf, die Erfahrungen mit Alltagsrassismus und den in Deutschland vorhandenen krasseren Formen von Ausländerhass und Rassismus zu leugnen oder das zu verharmlosen.

Ich weiß auch, dass ich nicht frei bin von Gedanken, die ich nur als rassistisch bezeichnen kann. Ich setze mich damit auseinander und meinen Reparaturversuchen entspringen über die Jahrzehnte seltsame Blüten. Das äußerte sich beispielsweise darin, dass ich in jungen Jahren Migranten und schwarzen Menschen, mit überbetonter Freundlichkeit begegnet bin. Wenn man manche Diskussion verfolgt, springt mich das Gefühl an, das war nicht nur ein misslungener Versuch, ein fremdes Gefühl zu bewältigen, sondern es könnte die anderen sogar verletzt haben. Es ist ja, wie wir inzwischen wissen, rassistisch, jemand zu fragen, woher er kommt – nur, weil er schwarz ist. Nun ja, inzwischen heißt es abmildernd immerhin, dass man nach einer solchen Frage nur nicht eine zweite stellen dürfe. Sonst könnte es nach einem Verhör aussehen. Und wird schon gern verhört?

Von mir aus habe ich nie den Dialog gesucht. Als einem, der nie Englisch gelernt hat, fällt das schwerer als denen, die heute jung sind und die schon längst im frühen Alter Englisch lernen. Als ich während der Flüchtlingskrise in einem Lager geholfen habe, habe ich mit Flüchtlingen bei der Essensausgabe zusammengearbeitet. Die Kommunikation fand mit Händen und Füßen statt. Es ging aber viel habe ich nicht über die Menschen erfahren und sie nicht von mir. So geht das vermutlich zu vielen. Auch denen, die Englisch können, glaube ich.

Das N-Wort ausgesprochen und du bist tot

In meiner Jugend hatte die politische Korrektheit noch nicht die Blüten zum Vorschein gebracht, die wir heute allein im Hinblick auf unsere Wortwahl kennen. Gestern bei der erwähnten Talkshow hatte ein deutscher, weißer und älterer Herr während seines (vermutlich gut gemeinten) Vortrages das N-Wort ausgesprochen. Eine weiße, ältere Dame versuchte später (wenig eloquent) zu erklären, wie schwer es ihr heute immer noch fiele, auf ihre Wortwahl zu achten. Schließlich seien bestimmte Vokabeln so tief in ihr verankert, dass sie sehr darauf achten müsste.

Da war was los! Ich war beschämt. Aber nicht davon, dass mein Stammesbruder das N-Wort ausgesprochen hat (ich hätte es natürlich sein müssen!), sondern darüber, wie diese jungen Leute den Mann angepöbelt und beschimpft haben.

Anstelle dieser beiden Leute hätte ich das Gelände verlassen. So hätten ich nicht mit mir reden lassen. Sie blieben jedoch bis zum Ende. Die Art und Weise, in der (überwiegend sehr junge) Migranten verbal auf diese Leute eingedroschen haben, wird mir lange als abschreckendes Beispiel für einen misslungenen Dialogversuch in Erinnerung bleiben.

Danach war Maybrit Illner – Zeit, 22:15 Uhr im ZDF. Titel der Sendung: „Feindbild Polizei – Hass, Gewalt und Machtmissbrauch? Gäste: Idil Baydar, Cem Özemir, Wolfgang Bosbach, Sebastian Fiedler.

Zwei türkischstämmige Migranten in der Runde und zwei fundamental andere Haltungen

Frau Baydar prügelte gleich weiter auf die Bio-Deutschen ein. Den Migranten steht „die Kartoffel“ offenbar ständig auf den Füßen. Die Bio-Deutschen sollten sich überlegen, ob sie Deutschland nicht lieber verlassen wollen. Mit der Bekämpfung ihres Rassismus kommen wir nämlich nie klar. Hörte man dieser Frau Baydar zu, bildete sich dieser Subtext immer deutlicher heraus.

Der ganze Rassismus, den wir hier in Deutschland erleben… Millionen von Migranten müssen unter der Knute dieser rassistischen Deutschen leben. Es ist schon fast wie „damals“. Deutschland als einziges großes KZ, in dem die deutsche Polizei ihre hoheitlichen Aufgaben hauptsächlich darin sieht, willkürliche Verfolgungen benachteiligter Migranten durchzuführen. Eigentlich also aller Migranten.

Irgendwann war’s Wolfgang Bosbach zu viel, und er stellte die übliche und bei Migranten sehr beliebte Frage, die in der aktuellen „Dialoglage“ in ähnlicher Form in vielen Tweets, Beiträgen und Leserbriefen vorkommt. Tenor Bosbach: wenns euch hier so schlecht geht, warum kommen so viele hierher? Video ca. Min. 54.45

Oh, haste nicht gesehen. Ich hatte mir von Herzen gewünscht, dass einer der Teilnehmer diesen Satz so oder ähnlich schon früher gesagt hätte.

Ihrer Ausreise steht nichts im Weg

Mir ist es egal, ob das aggressive Verhalten mancher Leute an der Hitze, an den Corona-Restriktionen oder einfach nur an Blähungen liegt, die den einen oder die andere kneifen. Auf diese Art und Weise sollten wir in Deutschland nicht miteinander reden.

Wenn das so weitergeht, kann dies nur der AfD und anderen Rechtsextremen in die Karten spielen. Aber ich sehe auch, wie groß die Wut vieler Migranten ist und zwar insbesondere bei jungen Menschen. Es hat Gründe, die ich als Rentner nur bedingt nachvollziehen kann. Aber ich sehe mit Schrecken, welche Gefühle diese Form von Auseinandersetzungen bei mir auslösen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das anderen Leuten nicht ebenso ergeht.

Benachteiligungen von Migranten bei Bildung, beruflicher Tätigkeit, bei der Wohnungssuche und die vielen Nickligkeiten im täglichen Leben, die sich Bio-Deutsche leisten, müssen bekämpft und abgeschafft werden. Dazu ist Solidarität erforderlich. Diese Solidarität ist aber keine Einbahnstraße, und allein mit Vorwürfen und ständigem Wehklagen über die schwierigen Umstände für Migranten bewegt man, glaube ich, gar nichts.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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Artikelinformationen:

Gesellschaft

Deutschland, Hass, Migration, Polizei, Rassismus, Übertreibungen

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