Weihnachten und der Coronastunk

Jammern, nörgeln, quengeln. Mein Eindruck von Oppositionspolitikern und Journalisten erreicht immer neue Tiefpunkte. Ich habs so satt, ständig immer nur zu hören, was die Regierung falsch macht. Ich wünschte, all diese Leute würden mal eine Woche die Verantwortung zu tragen haben. Alternativ: Eine Woche auf einer Intensivstation als Beobachter.

Horst Schulte

am

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Obwohl ich Weihnachten sehr mag, scheint mir in Sachen „Corona“ die Konzentration der Politik auf das christliche Fest etwas übertrieben. Vielleicht wollte Lamya Kaddor gestern bei „Maischberger, die Woche“ aus ihrer Sicht darauf aufmerksam machen?

40% der Bevölkerung ginge Weihnachten nichts an, meinte Kaddor. Gemeint sind die Menschen, die keine Christen sind, die also ihrer Kirche den Rücken gekehrt haben und die anderen Religionen angehören. Es ist nicht falsch darauf hinzuweisen. Ob das aber die richtige Gelegenheit für diese Aussage war? Oder störte es mich etwa, dass eine Muslima diese Wahrheit ausgesprochen hatte?

Affront gegen Christen?

Ich fand es ungeschickt, dass Kaddor dieses Argument als erstes Statement raushaute. Es wird nicht wenige geben, die ihre Aussage als Affront gegen christliche Werte missverstehen wollen und die Muslimen unterstellten Zuschreibungen bestätigt sehen.

Es sind viele, die Weihnachten feiern, obwohl sie keiner Religionsgemeinschaft mehr angehören. Auch nicht unbedingt in dem Sinne, in dem es unsere christlichen Kirchen vielleicht gern sehen würden. Ich kenne einige muslimische Familien, die ihren Kindern zuliebe sogar Christbäume im Wohnzimmer aufgestellt haben. Das ist kein Akt versuchter Integration oder gar von Assimilation. Diese Menschen können dem Gefühl, das sich zu Weihnachten bei vielen während dieser Zeit einstellt, etwas abgewinnen. Das geht auch ohne religiöse Bezüge.

Wer lange in christlich geprägten Regionen lebt, wird bestimmten kulturellen Eigenarten nicht bloß gleichgültig oder gar feindselig gegenüberstehen. Wenn muslimische Kinder – selbst, wenn es „nur“ der Geschenke wegen wäre – ihre Eltern zum „Weihnachten feiern“ überreden, finde ich das schön.

Lockerungen ausgerechnet zu Weihnachten

Solche Gedanken führen automatisch zu dem, was deutsche Politiker sich dabei gedacht haben, den Fokus für etwaige Lockerungen vom leider auch weiterhin nötigen Shutdown auf die Feiertage zu lenken.

Schließlich leiden wir alle! Viele möchten gern mit ihren Familien feiern. Vor allem deshalb, weil das Tradition ist. Viele Familien, die das Leben in alle Winde zerstreut hat, treffen sich unter großem zeitlichem Aufwand zu Weihnachten. Sie machen es möglich, ihre engsten Verwandten, vielleicht sogar nicht nur die engsten und die Freunde zu sehen, um mit ihnen gemeinsam zu feiern.

Wenn unsere Regierungspolitiker so reden und damit unvermeidlicherweise sofort viele von diesen Dummschwätzern (unter Journalisten und Oppositionspolitikern) verärgern, die für deren Politik nichts übrighaben, als überflüssige, sinnlose und allzu oft objektiv ungerechtfertigte Kritik, würde ich mir wünschen, wenn diejenigen nur eine Woche lang diese einsamen Entscheidungen zu treffen hätten, die viele Politiker in diesen schlimmen Zeiten seit nunmehr über acht schweren Monaten treffen müssen.

Schlagworte: Christen corona Maischberger Maßnahmen Muslime Streit Weihnachten

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8 Gedanken zu „Weihnachten und der Coronastunk“

  1. Muss ich wissen, wer Lamya Kaddor ist? Nein, ist eigentlich völlig ohne Belang.

    Völlig klar ist aber, dass es 100% von Lamya Kaddor nichts angeht, wie ich als (Nicht-mehr-) Christ zu Weihnachten als Festlichkeit stehe.

    (Und das war eigentlich schon viel zu viel Statement zu diesem unmaßgeblichen Anlass…) 😉

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  2. Ich bin völlig bei dir, mich nervt das auch und ich lese diese Artikel kaum noch!
    Da gibt es – abseits der extremen Schwurbler – jene, die die Beschränkungen der Grundrechte exzessiv anprangern (obwohl das Gesetzt doch eine Reaktion auf die Kritik war, dass nichts Genaues rechtlich festgeschrieben sei) und jene, die einen längerfristigen „Plan“ fordern, der Sicherheit und Perspektive schaffe. Wie soll das denn gehen?

    Andrerseits mal zu Berlin, das die bundesweite Regel „10 Personen“ nicht mitmacht wegen hoher Inzidenz:

    „Demnach sollen sich in Berlin über die Feiertage maximal fünf Personen zu privaten Zusammenkünften treffen dürfen, hinzu kommen Kinder im Alter bis 14 Jahren. Während sich im Dezember nur Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen, können es an den Fest- und Feiertagen mehr als zwei Haushalte sein. Kinder bis 12 Jahren sind davon ausgenommen.“

    Da kann ein Paar mit Kindern also nicht mal beide Großeltern empfangen. Oder ein Paar mit 2 erwachsenen Kindern darf deren Ehepartner nicht mit einladen, wohl aber die Enkel.

    Angesichts der Tatsache, wie wichtig vielen ihre Weihnachtstraditionen sind, glaube ich nicht, dass man staatlich so enge Beschränkungen durchsetzen kann oder auch nur sollte. Wer nicht von selbst aus Angst vor Ansteckung dieses Jahr mit weniger Verwandten feiert (und ich denke, das ist die Mehrheit) wird sich einen feuchten Kehrricht drum scheren! Und sich nur noch mehr drüber aufregen, was dem Staat eigentlich einfällt…

    Weil das alles ja immer wieder mit der Lage in den Krankenhäusern begründet wird (ist zwingend, klar!), finde ich es alles in allem doch höchst kritikwürdig, dass unsere Regierenden nicht willens sind, hier wesentlich etwas zu ändern.

    Spahn reist herum, um ausländische Pflegekräfte anzuheuern, die dort doch auch gebraucht werden. Tatsächlich die Arbeitssituation zu verbessern (anderer Schlüssel, mehr Pflegende, besseres Gehalt und Arbeitszeiten, Werbung für die Ausbildung und auch deren Verbesserung) scheint nicht auf dem Schirm zu sein!

    So drängt sich der Verdacht auf, dass es als höherer Wert angesehen wird, die Profite im Gesundheitswesen nicht zu schmälern, was ja wg. vielfacher Privatisierung der Fall wäre, wenn mehr Pflegende vorgeschrieben wären!

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  3. ClaudiaBerlin 131 27. Nov. 20 um 18:10

    Ein sehr schönes Theme übrigens! Schöne Schrift, und die Prominenz des Blogroll-Buttons finch ich besonders toll.

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  4. Claudia 131 28. Nov. 20 um 10:51

    „Wertschöpfungsketten ins Inland verlegen“ würde ganz klar „Wohlstandsverluste“ bringen, (Zitatquelle vergessen), und das stimmt ja wohl. Keine Ahnung, was da wirklich machbar ist und was nicht. Bin auf jeden Fall für ein Lieferkettengesetz!
    Das mit den Arbeitsbedingungen für Pflegende ist jedoch keine Sache von einmaligen Coronahilfen, sondern da geht es um Erhöhung der KK-Beiträge. Viellleicht wären jetzt viele dazu bereit angesichts der ständig berichteten Lage in Sachen Pflege?

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