Ich glaube nicht daran, dass es strukturellen Frauenhass gibt. Übertreibungen wie sie beispielsweise Teresa Bücker oder zuletzt Sascha Lobo nutzen, werden nicht helfen, die gesellschaftlich weiterhin bestehenden und vom weiter existierenden Patriarchat verursachten Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen zu beenden.
Zuspitzungen dieser Art bremsen und erschweren den Fortschritt einer Bewegung, die es immer schon mit einer zum Teil radikalen (männlichen) Reaktion zu tun hatte.
Das Internet spielt auch dabei eine üble, hoffentlich aber nicht entscheidende Rolle! Die Massivität und Maßlosigkeit, die der Gesellschaftskritik von Feministinnen in den asozialen Medien entgegenschlägt, kennen wir aus Debatten über sehr verschiedene Themenbereiche.
Annalena Baerbock möchte Kanzlerin werden. Das ist ein so wichtiges Amt, dass die Leute natürlich ganz genau hinschauen. Man darf deshalb den Rummel um Fehler im Lebenslauf als gerechtfertigt ansehen. Ich empfinde die Art und Weise, in der insbesondere in den asozialen Netzwerken mit dem Thema umgegangen wird, als erschreckend und von frauenfeindlichen Aussagen dominiert.
Vorwürfe und Häme sind ein Stück weit normal. Vor allem jedoch, wenn es Politikerinnen betrifft, ist das ganz besonders schlimm, manchmal geradezu maßlos.
Diese maß- und geschmacklose Seite kann einem oft die Sprache verschlagen.
Leute, die sich wenig um politische Details oder aktuellen Diskussionen scheren, äußern sich zu den vergleichsweise harmlosen Nachlässigkeiten im Lebenslauf von Annalena Baerbock in einer so rüden und abscheulichen Art, dass man sich nur wundern kann. Aber es handelt sich bei diesen nicht nur um Männer (es sei denn, man hat es mit einem Fake-Account zu tun und erkennt deshalb nicht das wahre Geschlecht des Ekelpakets, das dort seinen Frust ablässt).
Aus dem Lebenslauf von Annalena Baerbock:
Über diese Veränderungen des Lebenslauf wird in den Medien berichtet, das Internet kotzt sich über die unprofessionelle Kanzlerkandidatin der Grünen aus und die versuchen sich in ganz untauglicher Art und Weise zu wehren. Nämlich, in dem sie einen Popanz aufbauen.
Sascha Lobo behauptete kürzlich in seiner „Spiegel“ – Kolumne, ein misogyner Mob erschwere es Frauen, sich öffentlich zu äußern und dass im Internet eine neue digitale Dimension des Frauenhasses entstanden sei.
Wie sich die Grünen gegen die massive Kritik an Baerbock wehren, mag jetzt nicht nur klug sein. Nicht nur, weil es irgendwelchen FDP Futzis Gelegenheit gibt, in diesem Kontext wieder einmal von Framing zu quatschen, sondern weil es vor allem hilflos und damit leider auch unprofessionell wirkt.
Heute Morgen las ich im „Spiegel“, dass Jens Spahn am Tod von 5 Menschen schuld sein soll, weil „Spahn-Masken“ an irgendein Altenheim geliefert wurden und sich dort viele Menschen mit Corona infiziert hätten. Diese „Story“ passt hervorragend zu dem Nektar, den die SPD aus einem Spiegel-Artikel gesaugt hatte und der Gegenstand einer „Aktuellen Stunde“ im Bundestag und für viel Hass gegen Spahn sorgt.
Besonders brisant ist ein Fall in Schleswig-Holstein, wo die Pflegeeinrichtung »Bergheim« in Boostedt am 18. Dezember ein Paket mit 1000 Halbmasken aus Berlin erhalten hatte. Im Januar infizierten sich 23 Bewohnerinnen und Bewohner und 10 Angestellte. 5 Alte starben.
Jens Spahn und sein Masken-Fiasko: Wie kam es zum Corona-Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung? – DER SPIEGEL
An diesem Beitrag des „Spiegel“ haben acht Journalisten mitgewirkt. Ob sich einer von denen für sein Mitwirken an so einem Artikel schämt? Da werden Zusammenhänge konstruiert, eher behauptet, und diese Damen und Herren werden ihre Schlussfolgerungen vermutlich nie beweisen müssen.
Spahn hat Fehler gemacht. Vielleicht waren es schlimme Fehler. Er hätte längst die Verantwortung übernehmen und zurücktreten sollen. Ich finde, so wie es im Moment mit Spahn geschieht, sollte man mit Politikern nicht umgehen. Das hat schon Dimensionen erreicht, die einer persönlichen Vernichtungskampagne gleichkommen.
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