Das fossile Patriarchat oder die Weisheit des Alters

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Neu­bau­er macht kei­ne Gefan­ge­nen. Die­se Unver­schämt­heit wird sie ein­ho­len. Und wenn es „nur“ das Alter ist. 

Ich wür­de Armin Laschet jetzt auch nicht als die Inkar­na­ti­on der Weis­heit des Alters anse­hen. Aber Neu­bau­er ist nicht nur frech und respekt­los. So ein Satz trägt dazu bei, die Gesell­schaft zu spal­ten. Da fühlt sich manch einer ange­pisst. Und zwar viel­leicht nicht nur alte wei­ße Männer.

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Laschet im Dauerinterview, der arme Kerl

Laschet war beim Inter­view mit Frau Wie­se­ler vom WDR nicht sou­ve­rän. Zuerst hat­te er ihren Namen noch prä­sent, im spä­te­ren Ver­lauf des Inter­views wur­de es etwas hit­zig. Laschet hat­te den Namen nicht gleich parat und stru­del­te etwas, das klang wie „Tschuldigung…junge Frau…“ Die Twit­te­ria fand das aber so was von sexis­tisch. Ach. Ich erin­ne­re mich noch, dass ich häu­fig als „jun­ger Mann“ titu­liert wur­de. Aber zuge­ge­ben: das ist schon eine Wei­le her. Für so eine Äuße­rung wird man heu­te ent­so­zia­li­siert. Mal sehen, wie lan­ge es noch dau­ert, bis Men­schen, die ein fal­sches Wort benut­zen in der Twit­te­ria als Assi gelten.

Spä­ter am Abend stand Laschet in Stol­berg im Dun­keln und im Regen vor der Kame­ra und erklär­te „alles“ noch mal. Das ist nicht schlimm, weil bei Twit­ter bloß über Ober­fläch­lich­kei­ten (Jun­ge Frau, Name ver­ges­sen, sexis­ti­sche Atti­tü­de) gere­det wird.

Sondersendung und Sondertalk (Illner bricht Ferien ab)

Bei May­brit Ill­ner war die Pro­mi­nenz der for­schen Kli­ma­wand­le­rIn­nen ver­tre­ten. Ich war etwas über­rascht, Herrn Prof. Dr. Dr. Karl Lau­ter­bach nun in der neu­en Rol­le als Kli­ma­ex­per­te zu erle­ben. Die­ser Dr. Eck­art von Hirsch­hau­sen war eben­falls anwe­send und demons­trier­te eine mich ver­stö­ren­de, zart­bit­te­re Weichheit. 

Wäh­rend sich Lau­ter­bach noch dar­über wun­der­te, dass sich in Kali­for­ni­en auf­grund wach­sen­der Hit­ze und fort­dau­ern­den Wald­brän­den über­haupt noch Men­schen ansie­deln, wuch­sen die übri­gen Teil­neh­mer die­ser ein­fach nur kom­plett hys­te­ri­schen Dis­kus­si­on über sich hin­aus. Die Apo­ka­lyp­se steht bevor. Was die Pan­de­mie nicht schafft, unse­re Hys­te­rie hat das Zeug, die Res­te des gesell­schaft­li­chen Kon­sen­ses zerstören.

Denkt an die Menschen

Ange­sichts der kata­stro­pha­len Lage, in der sich vie­le Men­schen aktu­ell befin­den, hät­te es die­se Mist-Sen­dung wirk­lich nicht gebraucht. Ich bin über­zeugt davon, dass die letz­ten Tage auch in der Uni­on zu einem Erkennt­nis­ge­winn füh­ren wer­den. Die Umset­zungs­pfa­de für beschlos­se­ne Maß­nah­men wer­den gestrafft. Das ist eine wun­der­ba­re For­mu­lie­rung, wenn man bedenkt, dass es eigent­lich dar­um geht, die beschlos­se­nen Maß­nah­men schnel­ler umzu­set­zen und dass dies schnel­ler zu höhe­ren Kos­ten für alle mög­li­che Din­ge und Leis­tun­gen ver­bun­den sind. 

Repowe­ring, dt. etwa Kraft­werks­er­neue­rung, bezeich­net das Erset­zen alter Kraft­werks­tei­le zur Strom­erzeu­gung durch neue Anla­gen­tei­le, bei­spiels­wei­se mit höhe­rem Wir­kungs­grad, wobei Tei­le der schon vor­han­de­nen Anla­gen und der Infra­struk­tur wei­ter­ver­wen­det werden.

repowe­ring – Goog­le Suche

Viel­leicht sind sich mehr Men­schen denn je einig dar­in, dass wir drin­gend han­deln müs­sen. Schlim­me Bil­der erzeu­gen auch einen grö­ße­ren Hand­lungs­druck als Appel­le. Das gilt jeden­falls immer noch.

Der Anteil der erneu­er­ba­ren Ener­gien etwa soll kurz­fris­tig auf 100 % erhöht wer­den. Fach­leu­te wie Ener­gie­öko­no­min Pro­fes­sor Clau­dia Kem­fert behaup­tet, dass die­ser Switch viel schnel­ler erreich­bar sei, als Pro­fes­sor Lau­ter­bach es in sei­nem Bei­trag auf sei­ne aus der Coro­na-Zeit hin­läng­lich bekann­te und lei­der doch schwarz sehe­ri­sche Art und Wei­se dar­ge­stellt hat­te. In NRW ver­hin­dert Laschets Regie­rung, dass der Aus­bau der Wind­ener­gie vor­an­kommt. Ist die­ser Vor­wurf haltbar? 

Prof. Kem­fert erklär­te, dass wir in NRW allein durch das so genann­te Repowe­ring einen beacht­li­chen Schritt nach vorn machen könnten. 

Abstandsregeln

Dass NRW die glei­chen Abstands­re­geln fest­ge­schrie­ben hat, wie sie auch in eini­gen ande­ren (auch SPD-geführ­ten) Bun­des­län­dern gel­ten, kam in der Bewer­tung zu kurz. In Schles­wig – Hol­stein (Grü­ne sind dort an der Regie­rung betei­ligt) gel­ten eben­falls nomi­na­le Abstands­re­geln von 1000 Metern. Laschet wird dafür ange­grif­fen. Und auch die Lan­des­re­gie­rung in SH lebt mit der Rege­lung nicht gera­de in Frieden.

Die Jamai­ka-Koali­ti­on aus CDU, FDP und Grü­nen sage nicht die Wahr­heit, wenn sie öffent­lich von 1000 Metern Abstand spre­che. Denn im inzwi­schen drit­ten Ent­wurf der Wind­ener­gie-Regio­nal­plä­ne für Schles­wig-Hol­stein gel­te zwar eine Abstands­re­ge­lung von Wind­an­la­gen zu Ort­schaf­ten von 1000 Metern.

Doch betref­fe dies nur Wind­ener­gie-Vor­rang­ge­bie­te, in denen es bis­lang kei­ne Wind­rä­der gebe – was nach Berech­nun­gen des Ver­eins gera­de ein­mal ein Fünf­tel der vor­ge­se­he­nen Flä­che aus­ma­che. Ins­ge­samt sind laut Lan­des­re­gie­rung 340 Vor­rang­ge­bie­te mit knapp 32.000 Hekt­ar vor­ge­se­hen. Nach Anga­ben des Ver­eins ste­hen jedoch nur auf 6400 Hekt­ar kei­ne Roto­ren. Auf 25.600 Hekt­ar blei­be es daher bei nur 800 Metern Mindestabstand.

Schles­wig-Hol­stein: Wind­kraft-Geg­ner kri­ti­sie­ren Abstands­re­ge­lung – WELT

Es sind unzäh­li­ge Kla­gen und Ver­fah­ren gegen Wind­kraft­an­la­gen anhän­gig. Wie gut die­se zu begrün­den sind, ver­mag ich nicht zu beur­tei­len. Tat­sa­che ist jedoch, dass eine Lan­des­re­gie­rung wohl gut dar­an tut, auf sol­che Din­ge Rück­sicht zu neh­men. Schließ­lich heißt es nicht ganz zu Unrecht, dass „man“ die Bevöl­ke­rung „mit­neh­men“ wer­den müsse. 

Nabu und die Windkraftanlage

Der Nabu klagt gegen Wind­kraft­an­la­gen. Das wirkt auf mich einer­seits ver­rückt und dann auch schon wie­der nach­voll­zieh­bar. Arten­schutz ist nötig und dring­lich. Aber könn­te die Qua­dra­tur die­ses Krei­ses statt­fin­den? In dem man „die Poli­tik“ dafür ver­ant­wort­lich macht, dass sie letz­ten Endes kei­nen Weg fin­det, eine zuneh­mend unge­lieb­te Tech­no­lo­gie durch­zu­set­zen? Typisch wär’s.

Die Min­dest­ab­stands­dis­kus­si­on ist schon alt. Die Anla­gen wer­den immer grö­ßer und stär­ker. Die Men­ge zur Deckung unse­res Pri­mär­be­darfs ist so, dass wir sehr viel mehr Wind­kraft­an­la­gen benö­ti­gen. Der Anteil der Wind­kraft und Solar­ener­gie müss­te bis 2050 ver­sie­ben­facht wer­den. Rei­chen die Flä­chen aus, um so vie­le wei­te­re Wind­kraft­an­la­gen zu errich­ten und wie weit kann man die Maße in den exis­tie­ren­den Abstands­re­ge­lun­gen ver­rin­gern, ohne dass die Gesund­heit von Men­schen dadurch gefähr­det wird? Wie passt der von Alt­mai­er kürz­lich gemel­de­te Mehr­be­darf an Strom zu den bis­he­ri­gen Berechnungen?

Stärker auf Innovationen setzen

Ist der von Laschet beschrie­be­ne Weg, dem Kli­ma­wan­del mit tech­ni­scher Inno­va­ti­on zulei­be­zu­rü­cken eine Aus­re­de, ein Hin­hal­te­ma­nö­ver, oder ist genau dies nicht der bes­se­re Weg im Kampf gegen den Kli­ma­wan­del? Es wäre aus mei­ner Sicht wenig sinn­voll, sich auf einen ein­ge­schla­ge­nen Wege zu fixie­ren. Wir müs­sen uns etwas Fle­xi­bi­li­tät erhal­ten und neue Tech­ni­ken und Inno­va­tio­nen mit in die Waag­scha­le werfen.


„Jun­ge Frau“ tren­det bei Twit­ter. Viel­leicht wird euch lang­sam mal klar, dass ihr euren Scheiß – Account löschen soll­tet! Mög­lichst alle auf ein­mal. Als Signal dafür, dass ihr end­lich begrif­fen habt.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Flutkatastrophe Grüne Klimawandel Laschet Politik

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7 Gedanken zu „Das fossile Patriarchat oder die Weisheit des Alters“

  1. Gerhard 246 16. Juli 2021 um 16:37

    Laschet muss sich Fra­gen zum Kli­ma­wan­del gefal­len las­sen. Was alles schon in NRW getan wur­de, soll­te nicht zur Dis­kus­si­on ste­hen, da es zu wenig war und ist.

    Inno­va­tio­nen haben meist den Nach­teil, nicht völ­lig aus­ge­reift zu sein oder bestimm­te Aspek­te nicht zu berück­sich­ti­gen. Sah man ja bei Plas­tik und Kernkraft.

    Mir fällt gera­de ein, dass ein jeder sich einen Home­trai­ner beschaf­fen könn­te und sei­ne Ener­gie selbst damit erzeu­gen. Kann sein, daß er dann am nächs­ten Tag nur zum Bäck fah­ren kann.

    Jeden­falls höre ich rein gar­nichts von Inno­va­tio­nen, die müss­ten schon längst in den Start­lö­chern sein und nicht nur in Sum­me angedacht.

  2. Gerhard 246 16. Juli 2021 um 20:57

    Vor­han­de­ne Kon­zep­te umset­zen, mehr Tem­po machen…das fiel heu­te auch wieder …
    Ins­ge­samt wenig Hoff­nung spendend.
    Die Einig­keit bzgl. Kli­ma­wan­del und Mass­nah­men ist ja auch kei­nes­wegs da. War das 2016, als 64 mia Auf­wand für den kli­ma­schutz beschlos­sen wur­den?! Da maul­ten vie­le Men­schen, auf dem Bahn­steig, in loka­len, da klin­geln noch jetzt mei­ne Ohren.

  3. „kom­plett hys­te­ri­schen Dis­kus­si­on“ ? Mari­na Weiß­band hat ges­tern gepostet: 

    Über die #Kli­ma­ka­ta­stro­phe zu reden ist Panik­ma­che, wenn nichts pas­siert und Pie­tät­los, wenn etwas passiert.
    (Dies war: ein erfreu­li­cher klei­ner Leit­fa­den zum igno­rie­ren lebens­not­wen­di­ger Schritte.)

    Ich ergän­ze: „hys­te­risch, wenn etwas passiert“.
    Die Sen­dung hab ich lei­der nicht ganz, son­dern nur in einem klei­nen Teil mit­be­kom­men. Fand es gut, dass mal detail­lier­ter über das „wie“ dis­ku­tiert wur­de, was ich ansons­ten meist ver­mis­se. Hirsch­hau­sen fand ich ermun­ternd, auch das ist eher selten!

    Ereig­nis­se wie das Hoch­was­ser und die Dür­re­som­mer sind doch genau das, was geeig­net ist, mehr Men­schen zum Nach­den­ken zu brin­gen und viel­leicht auch dazu, end­lich ein­zu­se­hen, dass MEHR nötig ist, um den Tem­pe­ra­tur­an­stieg zu begren­zen, der zu sol­chen Wet­ter­la­gen führt. Natür­lich auch MEHR Anpas­sungs­aus­ga­ben, denn zurück dre­hen lässt sich da nichts mehr, nur noch Schlim­me­res verhindern.

    Ich erle­be dich bei alle­dem unglaub­lich ambi­va­lent! Dein letz­ter Kom­men­tar endet mit

    „Alt­mai­er hat gesagt, dass Kli­ma­schutz nur funk­tio­niert, wenn der Wohl­stand nicht gefähr­det wür­de. Vie­le wer­den das so sehen. Nur ist dann klar, wohin das füh­ren wird.“

    An ande­ren Stel­len bist du der Rufer, der das War­ten auf den Kon­sens ein­for­dert und Wohl­stands­ver­lus­te fürch­tet und gei­selst die Höhe der Strompreise. 

    Aber toll, dass du soviel bloggst! 🙂

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