Demokratie ist in islamischen Ländern nicht gefragt.

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 4 Kommentare

Wenn über­haupt, habe ich bis­her über den Truppenabzug aus Afghanistan wenig Worte ver­lo­ren. Meine Meinung zu die­sem Vorgang ist emo­tio­nal und über­aus zwiespältig. 

Einerseits habe ich nicht ver­ges­sen, unter wel­chen Umständen die Alliierten die­sen Krieg vor zwan­zig Jahren begon­nen haben. Andererseits fand ich irri­tie­rend, dass der Truppenabzug nicht viel frü­her erfolg­te, obwohl Al Kaida und Taliban nach ver­hält­nis­mä­ßig kur­zer Zeit doch emp­find­lich getrof­fen waren. 

Die Suche nach Osama bin Laden wird es hof­fent­lich nicht gewe­sen sein, das die Verantwortlichen dazu ver­an­lasst hat, im Land zu blei­ben. Und die­ser Auftrag war im Jahre 2011 auch erledigt.

Manche glaub­ten, der Bevölkerung die­ser fundamental-​muslimischen Nation die Demokratie leh­ren zu müs­sen. Die in jeder Hinsicht kost­spie­li­gen Nachteile ideo­lo­gi­scher Verstrickungen haben die Amerikaner und ihre Alliierten zuletzt hof­fent­lich begriffen. 

Die Medien bemän­gel­ten zu Recht, dass die USA und ihre Verbündeten nie einen Ausstiegsplan ent­wi­ckelt hätten. 

Was auch immer die­ses Wort an tech­ni­schen und büro­kra­ti­schen Inhalten hät­te auf­wei­sen kön­nen, eigent­lich ging es von Beginn an nur um die poli­ti­schen Dimensionen eines recht­zei­ti­gen Ausstieges. Der Streit über einen Rückzug wur­de in Deutschland bereits zu Lebzeiten von Außenminister Westerwelle (FDP) geführt.

In den letz­ten Wochen gab es im TV eini­ge Beiträge zum Komplettabzug der Alliierten aus Afghanistan. Die Menschen spiel­ten dar­in eine Hauptrolle, die ihre Träume von einer plu­ra­lis­tisch und demo­kra­tisch gepräg­ten Heimat begra­ben müs­sen. Denn die gibt es natür­lich auch. Vor allem sind es jun­ge Menschen, viel­leicht zual­ler­erst die jun­gen Frauen. 

Die Taliban erobern immer grö­ße­re Gebiete des Landes in immer kür­zer Zeit. Es ist wohl nur eine Zeitfrage bis die zar­ten Knospen einer Freiheit nach west­li­chem Vorbild von den mus­li­mi­schen Furien zer­tre­ten sind. 

Ich mag gar nicht dar­über nach­den­ken, was vor allem die Frauen und Mädchen in die­sem Land erlei­den wer­den und wie vie­le Hoffnungen bru­tal zer­stört werden. 

In deut­schen Medien (allen vor­an die BLÖD-​Zeitung) zeich­net man der­weil das Horrorszenarium, dass Millionen von Afghanen nach Deutschland kom­men wol­len. Bei vie­len Deutschen wird eine sol­che Ansage die beab­sich­tig­te Wirkung nicht ver­feh­len. Nicht nur bei AfD-​WählerInnen.

Kollaborateure in den Augen der Taliban

Es gab vie­le AfghanInnen, die deut­sche Stellen in ihrem Land unter­stützt bzw. mit ihnen zusam­men­ge­ar­bei­tet haben. Dass die Bundeswehr und ande­re deut­sche Stellen die Menschen des­halb mit einem Visum für Deutschland aus­ge­stat­tet haben, fin­de ich richtig. 

Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass es sich dabei wirk­lich „nur” um 2000 Menschen gehan­delt hat. Von die­ser Zahl war in unse­ren Medien die Rede. Ich fin­de, die Bundesregierung hät­te das Thema trans­pa­rent machen müssen. 

Stattdessen hat sie sich aber dar­um her­um­ge­drückt. Und zwar ver­mut­lich des­halb, weil es den rech­ten Schreihälsen von AfD bis BLÖD wie­der viel Anlass für ihren Hass gebo­ten hät­te. Aber selbst in den Regierungsparteien sit­zen ja Leute, die ihre Kreise in die­sen Zeiten nicht zu so was gestört sehen möchten…

Das ist aber nur die eine Seite.

Attraktives Exportgut „Demokratie”

Heute lese ich im Spiegel, dass wir Europäer in Tunesien in der Verantwortung ste­hen wür­den. Dort hat es einen Putsch gege­ben, die jun­ge Demokratie steht auf dem Spiel. 

Wenn ein Spiegel-​Redakteur aber meint: „Europa muss Tunesiens Demokratie ver­tei­di­gen” fass’ ich mir ehr­lich gesagt an den Kopf. Hat der Mensch nicht ver­stan­den, dass es nicht die Aufgabe Deutschlands oder Europas sein kann, die Demokratie anders­wo zu schüt­zen? Hat er nicht ver­stan­den, dass die Mehrheit in isla­mi­schen Länder nicht dazu in der Lage ist, demo­kra­ti­sche Spielregeln zu ver­ste­hen und in den eige­nen Ländern umzu­set­zen? Selbst für vie­le hier seit Jahren und Jahrzehnten leben­den Muslime gilt die Scharia und das Wort ihrer Imame mehr als die regio­na­len Gesetze. So furcht­bar und schmerz­haft die­se Erkenntnis für die Traumtänzer einer mul­ti­kul­tu­rel­len Gesellschaft auch sind, es sind die Tatsachen!

Was bil­den wir uns eigent­lich ein auf die­se deso­la­ten Staatsgebilde, die eine immer kraft­lo­se­re Klammer namens EU nur noch müh­sam zusammenhält? 

Der so genann­te ara­bi­sche Frühling hat eine neue Demokratie gebo­ren. Welche Probleme es allein in Tunesien seit­dem dabei gab, durf­ten wir alle mit­er­le­ben. Und jetzt der Putsch. Die Demokratie war kaum zu spü­ren, jetzt wird sie viel­leicht begraben.

Das Argument des Spiegel-​Redakteurs ist immer­hin ehr­lich. Er hat die mit die­ser Entwicklung ver­bun­de­ne Sorge, dass nun vie­le Flüchtlinge aus Tunesien nach Europa kom­men. Nun, man­che soll­te den Leuten über alle zur Verfügung ste­hen­den Kanäle klar­ma­chen, dass sie in Deutschland kei­ne Chance auf Asyl haben. Diese Vorkehrungen wären effek­ti­ver als dar­auf zu ver­trau­en, dass die bis­he­ri­gen Verfahrensprozesse dafür sorgen. 

Wir soll­ten ein­se­hen, dass Interventionen in die­sen Ländern nichts bewir­ken, son­dern oft nur zu einer Verschlimmerung der Lage füh­ren. Ich sage nur Libyen. Selbst wenn kei­ne star­ken Partikular-​Interessen Europa dar­an hin­dern wür­den, gemein­sa­me Aktionen zu beschlie­ßen, wir Europäer sind ein­fach schwach und beneh­men uns erbärmlich. 


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4 Gedanken zu „Demokratie ist in islamischen Ländern nicht gefragt.“

  1. Es braucht eine „gro­ße Utopie”, die die ver­schie­de­nen Problematiken Flüchtlinge, Klimakatastrophe, sozia­le Probleme bei UNS und anders­wo zusam­men bindet.

    Umrisse:
    -> Wir erzeu­gen nicht genug Erneuerbare, um bei uns alles, was gebraucht wird, am Laufen zu hal­ten. Z.B. Stahlwerke…
    -> Das braucht also Wasserstoff, erzeugt aus Erneuerbaren.
    -> Was braucht man, um Wasserstoff zu pro­du­zie­ren? Wasser und Energie.
    -> Im Trockengürtel der Erde gibts vie­le Staaten, die sowohl eine Küste haben als auch jede Menge Wüste /​hei­ße Gegenden, um effek­tiv Sonnenenergie zu erzeugen.
    -> mit der sich Wasserstoff aus dem Meerwasser her­stel­len lie­ße und über­all hin expor­tie­ren, wo er gebraucht wird, um Öl und Kohle abzulösen.
    -> bei­des zusam­men wür­de vie­len Menschen (und den Staaten) Arbeit und Einkommen verschaffen
    -> was dazu bei­tra­gen wür­de, sozia­le /​poli­ti­sche Verwerfungen und Instabilitäten zu befrie­den, die letzt­lich immer auch öko­no­misch bedingt sind. Islamisten und ande­re Militante haben vor allem dort Chancen beim Volk, wo Perspektivlosigkeit herrscht.
    -> Mit alle­dem hät­ten wir „Fluchtursachen vor Ort bekämpft”, denn es gäbe wie­der Perspektiven für die Leute in den Ländern selbst.

    Antworten
  2. Twitter ist kein wah­res Abbild der Gesellschaft, wahr­lich nicht. Ich hat­te auch den Eindruck, dass es vie­le Leute rich­tig freut, nach soviel spal­te­ri­schen Streitereien am Helfen bei exis­ten­zi­el­len Problemen teil­neh­men zu kön­nen. Mal wie­der Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft zei­gen, mensch­li­che Potenziale, die in der Ego-​Gesellschaft ver­nach­läs­sigt werden. 

    Die von mir skiz­zier­ten Ideen wären ja nichts, was Staaten bezah­len müss­ten. Das lie­ße sich doch ganz nor­mal pri­vat und gut kapi­ta­lis­tisch finan­zie­ren, sofern die Staaten /​herr­schen­den Kräfte koope­rie­ren, weil sie ein­se­hen, dass ihnen das was bringt! Es wäre das Geschäft der Politik, in die­se Richtung zu agieren.
    Statt des­sen wird hier über Windräder gestrit­ten – die natür­lich noch etwas mehr wer­den müs­sen, aber doch nie­mals ALLES leis­ten kön­nen, was an Energie gebraucht wird.

    Antworten
🫶 Freundlichkeit ist Revolution im Kleinen.

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