Demokratie ist in islamischen Ländern nicht gefragt.

HS230625

Horst Schulte

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Wenn über­haupt, habe ich bis­her über den Trup­pen­ab­zug aus Afgha­ni­stan wenig Wor­te ver­lo­ren. Mei­ne Mei­nung zu die­sem Vor­gang ist emo­tio­nal und über­aus zwiespältig. 

Einer­seits habe ich nicht ver­ges­sen, unter wel­chen Umstän­den die Alli­ier­ten die­sen Krieg vor zwan­zig Jah­ren begon­nen haben. Ande­rer­seits fand ich irri­tie­rend, dass der Trup­pen­ab­zug nicht viel frü­her erfolg­te, obwohl Al Kai­da und Tali­ban nach ver­hält­nis­mä­ßig kur­zer Zeit doch emp­find­lich getrof­fen waren. 

Die Suche nach Osa­ma bin Laden wird es hof­fent­lich nicht gewe­sen sein, das die Ver­ant­wort­li­chen dazu ver­an­lasst hat, im Land zu blei­ben. Und die­ser Auf­trag war im Jah­re 2011 auch erledigt.

Man­che glaub­ten, der Bevöl­ke­rung die­ser fun­da­men­tal-mus­li­mi­schen Nati­on die Demo­kra­tie leh­ren zu müs­sen. Die in jeder Hin­sicht kost­spie­li­gen Nach­tei­le ideo­lo­gi­scher Ver­stri­ckun­gen haben die Ame­ri­ka­ner und ihre Alli­ier­ten zuletzt hof­fent­lich begriffen. 

Die Medi­en bemän­gel­ten zu Recht, dass die USA und ihre Ver­bün­de­ten nie einen Aus­stiegs­plan ent­wi­ckelt hätten. 

Was auch immer die­ses Wort an tech­ni­schen und büro­kra­ti­schen Inhal­ten hät­te auf­wei­sen kön­nen, eigent­lich ging es von Beginn an nur um die poli­ti­schen Dimen­sio­nen eines recht­zei­ti­gen Aus­stie­ges. Der Streit über einen Rück­zug wur­de in Deutsch­land bereits zu Leb­zei­ten von Außen­mi­nis­ter Wes­ter­wel­le (FDP) geführt.

In den letz­ten Wochen gab es im TV eini­ge Bei­trä­ge zum Kom­plett­ab­zug der Alli­ier­ten aus Afgha­ni­stan. Die Men­schen spiel­ten dar­in eine Haupt­rol­le, die ihre Träu­me von einer plu­ra­lis­tisch und demo­kra­tisch gepräg­ten Hei­mat begra­ben müs­sen. Denn die gibt es natür­lich auch. Vor allem sind es jun­ge Men­schen, viel­leicht zual­ler­erst die jun­gen Frauen. 

Die Tali­ban erobern immer grö­ße­re Gebie­te des Lan­des in immer kür­zer Zeit. Es ist wohl nur eine Zeit­fra­ge bis die zar­ten Knos­pen einer Frei­heit nach west­li­chem Vor­bild von den mus­li­mi­schen Furi­en zer­tre­ten sind. 

Ich mag gar nicht dar­über nach­den­ken, was vor allem die Frau­en und Mäd­chen in die­sem Land erlei­den wer­den und wie vie­le Hoff­nun­gen bru­tal zer­stört werden. 

In deut­schen Medi­en (allen vor­an die BLÖD-Zei­tung) zeich­net man der­weil das Hor­ror­sze­na­ri­um, dass Mil­lio­nen von Afgha­nen nach Deutsch­land kom­men wol­len. Bei vie­len Deut­schen wird eine sol­che Ansa­ge die beab­sich­tig­te Wir­kung nicht ver­feh­len. Nicht nur bei AfD-Wäh­le­rIn­nen.

Kollaborateure in den Augen der Taliban

Es gab vie­le Afgha­nIn­nen, die deut­sche Stel­len in ihrem Land unter­stützt bzw. mit ihnen zusam­men­ge­ar­bei­tet haben. Dass die Bun­des­wehr und ande­re deut­sche Stel­len die Men­schen des­halb mit einem Visum für Deutsch­land aus­ge­stat­tet haben, fin­de ich richtig. 

Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass es sich dabei wirk­lich „nur“ um 2000 Men­schen gehan­delt hat. Von die­ser Zahl war in unse­ren Medi­en die Rede. Ich fin­de, die Bun­des­re­gie­rung hät­te das The­ma trans­pa­rent machen müssen. 

Statt­des­sen hat sie sich aber dar­um her­um­ge­drückt. Und zwar ver­mut­lich des­halb, weil es den rech­ten Schrei­häl­sen von AfD bis BLÖD wie­der viel Anlass für ihren Hass gebo­ten hät­te. Aber selbst in den Regie­rungs­par­tei­en sit­zen ja Leu­te, die ihre Krei­se in die­sen Zei­ten nicht zu so was gestört sehen möchten…

Das ist aber nur die eine Seite.

Attraktives Exportgut „Demokratie“

Heu­te lese ich im Spie­gel, dass wir Euro­pä­er in Tune­si­en in der Ver­ant­wor­tung ste­hen wür­den. Dort hat es einen Putsch gege­ben, die jun­ge Demo­kra­tie steht auf dem Spiel. 

Wenn ein Spie­gel-Redak­teur aber meint: „Euro­pa muss Tune­si­ens Demo­kra­tie ver­tei­di­gen“ fass’ ich mir ehr­lich gesagt an den Kopf. Hat der Mensch nicht ver­stan­den, dass es nicht die Auf­ga­be Deutsch­lands oder Euro­pas sein kann, die Demo­kra­tie anders­wo zu schüt­zen? Hat er nicht ver­stan­den, dass die Mehr­heit in isla­mi­schen Län­der nicht dazu in der Lage ist, demo­kra­ti­sche Spiel­re­geln zu ver­ste­hen und in den eige­nen Län­dern umzu­set­zen? Selbst für vie­le hier seit Jah­ren und Jahr­zehn­ten leben­den Mus­li­me gilt die Scha­ria und das Wort ihrer Ima­me mehr als die regio­na­len Geset­ze. So furcht­bar und schmerz­haft die­se Erkennt­nis für die Traum­tän­zer einer mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft auch sind, es sind die Tatsachen!

Was bil­den wir uns eigent­lich ein auf die­se deso­la­ten Staats­ge­bil­de, die eine immer kraft­lo­se­re Klam­mer namens EU nur noch müh­sam zusammenhält? 

Der so genann­te ara­bi­sche Früh­ling hat eine neue Demo­kra­tie gebo­ren. Wel­che Pro­ble­me es allein in Tune­si­en seit­dem dabei gab, durf­ten wir alle mit­er­le­ben. Und jetzt der Putsch. Die Demo­kra­tie war kaum zu spü­ren, jetzt wird sie viel­leicht begraben.

Das Argu­ment des Spie­gel-Redak­teurs ist immer­hin ehr­lich. Er hat die mit die­ser Ent­wick­lung ver­bun­de­ne Sor­ge, dass nun vie­le Flücht­lin­ge aus Tune­si­en nach Euro­pa kom­men. Nun, man­che soll­te den Leu­ten über alle zur Ver­fü­gung ste­hen­den Kanä­le klar­ma­chen, dass sie in Deutsch­land kei­ne Chan­ce auf Asyl haben. Die­se Vor­keh­run­gen wären effek­ti­ver als dar­auf zu ver­trau­en, dass die bis­he­ri­gen Ver­fah­rens­pro­zes­se dafür sorgen. 

Wir soll­ten ein­se­hen, dass Inter­ven­tio­nen in die­sen Län­dern nichts bewir­ken, son­dern oft nur zu einer Ver­schlim­me­rung der Lage füh­ren. Ich sage nur Liby­en. Selbst wenn kei­ne star­ken Par­ti­ku­lar-Inter­es­sen Euro­pa dar­an hin­dern wür­den, gemein­sa­me Aktio­nen zu beschlie­ßen, wir Euro­pä­er sind ein­fach schwach und beneh­men uns erbärmlich. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Afghanistan Demokratie Flüchtlinge Islam

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