Falsche Propheten und die deutsche Bürokratie

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Merz hat­te gut vor­ge­legt, indem er Laschets „Coup“ mit dem acht­köp­fi­gen Team für sei­nen Wahl­kampf in einem Inter­view mit den Stutt­gar­ter Nach­rich­ten vom Diens­tag im Prin­zip in die Erde stampf­te. Dabei ist er selbst Mit­glied. Er soll Wirt­schafts­mi­nis­ter werden.

Dass jetzt der stell­ver­tre­ten­de CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de, Andre­as Jung (guter Mann – ganz ohne Zwei­fel!), die Umwelt­be­lan­ge ver­tritt und nicht, wie es bei Lanz doch zu sein schien, die Mit­grün­de­rin der Kli­mauni­on und CDU-Vor­stands­mit­glied, Wieb­ke Win­ter, hat mich über­rascht. Auf den Fotos des Teams war Andre­as Jung zu sehen, Wieb­ke Win­ter aber nicht.

Viel­leicht habe ich da auch nur etwas falsch ver­stan­den. Dass Jung statt Win­ter nun im Wahl­kampf­team ist, hat hof­fent­lich nichts mit den reich­lich unver­schäm­ten Atta­cken des Mar­kus Lanz in sei­ner Sen­dung von Diens­tag zu tun?!

Der mög­li­che Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter, der Merz hei­ßen könn­te, will also von Kli­ma­schutz­maß­nah­men, die den Namen viel­leicht ver­dient haben, nichts wis­sen. Aber auch nicht von den Ali­bi­maß­nah­men, die die EU unter Füh­rung einer ande­ren CDU-Legen­de, namens Uschi von der Leyen. 

Merz hält den geplan­ten CO₂-Grenz­aus­gleich für die Abkehr von der Idee der Freihandelsabkommen. 

Merz sag­te am Diens­tag bei einer Ver­an­stal­tung des CDU-Wirt­schafts­rats, wenn es dazu kom­me, „dann ist das nicht nur das Ende der Frei­han­dels­po­li­tik, dann ist das der Beginn eines neu­en Welt­han­dels­kon­flikts, bei dem es nur Ver­lie­rer geben wird“. Die kom­men­de Regie­rung müs­se alles tun, „um die­sen Unsinn zu ver­hin­dern, der da in der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on – lei­der unter Füh­rung einer deut­schen Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin – geplant wird“.

Hef­ti­ger Kli­ma­streit in der Uni­on – Stutt­gar­ter Nachrichten

Dass Laschets Wahl­kampf­team Merz’ Aus­sa­ge ein­kas­sier­te, ist des­halb pikant, weil Merz schließ­lich Mit­glied eben­die­ses Teams ist. 

Im Inter­view wird erwähnt, dass Wieb­ke Win­ter Mit­glied von Laschets Wahl­kampf­team sei, zustän­dig für Kli­ma­schutz. Dass nicht sie auf dem heu­te ver­öf­fent­lich­ten Bild zu sehen ist, son­dern Andre­as Jung, fiel mir auf. Aber ich zie­he viel­leicht vor­ei­li­ge Schlüsse?

Der „Spie­gel“ hat her­aus­ge­fun­den (wie­der mit ganz gro­ßer Besetzung…Matthias Bartsch, Jür­gen Dah­l­kamp, Jörg Diehl, Mat­thi­as Gebau­er, Roman Leh­ber­ger und Wolf Wied­mann-Schmidt), dass unter den aus Kabul Geret­te­ten ein ver­ur­teil­ter Sexu­al­straf­tä­ter befand, den Deutsch­land in sein Hei­mat­land Afgha­ni­stan abge­scho­ben hat­te. Wie konn­te es nur dazu kom­men, frag­ten sich die klu­gen Jour­na­lis­ten vom „Spie­gel“, dass ein ver­ur­teil­ter Straf­tä­ter einem Schutz­su­chen­den vor­ge­zo­gen wur­de? Ach, der ist ein­fach durch­ge­rutscht! Das ist ein Skan­dal und wie­der einer von (ich habe auf­ge­hört zu zäh­len) hun­der­ten von Sarg­nä­geln, die unse­re (ach so kri­ti­sche) Pres­se immer im Schlepp­tau sol­cher Voka­beln wie Poli­tik­ver­sa­gen und der­glei­chen an die Bür­ge­rIn­nen die­ses Lan­des schickt.

Wochen­lang arbei­ten sich Jour­na­lis­ten, auch und vor allem beim „Spie­gel“ dar­an ab, wie schwer­fäl­lig deut­sche Tech­no­kra­ten und Büro­kra­ten sich bei den nöti­gen Eva­ku­ie­run­gen ange­stellt hät­ten. Jetzt empö­ren sie sich über das Cha­os, das trotz die­ser bekla­gens­wer­ten Schwer­fäl­lig­keit, ange­rich­tet wur­de. Also eben dar­über, dass die­ser Import von Kri­mi­nel­len nicht ver­mie­den wurde. 

Wie­der sind es die Behör­den, die Poli­ti­ker schuld. Ein Anflug von Selbst­zwei­feln ken­nen Jour­na­lis­ten nicht. Aber die­ses Ver­sa­gen macht nie­mand öffentlich!

Dabei beto­nen die Spie­gel-Jour­na­lis­ten, dass der Mann, nach­dem er nun sei­ne Rest­stra­fe in Deutsch­land abge­ses­sen habe, hier in unse­rem Land bleibt. Denn: „Ins Reich der Got­tes­krie­ger wird zu Recht nicht mehr abge­scho­ben.“ Mei­ne Mei­nung ist bekannt­lich eine ande­re. Aber wen juckts?

Die kras­ses­ten Feh­ler im Sys­tem sind nun Straf­tä­ter, die Deutsch­land ver­las­sen muss­ten, weil sie hier­zu­lan­de als Gefahr gal­ten, aber jetzt unter den Geret­te­ten sind. Wie vie­le es sind, ist umstrit­ten. Im Innen­mi­nis­te­ri­um war zunächst von vier Per­so­nen die Rede. Aus der Bun­des­po­li­zei, die am Flug­ha­fen Frank­furt die Per­so­na­li­en der Neu­an­kömm­lin­ge auf­nahm, hieß es dazu nur, »mehr«.

Abge­scho­be­ner Sexu­al­straf­tä­ter kam mit deut­scher Luft­brü­cke zurück – DER SPIEGEL

Als mit einer Bun­des­wehr­ma­schi­ne nur sie­ben Men­schen aus Kabul aus­ge­flo­gen wur­den, hieß es zunächst, dass eine Lis­te nicht vor­ge­le­gen habe, nach der die Eva­ku­ie­run­gen hät­ten vor­ge­nom­men wer­den sol­len. Was so viel hei­ßen soll­te, dass doch genug ande­re Men­schen am Flug­ha­fen gewe­sen sind, die mit die­sem Flie­ger hät­ten geret­tet wer­den kön­nen. Wäre also ein biss­chen Ord­nung, Büro­kra­tie also doch wün­schens­wert gewe­sen? Ent­schei­det euch mal, ihr Dumm­schwät­zer! Na, zum Glück, haben sie den Ver­bre­cher gefun­den. Der Arti­kel nährt den Zwei­fel, ob nicht noch mehr afgha­ni­sche Straf­tä­ter nach Deutsch­land eva­ku­iert wor­den sein könn­ten… Wer sich über die­se Infor­ma­tio­nen am meis­ten freu­en dürf­te, muss ich hier nicht erwähnen.

Die Pres­se in Deutsch­land schreibt unser Land in einer Art und Wei­se her­un­ter, die ich für unver­ant­wort­lich hal­te. Aber die­ses Ver­sa­gen der Medi­en wird von all den Groß­kop­fer­ten Jour­na­lis­ten, die uns stän­dig im Fern­se­hen erzäh­len, wie Schei­ße Deutsch­land ist, nicht ein­mal ange­spro­chen, viel weni­ger selbst­kri­tisch hinterfragt. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Der Wahl-O-Mat ist da klar

Schlagworte: Afghanistan Presse Regierung Wahlkampf

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6 Gedanken zu „Falsche Propheten und die deutsche Bürokratie“

  1. Ich will hier mal mei­nen per­sön­li­chen Ein­druck zum Bes­ten geben: DE hat einen Ruf als rei­ches Wohl­stands­land, als Land, in dem Struk­tu­ren und Insti­tu­tio­nen gut ver­wal­tet wer­den und ver­läss­lich funktionieren. 

    Die­sem Ruf wird das Land aber in vie­ler Hin­sicht nicht mehr gerecht bzw. es stimmt dann nur­mehr im Ver­gleich zu wesent­lich weni­ger ent­wi­ckel­ten ärme­ren Län­dern. Natür­lich geht es den Armen hier dank der Sozi­al­sys­te­me bes­ser als in vie­len ande­ren Län­dern, die sol­che Sys­te­me nicht haben – aber schon der Ver­gleich mit etli­chen „alten“ EU-Län­dern und zeigt, dass wir da gar nicht sooo toll da stehen. 

    Aber sei’s drum, auf­fäl­li­ger ist das Ver­wahr­lo­sen der Infra­struk­tur (Brü­cken, Straßen,„ewige“ Bau­stel­len, Schu­len & Schwimm­bä­der, Funk­lö­cher, schlech­tes Netz auf dem Land…), die über­bor­den­de Büro­kra­tie, die man­gels Digi­ta­li­sie­rung zu elen­den War­te­zei­ten und Ver­zö­ge­run­gen bei wich­ti­gen All­tags­er­for­der­nis­sen und extre­men Ver­län­ge­run­gen vie­ler klei­ner und gro­ßer Pro­jek­te führt. 

    Ekla­tant ist der Fach­kräf­te­man­gel an vie­len Stel­len, ins­be­son­de­re in der Ver­wal­tung, bei der Poli­zei, in der Pfle­ge und und und – natür­lich mit Aus­wir­kun­gen, die man als Bür­ger spürt! Dafür wird auf der ande­ren Sei­te wenig bis nichts getan, um die Arbeits­mi­gra­ti­on zu ver­bes­sern, auch gut inte­grier­te Asyl­be­wer­ber ein­zu­ge­mein­den und exter­ne Bil­dungs­kar­rie­ren und Abschlüs­se auch anzu­er­ken­nen. Was da teil­wei­se ver­langt wird, ist ein­fach unver­schämt! (Gegen gewis­se Anpas­sungs­/­Up­date-Kur­se hät­te ich nichts).

    Gra­de war ein Freund von mir wg. einer klei­nen Rou­ti­ne-Op in Kran­ken­haus: 1 Tag eine Woche zuvor, gefüllt mit Ver­wal­tungs­ab­wick­lung, For­mu­la­re ohne Ende, div. Gesprä­che an unter­schiedl. Stel­len, Erhe­bung Gesund­heits­stand (nix dage­gen, ist wich­tig!) – dann Woche drauf wie­der 2 Tage: war­ten, war­ten, war­ten… um dann doch nicht ope­riert zu wer­den, weil erst vor Ein­lei­tung der Nar­ko­se klar wur­de, dass der Blut­druck zu hoch ist (hät­te man an Tag 1 mal mit mes­sen können..).
    3 Tage.…! Er erholt sich gera­de von der kaf­ka­es­ken Erfahrung. 

    Du bist sau­er auf Jour­na­lis­ten, die Miss­stän­de anpran­gern. Nimm mal als Bei­spiel die 3‑teilige Doku „Deutsch­land, das kannst du bes­ser“ vom ZDF; Glaubst du, was da berich­tet wird, ist erfun­den oder bös­wil­lig unterstellt? 

    Es ist ja auch so, dass wir von Natur aus schlech­ten Nach­rich­ten mehr Auf­merk­sam­keit geben als guten, sehr viel mehr! Wegen dei­ner fort­dau­ern­den Kla­gen hab ich recher­chiert, was es so an guten Nach­rich­ten gibt – die Medi­en haben sich durch­aus bemüht, dafür extra For­ma­te aus dem Boden zu stampfen.
    Kannst ja mal die Lis­te abklap­pern, die ich gefun­den habe:

    https://​www​.bes​se​re​welt​.info/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​p​o​r​t​a​l​e​/​g​u​t​e​-​n​a​c​h​r​i​c​h​ten

    Eini­ge For­ma­te bekann­ter Medi­en sind glatt wie­der ein­ge­schla­fen, ver­mut­lich wegen zu wenig Aufmerksamkeit.
    In der DDR hat­ten sie stän­dig gute Nach­rich­ten (Betriebs­kol­lek­tiv x hat den Plan über­erfüllt, die­ses und jenes wur­de geleis­tet, fer­tig gestellt etc., Poli­ti­ker X mach­te Freund­schafts­be­such…). Das hat nie­man­den inter­es­siert, erzäh­len mir Men­schen mit Ostvergangenheit. 

    Soweit für jetzt – ist ja glatt Diary-Beitragslänge.… 🙂

  2. Gerhard 246 4. September 2021 um 13:35

    Es ist ja auch so, dass wir von Natur aus schlech­ten Nach­rich­ten mehr Auf­merk­sam­keit geben als guten, sehr viel mehr!

    Das stimmt schon lan­ge, Claudia.
    Wie­so gibt es eigent­lich nicht von ört­li­chen Zei­tun­gen sol­che Mel­dun­gen? Ver­mut­lich ein­fach, weil man dort vor­ge­fer­tig­te News der Agen­tu­ren ein­bin­det, anstatt in eige­nem Umkreis und mit viel Auf­wand zu recherchieren? !

  3. Gerhard 246 5. September 2021 um 15:23

    Das ist ja auch mei­ne Ahnung. Da sickert wohl eini­ges all­mäh­lich auf deren Seite.

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