Der Krieg der Temperaturen

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 8 Kommentare

107

12 Min.

Standardbild

Wenn die Temperaturen rich­tig hoch­ge­hen, es also so rich­tig heiß wird, dre­hen man­che Menschen schnel­ler durch. Ist das empi­risch zu bele­gen? Nehmen wir an, es stimmt. Meine Beobachtungen bei Twitter las­sen Spielraum für die­se Annahme. Dies lässt in die­sen Krisenzeiten nichts Gutes erah­nen. Und es könn­te noch schril­ler werden.

Zwar sagt der Meteorologe Kachelmann, dass die von Terli, ZDF – eben­falls Meteorologe, wahr­ge­sag­ten Temperaturen von bis zu 43 Grad nicht ein­tre­ten (Kachelmann drück­te es bei Twitter viel­leicht etwas weni­ger sach­lich aus), aber die Schwüle und die zu erwar­ten­den Temperaturen von um die 35 Grad wer­den wohl aus­rei­chen, um man­che Sicherung durch­bren­nen zu lassen.

▸ Ganz schön warm 

Ich betrach­te die Wetterereignisse im Gegensatz zu gewis­sen Twitter-Enthusiasten als Beweis für den Klimawandel. Es ist so läs­sig, wenn Klimaleugner behaup­ten, dass es nun mal zum Sommer gehö­re, dass die Temperaturen schon mal etwas höher werden.

Sie müs­sen weg­ge­schaut haben, als vor unge­fähr einem Jahr das Unglück über vie­le Menschen im Westen unse­res Landes her­ein­brach. Die Aussage: «So ein Unglück gabs noch nie» wäre ja falsch. Die letz­ten Flutkatastrophen an der Ahr in ähn­li­chen Ausmaßen gab es 1804 und 1910. Hoffen wir also, dass es ein Jahrhundertereignis war. Meine Beobachtungen von Wetterereignissen rei­chen nicht aus, um die­se Menschen zu über­zeu­gen. Ich erin­ne­re mich nur nicht dar­an, dass ich hier bei uns im Sommer Tornados erlebt hät­te. Jetzt gibt es sie und die Ereignisse in Nachbarländern und ins­be­son­de­re die Brände in Südeuropa (s. Brandenburg) legen nahe, dass der Einfluss der Klimaveränderungen statt­fin­det. Das Austrocknen der Ackerböden vor allem in Ostdeutschland kann doch wirk­lich nie­mand übersehen.

Dass man­che Aktivisten inzwi­schen ihre Verbundenheit mit Asphalt und Beton auf ihre ganz spe­zi­el­le Weise aus­drü­cken, kann man kri­tisch sehen. Ich erken­ne dar­in aber auch einen Akt der puren Verzweiflung und möch­te den­noch hin­zu­fü­gen, dass ich die­se Demonstrationen für falsch und auch gefähr­lich hal­te. Sie zei­gen näm­lich, dass sich eine ver­zwei­fel­te Minderheit in unse­rem Land lei­der radikalisiert.

▸ Internationales Problembewusstsein

Andererseits fra­ge ich mich, wel­che Spielräume die Menschheit in einem Szenarium hat, das nicht ein­mal über­all gleich bedroh­lich ein­ge­schätzt wird. Ich unter­stel­le zum Beispiel, dass es nicht vie­le Menschen in Afrika gibt, die, obwohl sie viel stär­ker als wir exis­ten­zi­ell von den Klimaveränderungen bedroht sind, ein Bewusstsein dafür ent­wi­ckeln, was sich glo­bal ver­än­dern muss. Wer so viel Mühe mit der Sicherheit der eige­nen Existenz und der sei­ner Familie hat, setzt ver­mut­lich ande­re Schwerpunkte als unse­re in Teilen wohl­stands­ver­wahr­los­te Jugend. 

Andererseits gibt es die Bewegungen wie FFF, die vie­le Anhänger unter so genann­ten Erwachsenen haben. Sie zei­gen ein zum Teil extre­mes Bewusstsein für die Bedrohungslage und sie sind zum Teil inter­na­tio­nal gut ver­netzt. Dennoch kon­zen­trie­ren sich alle Aktivitäten im Wesentlichen auf Deutschland. Man spart nicht mit Vorwürfen gegen die Politik und gegen die Wirtschaft. Nicht zu ver­ges­sen, gegen uns Alte, die die Zukunft der jun­gen Generation zunich­te­ge­macht hät­ten. Das hören wir Alten natür­lich gern. 

So mobi­li­siert man die Massen!

▸ Mangelnder Wille?

Wir sehen, dass die glo­ba­len Organisationen wie UN und ein­schlä­gi­gen NGO’s zu wenig bewe­gen. Jedenfalls behaup­ten das die Aktivisten unun­ter­bro­chen. Wenn wir uns die Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel anse­hen, ist das auch nicht zu wider­le­gen. Dass es in man­chen Ländern bes­ser läuft als in ande­ren, hat viel­leicht nicht nur mit dem man­geln­den Willen DER POLITIK zu tun, son­dern bei­spiels­wei­se mit der Größe des jewei­li­gen Landes. Dass selbst in Ländern, in denen es im Vergleich gut gemacht wor­den ist, intern Debatten über einen man­gel­haf­ten Fortschritt gibt, ist viel­leicht ein Merkmal der schwie­ri­gen Situation, in der wir uns befinden. 

Wir kom­men mit dem Klimaschutz nicht vor­an, wenn es immer nur zeit­lich und regio­nal begrenz­te Fortschritte gibt. Aber was soll die (für all das ver­ant­wort­li­che) Politik machen, wenn sich unter ande­rem die geo­po­li­ti­sche Lage (mög­li­cher­wei­se mit Ansage) ver­än­dert oder ein­fa­che Kosten-Nutzen-Rechnungen ande­re Schlüsse nahelegen?

▸ Nicht alle nach einer Pfeife

Der Widerstand, der der Führung der Grünen in die­sen Zeiten ent­ge­gen­schlägt, besteht nicht nur aus Menschen oder Interessengruppen, die rein mone­tä­re Motive haben. Aus der grü­nen Partei her­aus, ent­steht ein Widerstand, der nicht ein­mal nur dog­ma­ti­scher Natur ist. Der Vorsitzende des Heimatkreises, aus dem Robert Habeck stammt, hat sein Amt aus Protest nie­der­ge­legt. Aber nicht etwa, weil die ener­ge­ti­sche Revolution nicht gut vor­an­kommt oder weil Habeck mit irgend­wel­chen Scheichs über das so drin­gend gebrauch­te Gas ver­han­delt hat. 

Nein, er ist zurück­ge­tre­ten, weil die Menge an zusätz­li­chen Windrädern ein Signal gegen den Artenschutz dar­stel­len wür­de. Windräder schred­dern Vögel. Den Bayern pas­sen die seit Jahren gebrauch­ten Stromtrassen nicht in ihr Bild vom weiß-blau­en Bayernländle und wol­len die­se des­halb für wahn­sin­nig viel Geld in die Erde ver­bud­deln. Dennoch gibts Einsprüche und Klagen en mas­se. Tragischerweise von Naturschützern, die wohl den Grünen nahe­ste­hen wer­den. So kom­men wir nicht voran!

Als ob Habeck und Baerbock nicht schon genü­gend poli­ti­sche Widersacher hät­ten, sie wer­den inner­halb der eige­nen Partei ange­grif­fen. Vor allem des­halb, weil bei­de sich ihrer Verantwortung in den Niederungen der Realpolitik stel­len und sich nicht mit dürf­ti­gen und unglaub­wür­di­gen Allgemeinplätzen Luft verschaffen!

▸ Twitter soll­te nicht das Forum sein

Wenn man sich die Reaktionen bei Twitter rein­zieht oder zum Teil auch Kommentare der gro­ßen Medien (von den Leserkommentaren dar­un­ter ganz zu schwei­gen), erkennt man die Zerrissenheit, aber schlim­mer noch, eine Brutalität, in der die unter­schied­li­chen Standpunkte vor­ge­tra­gen wer­den, dass ein fried­li­cher Bürger es schon mit der Angst zu tun bekom­men kann.

Das Schlimmste an all­dem ist, dass wir nicht wirk­lich beur­tei­len kön­nen, ob die Maßnahmen der Regierung (Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien) einen Anteil an der glo­ba­len Lösung die­ses noch immer unter­schätz­ten Problems haben. Ich glau­be näm­lich längst nicht mehr alles, was uns Wissenschaftler erzäh­len. Meine Skepsis hat sich mit unse­ren leid­vol­len Erfahrungen wäh­rend der Coronazeit entwickelt. 

▸ Wissenschaftlicher Konsens?

Welche Wirkung geht davon aus, wenn ein Teil der Wissenschaft eine Behauptung auf­stellt und ein ande­rer, die durch­ge­führ­ten Maßnahmen gewis­ser­ma­ßen ad absur­dum führt? Bei Corona war das so. Zuletzt soll­ten die Gaseinfuhren aus Russland ein­ge­stellt wer­den, damit Putins Krieg schnel­ler endet. Wissenschaftler hat­ten berech­net, dass ein sofor­ti­ges Gasembargo ohne grö­ße­re wirt­schaft­li­che Folgen sofort erfol­gen kön­ne. Das war vor weni­gen Monaten. Heute leben wir in einer ande­ren Welt. 

Wo haben sich die Wissenschaftler und Politiker ver­steckt, die uns weis­ma­chen woll­ten, dass der kom­plet­te Verzicht auf rus­si­sches Gas ohne grö­ße­re Verwerfungen statt­fin­den kön­ne? Herr Röttgen, einer der lau­tes­ten Embargo-Befürworter, sagt bei­spiels­wei­se bei Twitter dazu: 

Das ist doo­fes Oppositionspolitiker-Gebrabbel. Wenn er fair wäre, was Röttgen nie war, müss­te er ein­räu­men, dass das Fiasko, das nun zu befürch­ten steht, schon viel frü­her ein­ge­tre­ten wäre, wäre die Regierung sei­nen Empfehlungen vom März die­ses Jahres gefolgt. 

▸ Röttgen und «sein» Gasembargo

Mit «Hebel» meint Röttgen die vage Annahme, dass Putins Kassen nicht wei­ter gefüllt wor­den wären, hät­ten wir das Embargo wirk­lich zu die­sem Zeitpunkt ver­hängt. Genauer drückt sich ein Politiker wie er lei­der nie aus. Röttgen schwa­felt auf dem glei­chen Niveau wie sein CSU – Kollege Dobrindt:

▸ Deutsche Führungskräfte

Merkel war wohl gut bera­ten, als sie Röttgen damals den Stuhl vor die Tür setz­te. Und was Dobrindt als Verkehrsminister «geleis­tet» hat, bedarf hier kei­ner wei­te­ren Kommentierung. Ich sage nur PKW-Maut.

CSU-Dobrindt ver­dan­ken wir Begriffe wie «Anti-Abschiebe-Industrie» und auch dieses:

Während des VW-Abgasskandals griff Dobrindt per­sön­lich ein, um eine Musterfeststellungsklage für Verbraucher zu blo­ckie­ren. In einem Papier für den Rechtsausschuss des Bundestages, wel­ches zwi­schen Justiz‑, Finanz‑, Umwelt- und Verkehrsministerium schon weit­ge­hend abge­stimmt war, strich er im Dezember 2015 den Passus zur deut­schen Variante der Sammelklage ersatz­los. Damit mach­te er eine Sammelklage gegen VW in Deutschland unmöglich

Quelle

Wir wer­den die Klimaerwärmung nicht stop­pen.

Die gerin­gen Fortschritte sind nicht nur dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass es zu vie­le Politiker gibt, die immer noch nicht kon­se­quent im Sinne einer Natur han­deln, die unser Leben auf der Erde über­haupt ermög­licht, son­dern im Interesse der Mächtigen. 

Wohl kaum. Bei einer der­art gewach­se­nen Welt-Bevölkerung geht es natür­lich dar­um, ein men­schen­wür­di­ges (sic?) Auskommen zu sichern. Ob das mit so unklar defi­nier­ten Vorstellungen von Umweltschützern zusammengeht? 

800 Millionen Menschen hun­gern welt­weit. Die vie­len Konflikte auf die­ser Welt sind ein Grund dafür, ein ande­rer sind die Klimaveränderungen. Weltweit befin­den sich fast 90 Mio. Menschen auf der Flucht. 

▸ Riesige Kosten

Wer trotz der Abstumpfung, die uns alle ange­sichts des Unglücks auf der Welt beschlei­chen könn­te, auf die Ausstattung der rie­si­gen Flüchtlingslager auf die­ser Erde schaut, müss­te Notwendigkeiten erken­nen und dafür kämp­fen. Stattdessen aber ist es den Staaten mög­lich, ihre Zuwendungen für den UNHCR immer wei­ter zu redu­zie­ren. Im letz­ten Jahr hat Deutschland den UNHCR mit fast einer hal­ben Milliarde Dollar unter­stützt. Der immer noch mit gro­ßem Abstand größ­te Geldgeber sind die USA mit fast zwei Milliarden Dollar. Die Russen gaben 2021 zwei Millionen Dollar.

Die USA, die EU gefolgt von Deutschland sind kon­stant die größ­ten Geldgeber des UNHCR über Jahre gewe­sen. Rechnet man die Leistungen pro Kopf um, geben Länder wie Norwegen, Schweden oder Dänemark und vie­le ande­re mehr. Im Jahr 2018 war Deutschland nach den USA der zweit­größ­te Geldgeber des UNHCR. 

Die G7 (Ende Juni 2022) wol­len 4,5 Milliarden Dollar für den Kampf gegen den Hunger geben. Im Jahr 2017 wur­de geschrie­ben, dass mit 4 Milliarden Dollar der Hunger in Teilen Afrikas für ca. 20 Millionen Menschen besiegt wer­den könn­te. Als die damals am stärks­ten betrof­fe­ne Region galt der Jemen, der von einem Bürgerkrieg geschüt­telt war. 

▸ Hunger und Klima

In die­sem Jahr war Afghanistan das Land, das drin­gend Hilfe gegen den Hunger benö­tigt hat. Ein Betrag von 4,5 Milliarden wur­de genannt. Das war der größ­te huma­ni­tä­re Spendenaufruf, den die UN für ein Land je mach­te. Nach UN-Angaben waren 4,7 Millionen von Unterernährung betrof­fen, davon 3,9 Millionen Kinder. Die bedrü­cken­den Szenarien in Afghanistan ste­hen nach dem Rückzug der Alliierten im Fokus. Der Militäreinsatz hat Milliarden an Kosten ver­ur­sacht. Afghanistan ist ein furcht­bar armes Land, des­sen Bevölkerung wäh­rend der Besatzungszeit auch unter Hunger gelit­ten hat­te. Jetzt schaut kaum noch jemand dorthin. 

20 % des Gesamtbedarfs der UN an finan­zi­el­len Hilfen wer­den durch die ver­ein­bar­ten Leistungen gedeckt (es han­del­te sich damals um drei Milliarden Dollar). Nötig waren damals 15 Milliarden. Die rest­li­chen 80 % muss die UN Jahr für Jahr von den 193 Mitgliedsstaaten buch­stäb­lich erbetteln. 

Auch der Kampf gegen den Hunger ist letzt­lich eine Frage der Prioritäten. Ebenso natür­lich wie der Kampf gegen die Klimaerwärmung. Wiegt man die Szenarien und zur Verfügung ste­hen­den Beträge gegen­ein­an­der ab, so wür­den die meis­ten Menschen ver­mut­lich dafür plä­die­ren, zuerst ein­mal den 800 Millionen Menschen zu hel­fen und sie nicht sich selbst überlassen. 

Die Kosten belie­fen sich auf 160 Milliarden Dollar, wenn man die 4 Milliarden für 20 Millionen Menschen von 2017 zugrun­de­le­gen wür­de. Ob in einem sol­chen Fall nicht auch davon aus­zu­ge­hen wäre, dass womög­lich deut­lich weni­ger Geld benö­tigt wür­de, liegt an mei­ner Milchmädchenrechnung. Schließlich gibt es auch in einem solch gigan­tisch und teu­ren Projekt Synergieeffekte in eini­gem Umfang. Die benö­tig­te gigan­ti­sche Geldmenge wäre dem­nach geringer. 

Die EU-Kommission möch­te auch gewal­ti­ge Geldmengen dafür ein­set­zen, die Klimaerwärmung auf­zu­hal­ten.

Der EU bis 2050 zu einer kli­ma­neu­tra­len Wirtschaft zu ver­hel­fen, erfor­dert mas­si­ve Investitionen in sau­be­re Energietechnologien. Um ein Emissionsreduktionsziel von 40 Prozent bis 2030 zu errei­chen, sind nach Schätzungen der Europäischen Kommission 260 Milliarden Euro an zusätz­li­chen jähr­li­chen Investitionen not­wen­dig. LINK

Klimaschutz: Europas Eine-Billion-Euro-Plan | Aktuelles | Europäisches Parlament

Das Gute ist also, dass sich Politik durch­aus bewusst ist, wel­che Prioritäten die Menschheit hat. Jedenfalls spre­chen die ein­ge­plan­ten gewal­ti­gen Geldmittel dafür. 

▸ Monitoring mit natio­na­ler Haftung auf inter­na­tio­na­ler Ebene 

Was fehlt, ist ein gutes und trans­pa­ren­tes Monitoring hin­sicht­lich der Umsetzung und der Fortschritte aller Detailmaßnahmen. Ein sol­ches System muss eben­so auf inter­na­tio­na­ler und natio­na­ler Ebene eta­bliert bzw. durch­ge­setzt wer­den. Dass es anders nicht funk­tio­niert, zei­gen die ver­schie­de­nen (lei­der gegen­läu­fi­gen, aber not­wen­di­gen) Maßnahmen, die seit dem Koalitionsvertrag der Ampel not­wen­dig gewor­den sind.

Ein gutes Monitoring ersetzt zwar nicht den poli­ti­schen Willen und den Druck auf die Verantwortlichen. Aber die Kommunikation wür­de anhand eines sol­chen Instruments erheb­lich leich­ter und vor allem trans­pa­ren­ter. Die Frage ist, ob sich die Nationalstaaten dar­auf ein­las­sen oder ob sie es vor­zie­hen, wei­ter im Ungefähren zu blei­ben, bei gro­ßen Treffen Fortschritte ver­kün­den, die einer Prüfung nicht stand­hal­ten und sich dem­nach hin­sicht­lich tat­säch­li­cher Maßnahmen wei­ter bedeckt halten.

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


8 Gedanken zu „Der Krieg der Temperaturen“

  1. Ich nei­ge so lang­sam zu der Überzeugung, dass wir Menschen inzwi­schen dabei sind, das Ende unse­rer Art ein­zu­lei­ten. Du schil­derst ja eben gera­de die wesent­li­chen Ursachen dafür. Ich wür­de mal schät­zen, dass viel­leicht 15 bis 25 Prozent aller Menschen welt­weit ein eini­ger­ma­ßen kla­res Bewusstsein der Lage haben. Ein ziem­lich gro­ßer Teil hat tat­säch­lich Probleme, die indi­vi­du­ell bzw. lokal viel näher lie­gen (Hunger, Not, jah­re­lan­ge Ernteausfälle usw.), ein wei­te­rer Teil inter­es­siert sich nicht dafür und auch von den 15 bis 25 Prozent hat sich ein guter Teil auf gefäl­li­ge Verdrängungsmechanismen ver­legt und igno­riert oder leug­net die Probleme ein­fach weg.

    Letztere wer­den in spä­tes­tens rund drei Jahren dafür sor­gen, dass wir eine (Merz-) Regierung bekom­men, die den Klimawandel (dann wir­kungs­voll) regie­rungs­amt­lich mar­gi­na­li­sie­ren wird. Das tun sie ja jetzt schon, tat­kräf­tig von den rech­ten «Leitmedien» des Springerverlags und ande­ren Wissenschafts- und Faktenleugnern unterstützt.

    Mir schwant da so lang­sam ein Bild, dass wir am Ende einer schö­nen Kreuzfahrt ange­kom­men sind: Die Flaschen sind leer, die Köpfe voll, ein Gewittersturm zieht auf und die Kapelle stimmt ein letz­tes Lied an. Noch ist der Hafen nicht in Sicht, aber das Schiff hat schon mäch­tig Schlagseite. Und den Hafen haben wir so lan­ge ver­nach­läs­sigt, dass wir ihn kaum noch wer­den anlau­fen können…

    Wäre das ein schlim­mer Gedanke, wenn ich der Menschheit – zumin­dest in eini­ger­ma­ßen zivi­li­sier­ter Daseinsweise – noch viel­leicht 150 bis 200 Jahre gebe? 

  2. Der Hochmut, den Homo Sapiens auf­grund sei­nes hyper­tro­phier­ten Gehirns pflegt, ist jeden­falls eine Illusion. Trotz allem Wissen um die gro­ßen Probleme hat das wenig Folgen für das indi­vi­du­el­le Handeln – ein Schwachpunkt der Demokratien, denn akti­ons­be­rei­te Politiker müs­sen fürch­ten, ein­fach abge­wählt zu wer­den. (Den Autokratien gehts nicht bes­ser, weil die jewei­lig Herrschenden sich auch wenig fürs Allgemeinwohl interessieren). 

    Die indi­vi­du­el­le Freiheit, nach Belieben Ressourcen zu ver­brau­chen, ist bei vie­len der obers­te Wert – und ins­ge­samt ergibt sich dann ein Bild, das uns nicht bes­ser aus­se­hen lässt als ande­re Tiere: Ausbreitung um jeden Preis, Ressourcenverbrauch bis zum Ende, Kampf gegen Konkurrenz – und dann der öko­lo­gi­sche Rückschlag, der die jewei­li­ge Art gewal­tig reduziert. 

    Zu den Temperaturen: Das war mal wie­der typisch, wie gefühlt die gesam­te Presse über 42 Grad in DE an die Wand gemalt hat! Dabei war das nur eines von meh­re­ren Wettermodellen.… aber Panikmache ist halt so lukrativ! 

  3. Noch mal zu einem Themenaspekt, den du im Beitrag auf­greifst (und auch schon öfter in frü­he­ren Beiträgen):

    Twitter!

    Ich wünsch­te mir eine ganz gro­ße «kon­zer­tier­te Aktion», die dazu führt, dass die gesam­te Politik und mög­lichst ganz vie­le Prominente sich von Twitter ver­ab­schie­den mit der Feststellung, dass es kei­ne Plattform für den Austausch wich­ti­ger Informationen ist und genau­so­we­nig eine geeig­ne­te Plattform für frucht­ba­re (sinn­be­haf­te­te) Diskussionen.

    Ich sehe das inzwi­schen auch so, dass die­se soge­nann­ten «Sozialen Medien» ursäch­lich sind für all die täg­li­chen absur­den Eskalationen zu jedem erdenk­li­chen Thema.

    Es ist etwas grund­falsch an dem Prinzip, dass man mit nahe­zu jeg­li­chem Plattform-Müll dank der Werbefinanzierung Millionen und Milliarden schef­feln kann.

    Den Betreibern ist es nach­voll­zieh­ba­rer­wei­se völ­lig egal, was auf ihren und durch ihre Plattformen geschieht bis hin zu Mord und Totschlag, was ein­zig zählt ist die Kohle, die man mit dem Geschäftsmodell ein­fah­ren kann.

    Inzwischen sehe ich es so, dass die­se Geschäftsmodelle grund­sätz­lich unter­bun­den gehö­ren, sie nut­zen einer win­zi­gen Handvoll Individuen und rich­ten im gesam­ten Rest der Gesellschaften rie­si­gen Schaden an.

    Was spricht eigent­lich gegen Geschäftsmodelle, wo die Nutzer mit Mitglieds-Beiträgen die Plattform finanzieren?

    Ok, ich weiß, mit einem sol­chen Modell wäre Stuss wie Twitter oder noch viel grö­ße­rer Stuss wie «Tiktok» nicht mög­lich. Aber die Welt wäre ohne die­sen Stuss ein viel bes­se­rer Ort… 

  4. Zu Broder fällt mir nur ein: Es tut mir sehr leid um den armen Hund, der die­se täg­li­chen Nach-Tagesschaugespräche ertra­gen muss. (Man soll­te das dem Tierschutz melden…)

    Aber dass der Hund sein Herrchen noch nicht ange­grif­fen hat, zeugt davon, dass er den Quatsch durch­schaut, den er sich jeden Abend anhö­ren muss. Er wird sich fra­gen, war­um eigent­lich sein Herrchen die Kacke, die die­ser in den «Hundegesprächen» abson­dert, nicht auch in schwar­zen Plastiktütchen ent­sor­gen muss.

    Und, by the way, ich glau­be tat­säch­lich, dass Broder nicht all­zu­viel mehr Reichweite erzielt als bis zu sei­nem Hund. Ich den­ke, die­se Meinungsblasen wer­den auf­grund ihrer schein­bar hohen Followerzahlen gehö­rig überschätzt. 

Mehr lesen aus dieser Kategorie

Bluesky, X und die Abgründe der Echokammern
soziale netzwerke demokratie

Gesellschaft, Medien

Bluesky, X und die Abgründe der Echokammern

Beschissen, betro­gen, verarscht
Düstere Zukunft

Gesellschaft, Politik

Beschissen, betro­gen, verarscht

📚 Gedanken teilen heißt gemeinsam wachsen.