Ich bin nicht viel in Großstädten unterwegs. Höchstens dann, wenn ich Fachärzte besuche oder – was ich lieber tue – aus kulturellen Gründen eine Ausnahme mache.
Zum Einkaufen ist die Großstadt jedenfalls nicht mehr nötig.
Die aufwandsreduzierte, modernere Version zum früher üblichen zweimal jährlichen Einkaufsbesuch in Köln (Frühjahr, Herbst) mit Mama, Papa und Schwester (per Bahn übrigens) besteht in den letzten Jahrzehnten in willkürlichen Einkaufstrips im Einkaufszentrum in Köln-Weiden (immer mit dem Auto). Das liegt im Westen Kölns und ist für uns bequem (30 km) erreichbar.
Nostalgie
Nostalgische Gefühle spielen mir, je länger etwas zurückliegt, gern mal einen Streich. Nicht die Wartezeiten am Bahnsteig, die Hetze, rechtzeitig am Zug zu sein, dominiert meine Erinnerung an die alten Einkaufstouren. Es sind die großen Warenhäuser auf Schildergasse und Hohe Straße in Köln. Karstadt, Kaufhof, Hertie mit ihren riesigen Angeboten. Die großen Namen gab es, manchmal sogar mehrere Filialen in einer Stadt. Das waren die 60-er Jahre.
Ich erinnere mich gut an den Geruch, der einem schon in der Nähe der großen Eingänge zu diesen Kaufhäusern erreichte. Vor allem ein bestimmter Duft ist mir in Erinnerung. Brötchen mit Bockwurst und Senf. Ich fand, danach rochen diese Eingänge. Das klingt vielleicht für manchen seltsam. Mir gefällt die Erinnerung.
Fachhandel oder Online
Das Einkaufen selbst war schon damals nicht mein Ding. Wahrscheinlich bin ich deshalb ein überzeugter Nutzer von Amazon. Soweit es die benötigten Produkte in Reichweite, soll heißen: im Ort, gibt, kaufen wir gerne im Fachhandel. Fernsehgeräte, Stereoanlage, Espresso-Maschine.
Solche Dinge kann man Online kaufen. Ich drehe den Spieß herum und orientiere mich bezüglich der Preise. Gekauft werden solche Produkte allerdings im Facheinzelhandel vor Ort.
Leider hat sich die Zahl der Bekleidungsgeschäfte hier im Ort massiv verringert. Für Schuhe fahren wir mittlerweile nach Bergheim, weil die letzte Filiale in unserem Städtchen geschlossen wurde.
Auch kleinere Innenstädte sehen mitunter schlimm aus. Das ist in unserem Städtchen Gott sei Dank nicht so. Ob das so bleibt, ist nicht abgemacht. Mich schockt immer wieder, wenn wir die Innenstädte von Bergheim oder Grevenbroich besuchen, so viele Ladenlokale sind geschlossen.
Auf Amazon verzichten?
Vor Jahren hatte ich einmal eine kurze Sinnkrise. Ich war sauer auf Amazon und habe damals ach so konsequenterweise meinen Account komplett gelöscht, um mich einige Monate später dort wieder anzumelden. Man kann sagen, ich bin seit 2006 Amazon-Kunde, seit einigen Jahren nutze ich Amazon-Prime. Dafür werden die Preise jetzt schon wieder erhöht, und zwar ziemlich happig.
Peek und Cloppenburg
Dieser Tage las ich, dass Peek und Cloppenburg Insolvenz angemeldet hat. Man wird versuchen, das Unternehmen in eigener Regie mithilfe eines spezialisierten Rechtsanwaltes zu retten. 6800 Menschen sind betroffen. Es ist zu wünschen, dass der damit einhergehende Schaden in Grenzen zu halten ist.
Erst vor kurzer Zeit hat die Firma hier in einem unserer Gewerbegebiete ein großes Logistikzentrum in Betrieb genommen. Soweit ich weiß, wird das überwiegend für den Online-Handel gebracht.
Ich las, dass die Probleme des Unternehmens auch damit zu tun haben, dass die Kosten für den Online-Handel die geplanten Dimensionen gesprengt hätten. Dafür ist wohl insbesondere die im Versandhandel übliche Retourenproblematik verantwortlich.
Retourenrecht / -Kosten
Ich finde, jeder kann sich mal bei einem Kauf hinsichtlich der Größe irren. Oder die Hose fällt so eng aus, dass man überrascht ist, dass sie nicht passt, obwohl die Größe eigentlich passen müsste. Ich glaube, in den ganzen Jahren habe ich ein-, zweimal etwas retourniert.
Manche Leute bestellen Kleidungsstücke oder Schuhe gleich in mehreren Größen und lassen die, die nicht passen, retour gehen. Das halte ich für eine Sauerei, die auch ein Schlaglicht auf das miese Umweltbewusstsein vieler (gerade auch junger) Leute wirft.
Früher gab es auch Umtauschaktionen. Gerade zwischen Weihnachten und Neujahr waren die Innenstädte völlig überfüllt, weil viele ihr Geldgeschenk quasi in etwas Echtes umtauschen oder das ungeliebte Geschenk umtauschen wollten. Aber mit den heutigen Maßstäben ist das nicht mehr zu erfassen.
Wettbewerb
Wenn du im Wettbewerb stehst, wirst du die Regeln für Retouren nicht einfach abändern können. Sonst verlierst du an Boden gegenüber der Konkurrenz. Auf die Einsicht des Verbrauchers darf man auch nicht setzen.
Immerhin arbeitet der größte Versender, Amazon, an Lösungen. Ich empfinde es als gut, dass deren Logistik es inzwischen oft hinbekommt, bestellte Produkt in einer Lieferung zusammenzufassen. Das war früher anders.
Man bekam, wenn man mehrere Artikel bestellt hatte, mehrfach am Tag Besuch von unterschiedlichen Auslieferdiensten. Unabhängig davon kann jeder sehen, wie all die verschiedenen Lieferdienste vor allem in den größeren Städtchen die Straßen füllen.
Bessere Warenverteilung, keine Retouren
Dass diese Art der Warenverteilung nicht zu unseren Klimaambitionen passt, merkt jeder selbst. Andererseits ist es auch Unsinn, wenn jeder mit seinem eigenen Pkw in die Stadt fährt, um dort irgendwas einzukaufen. Am besten wäre es, wenn wir unsere Bestellungen beim Versender nach sinnvollen Kriterien zusammenfassen, eine Weile warten und uns den Einkauf gut überlegen. Wünschenswert wäre das auch, damit Retouren weitestgehend überflüssig werden.
Wahrscheinlich lassen sich die negativen Erscheinungen nur vermeiden, wenn die Menschen einfach nur weniger konsumieren würden. Aber wem sage ich das? Es gibt trotz aller Evidenz (Antarktis etc.) einfach keine Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern.
Lustig mit dem Geruch. Ich glaube, ich kenne den. Einige Karstadt-Filialen haben in Hamburg einen kleinen Imbiss nur mit Tresen angegliedert im Eingangsbereich von außen zugänglich. Da riecht es dann auch im Laden leicht danach.
Dass Amazon Bestellung zusammenfasst, finde ich natürlich auch gut. Leider kommen aber manchmal hier auch 3 Pakete aus einer Bestellung mit je 1 Teil an – die kommen dann vermutlich aus unterschiedlichen Lagern.
Retouren gibt es hier primär, wenn die Kleidung nicht der Beschreibung oder den Größenangaben entsprach. Das liegt dann auch am Händler und ärgert mich dann, denn ich versuche Retouren wie Du gering zu halten.
Hallo Ines, das mit den Gerüchen kennen viele. Jetzt nicht das mit den Kaufhausschleusen so im Detail. Aber generell gibt es auch andere Situationen, in denen mich Gerüche an schöne Dinge erinnern. Das ist bei Musik oft so.
Wir müssen weiterkommen, was diese riesige Belastung der Umwelt durch unseren Konsum anlangt. Heute Morgen habe ich auf Tagesschau.de einen längeren Artikel über die wirtschaftliche Zukunft Chinas gelesen. Einerseits wollen wir unabhängig werden von China, andererseits haben viele Angst vor den Auswirkungen. Schließlich ist China die Weltlokomotive, wenn es um wirtschaftliche Aspekte und damit um Klimaschutz geht. Für viele sind beide Dinge überhaupt nicht vereinbar.
Amazon gibt sich Mühe. Jedenfalls dem Papier nach. Ich bin gespannt, ob logistische Kniffe am Ende spürbare Entlastung auch beim Verkehr bringt.