Wie können wir hinnehmen, dass Menschen, die ins Pflegeheim müssen, auf Sozialhilfe angewiesen sind?

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In mei­nem Bundesland beträgt die durch­schnitt­li­che Rente in die­sem Jahr 1.644 Euro je Monat. Die deut­li­chen Erhöhungen sind dar­in bereits erhal­ten. Die durch­schnitt­li­chen Kosten für die Unterbringung in einem Pflegeheim in NRW betra­gen monat­lich 2.900 Euro. 

Begründet wer­den die zuletzt wei­ter stark gestie­ge­nen Kosten an ers­ter Stelle mit höhe­ren Personalkosten. Dass die Menschen, die in Pflegeberufen arbei­ten, also jetzt «zum Glück» etwas mehr Geld ver­die­nen, sind dem­nach die­je­ni­gen, die ver­ant­wort­lich dafür sind, dass vie­le (pfle­ge­be­dürf­ti­ge, die im Pflegeheim leben) im Alter auf Sozialhilfe ange­wie­sen sind bzw. die­se bean­tra­gen müssen. 

Man kann das natür­lich als Schicksal oder Lauf der Dinge abtun. Wahr ist aber, dass die­se Tatsache, für mich jeden­falls, gegen die Menschenwürde ver­stößt. Und das in einem Land, von dem man (immer noch) sagt, es gehö­re zu den reichs­ten der Welt. Was stimmt nur mit unse­ren Politikern, aber auch mit unse­rer Gesellschaft nicht, dass die­se Dinge sozu­sa­gen als «nor­mal» hin­ge­nom­men werden?

Wenn Herr Schneider, Paritätischer Wohlfahrtsverband und Ex-Mitglied der Linkspartei, nun eine Pflegevollversicherung for­dert, klingt das erst ein­mal gut. Ich fra­ge mich nur, wer die­se Kosten bezahlt bzw. ob es jedem klar ist, dass ent­we­der die Beiträge zur Pflegeversicherung erheb­lich stei­gen wür­den oder die Mehraufwände durch Steuern aus­ge­gli­chen wür­den. Das wäre dann ledig­lich die ande­re Tasche des Bürgers. Die Frage bleibt offen, ob das System als Ganzes nicht ein Bestandteil der Preistreiberei ist? Kann der Staat mit einer Pflegevollversicherung effi­zi­ent umge­hen oder wer­den die Nutznießer der umfas­sen­den Versorgung nicht eher ande­re sein als die pfle­ge­be­dürf­ti­gen alten Menschen?

Dass die Zuschüsse des Bundes zur Pflegeversicherung auf null zurück­ge­fah­ren wer­den, zeigt eine rea­le Entwicklung, die nicht auf ein ech­tes Problembewusstsein hin­deu­tet. Die auch wei­ter stei­gen­den Kosten wer­den den Beitragszahlern und den Pflegebedürftigen kom­plett auf­ge­bür­det. Ich fra­ge mich, ob die SPD eigent­lich von allen guten Geistern ver­las­sen wur­de. Ist Lindners Einfluss auf den Etat tat­säch­lich so hoch?

Dass in die­sem Jahr schon über 450 Pflegeeinrichtungen von einer Insolvenz betrof­fen waren, bestä­tigt die alar­mie­ren­de Entwicklung. 

Eine Gegenposition zur Pflegevollversicherung beinhal­tet die Feststellung, dass wir es in unse­rem Land mit der ver­mö­gends­ten Rentnergeneration aller Zeiten zu tun haben. Wie passt das zum Bild des pfand­fla­schen­sam­meln­den armen Rentners? Läge ein Lösungsansatz viel­leicht dar­in, eine staat­li­che Unterstützungsbedürftigkeit fest­zu­stel­len? Das wür­de aller­dings wie­der dazu füh­ren, dass die Bürokratie fröh­li­che Urständ fei­ern wür­de. Es gibt Leute, die sich ein Pflegeheim leis­ten kön­nen. Und wenn sie dafür das Haus ver­kau­fen müs­sen, das eigent­lich Erbmasse wäre, muss das im Interesse des Ganzen, vor allem aber der betrof­fe­nen Pflegebedürftigen, ein­fach mal hin­ge­nom­men werden.

Es könn­te viel­leicht eine gut durch­dach­te und funk­tio­nie­ren­de Lösung gefun­den wer­den, wenn nicht gar so vie­le mit­re­den woll­ten und am Ende des­halb nur halb­ga­re Kompromisse herauskämen.

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6 Gedanken zu „Wie können wir hinnehmen, dass Menschen, die ins Pflegeheim müssen, auf Sozialhilfe angewiesen sind?“

  1. «Es gibt Leute, die sich ein Pflegeheim leis­ten kön­nen. Und wenn sie dafür das Haus ver­kau­fen müs­sen, das eigent­lich Erbmasse wäre, muss das im Interesse des Ganzen, vor allem aber der betrof­fe­nen Pflegebedürftigen, ein­fach mal hin­ge­nom­men werden.»

    Genauso sehe ich das auch. Erbmasse? Ist Eigentum des Inhabers, also in die­sem Fall des pfle­ge­be­dürf­ti­gen Menschen. Das wol­len die lau­ern­den Erben nur oft lei­der nicht wahr­ha­ben. Klar ist es schön als Folgegeneration, das Haus zu erben. Aber das klappt nun­mal lei­der nicht immer und darf dann nicht zum Schaden den jet­zi­gen Inhabers des Vermögens sein. Wir kön­nen uns lei­der nicht aus­su­chen, ob wir in einem Stück tot umfal­len oder über Jahre in unse­re Einzelteile zerfallen … 

    Antworten
  2. Hatt dann mal jemand geschaut ob die Kosten wirk­lich so hoch sind oder nur die Gewinne für die Investoren so hoch ausfallen? 

    Antworten
  3. Hi, so kom­plex ist das doch nicht. Anzahl der Bewohner * 2900. Zack hast du die Einnahmen. Kosten für Personal und Immobilie dage­gen legen und dann hat man doch schon grob das Verhältnis. 

    Warum man kei­ne Gewinne machen soll­te? Weil die Gewinne dazu füh­ren, dass nicht die Pflege, son­dern der Gewinn im Vordergrund steht.

    Es gibt Einrichtungen, die von Kommunen oder Kirchen getra­gen wer­den und einen tadel­lo­sen Ruf genie­ßen und seit den 70ern bestehen, stets moder­ni­siert und renoviert. 

    2900€ pro Kopf. Das ist rich­tig viel Geld. Dafür kann man einen Monat Kreuzfahrt mit Vollverpflegung machen. Ich glau­be nicht dar­an das Pflege so teu­er sein muss. Vor allem weil ja auch nicht jeder Patient die glei­che Aufmerksamkeit braucht etc pp. Hier wird Geld an Investoren ins Ausland gepumpt. 

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