Was haben Broder und Dr. Krall gemeinsam, wenn wir ihre penetranten Verbalattacken gegen unser Land bzw. insbesondere seine Politiker ausblendet? Sie zerreißen sich das Maul über die Bildung prominenter Persönlichkeiten, speziell bei SPD und Grünen. Sie schießen weit über das Ziel hinaus.
Als Junge fand ich es merkwürdig, wenn manche Erwachsene sich anmaßten, über die Intelligenz eines anderen zu urteilen. Ich fragte mich, wie eingenommen solche Personen von sich sein müssen, um solche Wertungen über andere zu fällen. Nun, ich habe mir diese Unart auch angeeignet und neige heute ebenfalls dazu, mir Urteile zu erlauben, die mir eigentlich nicht zustehen.
Broder und Dr. Krall finden es bezeichnend für unser Land, dass Kevin Kühnert zum Führungspersonal einer unserer „großen“ Parteien zählt. Der Mann habe nichts gelernt, sagen sie.
2008 Abitur am Beethoven-Gymnasium in Berlin-Lankwitz und danach ein Freiwilliges Soziales Jahr. Sein erstes Studium – Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin – brach er ab. Sein zweites – Politikwissenschaft an der Fern-Universität Hagen – ruht, seit Kühnert im November 2017 zum Juso-Vorsitzenden gewählt wurde.
Quelle: Alte Schule – Kevin Kühnert – Bildung – SZ.de
Die Vorbehalte gegen Göring-Eckhardt, Omid Nouripour oder Ricarda Lang sind so populär, dass ich weder die Bildung dieser Menschen, noch die fiesen Bemerkungen mancher Leute über sie hier wiederholen müsste.
Ich finde, die Art, in der Menschen wie Broder, Krall und sehr viele andere sich über Politiker das Maul zerreißen, symptomatisch für die Atmosphäre in unserem Land.
Broder, Krall oder der Schweizer Roger Köppel sind gebildete, kluge Männer. Nur integer sind sie in meinen Augen schon lange nicht mehr. Sie haben sich in einem schwierigen politischen Klima mit ihren Anfeindungen gegen alles Linke an die Seite der rechtsextremen AfD und allgemein gesprochen, Generalverächter Deutschlands gestellt.
Krall zieht von Veranstaltung zu Veranstaltung und erzählt von seinem Schicksal. Die Zuhörer bejubeln seine eloquent vorgetragene Radikalkritik an der Legislative und Exekutive Deutschlands. Der verdammt große Stammtisch der asozialen Medien bejubelt Kralls pauschale Beschimpfungen der deutschen Parlamentarier, die nur deshalb in die Politik gegangen seien, weil sie in der freien Wirtschaft nichts zuwege gebracht hätten. Gespickt werden solche Aussagen mit Beispielen einzelner Personen, die ich zu Beginn meines kleinen Beitrages angeführt hatte.
Degussa trennt sich von Markus Krall. Der bisherige Geschäftsführer des Goldhändlers ist als Vertreter extrem rechter Thesen bekannt – und sieht seinen Fortgang offenbar als »Prüfung unseres Glaubens an Gott«.
Quelle: Markus Krall: Goldhändler Degussa trennt sich von umstrittenem Geschäftsführer – DER SPIEGEL
Krall benutzt die in der Gesellschaft existierenden und von AfD-Parteigängern gepflegten Vorurteile gegen den demokratischen Parlamentarismus. Das tut er schon lange, wundert sich allerdings jetzt darüber, dass das »System« zurückschlägt. Ich habe mir Kralls Schilderungen mehrfach (an verschiedenen Stellen) angehört. Das ist nicht schwer. Er reist quasi in eigener Sache durch den deutschsprachigen Raum und klagt sein Lied.
Die gegen Krall bestehenden Verdachtsmomente, die nach seiner eigenen Meinung nicht einmal existiert haben und dennoch Grundlage von staatlichen Maßnahmen gewesen sein sollen, sind für mich nicht evaluierbar. Die Vorwürfe klingen schlimm und sind eines Rechtsstaates unwürdig. Da frage ich mich doch, wie weit unsere Hysterie im Umgang mit Andersdenkenden sich steigern lässt.
Andererseits: Was heißt es, wenn wir davon geredet haben, dass wir eine »wehrhafte Demokratie« sind, genauer gesagt sein sollten? Krall wird die Nähe zu der Gruppe von Reichsbürgern nachgesagt, die einen Staatsstreich geplant haben soll (Prinz Reuß). Bei Krall klingt das so, als habe es zwischen ihm und Prinz Reuß einen lockeren Kontakt gegeben, man sei zweimal gemeinsam essen gewesen. Die »Zeit« hatte die Zusammenhänge ein wenig anders präsentiert, worüber Krall sich ausgesprochen „unglücklich“ zeigte.
Eloquenz mag für viele Menschen ein Zeichen von Intelligenz sein. Sie ist es allerdings, glaube ich, nicht. Sie ist manchen eigen, anderen dagegen nicht. Wir finden sie aber bei Menschen oft eben nicht, die anhand ihrer Schulbildung für intelligent gehalten werden.
Krall, Broder und Köppel sind jedenfalls in der Lage, Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Ich finde, bei solchen »gesellschaftlichen Spaltpilzen« ist eine kritische Distanz geboten. Selbst, wenn manche Sätze, je nach Fruststatus, auf fruchtbaren Boden fallen könnten.
Für mich sind diese Typen nichts weiter als selbstgefällige Wichtigtuer, die Dank der Internetplattformen willfährige Gefolgschaft finden.
Ohne Internet würde man die überhaupt nicht wahrnehmen. Sie blieben dort, wo sie hingehören: In der Versenkung der Bedeutungslosigkeit.
Im Grunde tun sie mir leid, denn sie sind bloß destruktiv, können nur kaputtmachen. Am Leben ohne echte Lebensleistung gescheiterte, bedauernswerte Existenzen…
Da hast du recht. Ich sehe allerdings durchaus ein Problem in der Anzahl der Leute, die diesen Menschen »folgen«. Dass Sie in der Bedeutungslosigkeit verschwinden möchten, wünsche ich mir auch. Leider wird das vorerst aber nichts werden. Zu viele Bekloppte, man könnte sagen ohne jeden Respekt vor Andersdenkenden. 🙂