Das Böse ist unter uns

5 Minute/n


Merken

4

Es ist nicht lan­ge her, dass ich hier behaup­tet habe, es gäbe unse­rer klei­nen Stadt noch wenig Pro­ble­me mit der Auf­nah­me­be­reit­schaft von Flücht­lin­gen. Es hat sich was geän­dert. Inner­halb recht kur­zer Zeit. 

Am radi­ka­ler wer­den­den Auf­tre­ten, am Wider­spruch gegen Unter­künf­te für Geflüch­te­te, ändert nichts, dass es auch ver­nünf­ti­ge Men­schen gibt.

Ich glau­be, bei den Aus­spra­chen zwi­schen „dem“ Bür­ger und den Ver­ant­wort­li­chen der Stadt möch­te ich lie­ber nicht dabei sein. Ich hät­te nichts Kon­struk­ti­ves bei­zu­steu­ern und mir ist nicht danach, denen, die Ver­ant­wor­tung tra­gen, dum­me, häss­li­che Fra­gen zu stel­len. Sol­chen Kon­fron­ta­tio­nen auf sol­cher Büh­ne gehe ich bes­ser aus dem Weg. Emo­tio­nal bin ich an die­sem The­ma alles ande­re als sat­tel­fest. Am Ende sagt man noch etwas Falsches!

Die Verbrechen der Hamas liefern den Populisten Munition

Die Sze­nen, die sich nach dem bar­ba­ri­schen Über­fall der Hamas auf israe­li­sche Zivi­lis­ten abge­spielt haben, blei­ben in unse­ren Köpfen. 

Säug­lin­ge und Klein­kin­der wur­den ent­haup­tet, Frau­en ver­ge­wal­tigt und getö­tet. Der Bil­der und Vide­os, die in den aso­zia­len Netz­wer­ken geteilt wur­den, hät­te es nicht bedurft. Unse­re Vor­stel­lungs­kraft reicht aus. 

Vie­le haben die­ses visua­li­sier­te Grau­en nicht ange­schaut, weil sie ver­ständ­li­cher­wei­se mit die­sem Aus­maß von Gewalt als mensch­li­che Wesen gar nicht hät­ten umge­hen kön­nen. Das israe­li­sche Mili­tär, so las ich, hat Doku­men­te (Fotos und Vide­os) nicht ver­öf­fent­licht, weil die Inhal­te so furcht­bar grau­sam und ver­stö­rend waren. 

Wie vie­le Paläs­ti­nen­ser und Unter­stüt­zer der Hamas im ara­bi­schen Raum mit der Wahr­heits­fin­dung umge­hen, ist vor die­sem Hin­ter­grund ein­mal mehr nur unsäglich. 

Was sich in Deutsch­land, gleich nach die­sen tra­gi­schen Ereig­nis­sen abspiel­te, darf kei­nem von uns egal sein. Aber es leben Men­schen unter uns, die sich ent­we­der gar nicht äußern (was ich schon eigen­ar­tig fin­de) oder die sich in Rela­ti­vie­run­gen üben. Dabei spre­che ich nicht über ein­ge­wan­der­te Bür­ger, son­dern zunächst ein­mal von der ein­hei­mi­schen Bevölkerung. 

Was stimmt nicht mit uns? Haben die woken Lin­ken viel­leicht recht, wenn sie pro­vo­zie­rend fest­stel­len, dass es rechts­po­pu­lis­ti­schen Deut­schen egal sei, ob sie gegen Juden oder Mus­li­me het­zen? Das ist empö­rend, aber typisch für die, die die Moral schein­bar gepach­tet haben. 

Überbietungswettbewerb bezüglich Antisemitismus

Die­se Reak­ti­on hier­zu­lan­de auf den Angriff der Hamas ist so beschä­mend, dass es kaum aus­zu­hal­ten ist. Und sie legt min­des­tens offen, dass die­se Gesell­schaft nach­läs­sig gewor­den ist, wenn es dar­um geht, zwi­schen Anti­se­mi­tis­mus und poli­ti­schen Mei­nun­gen zu unterscheiden.

Dia­na Zink­ler, Zeit​.de

Es ist NIE egal, wenn Men­schen ster­ben. Zumal dann nicht, wenn man weiß, dass sie kei­ner­lei Schuld an dem tra­gen, was die Basis eines Kon­flik­tes ist. Die­ser Kon­flikt wur­de wäh­rend vie­ler Jahr­zehn­te nicht gelöst. Es steht mir nicht zu, die Schuld hier­an zu ver­tei­len. Dass es in die­ser Öffent­lich­keit aber sozu­sa­gen ver­bo­ten ist, ihn als mög­li­che Begrün­dung für die schwe­ren Ver­bre­chen der Hamas zu beschrei­ben, führt zu nichts ande­rem als sozia­lem Selbstmord.

Wie­der spie­len, die, die sich als die woken Deut­schen in jede mora­li­sche Bre­sche wer­fen, eine Rol­le. Man möch­te glau­ben, es sei ein Betrof­fen­heits­wett­be­werb aus­ge­bro­chen. Abscheu­lich und zum jet­zi­gen Zeit­punkt aus mei­ner Sicht, zudem deplatziert!

Geschichte als Begründung?

Die Geschich­te ist inter­pre­tier­bar. Dar­an hin­dert auch ein sol­cher Mini­ex­kurs in Geschich­te nichts:

Eine ande­re Recht­fer­ti­gung für das Hamas-Mas­sa­ker in der gegen­wär­ti­gen Dis­kus­si­on ist die­se hier: Man müs­se das als Reak­ti­on auf die Staats­grün­dung Isra­els und die seit 1967 anhal­ten­de Besat­zung der paläs­ti­nen­si­schen Gebie­te ver­ste­hen.

Dabei wird aus­ge­las­sen, ers­tens, dass auch Juden schon seit mehr als 2.000 Jah­ren auf dem Gebiet Paläs­ti­nas gelebt haben und zwei­tens, dass es die­sen Staat brauch­te, als im 20. Jahr­hun­dert der Anti­se­mi­tis­mus welt­weit stark anstieg und das deut­sche NS-Regime mit dem Holo­caust das größ­te Ver­bre­chen der Mensch­heit began­gen hat­te. Die Posi­ti­on, dass den Ara­bern allein das Land gehö­re und Isra­el gar ein kolo­nia­les Pro­jekt sei, ent­spricht nicht den Fakten.

Dia­na Zink­ler, Zeit​.de

Die Unfä­hig­keit der Poli­ti­ker­ge­nera­tio­nen bei­der Sei­ten führt zu Elend, Gewalt und Tod. Auge um Auge. 

Deutsch­land ver­ant­wor­tet den Holo­caust. Ich fra­ge mich, ob es his­to­risch kor­rekt ist, dass durch den Holo­caust der Anti­se­mi­tis­mus welt­weit ange­stie­gen ist? Ich weiß, dass es Mus­li­me gab (auch wich­ti­ge Füh­rer), für die Hit­ler ein Vor­bild war. Aber damit allein, lässt sich ein welt­wei­ter Anstieg des Anti­se­mi­tis­mus nicht erklä­ren – oder?

Ich möch­te mich mit Zink­lers Aus­füh­run­gen nicht wei­ter aus­ein­an­der­set­zen. Ich habe schon vor lan­gem ver­stan­den, wie gut wir Deut­sche dar­in sind, uns selbst als die schä­bigs­ten und böses­ten Men­schen auf der Welt zu beschrei­ben. Schein­bar tun wir es, gera­de die höhe­ren Bil­dungs­schich­ten, unter nega­ti­ven Super­la­ti­ven nicht. Dabei bezieht sich Zink­ler fol­ge­rich­tig – auf Ador­no – genau gesagt nach mehr Bil­dung. Ich neh­me an für alle.

Davidstern an Häusern in Berlin

Deutsch­land hat eine gro­ße Ver­ant­wor­tung und wir sehen in die­sen Tagen, in denen Juden von auf­ge­sta­chel­ten Men­schen und Anti­se­mi­ten, die hier mit uns leben, ange­grif­fen und bedroht wer­den. Und das nach den bei­spiel­lo­sen Ver­bre­chen der Hamas in Isra­el gegen Juden. Dass unter den Angrei­fern bei uns Men­schen sind, die Haus­wän­de und Türen mit dem David­stern beschmie­ren, ist unerträglich. 

Es darf ein­fach nicht sein, dass nicht bloß Unter­stüt­zer der Hamas oder der Sache Paläs­ti­nas, wie es manch­mal euphe­mis­tisch heißt, son­dern die­se Leu­te gemein­sam mit deut­schen Anti­se­mi­ten, die aus ihren Löchern krie­chen, den Staat her­aus­for­dern und uns Bür­ger beschä­men. Es ist hohe Zeit, dass unser Staat end­lich mit der Här­te gegen die wider­li­chen Men­schen vor­geht, die von­nö­ten und gerecht­fer­tigt ist.

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Der war gut.

Schlagworte: AfD Bedburg Geflüchtete Gewalt Hamas Israel Menschlichkeit Palästinenser Zusammenhalt

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 927
Aufgerufen gesamt: 36 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 2 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

4 Gedanken zu „Das Böse ist unter uns“

  1. Su 20. Oktober 2023 um 19:22

    Unser Staat, ist so büro­kra­tisch, dass er zu lang­sam ist. Ich mer­ke kei­ne Verbesserung.🤮🙈

  2. Juri Nello 470 20. Oktober 2023 um 21:50

    Da wird nix pas­sie­ren. In ein paar Wochen gibt’s neue Aufreger.

  3. Nach unse­ren Erfah­run­gen ist das anzu­neh­men. Die neu­en Umfra­ge­wer­te der Regie­rung sind vorzüglich.

Schreibe einen Kommentar zu Su


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
Share to...
Your Mastodon Instance