Nutzung digitaler Kommunikationsmittel auf politischer Ebene

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Am gesell­schaft­li­chen Zusammenhalt in Deutschland scheint man­chen Grünen und SPD-Abgeordneten im Bundestag ja wenig zu lie­gen. Einer spricht es aus: „Aber wir haben vie­le gro­ße Herausforderungen, für die wir Lösungen benö­ti­gen: Inflation, sozia­le Ungleichheit, unzu­rei­chen­de Bildungschancen oder Wohnungsnot.“ Es geht wie­der in die Richtung: Migration ist nicht die wich­tigs­te Herausforderung für das Land. Doch, ist sie!

Mindestens die Wohnungsnot ist offen­sicht­lich doch der Massenmigration geschul­det, mit schwin­den­den finan­zi­el­len Spielräumen, so abs­trakt das auf man­chen viel­leicht wir­ken mag, eben­falls. Und ich ver­mu­te auch bei eini­gen ande­ren Problemen einen Zusammenhang. Seit 2015 haben wir zuge­las­sen, dass die nöti­gen Diskurse im Land über Massenmigration anhand mora­li­scher Motive und Argumente in den Hintergrund gedrängt wur­den. Aber wo blei­ben die Interessen gro­ßer Teile die­ser Gesellschaft, die dar­über mas­siv in den Hintergrund rückten?

Änderung der Stimmungslage

Nein, wir haben alle, die das anders sahen, buch­stäb­lich zur Sau gemacht. Ich muss mich wie­der­ho­len: Ich war dar­an betei­ligt. Dafür habe ich mich ent­schul­digt. Aber mir ist klar, dass die Versäumnisse, die nun unüber­seh­bar wur­den, zu mas­si­ven Problemen geführt haben. 

Jetzt ist das Thema in aller Munde, auch weil es zahl­rei­che Ausschreitungen von Gruppen Migranten (Clanfamilien, Eritreer, Palästinenser) gab, die das Thema, noch stär­ker in den Fokus der Medien gerückt haben. Dass sich man­che immer noch dar­über wun­dern, dass die AfD vor­an­kommt – auch im Westen – ist schon fast bescheu­ert. Diese Blauäugigkeit geht mir gewal­tig auf den Nerv.

Populistische Politik wird als solche wahrgenommen

Wenn Faeser und Scholz plötz­lich erkannt zu haben schei­nen, dass sich an die­sem Punkt etwas ändern muss und von erleich­ter­ten Abschiebungen, Scholz gar von sei­nem Ziel, viel mehr Menschen als bis­her in ihre Herkunftsländer abschie­ben zu wol­len, redet, ist das nicht glaub­wür­dig. Die Hoffnung stirbt bekannt­lich zuletzt und viel­leicht ist das alles mal kein Politikergerede. Gerede von Leuten, die inzwi­schen, was ihre poli­ti­sche Zukunft anlangt, mit dem Rücken zur Wand ste­hen. Diese Regierung hat ein so schlech­tes Image, dass man his­to­ri­sche Vergleiche nicht zie­hen kann.

Dass es bei den Grünen und der SPD, der Linken ohne­hin, Menschen gibt, die die Pläne der Regierung jetzt als grund­ge­setz­wid­rig betrach­ten, stellt die all­ge­mei­ne Professionalität unse­rer Politiker mas­siv infra­ge und ist auf unbe­kann­te Weise kei­ne Überraschung. Die Opportunisten von der Union haben den Schritt leicht voll­zo­gen. Für sie ist heut­zu­ta­ge die Welt (Umfragen) in Ordnung. 

Wer trägt die Schuld an allem? Merkel natürlich.

Sie schie­ben eben alles auf Merkel, die ja nie eine ech­te Konservative gewe­sen sein soll. Eine Frau, die in ihrem vor­he­ri­gen Leben mal sei­ne Protagonistin des frü­he­ren DDR-Regimes war, kann ver­mut­lich nicht kon­ser­va­tiv gewe­sen sein. Das ist noch der gemä­ßig­te Teil eines Narrativs, das offen­bar von den Rechten zur CDU gewan­dert ist. Ekelig aber bequem und es weist die gerin­ge Anfälligkeit der Union für Überzeugungen aus.

In der Schweiz wur­de am Sonntag gewählt. Zu mei­nem Leidwesen hat Roger Köppels rechts­po­pu­lis­ti­sche SVP die­se Wahlen gewon­nen. Sie ist stärks­te Partei in der Schweiz. Die Grünen haben dort gewal­ti­ge Verluste erlit­ten. Das ist offen­sicht­lich ein Trend, der sich lei­der fort­set­zen dürf­te, falls der Habitus der Grünen wei­ter­hin in die fal­sche Richtung läuft.

Schweizer System der direkten Demokratie bringt natürlich auch Nachteile mit sich – Konkret die SVP Stimmengewinne

Ich erin­ne­re mich gut an einen von Köppels YouTube-Beiträgen. Dort ver­trat er die inter­es­san­te These, dass die direk­te Demokratie der Schweiz gegen­über der par­la­men­ta­ri­schen bei uns, den Vorteil habe, anhand regel­mä­ßi­ger Volksabstimmungen die Stimmungen inner­halb der Bevölkerung die Parteien und Verantwortlichen viel schnel­ler errei­chen wür­de. In der Schweiz wer­de des­halb auf gesell­schaft­li­che Veränderungen viel schnel­ler reagiert. Mir leuch­te­te das ein. Allerdings könn­te das auch all jenen Auftrieb geben, die auf popu­lis­ti­sche Devisen setzen. 

In Österreich ist die FPÖ fast nicht mehr weg­zu­den­ken und die AfD – machen wir uns nichts vor – wer­den wir auch nicht mehr los. In ande­ren euro­päi­schen Ländern spie­len sich ähn­li­che Entwicklungen ab. 

Plötzlich wird alles anders sein

Wir haben in Deutschland erlebt, wie schnell sich grund­sätz­lich posi­ti­ve Stimmungen inner­halb der Bevölkerung ver­än­dern kön­nen. Jedenfalls habe ich die­se Veränderung als rela­tiv plötz­lich emp­fun­den. Im kon­kre­ten Fall mache ich dafür die­se Regierung ver­ant­wort­lich. Wie die Medien mit dem Unvermögen die­ser Dilettantentruppe reagiert haben, war auch nicht gera­de vor­bild­lich. Nun, dar­über haben ande­re schon reich­lich geschimpft. 

Scholz hat mit sei­nen Reden Worte in unse­rer Sprache eta­bliert, die zwar eine Weile nach­hall­ten, die jedoch kei­ne spür­ba­ren Veränderungen hin­ter­las­sen haben. Ungeduld stellt sich ein. Ob die immer noch vor sich hin dar­ben­de Bundeswehr oder die gro­ßen ange­kün­dig­ten Maßnahmen zur Beendigung der ekla­tan­ten Wohnungsnot, nichts kommt vor­an. Im Koalitionsvertrag war auch die Rede davon, dass die Quote der Abschiebungen ver­bes­sert wer­den sol­le (von Rückführungsoffensive war die Rede). In Wirklichkeit sind die Zahlen so gering, dass man das Ziel nicht errei­chen wird.

Die Deals zur Abwehr von Menschen

Indessen for­miert sich wei­te­rer Widerstand. Gestern Abend gab es bei Markus Lanz dazu eine Debatte, in der sich der Erfinder des EU-Türkeideals, Gerald Knaus, sehr abfäl­lig über die von Faeser und Scholz als ach so erfolg­reich gefei­er­te neu­en EU-Asylreform sprach. Placebo nann­te er die­se. Außerdem behaup­te­te er: „Die Kernidee der EU‑Asylreform ist ein Bluff“. Ich habe eini­ge Sendungen mit Knaus zum Thema ver­folgt. In die­ser Klarheit hat er die EU-Asylreform bis­her nicht kri­ti­siert. Vermutlich ist er in die­sem Fall nicht gefragt wor­den. Das nagt am Selbstverständnis man­cher Leute und die reagie­ren dann halt auch entsprechend.

Ob sich die­se Regierung nicht einen Gefallen damit täte, die Umsetzungsschritte ihrer Projekte in unse­rer Öffentlichkeit zu kom­mu­ni­zie­ren? Ja, man hört ja immer wie­der, dass die Regierung selbst einen Grund für die gro­ße Unzufriedenheit dar­in sieht, dass sie falsch oder schlecht kom­mu­ni­zie­ren wür­de. Kann man schlech­te Politik durch eine gute Kommunikationsstrategie bes­ser machen?

Projekte mit exakten Terminplänen

Ich fin­de, wenn die Politik etwas anfasst und ihre Projekte der Öffentlichkeit ver­kün­det, soll­te es das geben, was wir aus der Projektarbeit ken­nen. Die Pläne wer­den in Phasen unter­teilt und es gibt soge­nann­te Meilensteine. 

Erinnert sich noch jemand an die Instrumente, die von den „Piraten“ für mehr Mitsprache und poli­ti­sche Kommunikation instal­liert wur­den und die viel spä­ter – wäh­rend der Corona-Zeit – vor­ge­stell­ten Kommunikationsmodelle? Nun, viel ange­fan­gen hat man damit offen­bar nicht. Jedenfalls habe ich im Internet lei­der nichts mehr dar­über gefunden. 

Digitale Möglichkeiten besser nutzen

Aus mei­ner Sicht soll­te die Regierung die Fortschritte auf den ein­zel­nen Politikfeldern der Öffentlichkeit detail­liert kom­mu­ni­zie­ren. Schließlich hat jedes Ministerium sei­ne mäch­ti­gen und mit inter­es­san­ten Informationen gespick­ten Websites. Dort wäre der rich­ti­ge Platz für der­ar­ti­ge Instrumente. Einen zen­tra­len Zugang, eine bereichs­über­grei­fen­de Übersicht, soll­te auf der Website des Kanzleramtes zur Verfügung ste­hen. Ob und wie stark sol­che Instrumente ange­nom­men wer­den und einen Beitrag gegen Politikerverdrossenheit leis­ten könn­ten, blie­be zwar abzu­war­ten. Schlechter wird es nicht werden.

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4 Gedanken zu „Nutzung digitaler Kommunikationsmittel auf politischer Ebene“

  1. Schlechtes durch Kommunikation wett­ma­chen. Das kennt man von der Wirtschaft und der IT. Die Entwicklung ist entsprechend.

    Wichtig bist ledig­lich, dass posi­tiv kom­mu­ni­ziert wird. 

    Antworten
  2. Tatsächlich geht nicht viel vor sich. Im Gegensatz zun Sondervermögen für die Vernichtungsindustrie ist auch nicht viel geplant. 

    Wer glaubst Du denn, soll den Ukrainekrieg oder deren Wiederaufbau bezah­len? Die Amis etwa? Im Leben nicht!

    Du hast da oben eine Budgetverwaltung und einen Cum-Ex-Kanzler mit Folterhintergrund und einen Bundespräsidenten mit Folterhintergrund. Was soll denn da wohl passieren?
    Das Schlaraffenland wird neu erfun­den? Jetzt mit Teilhabe für alle?

    Der Rest bleibt Symbolpolitik und was nach der nächs­ten Wahl pas­siert wird wohl nicht unbe­dingt ein Fortbestand im bes­ten Sinne sein.

    Ist es über­haupt rich­tig die Industrie wie­der mit ewi­gen Subventionen zu för­dern, obwohl man nicht mal Rohstoffe im Land hat? Diese Subventionen zah­len alle. 

    Da wur­den die Weichen schon in der Vorwendezeit kom­plett verstellt. 

    Auf Migration sind die doch ange­wie­sen. Um die Löhne zu drü­cken und die Arbeit auf­recht zu erhal­ten. Tönnies als Beispiel. Das waren auch die ers­ten, die Ukrainer an der Grenze ange­wor­ben haben, nach­dem es da los ging. 

    Und jetzt den­ken wir noch mal dar­über nach, wie sich so eine Entwicklung als Industriebrache voll­zie­hen mag. 

    Antworten

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