Politische Schimären: Bürokratieabbau und Digitalisierung

Behin­dert die Oppo­si­ti­on die Zukunft oder ist die Ver­hin­de­rung der Novel­le des OZG im Bun­des­rat nötig und angemessen?

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Wenn neue Geset­zes­vor­ha­ben geplant sind und dies ans Licht der Öffent­lich­keit kommt, sagen NGO’s, Oppo­si­ti­on und nahe­ste­hen­de Medi­en gern das Glei­che. Der Vor­schlag geht in die rich­ti­ge Rich­tung… aber. Das Aber führt i.d.R. dazu, dass sich der wei­te­re Fort­gang verlangsamt. 

Wenn der Geset­zes­text dann doch irgend­wann steht, tre­ten die glei­chen Ant­ago­nis­ten in Erschei­nung. Nun sind es wie­der NGO’s, Oppo­si­ti­on und Medi­en. Dazu gesellt sich zudem noch der Bun­des­rat, der die bereits vom Bun­des­tag ver­ab­schie­de­ten Geset­ze kippt. Beim umstrit­te­nen Can­na­bis-Gesetz blieb das aus. Das lag wohl nur dar­an, dass vie­le Län­der mit den Grü­nen oder der SPD gemein­sam regie­ren und kei­ne Einig­keit in die­ser Fra­ge her­zu­stel­len war. Poli­tik halt. 

Dafür hat die Uni­on heu­te in eben­die­sem Bun­des­rat die Novel­le des Online­zu­gangs­ge­set­zes gekippt. Bis Ende 2022 soll­te mit 575 öffent­li­chen Ser­vice­an­ge­bo­ten ein Groß­teil der Ver­wal­tungs­diens­te im Inter­net ver­füg­bar sein. Bis Anfang die­ses Jah­res sind gera­de ein­mal 153 Leis­tun­gen online gegan­gen. Und das, obwohl „alle“! doch von Büro­kra­tie­ab­bau und Digi­ta­li­sie­rung quatschen!

Die Uni­on argu­men­tiert (wie übri­gens auch beim Can­na­bis-Gesetz) mit hand­werk­li­chen Män­geln. Das wird auch gern genom­men, und zwar gemein­sam mit der Ansa­ge, da müs­se „nach­ge­bes­sert“ wer­den. Es geht auch dar­um, wie die Kos­ten für die Maß­nah­men zwi­schen Bund, Län­dern und Kom­mu­nen auf­ge­teilt wer­den. Ich hät­te unter­stellt, dass die Regie­rung, die die­ses Gesetz ein­bringt, sol­che Fra­gen längst geklärt hät­te. Nun, was läuft heut­zu­ta­ge schon noch plan­mä­ßig bzw. wie erwar­tet? Die Digi­ta­li­sie­rung ist es also nicht und der Büro­kra­tie­ab­bau wohl auch nicht.

Innen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser will nun den Ver­mitt­lungs­aus­schuss anru­fen, um das Gesetz noch zu retten: 

„Ich wer­de dem Kabi­nett vor­schla­gen, den Ver­mitt­lungs­aus­schuss anzu­ru­fen.“ Sie sei bereit, kon­struk­tiv wei­ter­zu­ver­han­deln, „weil unser Land mehr digi­ta­len Fort­schritt braucht“.

„Es sei sehr bedau­er­lich, dass die uni­ons­ge­führ­ten Län­der im Bun­des­rat dem OZG 2.0 heu­te nicht zuge­stimmt haben“, füg­te sie hin­zu. Fae­ser warf den uni­ons­ge­führ­ten Län­dern vor, damit die wei­te­re Digi­ta­li­sie­rung und Moder­ni­sie­rung des Staa­tes auf­zu­hal­ten.

Quel­le

Nun wird man natür­lich sagen: lie­ber einen schlech­ten Gesetz­ent­wurf blo­ckie­ren, als mit einem schlech­ten Gesetz leben zu müs­sen. Schließ­lich haben wir in unse­rem Land durch­aus Erfah­rung mit schlecht gemach­ten Geset­zen, also sol­chen, die „nach­ge­bes­sert“ wer­den muss­ten oder die gleich von Gerich­ten ein­kas­siert wur­den. Ich erin­ne­re mich, dass so etwas wäh­rend der Mer­kel-Jah­re durch­aus vor­ge­kom­men ist. 

Ich fra­ge mich als ein­fa­cher Bür­ger die­ses Lan­des, ob die Uni­on mit ihrem Geha­be tat­säch­lich unser Wohl bzw. das des Lan­des im Blick hat oder ob hier nicht poli­ti­sche Rän­ke­spie­le eher eine Rol­le spie­len. Das The­ma ist wie­der ein­mal so kom­plex, dass ich das nicht wirk­lich durch­schaue. Viel­leicht will die­se kon­ser­va­ti­ve Kraft im Land ja sowohl die Büro­kra­tie nicht abschaf­fen und die Digi­ta­li­sie­rung mög­lichst auf­hal­ten. Ob Merz und sei­ne Stra­te­gen sol­che Blo­cka­den im Kopf hat­te, als er antrat, der CDU ein kon­ser­va­ti­ve­res Pro­fil zu ver­pas­sen? Es wäre schlecht für Deutschland

Aber das erfah­ren wir erst, wenn bald die Uni­on die Regie­rung anfüh­ren wird. Als Ers­tes wer­den sie wohl mal den Aus­stieg aus Atom­ener­gie rück­gän­gig machen. Damit haben die ja Erfahrung.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Bürokratie

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4 Gedanken zu „Politische Schimären: Bürokratieabbau und Digitalisierung“

  1. Bei der Uni­on darf man sich schon fra­gen, ob die nicht ein­fach aus Prin­zip gegen alles sind. Da der gemei­ne Wäh­ler aber ähn­lich ver­gess­lich ist, wie unser aktu­el­ler Kanz­ler, kön­nen die das unge­straft machen. Wobei man sich als gemei­ner Wäh­ler eben­falls fra­gen soll­te, wer denn in den letz­ten Jah­ren am regie­ren war, als all dem, was die Uni­on heu­te doof fin­det, der Weg berei­tet wurde.
    Oft fühlt man sich bei Poli­tik an die Zeit erin­nert, als man sich im zar­ten Alter von 2 – 3 Jah­ren im Sand­kas­ten gegen­sei­tig die Schip­pe über die Rübe gezo­gen hat 😉

  2. Ich bin längst über­zeugt, dass die Digi­ta­li­sie­rung der Ver­wal­tungs­dienst­leis­tun­gen in Kom­mu­nen, Län­dern und Bund des­we­gen nicht fort­schrei­tet bzw. im Wesent­li­chen gar nicht funk­tio­niert, weil die­sem Weg in eine moder­ne Gesell­schaft jeg­li­che vor­aus­ge­gen­de Visi­on fehlt.
    Das World­Wi­de­Web – für jeden Bür­ger – hat inzwi­schen glatt drei­ßig Jah­re (30!) auf dem Buckel, und es wird trotz­dem weit­ge­hend noch als etwas ange­se­hen, was kaum noch umgeh­bar, aber ein­fach da ist und man wohl oder übel mit­ma­chen muss. Ich den­ke, vie­le Men­schen, auch in der Poli­tik, neh­men das Inter­net und alles, was aus ihm folgt, hin, aber nicht an. 

    Am Ende ste­hen wir nicht nur ohne Visi­on da, son­dern auch ohne über­grei­fen­de Stra­te­gie, wie Ver­wal­tungs-Digi­ta­li­sie­rung tat­säch­lich wirk­sam durch­ge­führt wer­den soll. Auch hier erscheint mög­li­cher­wei­se das föde­ra­le Sys­tem reform­be­dürf­tig – aber das ist hei­lig und steht unver­rück­bar fest.

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