Wenn der Regen nicht aufhört: Deutschlands Umgang mit Naturkatastrophen

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Der Artikel beleuchtet die zunehmenden extremen Wetterereignisse in Deutschland und weltweit, diskutiert die Reaktionen und Vorsorgemaßnahmen, und hinterfragt die Rolle der Politik und der Klimaskeptiker.

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DALL·E 2024 05 31 13.13.39 An oil painting in the style of Monet A dramatic scene with heavy rain and flooded streets in a German city. People are wading through the water with

Quelle: DALL·E 2024 05 31 13.13.39 An oil painting in the style of Monet A dramatic scene with heavy rain and flooded streets in a German city. People are wading through the water with

Ich weiß nicht, welche Wettervorhersage Noah dazu brachte, die Arche zu bauen. Wie war das? Hatte Gott die Botschaft gesandt, gab es bereits meteorologische Erfahrungen (Bauernkalender oder so etwas)?

Nun vielleicht ging es ähnlich los wie in unseren Breitengraden. Die Regenfälle nahmen einfach kein Ende.

Es gibt beunruhigende Wetterberichte. In Teilen Deutschlands (Süden und Osten) sollen bis zu 150 Liter/qm an Regen fallen. Als es hier bei uns schlimm war, lag die Regenmenge bei ungefähr 30, ein paar Tage später bei 40 Litern/qm. Bei der für das Wochenende prognostizierten Regenmenge sind diese vergleichbar mit denen, die das Ahrtal verwüstet und Menschenleben auch in unserem Landkreis gefordert haben. Das waren 100 bis 150 Liter/qm.

Wir Menschen bleiben machtlos gegen diese Naturgewalten. Wir können auf Warnungen vertrauen, Vorsorge treffen. Die Infrastruktur kann durch aufwendige und teure Maßnahmen den Gefahren angepasst werden. Weniger Flächenversiegelung, mehr Freiraum für das sich in Bächen und Flüssen ausbreitende Wasser. Aber wird das reichen und in welcher Zeit können diese Maßnahmen, wenn die Politik das Geld dafür wirklich zur Verfügung stellen sollte, dabei helfen, die Milliardenschäden einzudämmen und vor allem die Menschen in den potenziellen Katastrophengebieten zu schützen?

Ich schrieb darüber, wie Klimaskeptiker sich diese naturgewaltigen Vorgänge erklären. Wem hilft es, die von Wissenschaftlern beschriebenen Fakten kraft eigener Wasserbrühe zu bestreiten? Diesen Menschen sind die bisherigen Maßnahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien ein Dorn im Auge. Und zwar genau aus den Gründen, die sie als Motivation für die andere Seite ständig unterstellen. Ich glaube, die wahren Ideologen sind diejenigen, die genau diese stets nur „den“ anderen unterstellen.

In Indien herrschen stellenweise Temperaturen von über 50 Grad. Insbesondere in Großstädten ist das eine lebensbedrohliche Lage; primär für die Menschen, die ungeschützt und arm leben. Das ist eine Facette der Klimakatastrophe, die immer häufiger und brutaler zum Vorschein kommt und das auch in anderen Regionen der Erde. Die damit einhergehende Dürre sowie der Wassermangel bedroht zuvorderst die Menschen in armen Regionen dieser Welt. Aber wir sehen, auch Kalifornien und Südeuropa werden heimgesucht von solchen für viele Lebewesen auf der Erde unverträglichen Temperaturen. Im Sommer 2023 berichtete die Tagesschau, dass im Jahr 2022 europaweit ca. 60.000 Menschen durch die hohen Temperaturen verstorben sind. In diesem Monat legte Gesundheitsminister Lauterbach sogenannte Hitzeschutzpläne vor, um die von großer Hitze besonders betroffenen älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zu schützen.

Ich sage mir immer wieder, manche Reaktion in den asozialen Medien doch lieber gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Wenn aber die besonders „wohlmeinenden“ Menschen solche Maßnahmen versuchen, in Grund und Boden zu stampfen, spricht das zwar einerseits dafür, dass deren persönliche Resilienz gut entwickelt ist, andererseits aber auch für einen Grad an Ignoranz, der vernünftigeren Leuten eher Sorge bereiten kann. Ich glaube, dass gerade diejenigen, die sich so abfällig äußern, in dem Fall, dass sie selbst betroffen sind, nicht mehr so „cool“ gegen Politiker argumentieren, sondern das große Jammerlied anstimmen und Staatshilfen fordern.

Viele Leute fühlen sich halt schnell gegängelt. Wir kennen das aus der Corona-Zeit. Man solle stattdessen bei großer Hitze halt im Haus bleiben, sich nicht anstrengen und viel trinken. Sicher kein schlechter Rat. Das scheinen augenscheinlich die 60.000 europäischen Hitzetoten im Jahr 2022 nicht beherzigt zu haben. Sollten sich verantwortliche Politiker aber erlauben, keine Vorsorge zu treffen, erleben wir prompt die entgegengesetzte Bewegung. Dann empören sich alle über Unvermögen und Verantwortungslosigkeit und fordern die Köpfe der Verantwortlichen. Auch das ist Deutschland. Dumm nur, dass das in diesen angespannten und herausfordernden Zeiten so um sich begriffen hat. Oder war das immer schon so?

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 70 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt in Bedburg, nicht weit von Köln entfernt. Meine Themen sind Politik und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und ein wenig mehr.
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4 Gedanken zu „Wenn der Regen nicht aufhört: Deutschlands Umgang mit Naturkatastrophen“

  1. Auf allen Ebenen müssen wir uns an die häufigeren Extremwetter anpassen – wobei der Föderalismus und die kleinteiligen Zuständigkeiten in DE nicht gerade hilfreich sind.
    Der Blick ins Ahrtal ergibt eine sehr gemischte Bilanz, wobei der Artikel im Focus offenbar versucht, Positives zu finden und herauszustellen, aber vor allem zeigt, wie extrem das Dickicht unserer Vorschriften, Gesetze und Förderinstrumente hierzulande ist. Aber auch von den jeweiligen Dorfanwohnern hängt es ab, wie Katastrophen bewältigt werden:

    „Weil es in den einen Orten versierte Organisatoren gibt, gute Kontakte, eine enge Dorfgemeinschaft. In manch anderen Orten sieht es dagegen düster aus, von Aufbruch keine Spur, vielmehr herrschen Stillstand und Resignation. Und, was bislang kaum aus dem Tal nach außen gedrungen ist: Neid, Kompromissunfähigkeit, fehlende Organisationsfähigkeit, Ärger und Verdruss. Von vergebenen Chancen ist die Rede. Von Zeit, die vertan wurde. Von Orten, in denen die Einwohnerschaft gespalten ist.“

    Ich bin echt gespannt, ob die häufigeren katastrophalen Ereignisse doch irgendwann zum kollektiven Umdenken führen! Sprich: Keine Neubauten an gefährdeten Orten, Versiegelungen wo immer möglich entfernen, den Bächen und Flüssen wieder mehr Raum geben, Überflutungsflächen ausweisen und vieles mehr. Erheblicher Druck kommt ja von den Versicherungen, deren Geschäft sich nicht mehr rechnet wie früher. Die Policen werden sehr teuer, je nach Risiko, oder auch gleich gar nicht mehr abgeschlossen.

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  2. @ClaudiaBerlin: Nicht einmal den Anfang des Weges in ein großes Tal sind wir bisher gegangen.

    Das liegt zum einen an den schon dir herausgestellten Eigenarten einer egoistischen, unfähigen Bevölkerung und zum anderen an der Wirkung, die zu viele gleichzeitige Katastrophen, auch beginnende, für die mentale Verfassung der Menschen haben.

    Meine These ist, dass alles zuerst einmal noch viel schlimmer werden muss, bevor so etwas wie Einsicht und entsprechendes Handeln einsetzen könnte. Dass uns gleichzeitig durch diesen Prozess viel Zeit verloren geht, ist berunruhigend und der aktuellen Lage nicht angemessen. In diesen Tagen wurde berichtet, dass Versicherungen Probleme durch die hohen Schadenssummen haben. Das war absehbar. Vielleicht wird das dazu führen, dass weniger Risiken eingegangen werden. Im Ahrtal wurde zum Beispiel darüber gestritten, welche Teile am Ahrufer noch bebaut werden können und welche nicht. Die ausgewiesenen kritischen Bereiche sind deshalb viel kleiner als ursprünglich vorgesehen. Typisch.

    Das ist übrigens in diesem Zusammenhang auch typischer deutscher Egoistenirrsinn: https://www.welt.de/regionales/bayern/article185141358/Auf-Druck-der-Freien-Waehler-Bayerns-Regierung-streicht-Hochwasserschutz-zusammen.html

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  3. Das mit dem Umdenken ist ein scherzhafter Lernprozess. Die Überflutungsflächen sind ja meist im Privatbesitz, zumindest hier im Ländlichen. Die Kommune hat das hier im Nachbarstädtchen trotzdem durchgezogen. Die Besitzer sprachen von Enteignung, dabei wurde Ihnen lediglich die Bebauung untersagt. Letztendlich haben die Maßnahmen, vor allem die Renaturierung und Ausweitung der Wiesen als Überflutungsfläche, genutzt. Die Wiesen verwandeln sich zwar bei Starkregen in einen See, aber Überschwemmungen im Stadtkern bleiben seitdem aus.

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  4. @Peter Lohren: Schön, dass es Gegenden gibt, in denen die notwendigen Maßnahmen durchgeführt werden konnten. Ich las, dass das in den 2021 stark betroffenen Gebieten an der Ahr anders gewesen ist. Es sind viele Maßnahmen nötig und das Geld dafür – ein anderes Thema – ist nicht mehr vorhanden. Es gab bekanntlich wichtigeres, das unsere Möglichkeiten extrem reduziert hat.

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