Nicht nur, dass sich deutsche Mallorca-Besucher nicht gerade in die Herzen der Einheimischen gegrölt haben, es gibt auch noch die Engländer oder (früher) die Russen. Auch die sorgen auf unserer Lieblingsinsel für schlechte Laune. Gegen dieses Übermaß wird inzwischen laut protestiert. Dem Spiegel ($) nach sind (natürlich) wir Deutsche es, die den Mallorquinern auf den Sack gehen, die größte und penetranteste Gruppe inzwischen unbeliebte Besucher.
Ich verstehe, dass der maßlose Tourismus nicht nur in Venedig das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Allerdings frage ich mich, wie diese Überlastung der überlaufenden Touristikziele (der Klimakatastrophe übrigens zum Trotz!) auf ein erträgliches Maß reduziert werden könnte?
Für meine Frau ist klar: Da fliegen wir nicht mehr hin. OK, wir waren oft genug da. Aber nie mehr Mallorca? Das scheint mir etwas übertrieben. Ob es andere potenzielle Urlauber gibt, die so reagieren wie meine Frau? Die meint übrigens in der Regel das, was sie sagt.
Bliebe da noch die Schweiz als unser gleichwertig beliebtes Urlaubsziel oder Holland. Leider sind in beiden Ländern Deutsche auch nicht nur beliebt. In dem Bergdorf, in dem wir meistens unsere Ferien im Berner Oberland verbracht haben, wurden wir bei unserem vorletzten Urlaub von einer Gruppe Jugendlicher als Nazis beschimpft. Ich fand es schlimm.
Ich weiß nicht, was die gegen meine Frau und mich hatten. Jedenfalls hat das deutsche KFZ-Kennzeichnen wohl schon ausgereicht, um die Beschimpfung auszulösen. Oder sie haben unsere Sprache erkannt. Nichts — keine Bemerkung, keine Handlung — war dem vorausgegangen.
Was Holland anlangt, wird sich vermutlich nicht nur die von Wilders angekündigte Geschwindigkeitsbegrenzung ändern (von 100 auf 120). Auch dort scheinen die Leute generell von Ausländern die Nase voll zu haben. Weshalb sonst sollten sie, die ich mein Leben lang als leuchtende Vorbilder im Sinne einer liberalen Einstellung gegenüber jedermann betrachtet habe, Rechtsextremen die Regierungsverantwortung anvertraut haben?
Vielleicht versuchen wir es mit der Eifel oder fahren ins Sauerland — oder an Nord- oder Ostsee?
Die Mallorquiner haben nichts gegen Touristen, liest man im Spiegel. Aber es seien zu viele.
Ich erinnere mich, dass die Stimmung der Bevölkerung während der Corona-Pandemie verheerend war. Es gab viele Arbeitslose und die Bedingungen waren für viele Menschen schlimm. Das ist vergessen. Jetzt stehen viele Inselbewohner auf und solidarisieren sich. Sie haben einen kritischen Blick auf den Massentourismus. Ich kann das, wie zuvor besprochen, verstehen. Hoffentlich wird der Protest zu einer praktikablen Lösung führen. Vorstellen kann ich mir diese leider nicht.
- Schlangen vor den Essensausgaben: Mallorca kämpft gegen Corona-Armut – n-tv.de – Quelle
Irgendwie muss ich darüber schmunzeln – sind wir hier nicht genau so? Klar, Touristen, Asylsuchende, Einwanderer etc. in einen Topf zu werfen, liegt mir fern – aber wie oft hört man „ich habe doch nichts gegen Ausländer, es sind nur zu viele“?! Und ganz ehrlich, ich würde mich auch nicht mehr wohl fühlen, wenn in meinem Wohnort mehr Touristen als Einheimische unterwegs sind inklusive sämtlicher Begleiterscheinungen wie knappen Wohnraum wegen Ferienwohnungen, überhöhten Preisen und überfüllten Lokalen, Natur und Veranstaltungen. Und als Tourist würde ich mich da genau so unwohl fühlen. Wie immer – die Dosis macht das Gift.
Ob die Hintergründe für Ausländerfeindlichkeit und die Haltung gegenüber übermäßigen Tourismus Ähnlichkeiten aufweisen? Vielleicht. Allerdings fehlen uns in Deutschland ja noch die Voraussetzungen für einen derartig ausufernden Tourismus. Aber wenn das Wetter aufgrund der Klimakatastrophe einmal besser wird, könnte uns dieses Schicksal auch ereilen.
Wir haben zu viele Ausländer im Land, die Tourismuszentren zu viele ausländische Touristen. Die Wirkungen sind vielleicht vergleichbar. Im Hinblick auf den knappen Wohnraum und die Preise für Lebensmittel sind die Parallelen ja belegt. Man könnte allerdings dabei bleiben und weiterhin so argumentieren, dass wir die Migrationen brauchen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Aber wer glaubt schon noch, dass dieser Kontext so wirklich tragfähig ist? Hier ist in meinen Augen die Stimmung längst gekippt. Ich habe das nicht erwartet. Aber so ist es. Und die Parteien, die für zügellose Migration ohne Konsequenzen eintreten (Grüne und SPD) werden ihre Quittung dafür bekommen.