Bei Netzpolitik.org lese ich, dass den Kollegen vom Blog Volksverpetzer die Gemeinnützigkeit entzogen wurde. Das ist ein Rückschlag für das Team um Thomas Laschyk.
Obwohl meine erste Reaktion die gewesen ist, dass ich via Steady einen kleinen Beitrag zur Existenzsicherung für die nächsten 12 Monate leistete, bin ich gar nicht so für das, was man euphorisch und wohl auch gut meinend rüberkommenden gemeinnützigen Journalismus nennt.
Ich bin immer noch guter Hoffnung, dass man sich durch die klassischen Medien umfassend und gut informieren kann. Das gilt auch, obwohl ich hier bisweilen Kritik übe. Dies heißt jedoch nicht, dass man dabei nicht auch mal einer Falschmeldung auf den Leim gehen könnte.
Übrigens haben wir das, wenn wir bereit sind, richtig hinzusehen, zuletzt auch mit dem legendären Demokratiebeitrag von Correctiv erlebt. Dieses Recherche-Medium ist übrigens eines der bedeutenden Mitglieder im Verein für gemeinnützigen Journalismus. Ich denke, das Beispiel bietet sich an, gerade weil darüber so viel geredet und geschrieben wurde, und zwar in vollkommen gegensätzlichen Ansichten und mit konträren politischen Intentionen.
Ich möchte gar nicht näher auf die Ungereimtheiten eingehen, die auf einen nicht unbedingt dafür offenen links-grünen Teil unserer Gesellschaft stießen. Man könnte Artikel zurate ziehen, die hinsichtlich politischer Tendenzen eher unverdächtig sind. Aber das ist eigentlich jetzt nicht das Thema. Interessant ist allerdings, dass ein Flagschiff der „journalistischen Gemeinnützigkeit“ die Debatte verursacht hat.
Journalistische Darstellungsform – Wikiwand | Quelle
Benötigen wir weniger politisch beeinflussten Journalismus? Ich finde schon. Nur – muss dieser gemeinnützig sein? Das wäre doch eine Art von Gütesiegel, das mein Misstrauen verdient hätte. Wer bestimmt denn in solchen Fällen die Regeln, die dem jeweiligen Medium die Gemeinnützigkeit zu- oder abspricht? Es sind schlussendlich womöglich wieder Politiker. Wenn sie erklären, keinen Einfluss nehmen zu wollen, bin ich grundsätzlich misstrauisch. Es gibt zu viele ärgerliche und manchmal auch unnötige Gegenbeispiele.
Nun kommt also ein Brief vom zuständigen Finanzamt (im Zweifel dem dortigen Chef). Das ist angesichts des bisher bekannten Sachstandes betreffend Volksverpetzer der Fall. Das ist intransparent und völlig unzureichend. Es ist (hoffentlich) davon auszugehen, dass die Hintergründe noch aufgeklärt werden. Und zwar von der Behörde innerhalb einer hoffentlich kurzen Zeitspanne. Wehe, die Begründung ist nicht nachvollziehbar! Aber auch mit einer überzeugenden Begründung. Dies ist nicht die Zeit, in der Argumente einfach so verfangen könnten. Auch dann nicht, wenn linke oder grüne Kreise involviert sind. Ich würde sogar sagen, gerade dann nicht.
Die Politik muss sich bekennen. Ist das von dieser Regierung zu erwarten? Sie hat so etwas in den Koalitionsvertrag geschrieben (s. Volksverpetzer). Und bisher soll doch schon eine Menge von dem umgesetzt worden sein, was dort hingeschrieben wurde. Nun, diesen Punkt hat man bisher nicht erledigt. Ich habe Zweifel, dass ein gemeinnütziger Journalismus für die Demokratie von Nutzen wäre. Nicht unter den gegenwärtigen Voraussetzungen.
Es gibt verschiedene Formen des Journalismus. Warum sollte für die gemeinnützige Variante kein Plätzchen mehr frei sein? Für mich stellt sich die Frage, wie eine Berichterstattung über die AfD, andere rechte Gruppierungen und eigentlich allem, was rechts von der Mitte ist, dann wohl aussehen? Mir gefällt dieser Gedanke nicht.
Ich lese gern bei Übermedien. Häufig wird hier auf den Punkt recherchiert und keine voreiligen und einseitigen Schlussfolgerungen gezogen. Mir ist klar, dass andere das anders beurteilen werden. Ich habe mir übrigens längst angewöhnt, bei den wirklich wichtigen Themen nie nur einen Artikel zu lesen, sondern grundsätzlich zwei oder drei. Ich orientiere mich häufig, je nach Thema, auch an ausländischen Presseberichten.
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