Was ich jetzt hier ausbreite, wird für viele pure Larmoyanz sein. Ich tue es trotzdem! Das Thema ist nicht neu. Die wesentlichen Pro- und Contra-Argumente werden Bloggern geläufig sein. Allerdings gibt es eine persönliche Ebene, die in solchen Gegenüberstellungen aus vielleicht nachvollziehbaren Gründen oft nicht angesprochen wird.
Kommentare in Blogs – Fluch oder Segen?
Manche sagen, ein Blog ohne Kommentare sei wie ein Garten ohne Blumen. Schön anzusehen, aber irgendwie fehlt etwas. Es gibt also gute Gründe, sich einmal genauer zu überlegen, ob man in Blogs überhaupt Kommentare zulassen sollte – oder ob man nicht besser gleich auf sie verzichtet.
Der Blog ist für mich nur mehr ein Instrument zur persönlichen, oftmals einsamen Frustbewältigung.
Eines der stärksten Argumente für Kommentare ist die Interaktion. Ein Blog ist schließlich keine Wandzeitung (Klowand), sondern eine Plattform für den Austausch von Gedanken und Ideen. Kommentare geben Lesern die Möglichkeit, mitzudiskutieren, Fragen zu stellen, Meinungen zu äußern oder vielleicht auch den Autor zu loben (wer liebt das nicht?). Ohne Kommentare gleicht der Blog einer Einbahnstraße – der Autor wirft seine Gedanken hinaus in den weiten Cyberspace und bekommt… nichts zurück. Wer mag schon in den leeren Raum rufen, ohne jemals ein Echo zu hören?
Die Kommentare hier im Blog waren hinsichtlich der Menge, noch nie auf hohem Niveau. Wenig Kommentare zu wenig ansprechenden Artikeln könnte man sagen. Mich hat das mal mehr, mal weniger gestört. Mal lief es halbwegs zufriedenstellend, mal weniger. Zuletzt zähle ich hier überwiegend Ein- oder Zweizeiler. Auf mich wirkten diese wie — Entschuldigung! — Alibi- oder Trostkommentare.
Nicht jeder Kommentar ist eine Perle der Weisheit
Hand aufs Herz: Wie oft sind Kommentare tatsächlich tiefgründige Beiträge zur Diskussion? Oft wird ein Blogartikel nur mit einem knappen „Guter Beitrag!“ oder „Da stimme ich nicht zu“ kommentiert. Nicht gerade die Art von intellektueller Debatte, die man sich als Blogger erträumt. Es gibt auch das Phänomen der „Trostkommentare“ – kurze, unverbindliche Nachrichten, die sich oft wie höfliches Schulterklopfen anfühlen, aber eigentlich wenig Inhalt bieten. Nett gemeint, aber das Gefühl, sie wären bloß aus „Pflichtgefühl“ entstanden, bleibt doch zurück.
Die sinkende Relevanz von Blog-Kommentaren
Seit einigen Jahren habe ich allerdings auch selbst immer weniger kommentiert. Mir wurde das zu kompliziert und zu anstrengend. Ich habe gesehen, wie meine Haltung zu manchen, mich beschäftigenden gesellschaftlichen Fragen, mehr und mehr uninteressant wurde. Die Leserschaft war immer überschaubar. Am Gequengel eines 70-Jährigen scheinen wenige interessiert.
Ich habe gesehen, dass meine Enthaltsamkeit im Hinblick auf Kommentare in anderen (mir seit Langem bekannten) Blogautoren bisweilen kritisiert wurde. Ich wusste zwar, dass man keine funktionierende Community aufbaut, in dem man sich den üblichen Ritualen entzieht. Mir fehlten aus irgendwelchen Gründen der Wille oder der Antrieb. Diese Faulheit war vielleicht ein Indiz dafür, dass mir der Austausch mit anderen nicht so wichtig ist, wie er es für einen echten Blogger hätte sein müssen. Also im besten Sinne des Bloggens, meine ich.
Aversionen und abnehmende Resonanz: Ein persönlicher Rückblick
Vor ein paar Jahren habe ich die Datenbank mal durchforstet und geprüft, wie lange häufig meine Besucher hier kommentiert haben und wie lange sie den Blogs (die unter mehreren verschiedenen Namen firmierten) bereits die Treue hielten. Ich glaube, es waren mehr als zehn Bloggerinnen und Blogger, die über Jahre hinweg immer wieder (oft eifrig) kommentiert haben. Es gab auch damals kurze Kommentare, in ihrer Mehrheit setzte man sich mit dem jeweiligen Thema intensiv und konstruktiv auseinander. Ich behaupte, das ist heute anders. Es gab gute Diskussionen, manchmal auch solche, die mich (sturen Hund) zum Umdenken brachten.
Seit ich damit begonnen habe, eine gewisse Aversion gegenüber links-grünen Positionen hier im Blog zu zeigen, geht’s bergab. So geht jedenfalls meine Erklärung. Die Themen und Texte interessieren die Leute einfach nicht.
Vielleicht sind die Themen oder meine Meinung zu einseitig, vielleicht sind meine Texte dumm oder es gibt zu viel Schwurbelei, wie mir ein Blogger vor vielen Jahren mit ziemlich breiter Unterstützung anderer (enttäuschenderweise zum Teil langjähriger Leser) vorgehalten hat. Muss ja was dran gewesen sein. Den Blog dieses Bloggers gibt es immer noch, allerdings tut sich dort gar nichts mehr.
Zwei Stammleser sind (wie lange schon, weiß ich nicht) Mitglieder der Grünen. Sie haben meinen Blog längst von ihrer Leseliste gestrichen. Kommentare gibt es von ihrer Seite keine mehr.
Streit gab es hier immer wieder mal. Das war mir lieber. Durch unverbindliche, wenig herausfordernde und andererseits zahlenmäßig abnehmende Kommentare, ist das heute kaum noch drin.
Wie habe ich mich gefetzt mit den Lesern eines Blogs, der damals in Gänze zwar knallrot gefärbt war, eigentlich aber tiefbraun hätte sein müssen? Heute läuft die Hetze unvermindert, und zwar mit einem riesigen Publikum. Die nutzen ein WordPress-Theme und ein paar Elemente sind immer noch knallrot. Dann gab es eine Zeit, in der ich mich ständig mit liberalen Bloggern gekäbbelt. Da ging es um Wirtschaftspolitik und sozialen Zusammenhalt. Wie klein die Probleme im Vergleich zu heute einmal waren…
Ich fand das Bloggen in den ersten Jahren (bin seit 2004 immer dabei geblieben) fantastisch. Die „Battles“ finden seit Jahren in den sozialen Medien statt. Ich sage nicht, dass diese Art von „Meinungsaustausch“ mir besser gefallen würde, wenn sie doch nur in unseren Blogs stattfänden. Außerdem hat sich die Blasenbildung so krass weiterentwickelt, dass ein ebensolcher Meinungsaustausch kaum noch stattfindet. Wenn ich dagegen manche „Diskussionen“ in Blogs durchlese, muss ich ob der großen Trivialität und Belanglosigkeit oft schmunzeln. So etwas will ich dann auch nicht.
Es gibt aber auch ein Mittelding – den „eingedämmten“ Kommentarbereich, so wie in diesem Blog. Wer sich durch die fehlende Anzeige von Kommentarzahlen entmutigen lässt, dem wird das vielleicht gar nicht auffallen. Aber die Möglichkeit zur Diskussion bleibt bestehen, nur eben weniger im Rampenlicht.
Mir war lange nicht klar, dass ich eigentlich für mich schreibe. Meine Motivation fürs Bloggen liegt nicht in der Absicht, möglichst viel Resonanz zu bekommen. Trotzdem finde ich es schöner, wenn nicht nur alle zehn Artikel mal ein Kommentar eingeht. Wie wohl die meisten Blogger freue ich mich über zustimmende, freundliche Kommentare.
Mit Kritik kann ich heute übrigens auch nicht besser umgehen als mit 20 oder 30. Wer dachte, dass im Alter Toleranz und Gelassenheit zunehmen würden — ich bin der lebendige Gegenbeweis.
Kommentare bleiben aus. Ich könnte darauf verzichten und sie ganz abstellen. Stattdessen habe ich den Kommentarbereich eingedampft. Die Metadaten zeigen die Lesezeit, aber die Anzahl der Kommentare ist nicht mehr präsent. Zudem habe ich einige Plug-ins rausgeworfen. Dazu zählt die Möglichkeit, sich darüber informieren zu lassen, wenn neue Kommentare zu einem bereits kommentierten Artikel eingehen, dass man innerhalb von 10 Minuten einen Kommentar nachträglich korrigieren (oder löschen) kann und auch die Quicktags habe ich herausgenommen. Plug-ins sparen soll ja immer eine gute Idee sein.
Zerrissenheit im Bloggen: Aufgeben oder Weitermachen?
Vor kurzem habe ich rund einen Monat lang mal gar nichts geschrieben. Ich hatte Corona und war nur noch kaputt. Außerdem war ich in schlechter Stimmung, hatte überlegt, den Blog endlich aufzugeben. Dann kam die Lust zurück. Aber das mit den Kommentaren hat sich in meinem Kopf zum Dauerthema entwickelt. Ganz rausnehmen will ich sie aber dann auch nicht. Zerrissenheit oder Sprunghaftigkeit ist nicht nur was für junge Leute.
Diskussionen finden fast nur noch in sozialen Netzwerken, Facebook, Instagram, Twitter etc. statt. Eigentlich normal, denn mit den richtigen Hashtags werden da tausende Leute erreicht. Und welcher Blog hat noch tausende Leser am Tag?
Selbst in den Kommentarspalten der vermeintlich großen Blogs, wie Lawblog, Stadt Bremerhaven, Shopblogger, Truckonline oder Buddenbohm passiert nicht mehr viel. So ist der Lauf der Zeit.
Na ja, vom Grundsatz her, schreiben wir Privatblogger ja tatsächlich alle nur für uns selbst, oder? Wir haben keine kommerziellen Interessen und reflektieren einfach nur unsere Gedanken. Wenn da jemand dran teilhaben möchte, bitte, freut uns auch. Ich hatte das ja schon einmal mit einer Kneipe verglichen, man kommt vorbei, guckt was es Neues gibt und gibt seinen Senf dazu. Mehr wird doch auch nicht erwartet. Bestenfalls gibt der ein oder andere Post Anlass ein wenig tiefer in die Materie zu steigen.
Und – wenn wir ehrlich sind, das ist es wofür wir Privatblogger da sind. Wenn wir mehr wollten, würden wir uns spezialisieren, um irgendwann damit Geld zu machen. Wir dürfen ja auch nicht vergessen, dass bei der normalen Frequenz der Blogs das Ganze bezahlbar bleibt. Bei Fachblogs mit Mehrwert und mehreren tausend Besuchern pro Tag sieht die Rechnung an den Provider sicher ganz anders aus, das ist dann aber auch kein Hobby mehr.
Du hast wohl recht.
Der Nährwert eines Frühschoppens wäre größer. Da gibt persönliche Kontakte, nicht nur auf der virtuellen Ebene. Das macht einen großen Unterschied. Aber wer geht noch zum Frühschoppen? Gibts die überhaupt noch – außerhalb Bayerns vielleicht?
Stimmt, es ist ein Hobby. Ich bin einfach schlecht drauf. Bei all dem Mist, der uns um die Ohren fliegt, vielleicht kein Wunder.
Ich freue mich (in meinem Blog) über zustimmende, freundliche Kommentare, aber auch über solche, die anzeigen, dass es andere Einschätzungen, Meinungen oder Haltungen neben meinen gibt. Oder, bei eher persönlichen Dingen, dass es Leute gibt, die Dinge anders angehen als ich. Oder auch genauso wie ich.
Politischen Auseinandersetzungen in Kommentarbereichen gehe ich allgemein eher aus dem Weg, bei mir und anderswo. Ich beziehe durchaus gerne Stellung, streite aber nicht über meine Überzeugungen. Das würde ich nur, wenn überhaupt, im direkten offenen Gespräch vis-a-vis.
Und ich moderiere bei Bedarf, kommentarlos. Neulich habe ich einen sehr langen Kommentar nicht freigeschaltet, weil mir der Kommentator aus einem anderen Blog, in dem ich häufig lese, als nervender Troll bekannt ist. Er wollte mir mit zahllosen Links zu anderen Quellen „beweisen“, dass der Autor, den ich lese, entgegen eigener Behauptungen eben doch ein ganz klarer abgefeimter Antisemit ist. Was er faktisch nicht ist. Mit solchen Leuten setze ich mich nicht auseinander, schon gar nicht in meinem Blog.
Meine Freude über Kritik hält sich in Grenzen. Ich stehe leider nicht über „den Dingen“. Dabei behaupte ich, dass meine Intoleranz bei politischen Themen besteht. Wenn es um andere Themen geht, die hier im Blog allerdings nur wenig stattfinden, ist das anders. Wahrscheinlich liegt das in der Natur der Sache.
Es ist wohl vernünftig, gar nicht erst zu versuchen, im Kommentarbereich zu streiten. Aber vis-a-vis kann das auch mal daneben gehen. Wenn ich an die fortschreitende Polarisierung der Meinungen auch in Deutschland denke, kann man dabei ganz schön Aufregung ernten.
Trolls kommen hier fast nie vor. Erkenne ich solche Kommentare, lösche ich sie ebenfalls kommentarlos. Aber das ist, wie gesagt, ganz selten. Vielleicht 1-2 x im Jahr.