Von Correctiv bis Greenpeace: Wer bestimmt, was Demokratie kostet?

Merz’ Rhe­to­rik nähert sich der AfD an. Erkenn­bar ist das an der Debat­te um NGOs und Demo­kra­tie­för­de­rung, die neue poli­ti­sche Kon­flikt­li­ni­en offenlegt.

HS230625

Horst Schulte

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Fried­rich Merz hat­te kurz vor der Wahl für Auf­se­hen gesorgt, indem er in einer Rede in Mün­chen »grü­ne und lin­ke Spin­ner« kri­ti­sier­te. Er erklär­te, dass es kei­ne lin­ke Mehr­heit und kei­ne lin­ke Poli­tik mehr in Deutsch­land gebe und dass die Uni­on wie­der Poli­tik für die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung machen wer­de, die »gera­de den­ken« kön­ne und »alle Tas­sen im Schrank« habe. 

Die­se Äuße­run­gen hat die SPD scharf kri­ti­siert. Sie warf Merz vor, das Land zu spal­ten und Mil­lio­nen Men­schen zu signa­li­sie­ren, dass ihre Sor­gen kei­nen Platz mehr hät­ten. Die SPD bezeich­ne­te Merz’ Rhe­to­rik als die eines »Mini-Trump«.

Ich dach­te mir so: »Löwen­bräu­kel­ler, na ja. Es ist eben Wahl­kampf. Von dort sind wir (Lin­ken) rup­pi­ge Töne seit Jahr­zehn­ten gewohnt.« Franz-Josef Strauß, selig, hat dort schon so manch der­ben Aus­druck gen Nor­den geschickt.

Lei­der deckt sich Merz’ Fest­stel­lung aber mit den Feucht­träu­men der AfD. Die­se Leu­te reden schon lan­ge so über ihre poli­ti­schen Geg­ner. Die Abfäl­lig­keit bewegt sich im Ver­gleich zu Merz in einem Spek­trum ver­ba­ler Nuan­cen. Für mich ist die­se Anlei­he an den sprach­li­chen Abar­tig­kei­ten der AfD-Leu­te ein wei­te­rer Hin­weis dar­auf, wohin Merz die Uni­on füh­ren wird.

Was ist mit Merz los? Glaubt er, die SPD, auf die er eigent­lich ange­wie­sen ist, wür­de das ein­fach hin­neh­men? Ich den­ke gleich­zei­tig aber: Klar, sie wird genau das tun – nach­dem sie ordent­lich zurück geschimpft hat, freilich.

Als dann her­aus­kam, was vom DJV bei­spiels­wei­se als »551 Mes­ser­sti­che ins Herz der Demo­kra­tie« genannt wur­de, dach­te ich noch ein­mal nach. 

Es han­delt sich nicht (schon wie­der) um eine der berüch­tig­ten Ent­glei­sun­gen Merz’, die er sich schon immer ab und an leis­te­te, son­dern um den Hin­weis dar­auf, dass er (und sei­ne Kon­ser­va­ti­ven, die sich ungern als Rech­te klas­si­fi­ziert sehen möch­ten) sich genau­so beneh­men wie die von ganz rechts. Und natür­lich die, deren blon­des Getö­se von der ande­ren Sei­te des Atlan­tiks uns so sehr beschäf­tigt (und verängstigt?). 

Ande­rer­seits fand ich es schon lan­ge nicht rich­tig, wenn der Staat mit Steu­er­mit­teln demo­kra­tie­för­dern­de Pro­jek­te finan­ziert. Und vie­le die­ser NGO’s, die ins Faden­kreuz der belei­dig­ten Leber­wurst im Kon­rad-Ade­nau­er-Haus gerie­ten, mach­ten aus ihrer ein­sei­ti­gen poli­ti­schen Prä­fe­renz nie ein Geheimnis. 

Ent­zau­be­rung | HÖCKER I MARKEN- UND MEDIENRECHT

Ich könn­te jetzt damit begin­nen, ver­schie­de­ne Akti­vi­tä­ten auf­zu­zäh­len, die ich kri­tisch gefun­den habe. Statt­des­sen erwäh­ne ich hier ein­fach nur die Dis­kus­sio­nen um „Cor­rec­tiv“. Die füh­len sich selbst­re­dend von die­ser frü­hen Merz-Offen­si­ve beson­ders ange­zählt. Dass die AfD trotz juris­ti­scher Unklar­hei­ten und einer noch aus­ste­hen­den Gerichts­ent­schei­dung in der Haupt­sa­che, behaup­tet, breit­flä­chig gewon­nen zu haben, stimmt zwar nicht, passt jedoch 1a zum Bild die­ser Demokratieverächter.

  1. Kri­tik an der Bericht­erstat­tung:
    • Cor­rec­tiv wur­de vor­ge­wor­fen, in sei­nem Bericht den fal­schen Ein­druck erweckt zu haben, dass auf dem Tref­fen in Pots­dam über die Aus­wei­sung deut­scher Staats­bür­ger dis­ku­tiert wor­den sei. Das Land­ge­richt Ber­lin II kri­ti­sier­te, dass die Bericht­erstat­tung die­sen Ein­druck nicht aus­rei­chend kor­ri­giert habe, obwohl Cor­rec­tiv selbst erklär­te, dass sol­che Plä­ne nicht dis­ku­tiert wur­den 12.
  2. Erfolg­rei­che Kla­gen gegen Medi­en:
    • Das Land­ge­richt Ham­burg unter­sag­te dem ZDF und dem NDR, in ihren Berich­ten zu behaup­ten, dass auf dem Tref­fen in Pots­dam über die Aus­wei­sung oder Depor­ta­ti­on deut­scher Staats­bür­ger gespro­chen wur­de. Die­se Urtei­le basier­ten dar­auf, dass die Bericht­erstat­tung der Medi­en als fal­sche Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen ein­ge­stuft wur­den, die nicht durch den Cor­rec­tiv-Bericht gedeckt waren 345.
  3. Kla­ge gegen Bea­trix von Storch:
    • Cor­rec­tiv ver­such­te, der AfD-Poli­ti­ke­rin Bea­trix von Storch zu unter­sa­gen, die Bericht­erstat­tung als „dre­cki­ge Lüge“ zu bezeich­nen. Das Land­ge­richt Ber­lin II ent­schied jedoch, dass die­se Äuße­rung als zuläs­si­ge Mei­nungs­äu­ße­rung gewer­tet wer­den kön­ne, da der Cor­rec­tiv-Bericht zumin­dest einen fal­schen Ein­druck erweckt habe 12.
  4. Eides­statt­li­che Ver­si­che­run­gen:
    • Cor­rec­tiv leg­te eides­statt­li­che Ver­si­che­run­gen vor, um die Rich­tig­keit der im Arti­kel geschil­der­ten Vor­gän­ge zu bele­gen. Den­noch blieb die Kri­tik bestehen, dass der Bericht in wesent­li­chen Punk­ten miss­ver­ständ­lich war und einen fal­schen Ein­druck erweck­te 67.
  5. Kei­ne straf­recht­li­chen Ermitt­lun­gen:
    • Die Staats­an­walt­schaft Pots­dam lei­te­te kei­ne Ermitt­lun­gen gegen Cor­rec­tiv ein, da kei­ne Hin­wei­se auf unau­to­ri­sier­te Ton­auf­nah­men des Tref­fens vor­la­gen 8.

Zusam­men­ge­fasst zei­gen die Urtei­le, dass die Bericht­erstat­tung von Cor­rec­tiv über das Pots­da­mer Tref­fen in wesent­li­chen Punk­ten als miss­ver­ständ­lich und irre­füh­rend ein­ge­stuft wur­de, was zu erfolg­rei­chen Kla­gen gegen Medi­en führ­te, die den Bericht über­nom­men hatten.

Es gibt wei­te­re Bei­spie­le für NGO’s, an deren Arbeit Kri­tik geübt wer­den kann. Im Faden­kreuz der Uni­on befin­den sich: Green­peace, Food­watch, Peta, „Omas gegen Rechts“, die Ama­deu Anto­nio Stif­tung, die Deut­sche Umwelt­hil­fe, Ani­mal Rights Watch, den BUND, Cor­rec­tiv, Cam­pact, Attac, Dezer­nat Zukunft, Ago­ra Agrar, Neue deut­sche Medienmacher*innen sowie das Netz­werk Recherche

Der CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Chris­toph Ploß behaup­tet, es wer­de Geld an „lin­ke NGOs ver­teilt, die wie­der­um Demons­tra­tio­nen für lin­ke Pro­pa­gan­da orga­ni­sie­ren“. Das Geld sol­le lie­ber für „Schu­len, Poli­zei und Inves­ti­tio­nen in Infra­struk­tur“ genutzt werden.

Quel­le

Die Deut­sche Umwelt­hil­fe oder die Ama­deu Anto­nio Stif­tung stan­den häu­fig im Fokus von Kri­tik, nicht nur bei den Rech­ten. Wenn wir unse­re Demo­kra­tie nicht anders schüt­zen kön­nen, als sol­che Insti­tu­tio­nen mit Steu­er­mit­teln zu finan­zie­ren, muss es echt schlecht um sie ste­hen. Das war und ist lan­ge schon mei­ne Meinung. 

Eine Sei­te Deutsch­lands ist zu einem blau­en Meer der Untie­fe mutiert. Das hat viel­leicht auch etwas damit zu tun, dass vie­le glaub­ten, die Demo­kra­tie mit Mit­teln schüt­zen zu müs­sen, die in der Wahr­neh­mung einer wach­sen­den Anzahl von Men­schen wenn nicht unde­mo­kra­tisch, jedoch ganz sicher für sie kei­ne Lebens­hil­fe darstellen. 

Sie wer­den eher als eine unge­wünsch­te Ver­län­ge­rung von poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Pro­zes­sen gese­hen, die zu häu­fig gegen ihre eige­nen Inter­es­sen wir­ken. Das trifft auf Migra­ti­on zu, genau­so wie zuneh­mend auch für kli­ma­po­li­ti­sche Aspekte.


Wie ich das Geschwätz von die­sem Herrn Reitz hasse:

Lars Kling­beil ris­kiert die Koali­ti­on mit der Uni­on, weil er Trans­pa­renz über das Regie­rungs­han­deln scheut. Es geht bei den NGOs nicht ein­mal um so viel Geld. Aber es zeigt, wie sich die SPD ver­lau­fen hat.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Correctiv Demokratie Merz

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