Schuldenpolitik

Bürgergeld vor dem Umbruch – Abschied vom Vertrauen?

13. Juni 2025

0 Kommentare

Es war eines der zen­tra­len Themen im Wahlkampf – und wird nun zum Prüfstein der neu­en schwarz-​roten Bundesregierung: das Bürgergeld. Die soge­nann­te „Große Koalition“ aus CDU/​CSU und SPD steht vor der Herausforderung, die Grundsicherung für rund 5,5 Millionen Menschen grund­le­gend zu refor­mie­ren. Zwar soll das Bürgergeld laut Kanzlerpartei und Union nicht voll­stän­dig abge­schafft wer­den, aber eine grund­le­gen­de Reform inklu­si­ve Namensänderung steht auf der poli­ti­schen Agenda. Die Regierung signa­li­siert damit: Es geht nicht mehr nur um Korrekturen, son­dern um einen Paradigmenwechsel. Doch wohin steu­ert der Sozialstaat – zurück zur Härte oder vor­an zu mehr Verbindlichkeit?

Der neue Kurs: Bürgergeld vor dem Umbau

Die Koalition aus CDU/​CSU und SPD hat sich in ihrem Koalitionsvertrag auf eine Neuausrichtung der Grundsicherung ver­stän­digt. Der Begriff „Bürgergeld“ soll ersetzt wer­den – zu stark ist er mit der Ampelregierung ver­bun­den, zu weich erscheint er vie­len Konservativen.

Zur Debatte ste­hen ver­schie­de­ne Änderungen:

  • Namensänderung: Laut ers­ten Berichten soll der neue Begriff Begriffe wie „Grundsicherung für Arbeitssuchende“ oder „Neue Existenzsicherung“ ent­hal­ten – neu­tra­ler, nüch­ter­ner, leistungsorientierter.
  • Strengere Mitwirkungspflichten: Wer Jobangebote ablehnt oder Termine ver­säumt, muss mit schnel­len Leistungskürzungen rechnen.
  • Sachleistungen statt Geld: In bestimm­ten Fällen – etwa bei Pflichtverletzungen oder man­geln­der Kooperation – sol­len Sachleistungen Vorrang vor Geldtransfers erhalten.
  • Mehr Kontrolle, weni­ger Vertrauen: Die einst ein­ge­führ­te „Vertrauenszeit“ und groß­zü­gi­ge Freibeträge ste­hen erneut auf dem Prüfstand.

Die Argumente der Befürworter: Ordnung und Verantwortung

Die Union betont: Es gehe nicht um Strafe, son­dern um Verbindlichkeit. Der Sozialstaat dür­fe kei­ne Einbahnstraße sein. Wer Hilfe erhält, müs­se im Gegenzug zur Integration in den Arbeitsmarkt bei­tra­gen. Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels sei es unver­ant­wort­lich, wenn poten­zi­el­le Arbeitskräfte dau­er­haft in der Grundsicherung verharren.

Die SPD, obwohl einst Vordenkerin von Hartz IV und Bürgergeld, trägt die Reformpläne bis­lang mit – offen­bar auch, um den Schulterschluss mit der Union nicht zu gefähr­den. Einige Stimmen aus der Partei mah­nen jedoch, nicht zu weit zu gehen und die Balance zwi­schen „Fördern“ und „Fordern“ zu erhalten.

Die Kritik: Rückfall in alte Muster?

Gewerkschaften, Sozialverbände und vie­le Wissenschaftler zei­gen sich alar­miert. Der Paritätische Wohlfahrtsverband nennt die Pläne einen „Rollback ins 20. Jahrhundert“. Die Rede ist von:

  • Stigmatisierung statt Integration
  • Misstrauen statt Teilhabe
  • Sanktionen statt struk­tu­rel­ler Hilfe

Besonders pro­ble­ma­tisch sei, dass die Ursachen für Langzeitarbeitslosigkeit erneut indi­vi­dua­li­siert wer­den: Fehlende Mobilität, man­geln­de Kinderbetreuung, gesund­heit­li­che Einschränkungen oder Bildungsarmut wer­den igno­riert, wäh­rend die Schuld bei den Betroffenen selbst gesucht wird.

Perspektive der Kommunen: Überlastung und Hoffnung auf Klarheit

In vie­len Jobcentern herrscht schon jetzt Personalnot. Die Umsetzung der geplan­ten Änderungen – mehr Kontrolle, mehr Einzelfallentscheidungen – wird die Situation zusätz­lich belas­ten. Kommunen for­dern des­halb kla­re gesetz­li­che Regelungen und ein­fa­che Verfahren. Einige begrü­ßen den Reformwillen, sehen aber die Gefahr einer „Bürokratisierung des Misstrauens“.

Der neue Klassenkampf: Wer arbeitet, wer zahlt, wer will nicht?

Die gesell­schaft­li­che Debatte um das Bürgergeld wird zuneh­mend emo­tio­nal geführt. In Umfragen stim­men vie­le Bürger der Aussage zu, dass „der Sozialstaat aus­ge­nutzt wird“. Diese Wahrnehmung wird von Teilen der Politik gezielt befeu­ert – mit Geschichten von abge­lehn­ten Jobs, TikTok-​Videos ver­meint­lich „fau­ler“ Empfänger oder Rechenbeispielen, bei denen sich Arbeit angeb­lich nicht lohnt.

Doch die­se Erzählungen ver­schlei­ern oft mehr als sie erklä­ren. Denn in der Realität ist der größ­te Teil der Erwerbslosen bereit zu arbei­ten – aber oft nicht sofort, nicht über­all, nicht unter jedem Lohnniveau. Wer die­se Differenzierung igno­riert, betreibt Symbolpolitik. Und die­se ist gegen den Sozialstaat gerichtet!

Eine Reform auf Messers Schneide

Die schwarz-​rote Koalition steht vor einer weg­wei­sen­den Entscheidung: Gestaltet sie die Grundsicherung zukunfts­ori­en­tiert und inte­gra­tiv – oder schwenkt sie zurück zu einer Politik des Drucks und der Kontrolle?

Dass das Bürgergeld in der aktu­el­len Form über­ar­bei­tet wer­den muss, steht außer Frage. Doch der neue Name allein wird nichts ver­bes­sern. Es braucht nicht weni­ger Vertrauen, son­dern mehr geziel­te Unterstützung. Nicht mehr Misstrauen, son­dern mehr ech­te Chancen.

So bleibt zu hof­fen, dass die kom­men­den Monate nicht zur Rückkehr der „Agenda-​Politik“ füh­ren, son­dern zu einer gerech­te­ren Balance aus Verantwortung und Menschenwürde.

Bürgergeld: Streit zwi­schen CDU und SPD – Politik – SZ​.de

Die Anteile des Sozialetats (einschl. Rentenzuschüsse) neh­men gewal­ti­ge, ja bedroh­li­che Ausmaße an. Im Haushalt 2025 hat er mit dem Schuldendienst einen Anteil von 43 % am Gesamthaushalt des Bundes. 212 Mrd. EUR beträgt die Gesamtsumme. Der Gesamthaushalt des Bundes beläuft sich auf 488 Mrd. EUR.

Die Zinsausgaben Deutschlands für sei­ne Schulden belie­fen sich im Jahr 2024 auf rund 34,2 Milliarden Euro. In der offi­zi­el­len Haushaltsplanung der Bundesregierung wer­den dabei die rei­nen Zinszahlungen auf Bundesanleihen mit 14,6 Milliarden Euro für 2024 aus­ge­wie­sen, wei­te­re Posten wie Disagio-​Zahlungen und ande­re Verzinsungsleistungen erhö­hen den Gesamtbetrag auf die genann­te Summe. Die Zinslast für den Bundeshaushalt ist damit gestie­gen, bleibt aber im inter­na­tio­na­len Vergleich moderat.

Ausgabenanteile Bundeshaushalt Kopie
Ausgabenanteile Bundeshaushalt Kopie

Internationaler Vergleich

USA:
Die Zinsausgaben der USA für ihre Staatsschulden erreich­ten im Fiskaljahr 2024 einen Rekordwert von etwa 1,049 Billionen US-​Dollar, hoch­ge­rech­net auf das gesam­te Jahr sogar bis zu 1,2 Billionen US-​Dollar. Die offi­zi­el­len Zahlen für das Kalenderjahr 2024 lie­gen bei rund 1.126 Milliarden US-​Dollar. Dies ist deut­lich mehr als die Ausgaben für Verteidigung oder ande­re gro­ße Haushaltsposten und über­steigt die deut­sche Zinslast um ein Vielfaches.

Moody’s warnt: 2025 flie­ßen 18 % der Steuereinnahmen allein in Zinszahlungen – ein Rekordwert über der his­to­ri­schen Marke von 1991. David C. Datelle (Meinung): Die Staatsverschuldung könn­te zu einer Wirtschaftskrise wer­den.

Musk hat­te Trump bei X ange­gan­gen: „This immense level of over­spen­ding will dri­ve America into debt slavery!“ Musk reagier­te auf Berichte und Zahlen, wonach die Zinszahlungen auf die US-​Staatsverschuldung im Jahr 2025 vor­aus­sicht­lich über 950 Mrd. $ betra­gen – mehr als für Verteidigung oder Sozialprogramme ein­ge­plant ist. Wahrscheinlich hat er aus­nahms­wei­se mit sei­nen Warnungen nicht nur aus mathe­ma­ti­scher Sicht recht. 

Zusammenfassung im Vergleich

LandSchuldenquoten
Deutschland63 %
Frankreichca. 116 % des BIP
Italien137–139 % des BIP
USA102–123 % des BIP

Deutschland zahlt im inter­na­tio­na­len Vergleich rela­tiv nied­ri­ge Zinsen für sei­ne Staatsschulden, sowohl in abso­lu­ter Höhe als auch rela­tiv zu den Staatseinnahmen. Die USA haben mit Abstand die höchs­te abso­lu­te Zinslast, wäh­rend ins­be­son­de­re Italien und Frankreich im Euro-​Raum eine deut­lich höhe­re rela­ti­ve Belastung auf­wei­sen als Deutschland. Die Zinslasten stei­gen in allen genann­ten Ländern aktu­ell an, was die Haushalte zuneh­mend belastet.

HS230625


Horst Schulte, Blogger und politisch interessierter Rentner aus dem Rheinland. Schreibt mit Leidenschaft über Gesellschaft, Medien und Zeitgeschehen – pointiert, kritisch und mit Herz.

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


Diesen Beitrag teilen:

Kategorie: Politik

Schlagworte: Haushalt Schulden Verschuldung Verschuldungsquote Zinsen

Featured-Image: Schuldenpolitik...

Lesezeit: 6 Minute/n

Wörter im Beitrag: 1032
Aufgerufen gesamt: 442 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 6 mal
Aufgerufen heute: 2 mal

✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance