Zwei Familien besitzen mehr als 42 Mio. Deutsche. Ihr Vermögen wächst rasant, während das Bürgergeld stagniert. Unser Steuersystem schützt Reichtum – und schwächt Vertrauen, Gerechtigkeit und soziale Stabilität. Eine Kurskorrektur ist überfällig.

Deutschland, ein Land, das sich gern mit dem Begriff „soziale Marktwirtschaft“ schmückt, duldet eine groteske Schieflage: Zwei Familien – die Boehringer/von Baumbach und Dieter Schwarz – verfügen über mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der gesamten Bevölkerung. Rund 140 Milliarden Euro auf dieser Seite. Die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung, also 42 Millionen Menschen (Quelle) befinden sich finanziell nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Ich finde, darüber wird, wenn überhaupt, viel zu wenig geredet!

WDR 5 – Podcast

Das Tempo des Reichtums

Während das Bürgergeld 2025 eine Nullrunde einlegt, ist das Vermögen der Superreichen rasant gewachsen. Schwarz legte allein seit 2023 um über 10 Milliarden Dollar zu. Wenn man die Sparte ins Auge nimmt, aus der das Vermögen kommt, denkt man unwillkürlich auch an die Inflation der letzten Jahre. Die Familie Boehringer/von Baumbach steht mit rund 95 Milliarden Euro in den Büchern. Eine Steigerung, gegen die selbst der DAX blass wirkt.

Und das Bürgergeld?

Von 2005 (345 €) bis heute (563 €) stieg der Regelsatz gerade einmal um 63 %. Klingt viel? Ist es nicht – zumindest nicht in Relation zu steigenden Lebenshaltungskosten. Und schon gar nicht im Vergleich zum obszönen Vermögenswachstum der Reichsten.

2025 gibt’s erstmals keine Erhöhung – die Inflation frisst auf, was im Vorjahr an Erleichterung kam. Und während Milliardenvermögen steuerlich weiter sanft gebettet sind, diskutieren wir ernsthaft darüber, ob das Bürgergeld “zu hoch” sei.

Dass es der Union mithilfe der ihr geneigten Presse gelungen ist, das Bürgergeld im ganzen Land in Verruf zu bringen, ist eine Leistung. Sie sagt aber auch viel über das aus, was jedenfalls mit Teilen unserer Bevölkerung nicht stimmt. Dass andererseits die linken Parteien (SPD, Linkspartei und Grüne) sich mit diesen asozialen Entwicklungen nicht so auseinandersetzen, dass wir wenigstens eine Chance haben, diese umzukehren, ist ein bedenkliches Zeichen für den Zustand unserer Demokratie.

Zeit für ein gerechteres Steuersystem

Die Schieflage ist kein Naturgesetz, sondern politischer Wille.

Die Abschaffung der Vermögensteuer, die lasche Besteuerung von Erbschaften und Kapitalerträgen – all das schützt Reichtum und lähmt den sozialen Aufstieg.

Eine gerechtere Steuerpolitik heißt: substanzielle Vermögensbesteuerung, eine Reform der Erbschaftssteuer, mehr Transparenz über Vermögen – und eine Entlastung der unteren Einkommenshälfte, die das System trägt.

Wem gehört das Morgen?

Wenn wir zulassen, dass sich diese extreme Vermögenskonzentration weiter verfestigt, verlieren wir mehr als nur Gerechtigkeit. Wir verlieren Vertrauen, Zusammenhalt – und vielleicht irgendwann auch unsere Demokratie.

Dass auch in solchen Diskussionen ein Argument immer wieder zu hören ist, finde ich auffällig. Es macht deutlich, dass man keinen Weg aus der Misere sucht, sondern sich irgendwie einrichtet. Aus Bequemlichkeit, aus Opportunismus — ich weiß es nicht! Das Argument heißt: Dieses oder jenes Gesetz oder eine EU-Richtlinie ließen es nicht zu, dass wir dieses oder jenes tun.

Wenn hochrangige Gleichheitsprinzipien verletzt werden, weil Bedürftige finanziell besser gestellt werden als andere Bevölkerungsteile, sollte es einleuchten, dass das in einem Sozialstaat ja eigentlich genauso sein sollte. Tut es das? Der Ruf nach Gesetzen ist zu oft ein Totschlagargument. Wer möchte, statt direkt wirkender Maßnahmen (Strompreissenkung), lieber Auseinandersetzungen, die von Juristen bis zur letzten Instanz durchgefochten werden und die am Ende doch kein wirksames, also zufriedenstellendes Resultat vorweisen können?

Bewegung tut Not – und ist aus meiner Sicht das Gegenteil von Opportunismus

Mütterrente, Strompreissteuer sind zwei Beispiele der jüngsten Zeit. Ich glaube denen, die sagen, dass viele der betroffenen Mütter diese Rente nicht brauchen. Wenn wir 100 € p.a. einsparen, weil die Stromsteuer gesenkt würde, merke ich das nicht mal. Mir wäre es lieber, die Menschen würden dafür mehr Steuererstattung erhalten, die das auch wirklich nötig haben. Das soll nicht überheblich klingen. Der Staat soll denen Unterstützung geben, die es nötig haben und nicht mit der Gießkanne Steuergeld zurückgeben, das für sehr viele überhaupt keinen Unterschied macht.

Weil ich schon einmal dabei bin: Wenn Grüne und Linke immer wieder mit dem Argument kommen, dass bestimmte Maßnahmen gegen Migranten irgendwelchen europäischen Gesetzen oder deutschen Gesetzen entgegenstehen würden, sollten wir vielleicht endlich mal darüber nachdenken, ob die Gesetze, die mit guten Gründen aber unter völlig überholten Voraussetzungen geschaffen wurden, nicht längst hätten geändert werden müssen. Aber – wie gesagt – das wäre unbequem, aufwendig und ließe zudem die politischen Opportunisten aller Lager mit miserabler Laune zurück.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Kategorie: Gesellschaft

Schlagworte: Bürgergeld Steuerpolitik Vermögensungleichheit

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