Thema: Bedburg

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Durchatmen: Ein paar Stunden am See

Hier habe ich heute einen Teil meines Nachmittages verbracht. Die Bank lĂ€dt – wie es so schön heißt – zum Verweilen ein. Nun, das stimmt in diesem Fall ganz sicher.

Die Bank ist oft besetzt, der Platz begehrt. Ich hatte GlĂŒck. Der Wind spielte in den BlĂ€ttern, das Wasser war ruhig. Ihr könnt es hören.

Klar – hatte ich meine Kamera dabei.

Der neue Verkehrsfluss: Schneller wird’s nicht mehr

Man kann ja nicht sagen, dass in unserer Stadt nichts passiert. Nein, hier wird angepackt, durchgeplant, verĂ€ndert – mit einer GrĂŒndlichkeit, die sonst nur GartenzĂ€unen und Einwohnermeldeamtsformularen zuteilwird. Es begann mit einer Parkplatzoffensive: Die GeschĂ€ftsleute hatten geklagt, der Umsatz sei rĂŒcklĂ€ufig.

Also her mit mehr ParkplĂ€tzen! Und weil „normal“ ja langweilig ist, wurden gleich ein paar schicke neue Parkscheinfallen, pardon: Parktaschen eingerichtet – dort, wo es schön eng und unĂŒbersichtlich ist. Besonders beliebt bei SUV-Fahrern, die beim Ausparken regelmĂ€ĂŸig einen stĂ€dtischen Hauch von Risiko und Nervenkitzel verbreiten.

Rechts vor Wahnsinn

Doch damit nicht genug! Unsere Hauptstraße war seit Jahrzehnten Vorfahrtstraße durch und durch. Das fand jetzt sein Ende. Jetzt gilt an zwei Stellen rechts vor links.

Doch keine Panik. Die zuvor erwĂ€hnten Parktaschen sorgen bereits fĂŒr eine so nachhaltige Verlangsamung des Verkehrsflusses, dass selbst VerkehrssĂŒnder genug Zeit haben, beim Ignorieren der Vorfahrt noch der eine oder andere Einkauf getĂ€tigt werden kann. Unfallgefahr? Bisher wohl niedrig. Nervenbelastung? Hoch. Satirisches Potenzial? Noch höher.

Die Krönung: Tempo 20 – aus Liebe zur BĂŒrgernĂ€he

Aber nun kommt’s ganz dick. Die Stadtverwaltung – stets am Puls der Bremsspur – hat Tempo 20 im gesamten Ort beschlossen. Da gehts nicht nur ums Tempo. Das ist sicher eine kommunalpolitische Philosophie, ein entschleunigter Gesellschaftsvertrag, eine Art verkehrstechnisches Waldbaden.

Bald werden wir davon hören, dass jemand es gewagt hat, beim Rasen in der Tempo-20-Zone einen Schmetterling zu ĂŒberholen. Der Fall wird ggf. in der Ethikkommission anhĂ€ngig werden.

Ironie oder Idealismus?

NatĂŒrlich, alles soll der Sicherheit dienen. Und wer könnte dagegen sein? Ich – ĂŒber 70 und keineswegs auf Krawall gebĂŒrstet – möchte das ja auch. Aber vielleicht wĂ€re es doch schön gewesen, mal jemandem zuzuhören, der nicht jeden Straßenbelag fĂŒr eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung hĂ€lt.

Denn so liebevoll wie unsere Stadt sich dem Thema „VerkehrsfĂŒhrung“ widmet, so konsequent ignoriert sie die Frage, ob langsamer auch automatisch besser bedeutet. Manchmal hat man das GefĂŒhl, dass bei uns alles mitbedacht wird – nur nicht der gesunde Menschenverstand. Politik macht Spaß. Aber so richtig. Bald sind Neuwahlen des BĂŒrgermeisters. Ob sich die BĂŒrger dankbar fĂŒr so viel FĂŒrsorge zeigen?

Ein Hoch auf den stÀdtischen Schleichverkehr

Ich freue mich jedenfalls schon auf das erste Tempo-5-Pilotprojekt im verkehrsberuhigten Kreisverkehr. Vielleicht mit BlĂŒmchen auf dem Asphalt und einem Entspannungsgong bei der Ortseinfahrt. Man wird ja wohl noch trĂ€umen dĂŒrfen.

Ich fĂŒrchte nur, dass der Umsatz des klagenden Einzelhandels, um den es ursprĂŒnglich ja einmal ging, seitdem nicht gestiegen ist. Der Frust dafĂŒr allerdings schon. Aber es wird wohl bestimmt in den Fraktionen des Rates auch Personen geben, die voll zufrieden sind mit den Maßnahmen der Stadt.

Kritik mit KalkĂŒl? – Wenn Naturschutz politisch wird

Ich hatte das Thema gerade erst. Es geht wieder um meine Stadt und Angriffe auf BĂŒrgermeister und Verwaltung. Dieses Mal kommen sie vonseiten des Naturschutzbeauftragten, Rolf Thiemann. NatĂŒrlich werden sie auch in diesem Fall öffentlich vorgetragen — in einem offenen Brief, der an die Medien ging.

Wiederholte Kritik – diesmal vom Naturschutzbeauftragten

Stadt Bedburg 2020
Stadt Bedburg 2020

Verhaltener Widerhall, aber scharfer Ton

Nun, die Resonanz auf den offenen Brief scheint mir ziemlich verhalten zu sein. Aber dennoch fĂ€llt die HĂ€ufigkeit und die HĂ€rte auf, mit der Entscheidungen der Stadt kritisiert werden. Ich erwĂ€hnte, dass hier bald Kommunalwahlen (im September 2025) abgehalten werden. Vielleicht ist das eine ErklĂ€rung. Man möchte den schon einmal unterlegenen Kandidaten der CDU vielleicht pushen und greift deshalb zu ĂŒbermĂ€ĂŸiger, vor allem jedoch unfairer Kritik.

Wahlkampf durch die HintertĂŒr?

Diesen Satz hat der CDU-Kandidat erst kĂŒrzlich formuliert. Mich erinnert er doch sehr an ĂŒberkritische Bemerkungen einiger BĂŒrger (bei Facebook):

„Wir brauchen mehr Bedburg und weniger persönliche Visionen.“

Michael Stupp, CDU-Kandidat

Eine Anspielung dieser Art kommt auch im offenen Brief von Herrn Thiemann vor:

„Wir können nur an unsere StadtoberhĂ€upte appellieren: Bleiben Sie auf dem Teppich und schaffen wieder eine attraktive WohnqualitĂ€t fĂŒr ihre BĂŒrger und keine mit Gewalt versuchte GroßstadtatmosphĂ€re.“

Naturschutzberater Rolf Thiemann

Fördermittel und der Vorwurf persönlicher Ambitionen

Hier soll vielleicht der Eindruck erweckt werden, dass persönliche Ambitionen unseres BĂŒrgermeisters Vorrang gegenĂŒber sachgerechten Entscheidungen hĂ€tten. Den Vorwurf: »Nur weil es Fördergelder« gibt, halte ich angesichts des Strukturbruchs in unserer Region und des zu findenden Umgangs damit fĂŒr befremdlich.

„Mit großem Bedauern und Erschrecken haben wir in der Presse gelesen, dass am Bahnhof Bedburg die GrĂŒnflĂ€che vom Vorplatz versiegelt und bebaut wird. Nur weil es Fördergelder gibt.“

Naturschutzberater Rolf Thiemann

Was steckt hinter der Kritik?

Das mag alles anders sein und sozusagen ohne Zusammenhang der normale Ablauf kritischer Auseinandersetzungen in diesen schwierigen Zeiten sein. Ich finde, man sollte genau ĂŒberlegen und ggf. wĂŒrdigen, dass hinter dieser wuchernden Kritik mehr stecken könnte.

Aus fĂŒr das Kluster: Was bleibt, wenn 160 ArbeitsplĂ€tze gehen?

Ganz ĂŒberraschend erfahren wir heute, dass das Krankenhaus in unserer Stadt (von Älteren liebevoll Kluster genannt) zum Ende dieses Monats geschlossen wird. 160 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz, 80 Betten bleiben leer.

Meine Schwester schickte mir heute Nachmittag den Link. Manche in der Stadt Ă€ußerten die Hoffnung, es handle sich vielleicht um Fake News. Das ist leider nicht der Fall.

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So schnell kann es gehen. Ich möchte meine (nicht eben positiven) persönlichen Erfahrungen und die meiner Familie hier nicht ausbreiten. Mein Bedauern ĂŒber die Schließung hĂ€lt sich in Grenzen. Und das völlig ideologiefrei.

Mulmig wird mir allerdings auf der anderen Seite, wenn ich mir die Frage vorlege, welche Notfallambulanz als Alternative noch zur VerfĂŒgung steht. Bergheim (ca. 10 km) – nun ja, Frechen (ca. 30 km) – auch nicht anders. Grevenbroich wĂ€re meine Option. Aber die Notfallambulanz dort soll ebenfalls geschlossen werden. Allerdings ist die Entscheidung wohl noch nicht endgĂŒltig.

Im vorliegenden Fall soll die Schließung das Ergebnis der von NRW-Gesundheitsminister Laumann durchgefĂŒhrten Krankenhausplanung sein. Die von Prof. Lauterbach (Bundesgesundheitsminister) initiierte Krankenhausreform ist also demnach nicht fĂŒr die Schließung des Krankenhauses verantwortlich.

Das, was um uns herum vor sich geht, macht mich schon sehr nervös, muss ich sagen. Deutschland erkenne ich nicht mehr wieder.

…und die ganze Vogelschar

Meine Fotos behaupten vielleicht etwas anderes. Mir fĂ€llt allerdings schon seit einer Weile auf, dass es wenig Vögel in unserer Gegend gibt. Das hat im SpĂ€tsommer begonnen und die ErklĂ€rungen, die ich bisher dazu gefunden habe, ĂŒberzeugen mich nicht. Irgendwas stimmt nicht.

Ja, die grĂ¶ĂŸeren Wasservögel sieht man natĂŒrlich eher als kleinere. Wenn aber die zahlreichen Amseln, Buchfinken und Meisen plötzlich verschwunden zu sein scheinen, macht mich das nachdenklich. Vielleicht ist unsere Gegend nun wirklich nicht die beste Umgebung fĂŒr Tiere. Die Rheinbraun-Kultivierungsmaßnahmen haben uns nur so etwas wie Waldstreifen gelassen. Die frĂŒher auch hier einmal vorhandenen zusammenhĂ€ngenden WĂ€lder sind seit Jahrzehnten verschwunden.

Neubaugebiete bringen nicht nur mehr Wohnraum, der so dringend gebraucht wird. Es siedeln sich damit auch mehr Menschen an. Unsere Kleinstadt wĂ€chst, die FlĂ€chenversiegelung nahm logischerweise zu. Außerdem nimmt der LĂ€rm zu. Die wenigen schmalen Waldstreifen, die je nach AusprĂ€gung nur wenige Hundert Meter breit sind, bringen nicht die fĂŒr Tiere erforderliche Ruhe mit.

Allerdings wird auch diese Entwicklung vermutlich keine hinreichende BegrĂŒndung dafĂŒr sein, dass ich ein mulmiges GefĂŒhl habe. Ich hatte hier erzĂ€hlt, dass wir uns ein neues Vogelhaus zugelegt haben. Nun, es ist nicht so ausgefallen, wie ich es mir gewĂŒnscht habe. Die Vogelmutter hat sich mit einer etwas kleineren Version angefreundet. Aufgebaut und geladen ist es, nur die Vögel kommen (noch) nicht. Wir haben erst ein, zwei Meisen gesehen. Das ist auch wirklich ungewöhnlich, wenngleich die Natur den ZaungĂ€sten noch hinreichend Nahrung bietet. Da sind sie auf ein VogelhĂ€uschen mehr oder weniger nicht angewiesen.

Ich hoffe, dass mein Eindruck nur darauf zurĂŒckzufĂŒhren ist, dass ich meine Umgebung weitaus intensiver scanne, als ich das getan habe, bevor ich mit dem Fotografieren begonnen habe. Außerdem gibt es ja immer noch Gegenden, in denen auch kleine Vögel hĂ€ufig vorkommen. đŸ„đŸ„đŸŠ…đŸŠœđŸ€

Real, Globus, Kaufland – wer will?

Vor ein paar Monaten las ich in der “Lebensmittel-Zeitung”, die mir aus meinen beruflichen Zeiten ein wichtiges und zuverlĂ€ssiges Medium war, dass Globus ihre Kaufhalle in Bedburg schon wieder verkaufen wolle. Die Information wurde in Bedburg abgetan als GerĂŒcht. Vom Unternehmen selbst gĂ€be es fĂŒr diese PlĂ€ne zunĂ€chst auch keine BestĂ€tigung.

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Jetzt ist es amtlich. Nach Real (frĂŒher Metro) stellt auch Globus fest, dass die FlĂ€che (4000 qm) nicht die gewĂŒnschten ErtrĂ€ge (“nicht wirtschaftlich”) bringt. Man beabsichtigt, den Standort mit einigen weiteren an Kaufland zu verkaufen abzugeben. Ob das gelingt, steht in den Sternen. Auch in diesem Fall könnte das Kartellamt den Verkauf verhindern. Alles schon dagewesen. Einige weitere MĂ€rkte sind ebenfalls von diesem Plan betroffen. Noch im letzten Jahr feierte man die Eröffnung eines Marktes in Wesel. Dieser wird nun (ein Jahr spĂ€ter) ebenfalls verkauft. Oder vielleicht auch geschlossen?

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Vor Jahren wurde auf dem GelĂ€nde der ehemaligen Zuckerfabrik (Stilllegung: 31. MĂ€rz 1997) unter anderem ein Real-Verbrauchermarkt (Kette frĂŒher Metro, jetzt in Liquidation) eröffnet.

Dass der Realmarkt damals in ZentrumsnĂ€he eröffnet wurde, veranlasste den Rewe-Konzern, ebenfalls aus RentabilitĂ€tsgrĂŒnden, den neu entstandenen Jumbo-Markt im Zentrum des StĂ€dtchens zu schließen. Das geschah, obwohl der Mietvertrag, soweit ich es weiß, noch Jahre weiterlief. FĂŒr den Jumbo hatte die Stadt den sogenannten (schönen) Internatsplatz planiert. Es gab damals ein BĂŒrgerbegehren, das keinerlei Wirkung hatte.

In Bedburg hatte man auch schon eine Einkaufspassage ausprobiert. Der Erfolg war ĂŒberschaubar. Einige Jahre danach hat man diese quasi zugemauert. In Bergheim hat man vor ein paar Jahren das “Intro” (Einkaufszentrum) erbaut – gegen den Widerstand vieler BĂŒrger. Was hört man von dort? Es lĂ€uft schlecht. Ich erwarte, dass angesichts der Lage Deutschlands und der auch durch die wachsende KaufzurĂŒckhaltung neue GeschĂ€ftsaufgaben vor uns liegen. Was sich in Statistiken nicht schön liest, hat seine Konsequenzen fĂŒr unsere InnenstĂ€dte, die wirklich nicht schön anzusehen sind. Mit noch mehr VerkaufsflĂ€chen werden Schwierigkeiten dieser komplexen Natur kaum zu lösen sein. Warum denken Politiker in unseren StĂ€dten, dass dies anders wĂ€re?

Man kann an Bergheim sehen, wohin politische Fehlentscheidungen fĂŒhren; in Grevenbroich werden ganze Einkaufszentren geschlossen, weil es dort zuletzt nur noch LeerstĂ€nde gibt. Ich hörte, dass dort Wohnungen entstehen sollen. Hoffentlich sind die dann auch bezahlbar! Das ist alles hoch deprimierend fĂŒr jeden, der die Entwicklung wahrnehmen und nicht schon in Agonie verfallen ist.

Über neue VerkaufsflĂ€chen im innerstĂ€dtischen Bereich entscheidet in der Regel die kommunale Verwaltung. Konkret sind das oft folgende Instanzen:

  1. Stadt- bzw. Gemeinderat: Das wichtigste Gremium, das ĂŒber stĂ€dtische Entwicklungen und Änderungen im FlĂ€chennutzungsplan entscheidet. Hier werden grĂ¶ĂŸere Projekte und Änderungen von VerkaufsflĂ€chen hĂ€ufig beschlossen.
  2. Stadtplanungsamt: Dieses Amt ist fĂŒr die stĂ€dtebauliche Entwicklung und die Planung von BebauungsplĂ€nen verantwortlich. Es fĂŒhrt die Vorarbeiten durch und erstellt VorschlĂ€ge, die dann zur Abstimmung an den Stadtrat weitergeleitet werden.
  3. Bauordnungsamt: ÜberprĂŒft und genehmigt BauantrĂ€ge, darunter auch solche fĂŒr neue VerkaufsflĂ€chen, und sorgt dafĂŒr, dass die Bebauung den rechtlichen und stĂ€dtebaulichen Vorgaben entspricht.
  4. Wirtschaftsförderung der Stadt: Kann ebenfalls Einfluss nehmen, da sie das wirtschaftliche Interesse der Stadt fördert und möglicherweise auch bei der Planung neuer VerkaufsflÀchen berÀt.
  5. Regionale Entwicklungs- oder Raumordnungsbehörden (je nach Bundesland): In einigen FĂ€llen, besonders bei grĂ¶ĂŸeren oder regional bedeutenden Projekten, können auch ĂŒbergeordnete Behörden mit einbezogen werden, um sicherzustellen, dass die Planung mit regionalen Entwicklungszielen ĂŒbereinstimmt.

In der Praxis gibt es hĂ€ufig eine enge Abstimmung zwischen diesen Instanzen, und je nach GrĂ¶ĂŸe und Bedeutung des Projekts kann auch die Beteiligung der Öffentlichkeit erforderlich sein.

Die Kosten des Abschieds: Ein Blick auf Bestattungskultur und Friedhofspflege

»Nichts im Leben ist umsonst, nur der Tod – und der kostet das Leben.« Diesen Spruch kennen immer noch viele, nur stimmen tut er lĂ€ngst nicht mehr. Das Bonmot soll aus dem 19. Jahrhundert stammen. Ob er denn je zutreffend gewesen ist?

Wenn Angehörige sterben und wir uns, trotz allem Kummer, um die Bestattung kĂŒmmern mĂŒssen, stehen uns heutzutage Bestattungsunternehmen zur Seite. Nach eigenen Erfahrungen machen diese Menschen das sehr professionell und oft mit großer Hingabe. Es gehen mit dem Abschied gewöhnlich hohe Kosten einher. Das weiß jeder und viele Menschen legen deshalb fĂŒr ihre eigene Beerdigung Geld zurĂŒck. Das zĂ€hlt wohl zu dem, was man als Ă€lterer Mensch „zu regeln“ hat.

Sollten keine Angehörigen vorhanden sein, die diese Kosten ĂŒbernehmen, kĂŒmmert sich die Gemeinde um die Bestattung dieser Menschen. Ich denke, dass das konkrete Verfahren, vor allem, wenn man den Betroffenen kannte, nicht nur positive GefĂŒhl weckt. Wir hatten in unserem Bekanntenkreis kĂŒrzlich einen solchen Fall.

Geht man nach einer Weile auf den Friedhof (sofern der Mensch ĂŒberhaupt auf einem beerdigt wurde, denn heutzutage gibt es schließlich alle möglichen Alternativen), erkennt man die Einsamkeit dieses Menschen womöglich an der vollkommen abwesenden Grabpflege wieder. Solche GrĂ€ber wirken traurig, verlassen. Dass das auf Friedhöfen auch unter anderen UmstĂ€nden oft der Fall ist, ist leider wahr.

Ich erinnere mich, dass wir als Kinder mit den Eltern und Geschwistern meiner Mutter und deren Familien jedes Jahr an Allerheiligen auf unseren großen stĂ€dtischen Friedhof gingen, um dort die GrĂ€ber der Familien zu besuchen. Das Ritual war fĂŒr uns Kinder mitunter ein lĂ€stiges. Aber wir fĂŒgen uns. Ich trug, weil es an diesem Tag hĂ€ufig schon ziemlich kalt war, eine mir von meiner Mutter verordnete Kappe mit OhrschĂŒtzern. Ich hasste dieses Teil. Mit HĂŒten, MĂŒtzen und dergleichen habe ich es bis heute nicht. Manchmal war ich allerdings froh, sie auf dem Kopf zu haben, was ich nie zugegeben hĂ€tte.

Als dieser wirklich schöne Friedhof dem Braunkohletagebau weichen musste, hatte mein Vater als Leiter der Gartenkolonne der Stadt die Aufgabe, mit seinen Leuten die Toten von einem zu einem anderen, neuen Friedhof umzubetten. Aus diesem Anlass wurden die Gebeine der Verwandten meiner Eltern in ein Grab gelegt. Ich weiß nicht, ob die Kosten fĂŒr diese Verlegung so vieler GrĂ€ber, also dem gesamten Friedhof, damals von der Stadt getragen wurden oder ob sich Rheinbraun beteiligt hat. Es gab auf dem neuen Friedhof also nur noch ein Familiengrab fĂŒr beide Familien.

Ich weiß nicht mehr, wie hoch die Kosten fĂŒr ein Grab damals waren. Heute wĂ€hlen viele Menschen eine Urnenbestattung. Die GrĂ€ber sind kostengĂŒnstiger als SarggrĂ€ber. Überdies gibt es eine ziemlich große Auswahl an Bestattungsmöglichkeiten. Die GrabstĂ€tte wird (hier) fĂŒr 25 Jahre gemietet. Solange dauert die sogenannte Ruhezeit. Man kann auch frĂŒher einen Antrag auf „Einebnung“ stellen.

Mir fĂ€llt schon seit Jahren auf, dass die so freigegebenen GrabplĂ€tze nicht mehr genutzt werden. Viele Stellen auf den diversen Friedhöfen (natĂŒrlich auch außerhalb meiner Heimatstadt) bleiben leer. Man könnte diese Beobachtung leicht fehlinterpretieren. Sterben weniger Leute? NatĂŒrlich liegt das an den vielen verschiedenen Möglichkeiten, Menschen zu beerdigen. Viele wĂ€hlen die deutlich kleineren UrnengrĂ€ber oder andere Möglichkeiten. Die GrabplĂ€tze liegen in Stelen, in FriedwĂ€ldern, in anonymen GrĂ€bern etc.

Es gibt Kulturen, in denen die GrĂ€ber ewig bestehen bleiben. Im Judentum ist das so. Man wird darĂŒber unterschiedlich denken, den meisten wird das egal sein, denke ich. Ich halte es fĂŒr gut, wenn man einen Platz hat, an dem man Angehörige besuchen kann.

Das zu Beginn erwĂ€hnte Familiengrab gibt es lĂ€ngst nicht mehr, die GrabstĂ€tten meines Schwiegervaters und meines Onkels (sie starben 1985 und 1986) ebenfalls nicht. Wenn wir heute die jeweiligen Friedhöfe besuchen, wissen wir, wo die GrĂ€ber einst waren. Es sind heute leere GrasflĂ€chen. Das Gras wuchert, die Friedhofspflege ist aber ein anderes Thema. Auch dafĂŒr haben die StĂ€dte weder Finanzmittel noch Personal.

Gestern kam ich auf einem Friedhof an einer etwas abseits gelegenen Stelle vorbei. Dabei ist das Beitragsfoto entstanden. Ich empfand das als ein trauriges Bild. Und das, obwohl ich schon auf dem Friedhof war.

WohntrÀume in Gefahr: Wie Naturgewalten Neubauten gefÀhrden

In einigen Orten unserer Stadt sind neue HĂ€user und Wohnungen entstanden. Das ist erst einmal gut, weil auch hier die Wohnungsnot spĂŒrbar ist. Dass diese Ausweitung des Wohnraumangebotes auch Anforderungen an die Stadt stellt, die Infrastruktur entsprechend zu pflegen oder auszubauen, ist logisch.

KĂŒrzlich habe ich hier dazu etwas in einem speziellen Zusammenhang berichtet. Bei den letzten schweren NiederschlĂ€gen (>30l pro qm) am 20. Mai ist an diesen Stellen zum GlĂŒck nichts passiert. Leider war das an anderer Stelle nicht so.

Wetter Niederschlag Kopie 2
Wetter Niederschlag WDR Fernsehen

FĂŒr einige Besitzer der neu erbauten und zum Teil bis jetzt nicht einmal bezogenen Eigenheime kam es an diesem Tag schlimm. Von einem hinter dem Neubaugebiet befindlichen Feld, das eine etwas abschĂŒssige Neigung aufwies, liefen die Wassermassen in die HĂ€user. Feuerwehr und Nachbarn halfen nach KrĂ€ften. Trotzdem kann sich jeder ausmalen, wie schlimm das fĂŒr die Menschen ist, deren Traum vom Eigenheim an diesem einen Tag fast zum Albtraum wurde. Jedenfalls habe ich das fĂŒr mich so eingeordnet, nachdem ich davon hörte.

Ich weiß, dass die betreffenden DoppelhaushĂ€lften je nach AusfĂŒhrung zwischen 440.000 und 545.000 EUR kosten. Ich mag mir nicht ausmalen, was ich wohl empfunden hĂ€tte, wĂ€re das uns passiert.

“Nicht vergessen”. Erinnern und anders machen

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Selten kamen sich nach meiner Erinnerung Vergangenheit und Gegenwart emotional so in die Quere wie in diesen Wochen. Der Bedburger Matthias Sandmann zeigt uns Bedburgern und den Menschen der nÀheren Umgebung in seinem Film, wie es damals auch hier war.

Die Erkenntnis von persönlicher Verstrickung der eigenen Familien, der Freunde und Nachbarn in die Nazi-Barbarei bedrĂŒckt auch Jahrzehnte nach ihrem Ende im Jahr 1945. Das tut weh. Der Wahnsinn grassierte auf allen Ebenen bis hinein in die Familie, Vereine, Freundes- und Kollegenkreise.

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Die Zeitzeugen sterben aus. Es ist nicht nur deshalb unser aller Aufgabe, die persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen dieser Zeitzeugen und die historischen Wahrheiten ĂŒber dieses Menschheitsverbrechen wachzuhalten. Die technischen Mittel dafĂŒr existieren und zum GlĂŒck gibt es Menschen, die, wie Matthias Sandmann, diese Aufgabe zu ihrem Projekt machen. DafĂŒr bin ich dankbar.

Wichtig ist unsere Bereitschaft, uns die Wirkungsweise menschenfeindlicher Ideologien und Sichtweisen bewusst zu machen. Feindbilder sind einfach zu kreieren, weil Menschen leider dafĂŒr anfĂ€llig sind. Das ist heute immer noch so. Daher, glaube ich, dass die persönliche Auseinandersetzung mit diesen Themen ebenso wichtig ist wie alles, was wir dazu anschauen, lesen und hören könnten.

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Der 40-minĂŒtige Dokumentarfilm „Nicht Vergessen“ des Bedburger Fotografen und Filmemachers Matthias Sandmann zeigt die Geschichte der JĂŒdinnen und Juden in Bedburg zur Zeit des Nationalsozialismus. Er beleuchtet Schicksale jĂŒdischer Familien, lĂ€sst Zeitzeugen, Nachfahren und Expertinnen und Experten, wie auch Kinder und Jugendliche aus Bedburg zu Wort kommen.

Quelle: stadt bedburg

Der Film bildet natĂŒrlich die Eskalation des Wahnsinns noch nicht ab, der durch die grauenhaften, unmenschlichen Massaker der Hamas-Terroristen an ĂŒber 1.400 Zivilisten in Israel entstanden ist.

Dass jĂŒdische Menschen hier bei uns in Deutschland (leider auch schon vor dem 7. Oktober) wieder um ihre Unversehrtheit und die ihrer Angehörigen und Freunde bangen mĂŒssen, ist inakzeptabel. Vielleicht ist die Scham, die diese schreckliche Erkenntnis bei vielen von uns ausgelöst haben wird, ein Grund dafĂŒr, weshalb von unseren jĂŒdischen MitbĂŒrgern SolidaritĂ€t und Anteilnahme bisher vermisst wurde?

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Und trotzdem sollten wir in der verstĂ€ndlichen und berechtigen Empörung ĂŒber die VorgĂ€nge auf unseren Straßen und die Äußerungen mancher radikalen Muslime nicht ĂŒbersehen, wie leicht die Menschen zum Bösen verfĂŒhrbar sind. Wir dĂŒrfen nicht denen folgern, denen Verallgemeinerungen und pauschale VorwĂŒrfe in die HĂ€nde spielen. Ich glaube, das zĂ€hlt ebenfalls zum VermĂ€chtnis von Frau FriedlĂ€nder.

Viele lassen sich von ĂŒblen RattenfĂ€ngern (heute nennen wir sie Populisten) erstaunlich bereitwillig manipulieren. Die Menschlichkeit kann scheibchenweise verloren gehen.

Unsere menschliche FĂ€higkeit zur Differenzierung sollte viel stĂ€rker hervortreten. Die Informationen und das Wissen sind da. Eigenes Nachdenken können durch exzessiven Medienkonsum nicht ersetzen. Fake News – Quellen lauern an jeder Ecke.

Wir wissen, wie unterschiedlich Menschen sind. Manche finden PluralitĂ€t und DiversitĂ€t gut, andere nicht – obwohl wir mit Begriffen wie Toleranz und SolidaritĂ€t sozialisiert wurden.

Das Verbindende sollte im Vordergrund stehen. Die wunderbare Margot FriedlĂ€nder hat es auf ihre berĂŒhrende und klarsichtige Weise gesagt: „Es gibt kein christliches, muslimisches oder jĂŒdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut“.

Niemand wird widersprechen! Und doch neigen wir dazu, uns emotionale AusbrĂŒche und eine ĂŒbertrieben-moralische EntrĂŒstung gegen ganze Gruppen von Menschen zu erlauben. Wir hassen schnell, die Grundlage fĂŒr neues Unheil ist so leicht gelegt.

Ina Regen hat gestern, zum Gedenken an den 9.11.1938, diesen Titel herausgebracht. Ich habe ihn unten verlinkt. Wer keinen Spotify-Account hat, kann hier das YouTube-Video anhören.

Aus dem heutigen Newsletter von Ina Regen:

Das Lied, das ich dafĂŒr gemeinsam mit Alexa Voss & Lukas Mario Maier geschrieben habe, heißt „Elisabeth tanzt“ und erzĂ€hlt unter anderem die ergreifende Geschichte der Holocaust-Überlebenden Elisabeth Scheiderbauer, einem jĂŒdischen MĂ€dchen, das wĂ€hrend der dunklen NS-Zeit ins KZ Theresienstadt verschleppt wurde.

Auf die Frage, woher sie die Kraft nahm, jeden Tag aufs neue Hoffnung in dieser Finsternis zu schöpfen, antwortete sie:

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Knapp 300 Menschen kamen zur Premiere des Films „Nicht Vergessen“ ĂŒber jĂŒdisches Leben in Bedburg:Ein starkes Zeichen gegen das Vergessen

Das Böse ist unter uns

Es ist nicht lange her, dass ich hier behauptet habe, es gĂ€be unserer kleinen Stadt noch wenig Probleme mit der Aufnahmebereitschaft von FlĂŒchtlingen. Es hat sich was geĂ€ndert. Innerhalb recht kurzer Zeit.

Am radikaler werdenden Auftreten, am Widerspruch gegen UnterkĂŒnfte fĂŒr GeflĂŒchtete, Ă€ndert nichts, dass es auch vernĂŒnftige Menschen gibt.

Ich glaube, bei den Aussprachen zwischen “dem” BĂŒrger und den Verantwortlichen der Stadt möchte ich lieber nicht dabei sein. Ich hĂ€tte nichts Konstruktives beizusteuern und mir ist nicht danach, denen, die Verantwortung tragen, dumme, hĂ€ssliche Fragen zu stellen. Solchen Konfrontationen auf solcher BĂŒhne gehe ich besser aus dem Weg. Emotional bin ich an diesem Thema alles andere als sattelfest. Am Ende sagt man noch etwas Falsches!

Die Verbrechen der Hamas liefern den Populisten Munition

Die Szenen, die sich nach dem barbarischen Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten abgespielt haben, bleiben in unseren Köpfen.

SÀuglinge und Kleinkinder wurden enthauptet, Frauen vergewaltigt und getötet. Der Bilder und Videos, die in den asozialen Netzwerken geteilt wurden, hÀtte es nicht bedurft. Unsere Vorstellungskraft reicht aus.

Viele haben dieses visualisierte Grauen nicht angeschaut, weil sie verstĂ€ndlicherweise mit diesem Ausmaß von Gewalt als menschliche Wesen gar nicht hĂ€tten umgehen können. Das israelische MilitĂ€r, so las ich, hat Dokumente (Fotos und Videos) nicht veröffentlicht, weil die Inhalte so furchtbar grausam und verstörend waren.

Wie viele PalĂ€stinenser und UnterstĂŒtzer der Hamas im arabischen Raum mit der Wahrheitsfindung umgehen, ist vor diesem Hintergrund einmal mehr nur unsĂ€glich.

Was sich in Deutschland, gleich nach diesen tragischen Ereignissen abspielte, darf keinem von uns egal sein. Aber es leben Menschen unter uns, die sich entweder gar nicht Ă€ußern (was ich schon eigenartig finde) oder die sich in Relativierungen ĂŒben. Dabei spreche ich nicht ĂŒber eingewanderte BĂŒrger, sondern zunĂ€chst einmal von der einheimischen Bevölkerung.

Was stimmt nicht mit uns? Haben die woken Linken vielleicht recht, wenn sie provozierend feststellen, dass es rechtspopulistischen Deutschen egal sei, ob sie gegen Juden oder Muslime hetzen? Das ist empörend, aber typisch fĂŒr die, die die Moral scheinbar gepachtet haben.

Überbietungswettbewerb bezĂŒglich Antisemitismus

Diese Reaktion hierzulande auf den Angriff der Hamas ist so beschÀmend, dass es kaum auszuhalten ist. Und sie legt mindestens offen, dass diese Gesellschaft nachlÀssig geworden ist, wenn es darum geht, zwischen Antisemitismus und politischen Meinungen zu unterscheiden.

Diana Zinkler, Zeit.de

Es ist NIE egal, wenn Menschen sterben. Zumal dann nicht, wenn man weiß, dass sie keinerlei Schuld an dem tragen, was die Basis eines Konfliktes ist. Dieser Konflikt wurde wĂ€hrend vieler Jahrzehnte nicht gelöst. Es steht mir nicht zu, die Schuld hieran zu verteilen. Dass es in dieser Öffentlichkeit aber sozusagen verboten ist, ihn als mögliche BegrĂŒndung fĂŒr die schweren Verbrechen der Hamas zu beschreiben, fĂŒhrt zu nichts anderem als sozialem Selbstmord.

Wieder spielen, die, die sich als die woken Deutschen in jede moralische Bresche werfen, eine Rolle. Man möchte glauben, es sei ein Betroffenheitswettbewerb ausgebrochen. Abscheulich und zum jetzigen Zeitpunkt aus meiner Sicht, zudem deplatziert!

Geschichte als BegrĂŒndung?

Die Geschichte ist interpretierbar. Daran hindert auch ein solcher Miniexkurs in Geschichte nichts:

Eine andere Rechtfertigung fĂŒr das Hamas-Massaker in der gegenwĂ€rtigen Diskussion ist diese hier: Man mĂŒsse das als Reaktion auf die StaatsgrĂŒndung Israels und die seit 1967 anhaltende Besatzung der palĂ€stinensischen Gebiete verstehen.

Dabei wird ausgelassen, erstens, dass auch Juden schon seit mehr als 2.000 Jahren auf dem Gebiet PalĂ€stinas gelebt haben und zweitens, dass es diesen Staat brauchte, als im 20. Jahrhundert der Antisemitismus weltweit stark anstieg und das deutsche NS-Regime mit dem Holocaust das grĂ¶ĂŸte Verbrechen der Menschheit begangen hatte. Die Position, dass den Arabern allein das Land gehöre und Israel gar ein koloniales Projekt sei, entspricht nicht den Fakten.

Diana Zinkler, Zeit.de

Die UnfĂ€higkeit der Politikergenerationen beider Seiten fĂŒhrt zu Elend, Gewalt und Tod. Auge um Auge.

Deutschland verantwortet den Holocaust. Ich frage mich, ob es historisch korrekt ist, dass durch den Holocaust der Antisemitismus weltweit angestiegen ist? Ich weiß, dass es Muslime gab (auch wichtige FĂŒhrer), fĂŒr die Hitler ein Vorbild war. Aber damit allein, lĂ€sst sich ein weltweiter Anstieg des Antisemitismus nicht erklĂ€ren – oder?

Ich möchte mich mit Zinklers AusfĂŒhrungen nicht weiter auseinandersetzen. Ich habe schon vor langem verstanden, wie gut wir Deutsche darin sind, uns selbst als die schĂ€bigsten und bösesten Menschen auf der Welt zu beschreiben. Scheinbar tun wir es, gerade die höheren Bildungsschichten, unter negativen Superlativen nicht. Dabei bezieht sich Zinkler folgerichtig – auf Adorno – genau gesagt nach mehr Bildung. Ich nehme an fĂŒr alle.

Davidstern an HĂ€usern in Berlin

Deutschland hat eine große Verantwortung und wir sehen in diesen Tagen, in denen Juden von aufgestachelten Menschen und Antisemiten, die hier mit uns leben, angegriffen und bedroht werden. Und das nach den beispiellosen Verbrechen der Hamas in Israel gegen Juden. Dass unter den Angreifern bei uns Menschen sind, die HauswĂ€nde und TĂŒren mit dem Davidstern beschmieren, ist unertrĂ€glich.

Es darf einfach nicht sein, dass nicht bloß UnterstĂŒtzer der Hamas oder der Sache PalĂ€stinas, wie es manchmal euphemistisch heißt, sondern diese Leute gemeinsam mit deutschen Antisemiten, die aus ihren Löchern kriechen, den Staat herausfordern und uns BĂŒrger beschĂ€men. Es ist hohe Zeit, dass unser Staat endlich mit der HĂ€rte gegen die widerlichen Menschen vorgeht, die vonnöten und gerechtfertigt ist.

Menschenfreunde – Volksfeinde

Die fĂŒr die FlĂŒchtlingszuteilung zustĂ€ndige Bezirksregierung hat dafĂŒr gesorgt, dass unser BĂŒrgermeister von BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern attackiert wird. Er hat angekĂŒndigt, die BĂŒrgerhalle in unserem Dorf (keine 1900 Einwohner) vorlĂ€ufig bis Ende dieses Jahres fĂŒr FlĂŒchtlinge freizuhalten. Er hat sich mit den Nutzern, hauptsĂ€chlich sind das wohl Vereine, in Verbindung gesetzt und die Notwendigkeiten besprochen.

In einem Brief an alle Haushalte im Ort erklĂ€rte er zudem ausfĂŒhrlich die Sachlage bzw. die damit notwendig gewordenen Schritte. In diesem Brief standen seine Telefonnummer und seine E-Mail-Adresse enthalten. Als ich ihn las, fand ich das mutig.

Bedrohte BĂŒrgermeister /innen

Gestern Abend las ich in der Online-Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers, dass der BĂŒrgermeister und seine Familie bedroht werden. Die GefĂŒhle, die solche Nachrichten bei mir auslösen, lassen sich schlecht beschreiben. Ich tendiere dazu, schnell ĂŒbers Ziel hinauszuschießen. Einerseits ist es nichts Neues, dass Amtsinhaber von verstĂ€ndnislosen BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern verbal angefeindet und bedroht werden. Bei den GrĂŒnden sind wir rasch bei dem Thema, das unser Land wie nichts anderes spaltet und zu dem ich persönlich seit 2015 eine andere Einstellung entwickelt habe.

Wenn ich allerdings die Auswirkungen betrachte, muss ich mich fragen, was sich diese Pest von Hirnis eigentlich denkt, wenn sie gewÀhlte MandatstrÀger und deren Familien in einer solchen Art und Weise angehen. Ich verstehe, wenn man seine Meinung zur Migration klar verstÀndlich macht, auch wenn sie ganz und gar nicht zu dem woken Einheitsbrei im Land passt.

Gemeinwesen

Wenn aber BĂŒrgermeister, LandrĂ€te oder Volksvertreter, egal auf welchen Ebenen, und ihre Familien auf diese, ich finde, kriminelle Art angegangen werden, wird hoffentlich der Elan der zustĂ€ndigen Stellen im Staat dazu ausreichen, die TĂ€ter dingfest zu machen und dafĂŒr zu sorgen, dass sie einer Strafe zugefĂŒhrt werden, die diesem Tatbestand angemessen ist.

Interessant wird auch sein, inwieweit sich die BĂŒrgerschaft hinter dem BĂŒrgermeister versammelt bzw. ihm den RĂŒcken stĂ€rkt. Ganz egal, wie man ĂŒber die Migration und ihre Auswirkungen auf den sozialen Frieden in unserem Land denken mag!

Erregung / Ärger

Die ansonsten bei geringeren AnlĂ€ssen fĂŒr emotionale ErregungszustĂ€nde gut zĂ€hlbaren Statements bei Facebook sind in diesem Fall IMHO ĂŒberschaubar. Außerdem Ă€ußern sich dort Leute, die nicht einmal in der NĂ€he unseres Dorfes leben. Dass sich auch ein AfD-Mann vom anderen Ende unseres Kreisgebietes aufgerufen fĂŒhlt, sich zu Wort zu melden, ist vermutlich nicht ĂŒberraschend. Ich habe ihm dazu etwas geschrieben und die ĂŒbliche Antwort erhalten. Er bezeichnet mich daraufhin als linken Ideologen. Nun, immerhin tut das noch einer.

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