NZZ: Inszenierung von Nüchternheit zur poli­ti­schen Agitation

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von Horst Schulte

Lesezeit: 4 Min.

Wieder einer die­ser angeb­lich so neu­tra­len, unpar­tei­ischen NZZ-Beiträge über die Politik der deut­schen Bundesregierung. Es geht da näm­lich nicht um Spahn allein! Vielmehr geht es dem Autor um die Annahme, um die Antizipation des­sen, was die deut­sche Rechte als unde­mo­kra­ti­sche (dik­ta­to­ri­sche) Antwort der Regierung auf die Corona-Pandemie im Land getan hat und auf­grund über­all in Europa stark stei­gen­der Neuinfektionen wei­ter­hin tun will. 

Die NZZ ist wie Westfernsehen

Die Frage «Corona-Machtbefugnisse frei­wil­lig auf­ge­ben?» ist entlarvend!

Die NZZ ver­sucht sich als «Alternative» zu deut­schen Medien zu auf­zu­bau­en. Sie macht das zuge­ge­be­ner Maßen erfolg­reich. Mir sind die­se Bemühungen sehr unsym­pa­thisch. Vielleicht auch des­halb, weil alles so abge­kar­tet und durch­sich­tig wirkt?

Es geht hier nicht um die Bereitstellung ande­rer Sichtweisen oder erfri­schen­der Perspektiven. Gujer und sei­ne Leute beackern erfolg­reich das Feld poli­ti­scher Quertreiber und – das muss ich anfü­gen – Demokratiefeinde deut­scher Provenienz. Klick geht vor Moral.

Überall die glei­chen Probleme – fast

Dabei kann kein Mensch über­se­hen, dass die Schweizer natür­lich genau die glei­chen Probleme in die­sen unsi­che­ren Zeiten haben wie wir Deutsche oder die Österreicher, ja eigent­lich fast alle Europäer.

Aber: «Die NZZ-Masche hat­te wie­der funktioniert».

Das Argument ist schlecht

Prof. Streeck hat­te eben vor­ge­schla­gen, die Zahl der frei­en Intensivbetten als Hauptkriterium für die Corona-Maßnahmen zu nut­zen, nicht mehr die Neuinfektionen. Angesichts der ver­hält­nis­mä­ßig gerin­gen Zahl von Schwererkrankten und Sterbefälle leuch­tet das auf den ers­ten Blick ein. Ich fra­ge mich nur, was gesche­hen wird, wenn auf­grund stän­dig wei­ter stei­gen­der Neuinfektionenen sich mehr oder min­der plötz­lich die­ses Bild ver­än­dert. Welche Reaktionsmöglichkeiten hät­ten wir in einem sol­chen Fall und wür­de die­se Zeit dafür aus­rei­chen, Schutzmaßnahmen wie­der zu inten­si­vie­ren? Darauf gibt der Artikel von Herrn Serrao kei­ne Antwort.

Auch ein Satz wie: «Unser Land braucht ein Stück Normalisierung, vor allem auch mehr Zuversicht statt eines dau­er­haf­ten Krisenmodus», den FDP Politiker Luksic gesagt hat, ändern an die­sem Sachverhalt rein gar nichts. «Die Angst muss weg», wie er auch sag­te, klingt natür­lich wun­der­bar. Aber das ist – man kann es nicht ande­res sagen – nichts als hoh­le Luft eines Oppositionspolitikers. Eines Politikers also, der alles sagen aber nichts machen kann. Er trägt kei­ner­lei Verantwortung!

Beweise feh­len, sagt Serrao. Wie wärs mit gesun­dem Menschenverstand?

Dass Serrao moniert, dass Spahn bzw. das Gesundheitsministerium den Beweis nicht erbrin­gen kann, dass es eine Korrelation zwi­schen der Zahl der Neuinfektionen und schwe­ren Verläufen gibt, ist bemer­kens­wert. Es ist bekannt, dass es sich über­wie­gend um jün­ge­re Leute han­delt, die sich mit dem Virus infi­ziert haben. Dass sie die­je­ni­gen mit einem gewis­sen zeit­li­chen Verzug anste­cken könn­ten, die zu den so genann­ten vul­ner­ablen Bevölkerungsgruppen zäh­len, scheint für Serrao offen­bar unwahr­schein­lich, nicht beweisbar. 

Verhältnis Infektionen, schwe­re Verläufe, Sterbefälle

Auch in den USA liegt die Zahl der Sterbefälle im Verhältnis zu den gigan­ti­schen Neuinfektionen auf gerin­ge­rem Niveau als es im Frühjahr z.B. in New York fest­zu­stel­len war. Das ist wohl jedem, der sich wenigs­tens ab und zu ein­mal mit den Zahlen befasst, auch schon auf­ge­fal­len. Vielleicht hat das damit zu tun, dass die Menge an Viren, von denen Neuinfizierte betrof­fen sind, nicht aus­reicht, um schwe­re Verläufe, wie wir sie zu Beginn der Pandemie sahen, her­vor­zu­brin­gen. Meine Hoffnung, dass sich das Virus ver­än­dert hat und damit weni­ger schäd­lich sein könn­te, wur­de durch die Aussagen ver­schie­de­ner Wissenschaftler zerstört. 

Die Sache mit den Tests und der Virenlast

Die Menge von Virus wird bei den PCR-Tests nicht berück­sich­tigt, obwohl er genau das erlaubt hät­te. So wüss­te man, ob eine kri­ti­sche Virus – Menge als Grenzwert defi­niert wer­den könn­te. Das wie­der­um könn­te heu­te Aufschluss dar­über geben, wes­halb es bei stei­gen­der Testanzahl weni­ger schwe­re Krankheitsverläufe und Sterbefälle gibt. 

Erst dann könn­te man auch guten Gewissens auf Schnelltests umstei­gen, weil unter die­ser Voraussetzung davon aus­zu­ge­hen wäre, dass nega­ti­ve Testergebnisse von vorn­her­ein die Messungen einer gerin­gen Viruslast ein­schlie­ßen. Aber es gibt – soweit ich weiß – in Deutschland immer noch kei­ne Schnelltests und die Erweiterung der PCR-Tests (Virus ist da, Virus ist nicht da) um die Virenlast steht auch aus. Warum das immer so trä­ge und lang­sam vor­an geht, weiß ich auch nicht. Aber ist das in ande­ren Ländern anders?

Von Schreiberlingen und macht­ver­ses­se­nen Politikern

Serrao beschreibt Spahn qua­si als einen macht­ver­ses­se­nen Politiker, der trotz bes­se­ren Wissens, an den Gesetzen und Verfügungen fest­hält, ob genau das ange­sichts der aktu­el­len Lage nicht nötig wäre. Das ist nicht weni­ger als eine boden­lo­se Unverschämtheit. Er wird das wis­sen. Aber der Applaus der Covidioten ist ihm sicher. Und das scheint auch der Chefredaktion der NZZ auszureichen. 


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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