Fluch und Segen: Vom Unterschied zwi­schen pri­va­ter und geschäft­li­cher Nutzung moder­ner Kommunkationstechniken

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von Horst Schulte

Lesezeit: 4 Min.

Ist es nicht gräss­lich, wenn ande­re, statt sich zu unter­hal­ten, auf ihren Smartphones her­um­ha­cken und ihren Freunden und Bekannten kaum Beachtung schen­ken? Da wer­den alle nicken. Aber wie sieht es bei uns selbst aus? Pflegen wir einen ande­ren Umgang mit unse­ren Geräten Freunden und Bekannten?

Wahrscheinlich wer­den von die­ser Krankheit immer grö­ße­re Teile unse­rer Gesellschaft heim­ge­sucht. Jedenfalls ist die­se Unart der­art ver­brei­tet, dass sie gegen­wär­tig oft the­ma­ti­siert wird. Ob im TV oder im Netz, über­all sieht man lus­ti­ge Fotos und Kommentare, die sich mit die­ser «Erscheinung» kri­tisch aus­ein­an­der­set­zen. Doch wie sieht es mit uns selbst aus? Inwieweit las­sen wir es zu, dass unse­re Freunde, Bekannten oder Kollegen sich ver­nach­läs­sigt füh­len, weil uns der E‑Mail – Eingang, die nächs­te Nachricht via WhatsApp oder Postings bei Google+, Facebook und Twitter gera­de mal wich­ti­ger sind? Ralf Bohnert hat das Thema des heu­ti­gen Webmasterfriday gefunden.

Muss man über­all erreich­bar sein?

Ich fand es immer gräss­lich, wenn Leute auf der Straße oder in Lokalen mit ihren Handys unbe­dingt und das mög­lichst laut tele­fo­nie­ren muss­ten. Das ist so lan­ge noch gar nicht her. Diejenigen dach­ten wahr­schein­lich, beson­ders wich­tig zu sein. Ich glau­be, die meis­ten ande­ren fühl­ten sich weni­ger beein­druckt als gestört. Heute ist das Gerät am Ohr nicht mehr wegzudenken.

Neulich ging ich auf einer beleb­ten Straße einem Mann hin­ter­her, der ziem­lich laut Selbstgespräche zu füh­ren schien. Ein Handy sah ich nicht. Das Gespräch führ­te er über ein Bluetooth-Headset. Von hin­ten konn­te ich das nicht sehen.

Im Büro bin ich mei­nem Telefon, mei­nem E‑Mail-Account und dem Terminkalender sowie­so aus­ge­lie­fert. Es gibt genug klu­ge Leute, die emp­feh­len, sich nicht von E‑Mails oder vom Terminkalender drang­sa­lie­ren zu las­sen. In man­chen Positionen wird das funk­tio­nie­ren. Leute aller­dings, die Serviceleistungen erbrin­gen oder die im wei­te­ren Sinne im Vertrieb tätig sind, wer­den damit auf kei­nen grü­nen Zweig kom­men. Die Kunden (inter­ne wie exter­ne) erwar­ten heut­zu­ta­ge promp­te Antworten. Nicht in 100% aller Fälle aber doch meis­tens. Insofern sind die elek­tro­ni­schen Kommunkationswege Fluch und Segen zugleich. Von einer pra­xis­ori­en­tier­ten und prak­ti­ka­blen Lösung, die eine Chance hät­te, eine län­ge­re Zeit hin­durch bestehen zu kön­nen, habe ich bis­her noch nichts gehört.

Privat hat man «es» in der Hand

Privat habe ich sämt­li­che Benachrichtigungen (Push) aus­ge­schal­tet. Meine E‑Mails und mei­ne Accounts bei den sozia­len Netzwerken (Google+, Twitter und Facebook) fra­ge ich ab, wenn mir danach ist. Mal häu­fi­ger, mal nur ein­mal täg­lich. [symple_​highlight color=«red»]Vorbildlich, nicht wahr?[/alert]

Dabei ertap­pen mei­ne Frau und ich mich ab und zu dabei, eben­so unhöf­lich und ungast­freund­lich zu sein, wie ich es ande­ren hier vor­wer­fe. Ich dis­ku­tie­re zum Beispiel gern mit mei­nem Schwager über das aktu­el­le poli­ti­sche Geschehen. Auf ein­mal kra­me ich mein Handy her­vor und schla­ge bei Google oder Wikipedia etwas nach. Manchmal kann ich mit dem Ergebnis auf­trump­fen, manch­mal ist es umge­kehrt. Einerseits ist es toll, dass man Meinungsverschiedenheiten wäh­rend einer Diskussion durch nach­ge­schla­ge­ne Fakten sofort aus­räu­men kann. Andererseits bleibt es eine gro­be Unhöflichkeit, sich eine Weile von den Gästen ab- und dem Smartphone zuzu­wen­den. Jedenfalls emp­fin­de ich das so. Trotzdem tue ich es. Ich kann die Frage nicht beant­wor­ten, war­um das so ist. Vielleicht ist es eine Form von Sucht, der vie­le nicht gewach­sen sind.

Ich habe geglaubt, dass die Wichtigtuer unter den Handy-Nutzern von damals ihre «Neulust» dar­an ver­lie­ren wer­den, laut tele­fo­nie­rend durch die Straßen zu schlen­dern oder sich im Restaurant plär­rend mit ihren Freunden über ihre nächs­te Dienstreise in die Vereinigten Staaten zu unter­hal­ten. Manchmal glau­be ich, dass die Zahl der «Wichtigtuer» rück­läu­fig wäre. Vielleicht liegt es auch nur dar­an, dass heu­te viel mehr Leute als frü­her (gleich­zei­tig) ihre Handys benut­zen. Übrigens sogar im Arzt-Wartezimmer, im Kino und manch­mal klingt es sogar bei einer Beerdigung oder im Krankenzimmer.

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Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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Artikelinformationen

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3 Gedanken zu „Fluch und Segen: Vom Unterschied zwi­schen pri­va­ter und geschäft­li­cher Nutzung moder­ner Kommunkationstechniken“

  1. Das selbst beim Arzt mit dem Handy her­um­han­tiert wird, fin­de ich fürch­ter­lich. Das ist für mich noch weit­aus schlim­mer als im Restaurant!

  2. Ich habe genau eine sol­che Info nicht aus­ge­schal­tet. Das sind Spiegel (Spon – wich­ti­ge Nachrichten). Die kom­men aller­dings auch ohne Ton.

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