Hübsch ist sie

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Darf man eine TV-Show kri­ti­sie­ren, die man gar nicht gese­hen hat? Ich habe die Hele­ne-Fischer-Weih­nachts­show nicht gese­hen aber durch die offe­nen Türen mit­an­ge­hört. Ich darf also Kri­tik üben!

Die Show hat, was Zuschau­er­zah­len anlangt, ges­tern Abend wie­der alles gerockt, was an Alter­na­ti­ven im frei­en Fern­se­hen daher­kam. Wenn die Grup­pe der 14 bis 49 Jäh­ri­gen vom Schla­ge der RTL und SAT1 – Zuschau­er sich mit der domi­nie­ren­den Alters­ko­hor­te von ZDF- und ARD-Zuschau­ern ver­bin­det, kann das nur so sein. Die Fra­ge, was das mit Qua­li­tät zu tun hat, bleibt unbe­ant­wor­tet. Hele­ne Fischer gefällt. Nur nicht jedem.


So etwas braucht es, wenn man nicht sein gan­zes Talent in der Kate­go­rie Tef­lon-Pop ver­bra­ten will. Prak­tisch, abwasch­bar, wie­der­ver­wend­bar. Hier wird nichts dre­ckig, hier wird Dreck höchs­tens behauptet. 


Hele­ne Fischer im ZDF – Hier wird nichts dre­ckig, hier wird Dreck höchs­tens behaup­tet – Medi­en – Süddeutsche.de

Vie­le Kri­ti­ken sind nie­der­schmet­ternd. Jeden­falls die, die ich gele­sen habe. Das heißt aller­dings gar nichts. Das Feuil­le­ton mag kei­ne U‑Musik, deut­sche Schla­ger gleich gar nicht. Wir wis­sen, dass oft genug Sen­dun­gen her­un­ter­ge­macht, die wir per­sön­lich ganz anders beur­tei­len, als die Schar pro­fes­sio­nel­ler Stink­s­tie­fel Kri­ti­ker.

Die Mehr­zahl der TV-Zuschau­er sind Hele­ne Fischers über­glat­tem, geküns­tel­tem und ange­streng­ten Charme auch ges­tern Abend verfallen.

Heute mal kein politisches Thema, mit dem ich Ihnen die Weihnachtsstimmung verderbe 

Ich habe nichts zu ver­lie­ren. Mit mei­nen poli­ti­schen Ansich­ten ste­he ich ziem­lich allein da! War­um also soll­te ich mich nicht dar­an machen, die Iko­ne der deut­schen Schla­ger­fans aufs Korn zu nehmen? 

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Mei­ne Frau und mei­ne Schwie­ger­mut­ter haben die Show genos­sen.

Ich habe ihnen und mir mei­ne abfäl­li­gen Bemer­kun­gen erspart. Jetzt, am PC, lass ichs raus. Zum Glück konn­te ich ges­tern Abend, zwei Zim­mer wei­ter, mein eige­nes Pro­gramm gestalten. 

Was mich auch an Fischer stört? 

Fischers künst­lich wir­ken­de und auf­ge­setz­te Zunei­gung zum Publi­kum (Hand aufs Herz legen und so was) muss ich an die ers­te Stel­le set­zen. Ich ken­ne sol­che Men­schen, die ein­fach unehr­lich und so gar nicht authen­tisch wir­ken. Hele­ne Fischer ist qua­si ein Prototyp. 

Ihre Mimik, ihre Ges­ten und Wor­te signa­li­sie­ren eine so auf­ge­setz­te „Lie­be zu ihrem Publi­kum“, das ich nicht an mich hal­ten kann, wenn ich zufäl­lig Zeu­ge wer­de. Ihr Ex hat in die­ser Hin­sicht übri­gens auch nix dazu gelernt. Ehr­li­cher­wei­se muss ich ein­räu­men: bei mir ist es nicht anders. Ich war schon als Jugend­li­cher into­le­rant gegen deut­sche Schla­ger und bin es geblie­ben. Schande.

Wenn die bei­den zusam­men mit die­sem fast ein­zig­ar­ti­gen selbst­ver­lieb­ten Tim­bre in der Stim­me ihre Zuschau­er loben, läuft es mir kalt den Rücken herunter. 

Dazu lernen

Poli­ti­ker schaf­fen das in durch­aus ver­gleich­ba­rer „Qua­li­tät“. Aber sie schei­nen ihren Per­sön­lich­keits­trai­nern bes­ser zuzu­hö­ren, also geleh­ri­ge Schü­ler zu sein. Hele­ne Fischer ist seit gefühl­ten Ewig­kei­ten (real wohl so 10 Jah­re lang) ein Fix­stern am deut­schen Unter­hal­tungs­ge­schäft. Sie hat mich in all den Jah­ren ein­mal posi­tiv über­rascht. Es han­del­te sich um ein Duett mit Micha­el Bol­ton. Das fand ich ok.

Ihre Auf­trit­te – also die, die ich mit­be­kom­men haben – waren alle von einer der­art über­la­gert von gespiel­ter Unter­wür­fig­keit gegen­über dem Publi­kum, dass ich mich immer schon abge­sto­ßen fühl­te. Dann lie­ber doch Roy Black, Hei­no oder Pao­la. Sie war ja ges­tern auch da. Die gegen­sei­ti­gen Sym­pa­thie­be­kun­dun­gen der bei­den Damen fand ich so über­trie­ben… Nun – schließ­lich haben sie sich ja vor 10 Jah­ren schon mal gese­hen. Da schätzt man sich natür­lich unge­heu­er. Und die­ses neu­in­ter­pre­tier­te „Blue Bajou“ – gran­di­os. Hele­ne Fischers gespiel­te Ver­eh­rung für Pao­la, deren Haupt­kar­rie­re vor 40 Jah­ren bereits zu Ende war, also bei­na­he 10 Jah­re vor ihrer eige­nen Geburt … bemerkenswert.

Ein paar Tänzchen in Ehren

Die letz­ten unge­fähr 45 Minu­ten habe ich am TV mit­be­kom­men, weil mei­ne Schwie­ger­mut­ter ins Bett­chen woll­te und ich das Zim­mer räu­men muss­te. So kam ich in den Genuss des „Paola“-Auftritts und habe atem­be­rau­ben­de Tanz­ein­la­gen mitbekommen. 

Ich hat­te das Gefühl, regel­recht ver­arscht zu wer­den. Aber mag dar­an lie­gen, dass mir die neu­es­ten cho­reo­gra­fi­schen Trends ent­gan­gen sind. Die Zuckun­gen und Ver­ren­kun­gen der Tän­ze­rin­nen und Tän­zer waren von ganz beson­de­rer Güte. Mei­ne beson­de­re Tra­gik lag wohl dar­in, dass ich die gesun­ge­nen Tex­te zwar ver­ste­hen konn­te aber von den Aus­drucks­tän­zen und den gezeig­ten Figu­ren schreck­lich über­for­dert war.

Da trat mit Fischer irgend­ein Schla­ger­fuz­zi aus der Schweiz auf, der die Meta – RTL – Show „Deutsch­land sucht den Super­star“ gewon­nen haben soll. Viel­leicht brauch­te die Hele­ne Fischer in der Show ein klei­nes Päu­schen? Des­halb ver­weil­te sie mit dem RTL-Schla­ger­sän­ger unge­fähr zehn Minu­ten in einen orgi­as­ti­schen Tanz-Tau­mel auf einem weiß bespann­ten Etwas, das mich spon­tan an mei­nen Bett­keil erin­ner­te. Die Cho­reo­gra­fie auf dem Bett­keil wur­den nur über­trof­fen vom Gesang der bei­den Protagonisten.

Ich habe schon immer etwas gegen deut­sche Schla­ger. Es muss eine mir ange­bo­re­ne Fehl­funk­ti­on im dafür zustän­di­gen Bereich mei­nes Gehirns ver­ant­wort­lich sein.

Sein Gehirn reagiert in glei­chem Maße aktiv – ob bei Jazz, Rock oder Klas­sik. Bei „Muzak“ oder „Fahr­stuhl­mu­sik“ hin­ge­gen konn­te kaum eine krea­ti­ve Akti­vi­tät regis­triert werden. 


Neu­ro­wis­sen­schaf­ten – Musi­sche Rät­sel unter der Schä­del­de­cke | Cice­ro Online

Bei mir müss­te man „Fahr­stuhl­mu­sik“ gegen „deut­sche Schla­ger“ austauschen.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.
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2 Gedanken zu „Hübsch ist sie“

  1. Ach wie schön!
    Frü­her habe ich mich auch über Schla­ger, Schla­ger-Stars und den TV-Hype dar­um auf­ge­regt. Heu­te ist das so:

    Ich höre viel und sehr viel­fäl­tig Musik. Mei­ne Alben­samm­lung umfasst knapp über 600 Titel. Tat­säch­lich, ganz erstaun­lich, ist mei­ne Gen­re-Band­brei­te heu­te, mit 58, deut­lich grö­ßer als sie es frü­her jemals war. Schla­ger aber höre ich auch heu­te abso­lut nicht, obwohl ich durch­aus mal ger­ne deut­sche Unter­hal­tungs­mu­sik höre. Wie z.B. Pe Werner.

    Jetzt zu Hele­ne Fischer:
    Die Dame ist mir genau­so egal wie ihre Musik. Bei­des inter­es­siert mich nicht. Ich wür­de behaup­ten, dass ich wahr­schein­lich noch nie im Leben mehr als eine Minu­te am Stück Musik von ihr gehört habe, und dass dann rein aus dem Grund, dass an dem Ort, an dem ich mich auf­hielt, zufäl­lig gera­de Hele­ne Fischer lief. Oft habe ich das noch nicht ein­mal bewusst als „Hele­ne Fischer“ wahr­ge­nom­men. Ich ken­ne sie ja auch nicht.

    Ich fin­de das wun­der­bar: Da gibt es einen Hype, einen Mas­sen­er­folg eines Medi­en­stars ohne­glei­chen, und es küm­mert mich über­haupt nicht. Es lässt mich genau­so kalt wie ein umfal­len­der Sack Reis irgend­wo in Chi­na. Das fin­de ich großartig.

    Ich wün­sche dir und Fami­lie einen guuden Rutsch ins Jahr 2019!!

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