Als BloggerIn kann man viele Fehler machen. Die Liste der Beispiele, die Vladislav in seinem interessanten Artikel aufführt, ist noch ausbaufähig.
Eigene Qualitätsstandards für Blogger
Welche BloggerInnen befassen sich mit der Qualität ihrer eigenen Texte? Überlassen wir das unseren LeserInnen oder investieren wir in die Prüfung unserer Texte auch selbst Zeit und Mühe? Gleichgültig, ob es um inhaltliche, grammatikalische oder orthografische Unzulänglichkeiten geht.
Solche Fragen spielen für mich eine große Rolle, wenn ich schreibe. Trotzdem kommt es vor, dass ich Texte beim zweiten oder dritten Lesen (was ich ab und zu auch bei älteren Artikeln tue) ganz schrecklich finde. Kleinere Korrekturen von Satzstellungen bringen manchmal nicht wirklich echte Verbesserung. Vielleicht sollte ich diesen Text lieber ganz löschen?
Emotionale Themen
Gerade gestern – vor dem Eindruck der wieder aufflammenden Flüchtlingskrise – hatte ich drei meiner neueren Artikel beim Wickel. Ich habe sie kurzerhand gelöscht, weil sie mir vor dem Hintergrund aktuellerer Berichte einfach nur noch unangemessen schienen.
Aber, habe ich auch mal gelesen, sowas sollten Blogger nicht tun. Heute morgen habe ich sie wieder reaktiviert. Gott sei Dank hat Wordpress ja einen Papierkorb aus dem man voreilig Gelöschtes wieder hervorholen kann.
Eben stieß ich in einem Artikel auf eine echte Meisterleistung, mir sträubten sich förmlich die Haare. Der Text ist von mir, und er ist schon ein paar Tage online. Und ja doch: ich hatte ihn korrekturgelesen!
Ich hatte tatsächlich geschrieben:
“ Die Frage stellt sich auch für Medienprofis wie ihnen, ob Emotionen es rechtfertigen, andere Leute in dieser Form zu attackieren? „
Das finde ich peinlich. Zum Glück lässt sich das fix ändern, und ich muss dankbar sein, dass das bisher nicht so viele gelesen haben. Texte können viel bösartiger sein und die Autoren zucken trotzdem weder vor ihre eigenen Boshaftigkeit noch vor etwaigen Rechtschreib- und Grammatikfehlern zurück.
Korrekturen, auch nachher?
Am liebsten ist es mir, wenn meine Frau meine Texte liest, bevor ich sie veröffentliche. Aber das macht sie nur selten, weil sie „meine“ Themen nicht besonders interessieren. Nein, eigentlich eher, weil ihr meine Texte zu lang sind – vielleicht auch zu verschwurbelt, wie einige Leser mir mal zu verstehen gaben. Es mag auch sein, dass ich zu kritisch bin, denn – wenn sie die Texte liest – lobt sie mich manchmal sogar. ?
Vielleicht wäre es gut, wenn ich doch die 7,50 € monatlich für die Duden – Korrektur ausgeben würde? Ich habe den Dienst schon mal eine Weile getestet. Ich finde das Teil gelungen. Aber 7,50 € im Monat scheinen mir doch etwas happig.
Die normale Rechtschreibprüfung meines Browsers nutze ich schon jahrelang, während ich die von Wordpress noch nie eingeschaltet habe. Gegen Formulierungskrücken hilft die wenig, die rutschen ganz schnell durch und werden, wie in diesem Fall, leider erst mit einiger Verspätung korrigiert. Wenn überhaupt.
Rechtschreibung und Grammatik
Denken Sie bitte nicht, dass ich den Beitrag nur geschrieben habe, um Trost und Zuwendung gespendet zu bekommen. Ich tendiere nicht dazu, kokett zu sein. Mir fallen beim vielen Lesen in anderen Blogs selten Rechtschreib- oder Grammatikfehler auf. Ich suche nicht danach, sondern bin eher auf den Inhalt konzentriert.
Wie gehen Sie mit dem Thema um?
Haben Sie auch so oft das Gefühl, zum Ende eines neu geschriebenen Artikels von ihrer eigentlichen Botschaft, die sie am Start hatten, irgendwie abgekommen zu sein, sich verzettelt zu haben? Mir geht das leider viel zu oft so. Es gibt so unendlich viele Themen über die man bloggen könnte. Warum suche ich mir bloß so oft diejenigen heraus, die mich emotional so beanspruchen, dass ich noch während des Schreibens mit meinen Gedanken durcheinander und damit den Faden verliere?
Ich bin der Meinung, Horst, das man im Schreiben nicht den Faden verliert, sondern er sich erst im Verlauf des Schreibens offenbart. Das fand ich immer ganz toll, wenn ich am Ende ganz woanders raus kam, als ich angefangen habe. Irgendwann dachte ich mal, fang ganz einfach zu schreiben, am Ende werde ich wissen, was mich wirklich bewegt.
Was die Rechtschreibung betrifft, bin ich sehr gespalten. Ich selbst bin darin sehr schlecht ausgebildet, weiß aber, dass viele meiner wenigen Leser, großen Wert darauf gelegt haben. Ich denke oft, wir sollten gerade so schreiben, wie es aus uns herauskommt. Zuviel redigrieren habe ich meist wie ein betrachten vor dem Spiegel gehalten. Hier noch eine Strähne nach rechts, dort noch ein bisschen rouge, mehr Schatten im Profil….., das ist wie photoshop. Kann man machen.
Schöne Grüße aus einem ersten fast frühlingshaften Tag in Leipzig, Menachem
@Mendel Welcland: Das passiert mich so auch. Manchmal. Oft fällt mir beim Schreiben auf, dass ich mich irgendwie zu weit vom eigentlichen Kern, von meiner ursprünglichen Stellungnahme zu einer Sache, entferne. Jedenfalls scheint mir das so. Andererseits kommt es auch vor, dass ich, wie du schreibst, „ganz woanders raus kam“ und ich damit auch gut klar kam. Manchmal war es dann nötig, einen Artikel umzuschreiben, weil meine Gedanken in eine neue Richtung gingen.
Das mit der Rechtschreibung ist so eine Geschichte. Da passieren mir auch immer wieder Fehler, die ich mal mehr, mal weniger später (auch zu spät 🙂 ) entdecke. Interessant finde ich, wie oft ich Formulierungen während des Schreibens oder nachher beim Durchlesen des gesamten Artikels umstelle.
Oft lese ich Artikel, die gefallen mir so sehr, dass ich mir dann wünsche, ich könnte auch so schreiben. Gut, aber das sind dann halt auch Profis oder besonders begabte Menschen. Kann ja leider nicht jeder ein Talent wie z.B. SAMIRA EL OUASSIL haben. ?
Wenn’s ein längerer Text zu werden droht, habe ich immer das dicke gelbe Buch (Duden Rechtschreibung) griffbereit liegen. Das brauche ich hauptsächlich wegen Groß-/Kleinschreibung und Getrennt-/Zusammenschreibung. Ich kann ja auch nicht alle korrekten Schreibweisen kennen 😉
Auf typische Vertipper weist mich meist rechtzeitig die mitlaufende Korrektur im Texteingabefeld hin. Manchmal übersehe ich Vertipper aber trotzdem, was mich v.a.D. bei Kommentaren ärgert, wo ich im Nachhinein nichts mehr korrigieren kann.
Ich sehe die Sache prinzipiell schon ziemlich hart:
Formale Fehlerfreiheit ist für mich eine der Grundvoraussetzungen für die inhaltliche Güte eines Textes.
Bei Bloggern sehe ich das natürlich nicht so streng, bei Presseerzeugnissen oder Büchern allerdings schon. Texte in Zeitungen, die voller Fehler (vor allem Grammatikfehler) und Vertipper sind, lese ich nicht zu Ende, weil ich sie nicht ernst nehme.
@Boris: Ich besitze noch einen ganzen alten (grau gebundenen) Duden (1950er Jahre). Da guck ich gar nicht mehr rein. Schließlich bin ich immer online und der Weg zu diversen Rechtschreibkorrekturen – auch dem Duden – ist so kurz, dass ich mich oft wundere, ihn nicht viel häufiger prüfen zu lassen. Übrigens geht es mir auch so, dass ich manche Fehler (obwohl rot unterlegt) schon gar nicht mehr sehe. Wohl, weil das zu oft vorkommt und ich die Aufmerksamkeit dafür verloren hab.
Manchmal muss ich lachen, wenn ich in Qualitätsmedien mal einen Fehler entdecke. So selten ist das ja gar nicht. Da kann ich verstehen, wenn du sowas als Qualitätsmerkmal bei denen betrachtest, die das professionell machen.?
Das Abschweifen kenne ich auch gut und halte es mit Mendel: manchmal dient ein Text dazu, erst heraus zu finden, was ich darüber denke.
Trotzdem versuche ich, am Ball zu bleiben. Oft mit dem Mittel einer Schleife, indem ich am Ende auf irgend eine Weise zum Anfang zurück kehre. Dadurch wirkt der Text dann besonders „rund“, auch wenn dazwischen noch ganz andere Themen angesprochen wurden.
Das mit „ihnen“ ist mir auch schon passiert – und ähnlich peinliche Hämmer! Zum Beispiel „viel“ statt „fiel“ – völlig unverständlich, weil ich es doch weiß!
Früher, so bis in die späten 90ger, war Rechtschreibung für mich kein Thema. Seit der Schulzeit war ich darin sicher und perfekt.
Damit war es aus, seit dem Gewese um die neue Rechtschreibung und deren Reformen. Und seit wenigen Jahren dann noch der Hammer mit dem Gendern, bzw. mit der Bemühung, auch ohne Sternchen etc. allzu viel generisches Maskulinum zu vermeiden.
Meine Texte lese ich einmal vor dem Veröffentlichen und danach nochmal. Regelmäßig fallen dann weitere Korrekturen an.
@ClaudiaBerlin: Gut, wenn ich höre, dass es anderen Bloggern ganz ähnlich geht. Die Rechtschreibreform hatte etwas ungemein Plötzliches. Auf einen Knall lösten sich Gewissheit in Unsicherheit auf. Ich verstehe die Leute, die sich bis heute diesen Änderungen widersetzen und munter der alten Rechtschreibung frönen. Der Genderei weiche ich hier nicht prinzipiell, sondern nur manchmal aus. Ich versuche es. Na, immerhin.
Übrigens hat mal ein Lehrer zu mir gesagt: „Horst, Interpunktion ist nicht deine Stärke.“ Das habe ich deshalb nicht vergessen, weil mir vor allem diese Schwäche erhalten geblieben ist. ✔
… im Nachhinein…
Verzetteln tue ich mich nicht.
Ich weiß, Leute wollen kurze Texte.
Schreibe ich trotzdem etwas länger, steigen sie aus oder schreiben als Kommentar eine eigene Assoziation.
Ich selbst bearbeite meine Texte gründlich. Aber selbst beim 6ten Editieren kann man noch beliebig viel umschreiben. Das ist einfach so.
Einen gewissen Standard sollen meine Texte haben. Aber alles Weitere wäre zuviel Tamtam.
@Gerhard: Wie kurz sollten Beiträge sein? Die SEO-Leute sagen, es sollten wenigstens 600 sein. Gefühl würde ich dir aber folgen. Kürzere Beiträge werden heutzutage bestimmt eher gelesen, obwohl es hierzu zuletzt auch andere Theorien gab. 🙂
Ich schließe mich da einigen der vorhergehenden Kommentare an: Für mich ordnen sich erst beim Schreiben die Gedanken, deshalb bin ich am Ende vom fertigen Text manchmal selbst überrascht. Allerdings blogge ich fast nur über Lokalthemen. Von daher habe ich normalerweise nicht schon im Vorhinein eine Meinung oder eine Botschaft die ich den Lesenden vermitteln will.
Rechtschreibung ist leider nicht meine starke Seite. Ich bemühe mich, aber ich weiß, dass sich genug Fehler einschleichen. Außerdem finde ich es extrem schwierig, die eigenen Texte zu korrigieren. Da spielt mir das Gehirn öfters einen Streich. Ich lese dann das, was da stehen sollte, nicht das, was wirklich dasteht. Idealerweise müsste ich jeden Text an ein Lektorat geben, aber das wäre dann doch zu viel aufwand für ein Blog.
Mir geht das ja ähnlich (s. Text). Eigentlich ist es ja schön, wenn man sich selbst überrascht. Und wenn es auch „nur im Blog“ ist. 🙂 Im Grunde ist es für uns Blogger sicher wichtiger, interessante Geschichten / Beiträge zu erstellen, als so peinlich genau auf unsere Rechtschreibung zu achten. Die Geschichte mit dem Korrekturlesen eigener Texte kenne ich nur zu gut. Ich kann manchmal 2 x meinen Text lesen und finde den Fehler erst nach ein paar Monaten durch Zufall. 🙂 Es gibt „große“ Blogger, die von sich sagen, dass sie die Texte einfach so runterschreiben und nie Korrektur lesen. Das wiederum würde ich mich wahrscheinlich nicht trauen.