Amy Coney Barrett will Obamacare kippen

Die Ame­ri­ka­ner müs­sen für Medi­ka­men­te viel mehr bezah­len als wir in Euro­pa. Gleich­zei­tig aber plä­die­ren sie gegen Oba­mac­a­re. Aber das ist nicht der ein­zi­ge Unter­schied, der einem auf Anhieb auffällt.

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Die Vor­wür­fe wegen angeb­li­chem Anti­ame­ri­ka­nis­mus wer­den vor allem an Deutsch­land adres­siert. Ich fin­de es über­trie­ben. Wie alles über­trie­ben ist, was aus den USA bzw. von den hie­si­gen Hardcore-Ami-Fans kommt. War­um sie in hoher Anzahl dafür sind, Oba­mac­a­re wie­der abzu­schaf­fen, bleibt mir jeden­falls ein Rätsel.

Die­ses gan­ze Sys­tem ist so durch und durch kor­rupt, extrem­ka­pi­ta­lis­tisch, ras­sis­tisch und gewalt­tä­tig, dass ich mich wun­de­re, dass es noch Leu­te gibt, die sich hier bemü­hen, das alles ganz anders zu beschreiben.

Mei­ne nega­ti­ve Hal­tung ist seit der Trump-Wahl wohl zu etwas unum­kehr­ba­ren kulminiert.

Das demokratische Amerika aus den Angeln gehoben

Aus mei­ner Sicht tut Trump sowie­so mit eini­gem Erfolg alles dafür, das demo­kra­ti­sche Estab­lish­ment aus den Angeln zu heben. Es ist schreck­lich, dass weder die Repu­bli­ka­ner noch die Demo­kra­ten die­ser Ent­wick­lung etwas ent­ge­gen­zu­set­zen haben. So ist es mög­lich, dass die Plä­ne des auch bei der euro­päi­schen Rech­ten (Köp­pel, SVP) popu­lä­ren Ste­phen Ban­non nach und nach tat­säch­lich Rea­li­tät wer­den könnten.

Ange­sichts der star­ken Pola­ri­sie­rung eines Teils der us-amer­ka­ni­schen Gesell­schaft, die von einer zuneh­men­der Mili­ta­ri­sie­rung gewis­ser Grup­pen flan­kiert wird, hal­te ich es nicht für aus­ge­macht, dass die Trump-Regie­rung je nach Aus­gang der Wah­len das „Feld“ räu­men wird. Die­sem Prä­si­den­ten traue ich so ziem­lich alles zu. Auch, dass er – nur um sei­ne Plä­ne wei­ter umset­zen zu kön­nen, einen Bür­ger­krieg ris­kiert. Kei­ner weiß, auf wel­che Mann­stär­ke die para­mi­li­tä­ri­schen rechts­extre­men Grup­pen, die auf Trumps Stich­wort war­ten, kommen.

„Das Ziel ist es, das Reich Got­tes auf­zu­bau­en.“ Amy Coney Barrett

Trump plant wohl mit Bar­rett als Gins­burg-Nach­fol­ge­rin – ZDFheute

Die konservative „Revolution“ in den USA

Trumps Ent­schei­dung, die krass kon­ser­va­ti­ve Amy Coney Bar­rett schnells­tens ins Amt zu brin­gen, um sei­ne Mög­lich­kei­ten im Fal­le eines aus sei­ner Sicht unkla­ren Wahl­er­geb­nis­ses, zu ver­bes­sern, kann nur besorgt machen.

Dass Bar­rett ange­kün­digt hat, Oba­mac­a­re gleich­sam als die oder eine der ers­ten Amts­hand­lun­gen kip­pen zu wol­len, reiht sich in die ande­ren Anlie­gen die­ser Dame ein, die sie so publi­kums­wirk­sam in die Öffent­lich­keit hin­aus­po­saunt hat. Wie sich ihr Anlie­gen als radi­ka­le Chris­tin, Abtrei­bungs­geg­ne­rin mit ihrem eben­so radi­ka­len Plä­doy­er für die Inter­es­sen einer waf­fen­strot­zen­den und des­halb so gefähr­li­chen Gesell­schaft in Ein­klang brin­gen lässt, weiß nur sie allein. Die­ser Sinn für Frei­heit und Eigen­ver­ant­wor­tung mag für vie­le etwas Erstre­bens­wer­tes sein. In Euro­pa, vor allem hier in Deutsch­land, wird die­ser Sinn eher nach gesell­schaft­li­chem Bank­rott klingen.

Kranke und Arme

Trump hal­te ich zugu­te, dass er die Opio­id Kri­se 2017 end­lich been­det hat. Jetzt lese ich, dass die Medi­ka­men­ten­prei­se in den USA ein Niveau erreicht haben, das ange­sichts des Vor­ha­ben der mut­maß­lich neu­en Rich­te­rin am Supre­me Court für Mil­lio­nen von Ame­ri­ka­nern noch ein Pro­blem wer­den dürf­te. Wenn wie­der Mil­lio­nen von Ame­ri­ka­nern ihre Kran­ken­ver­si­che­rung ein­bü­ßen, weil Oba­mac­a­re fällt, wird es viel­leicht doch ein böses Erwa­chen geben.

Zwar oppo­nie­ren Poli­ti­ker des Lan­des schon lan­ge gegen die all­ge­mei­ne Preis­ent­wick­lung für Medi­ka­men­te, getan hat sich nichts. Ein Fall für Trump?

Im ver­link­ten NZZ-Arti­kel beschreibt der Autor einen typisch neo­li­be­ra­len Ansatz, der in so einer Situa­ti­on gern „aus­ge­packt“ wird.

Die Bran­che muss ler­nen, Instru­men­te der Digi­ta­li­sie­rung noch stär­ker zu nut­zen. Dadurch soll­ten sich bei­spiels­wei­se kli­ni­sche Stu­di­en kos­ten­güns­ti­ger durch­füh­ren lassen.

Medi­ka­men­ten­prei­se: Big Phar­ma ist in den USA zu weit gegangen

Medi­ka­men­ten­prei­se: Big Phar­ma ist in den USA zu weit gegangen

Als ob die Digi­ta­li­sie­rung ernst­haft die Kos­ten­struk­tur der für ihre raff­gie­rig gekann­ten Phar­ma­in­dus­trie so weit ver­än­dern könn­te, dass annehm­ba­re­re Prei­se für Pati­en­ten dabei herauskämen!

Hört man den Für­spre­chern der aktu­el­len Ver­si­on der Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu (Bro­der, Stein­hö­fel und ande­ren), so bekommt man von die­sen um die Ohren geschla­gen, dass alle Kri­ti­ker im Grun­de ent­we­der kei­ne Ahnung hät­ten oder Sozia­lis­ten wären. Im Prin­zip wäre das in deren Welt­bild natür­lich das Glei­che. Wahr­schein­lich sind bei­de pri­vat ver­si­chert und nicht auf Oba­mac­a­re oder so angewiesen.

Dann lieber ein fürsorglicher Sozialstaat

Wir Deut­sche mit unse­rem für­sorg­li­chen (bevor­mun­den­den?) Sozi­al­staat mögen das Wesen der Ame­ri­ka­ner nicht (mehr) ver­ste­hen kön­nen. Viel­leicht war das frü­her (vor den 1970er Jah­ren) anders. Aber das dürf­te dann in den euro­päi­sche Län­der mit funk­tio­nie­ren­den Sozi­al­sys­te­men nicht viel anders sein. Ich möch­te nur hof­fen, dass das nicht mehr zutrifft, was wir frü­her so oft über die USA hör­ten. Näm­lich, dass die dor­ti­gen Trends und Ent­wick­lun­gen frü­her oder spä­ter auch hier anlan­den wür­den. Gott bewahre.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Europa Gesundheitswesen Köppel Trump USA

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4 Gedanken zu „Amy Coney Barrett will Obamacare kippen“

  1. „Das Ziel ist es, das Reich Got­tes auf­zu­bau­en.“ Amy Coney Barrett

    Eine Bun­des­rich­te­rin, die das Reich Got­tes auf Erden auf­bau­en will. Neu­tra­li­tät und juris­ti­sche Exper­ti­se – drauf geschis­sen! Wenn das Reich Got­tes so aus­sieht, wie sich Bar­rett, Trump und Pence das vor­stel­len, weiß ich nicht, zu wel­chem grau­sa­men Gott die­se Herr­schaf­ten beten.

    Wenn die Amis auch nur einen Fun­ken Ver­stand haben, dann wäh­len sie die­sen Men­schen­ver­ach­ter am 3. Novem­ber ab. Jetzt war er ja im Kran­ken­haus, hat aber nichts dazu­ge­lernt. Er hat die bes­ten Medi­ka­men­te bekom­men, die man nur krie­gen kann, um wie­der gesund zu wer­den (wobei ich da in vie­ler­lei Hin­sicht Zwei­fel habe). Aber selbst wenn: die­se Behand­lung ist ein Schlag ins Gesicht all’ derer, die elend an COVID-19 gestor­ben sind, weil sie die Behand­lungs­kos­ten nicht bezah­len konn­ten. Aber Oba­mac­a­re ist ja Kom­mu­nis­mus (sagen die, die mit ver­faul­ten Zäh­nen auf der Stra­ße ste­hen und dage­gen demonstrieren)!

    Und dann zele­brie­ren die NZZ und die SVP den Neo­li­be­ra­lis­mus. Würg.

  2. Sehe ich genau­so wie Du.

    Mal was ande­res: Die Kom­men­tar-Benach­rich­ti­gungs­funk­ti­on klappt irgend­wie nicht. Ich hat­te kei­ne Mail mit Bestä­ti­gung bekom­men und auch kei­ne Benach­rich­ti­gung über Dei­nen Kommentar…

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