Hat der Fußball für Deutschland wirklich historische Dimensionen? Wohl eher nicht. Er ist und bleibt ein Spiel.

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 4 Kommentare

0

155

Standardbild

Für man­che Menschen ist es wich­tig, dass ihre Sichtweise auf die Welt bestä­tigt wird. Und wenn es „nur” um ein Fußballspiel geht. Nach dem Vorrundenaus der deut­schen Frauennationalmannschaft gegen Süd-Korea (hört das Trauma denn nie auf?) liest man bei X zum Beispiel Sätze wie die­sen: „Die spie­len auch nicht bes­ser als die Männer.”

Es gibt auch die, die Deutschland durch die­se Niederlage im Frauenfußball end­gül­tig auf der Verliererstraße sehen. Also, nicht etwa nur beim Fußball, son­dern über­haupt. Das passt wie­der­um ins Bild.

Es gibt auch Männer, die immer noch nicht sehen wol­len, wie unter­halt­sam und auf hohem Niveau heut­zu­ta­ge Frauenfußball gespielt wird. Sie ver­glei­chen die Nationalmannschaft der Frauen mit x‑beliebigen Kreisliga-Mannschaften – ver­mut­lich immer­hin der Männer. 

Meine Frau und ich haben die drei Spiele gese­hen und sind eben­falls ent­täuscht. Diesen Verlauf des Turniers hat­ten wir (wer schon?) nicht auf dem Schirm. Schon gar nicht nach dem furio­sen Start ins Turnier. Inwieweit Experten die Leistung beim zwei­ten Spiel gegen Kolumbien eher als Maßstab für die Qualität der Mannschaft und ihres Spiels ange­se­hen haben, weiß ich nicht. 

Hinterher ist man ja immer klü­ger. Die Vorbereitungsspiele waren mit­tel­präch­tig. Allerdings ken­nen wir das mit den vor­ei­li­gen Schlussfolgerungen (wenn wir fair zurück­schau­en) von den Vorbereitungen der Männernationalmannschaft genauso. 

Heute reich­te es nicht, eine Alexandra Popp im Kader zu haben. Ich wür­de sagen, sie hat jeden­falls alles gege­ben. Schade, dass das zwei­te Tor aus einer Abseitsposition ent­stan­den ist. Es war toll herausgespielt. 

Vermutlich konn­te der exzel­len­te Kenner des deut­schen Fußballs und Nationaltrainer der Süd-Koreanerinnen, Colin Bell, sei­nen Kickerinnen wich­ti­ges Insiderwissen ver­mit­teln. An irgend­et­was hat es gelegen. 

Vielleicht hät­te es der mie­sen Stimmung in Deutschland gut­ge­tan, wäre die Nationalmannschaft nicht heu­te schon aus dem Turnier aus­ge­schie­den. Es soll ja psy­cho­lo­gi­sche Effekte in der Vergangenheit bei ähn­li­chen Ausgangslagen gege­ben haben. Ich den­ke natür­lich an 1954. Wahrscheinlich hat das aller­dings auch für ande­re Turniere, Zeiten und Nationen gegol­ten. Was war in Griechenland los, als die Fußballer gegen alle Erwartungen Europameister wur­den? Das Land hat damals einen Schub erhal­ten, der über die momen­ta­ne Euphorie hinausging.

Allerdings wür­de ich an die­ser vagen Hoffnung schon mei­ne Zweifel haben. Vielen (Ewiggestrigen und Böswilligen) gilt Frauenfußball, egal auf wel­cher Ebene und auf wel­chem Niveau, immer noch nicht als der Sport, den sie im männ­li­chen Pendant sehen. Dabei braucht man nur Augen und Liebe für den Sport, um zu sehen, wie sich der Frauenfußball ent­wi­ckelt hat. Dass es immer noch anders ist, ist scha­de und macht lei­der auch deut­lich, dass wir trotz aller Bemühungen längst nicht in der Nähe der Zielgrade ange­kom­men sind. 

Vergessen wir nicht, dass Fußball viel­leicht die schöns­te Nebensache der Welt ist. Begriffe wie pein­lich pas­sen nicht dazu. Fußball ist näm­lich auch des­halb die schöns­te Sache der Welt, weil es häu­fig nicht so kommt, wie man getippt hätte. 

Im Fußball war und ist immer alles mög­lich. So kann Deutschland eine Mannschaft mit 6:0 schla­gen, im nächs­ten Spiel von einer Mannschaft knapp geschla­gen wer­den, um wie­der ein paar Tage spä­ter von der Mannschaft, die sie 6:0 geschla­gen hat, aus dem Turnier gekickt zu wer­den. Nur, weil sie selbst in ihrem letz­ten Gruppenspiel nicht über ein 1:1 hin­aus­kam. Das war ein­fach zu wenig.


Entdecke mehr von Horst Schulte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neu­es­ten Beiträge per E‑Mail zu erhalten.

Diesen Beitrag teilen:

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


4 Gedanken zu „Hat der Fußball für Deutschland wirklich historische Dimensionen? Wohl eher nicht. Er ist und bleibt ein Spiel.“

  1. Ich konn­te wegen der für mich völ­lig unpas­sen­den Spielzeiten kei­nes der drei Spiele sehen und von daher das Ausscheiden auf­grund der Ergebnisse nur nach­rich­ten­wei­se zur Kenntnis neh­men. Deswegen hat mich die­se WM auch nicht interessiert.

    Angesichts des Ausscheidens der deut­schen Mannschaft muss und kann ich mich daher auch nicht beson­ders ärgern.

    Darüberhinaus habe ich mich vom Fußball ins­ge­samt in den letz­ten Jahren etwas mehr ent­fernt – ganz bewusst. 

  2. Fußball ist der ein­zi­ge Hype, der schon ùber hun­dert Jahre geht. An ihm kann man gut ermes­sen, wie das Leben bes­ser nicht sein soll­te. Jetzt wer­den halt mal die Mädels in der Mitpimmellandschaft durch­ge­reicht. Na und?

    Gibt’s da eigent­lich Ultras? 

🌸 Seid freundlich zueinander.

Entdecke mehr von Horst Schulte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Share to...
Your Mastodon Instance