Hat der Fußball für Deutschland wirklich historische Dimensionen? Wohl eher nicht. Er ist und bleibt ein Spiel.

Was folgt der Ent­täu­schung? Wird sich der deut­sche Fuß­ball von die­ser Nega­tiv­se­rie erho­len? Mit Sicher­heit, denn es ist Fußball.

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Für man­che Men­schen ist es wich­tig, dass ihre Sicht­wei­se auf die Welt bestä­tigt wird. Und wenn es „nur“ um ein Fuß­ball­spiel geht. Nach dem Vor­run­den­aus der deut­schen Frau­en­na­tio­nal­mann­schaft gegen Süd-Korea (hört das Trau­ma denn nie auf?) liest man bei X zum Bei­spiel Sät­ze wie die­sen: „Die spie­len auch nicht bes­ser als die Männer.“

Es gibt auch die, die Deutsch­land durch die­se Nie­der­la­ge im Frau­en­fuß­ball end­gül­tig auf der Ver­lie­rer­stra­ße sehen. Also, nicht etwa nur beim Fuß­ball, son­dern über­haupt. Das passt wie­der­um ins Bild.

Es gibt auch Män­ner, die immer noch nicht sehen wol­len, wie unter­halt­sam und auf hohem Niveau heut­zu­ta­ge Frau­en­fuß­ball gespielt wird. Sie ver­glei­chen die Natio­nal­mann­schaft der Frau­en mit x‑beliebigen Kreis­li­ga-Mann­schaf­ten – ver­mut­lich immer­hin der Männer. 

Mei­ne Frau und ich haben die drei Spie­le gese­hen und sind eben­falls ent­täuscht. Die­sen Ver­lauf des Tur­niers hat­ten wir (wer schon?) nicht auf dem Schirm. Schon gar nicht nach dem furio­sen Start ins Tur­nier. Inwie­weit Exper­ten die Leis­tung beim zwei­ten Spiel gegen Kolum­bi­en eher als Maß­stab für die Qua­li­tät der Mann­schaft und ihres Spiels ange­se­hen haben, weiß ich nicht. 

Hin­ter­her ist man ja immer klü­ger. Die Vor­be­rei­tungs­spie­le waren mit­tel­präch­tig. Aller­dings ken­nen wir das mit den vor­ei­li­gen Schluss­fol­ge­run­gen (wenn wir fair zurück­schau­en) von den Vor­be­rei­tun­gen der Män­ner­na­tio­nal­mann­schaft genauso. 

Heu­te reich­te es nicht, eine Alex­an­dra Popp im Kader zu haben. Ich wür­de sagen, sie hat jeden­falls alles gege­ben. Scha­de, dass das zwei­te Tor aus einer Abseits­po­si­ti­on ent­stan­den ist. Es war toll herausgespielt. 

Ver­mut­lich konn­te der exzel­len­te Ken­ner des deut­schen Fuß­balls und Natio­nal­trai­ner der Süd-Korea­ne­rin­nen, Colin Bell, sei­nen Kicke­rin­nen wich­ti­ges Insi­der­wis­sen ver­mit­teln. An irgend­et­was hat es gelegen. 

Viel­leicht hät­te es der mie­sen Stim­mung in Deutsch­land gut­ge­tan, wäre die Natio­nal­mann­schaft nicht heu­te schon aus dem Tur­nier aus­ge­schie­den. Es soll ja psy­cho­lo­gi­sche Effek­te in der Ver­gan­gen­heit bei ähn­li­chen Aus­gangs­la­gen gege­ben haben. Ich den­ke natür­lich an 1954. Wahr­schein­lich hat das aller­dings auch für ande­re Tur­nie­re, Zei­ten und Natio­nen gegol­ten. Was war in Grie­chen­land los, als die Fuß­bal­ler gegen alle Erwar­tun­gen Euro­pa­meis­ter wur­den? Das Land hat damals einen Schub erhal­ten, der über die momen­ta­ne Eupho­rie hinausging.

Aller­dings wür­de ich an die­ser vagen Hoff­nung schon mei­ne Zwei­fel haben. Vie­len (Ewig­gest­ri­gen und Bös­wil­li­gen) gilt Frau­en­fuß­ball, egal auf wel­cher Ebe­ne und auf wel­chem Niveau, immer noch nicht als der Sport, den sie im männ­li­chen Pen­dant sehen. Dabei braucht man nur Augen und Lie­be für den Sport, um zu sehen, wie sich der Frau­en­fuß­ball ent­wi­ckelt hat. Dass es immer noch anders ist, ist scha­de und macht lei­der auch deut­lich, dass wir trotz aller Bemü­hun­gen längst nicht in der Nähe der Ziel­gra­de ange­kom­men sind. 

Ver­ges­sen wir nicht, dass Fuß­ball viel­leicht die schöns­te Neben­sa­che der Welt ist. Begrif­fe wie pein­lich pas­sen nicht dazu. Fuß­ball ist näm­lich auch des­halb die schöns­te Sache der Welt, weil es häu­fig nicht so kommt, wie man getippt hätte. 

Im Fuß­ball war und ist immer alles mög­lich. So kann Deutsch­land eine Mann­schaft mit 6:0 schla­gen, im nächs­ten Spiel von einer Mann­schaft knapp geschla­gen wer­den, um wie­der ein paar Tage spä­ter von der Mann­schaft, die sie 6:0 geschla­gen hat, aus dem Tur­nier gekickt zu wer­den. Nur, weil sie selbst in ihrem letz­ten Grup­pen­spiel nicht über ein 1:1 hin­aus­kam. Das war ein­fach zu wenig.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Deutschland Frauenfußball Fußball

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4 Gedanken zu „Hat der Fußball für Deutschland wirklich historische Dimensionen? Wohl eher nicht. Er ist und bleibt ein Spiel.“

  1. Ich konn­te wegen der für mich völ­lig unpas­sen­den Spiel­zei­ten kei­nes der drei Spie­le sehen und von daher das Aus­schei­den auf­grund der Ergeb­nis­se nur nach­rich­ten­wei­se zur Kennt­nis neh­men. Des­we­gen hat mich die­se WM auch nicht interessiert.

    Ange­sichts des Aus­schei­dens der deut­schen Mann­schaft muss und kann ich mich daher auch nicht beson­ders ärgern.

    Dar­über­hin­aus habe ich mich vom Fuß­ball ins­ge­samt in den letz­ten Jah­ren etwas mehr ent­fernt – ganz bewusst.

  2. Anonym 4. August 2023 um 21:15

    Fuß­ball ist der ein­zi­ge Hype, der schon ùber hun­dert Jah­re geht. An ihm kann man gut ermes­sen, wie das Leben bes­ser nicht sein soll­te. Jetzt wer­den halt mal die Mädels in der Mit­pim­mel­land­schaft durch­ge­reicht. Na und?

    Gibt’s da eigent­lich Ultras?

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