Warum erneuert Klingbeil Scholz’-Sprech von mehr Abschiebungen im großen Stil?

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Lars Kling­beil bekräf­tig­te in einem Inter­view mit der „Neu­en Osna­brü­cker Zei­tung“ des Kanz­lers Wor­te aus dem Okto­ber letz­ten Jah­res. Scholz woll­te Abschie­bun­gen im „gro­ßen Stil“. Die Dis­kus­sio­nen waren und sind im Gange.

Die Fol­gen der Mas­sen­de­mos gegen Rechts waren wohl eben­so voraussehbar. 

Vie­le füh­len sich bestä­tigt und inter­pre­tie­ren das Enga­ge­ment der vie­len Men­schen für Mensch­lich­keit und Demo­kra­tie, wie es ihnen ihrem Welt­bild ent­spricht. „Las­set alle zu uns kommen…“ 

Dazu pas­sen Aus­sa­gen wie die von Lars Kling­beil (bes­ser gesagt, Tei­le davon) nicht. Also wird in den aso­zia­len Medi­en auf ihn ein­ge­dro­schen. „Er hät­te auch dazu auf­ru­fen kön­nen, mehr AfD zu wagen“, schreibt einer bei Mastodon.

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Ich habe das hier mehr­mals ange­spro­chen. Die Pro­tes­te rich­ten sich gegen die Depor­ta­ti­ons-Plä­ne rech­ter Kack­brat­zen (Cor­rec­tiv-Bei­trag). Es geht dabei nicht um das Unver­mö­gen des Staa­tes, sei­ne Gren­zen und Inter­es­sen zu schüt­zen bzw. gel­ten­des Recht durchzusetzen. 

Es gibt zu vie­le Men­schen in unse­rem Land mit einem Dul­dungs­sta­tus. Eigent­lich soll­ten sie das Land ver­las­sen. Die Rechts­mit­tel sind aus­ge­schöpft. Der­zeit sind dem Aus­län­der­zen­tral­re­gis­ter zufol­ge etwa 279.000 Men­schen aus­rei­se­pflich­tig, etwa 50 Pro­zent von ihnen sind abge­lehn­te Asylbewerber.

Gegen Abschie­bun­gen oppo­nie­ren vie­le. Dass sie dafür kämp­fen, dass jeder kom­men kann, der das Wort Asyl sagt, wird aus mora­li­schen Grün­den in Ord­nung gehen. Dass die Pra­xis unser Land gesell­schaft­lich ent­zweit, ist unbe­streit­bar. Sie ist nicht nur der von Medi­en und rech­ten Par­tei­en her­bei­ge­führ­ten öffent­li­chen Über­re­prä­sen­tanz des The­mas geschul­det. Es gibt genü­gend sicht­ba­re Pro­ble­me, die unmit­tel­bar mit dem The­ma Migra­ti­on zusam­men­hän­gen. Wie sorg­los das Jus­te­mi­lieu unse­res Lan­des mit dem wach­sen­den Teil der rest­li­chen Bevöl­ke­rung umgeht! Und dann wun­dern die sich über gesell­schaft­li­che Spaltung. 

„Der Staat muss funk­tio­nie­ren, wenn es dar­um geht, Men­schen, die nicht bei uns blei­ben kön­nen, zurück­zu­füh­ren.„
Lars Kling­beil im Inter­view mit der Neu­en Osna­brü­cker Zeitung

Aus mei­ner Sicht ent­ste­hen durch die bis­he­ri­gen Unzu­läng­lich­kei­ten in der Umset­zung staat­li­cher Auf­ga­ben genau jene Ris­se in der Gesell­schaft, die einer­seits ver­meid­bar wären und die ande­rer­seits zu jenen Ent­wick­lun­gen führ­ten, gegen die jetzt so dring­lich pro­tes­tiert wird. 

Es geht nicht dar­um, das Recht auf Asyl oder ande­re Kon­ven­tio­nen infra­ge zu stel­len. Mag das mit­un­ter auch so wir­ken. Es geht dar­um, dass Ord­nung und Trans­pa­renz staat­li­cher­seits gewähr­leis­tet wer­den müs­sen. Das ist nicht der Fall.

Rigo­ros wer­den in Deutsch­land Men­schen nur dann abge­scho­ben, wenn kei­ne Gegen­wehr zu erwar­ten ist. 

Das haben wir sogar in unse­rem Dorf schon erlebt. Nichts hat gehol­fen. Die Men­schen aus Alba­ni­en wur­den aus­ge­wie­sen, obwohl die Leu­te gut inte­griert waren und die Kin­der nicht ein­mal die Spra­che des Her­kunfts­lan­des ihrer Eltern konnten. 

Davon zu reden, dass „rigo­ros abge­scho­ben“ wür­de, ist falsch. Es gibt vie­le (Akti­vis­ten und Anwäl­te), die Men­schen vor der Abschie­bung „bewah­ren“. Ob die­ser Kampf gegen Abschie­bun­gen rechts­staat­lich geführt oder ob nicht häu­fig mit eher frag­wür­di­gen Tricks ope­riert wird, ver­mag ich nicht zu sagen. Hört man die Beam­ten aus ihrem Erfah­rungs­schatz berich­ten, kom­men Zwei­fel an der Legi­ti­mi­tät des Vor­ge­hens der Abschie­bungs­hin­ter­trei­ber auf. Auch wenn unse­re Behör­den sol­che Aus­wüch­se der Veto­kra­tie sel­ten benen­nen noch wirk­sam zu bekämp­fen scheinen.

Im Übri­gen sind IMHO die Vor­wür­fe an die Adres­se Lars Kling­beils und die SPD schäd­lich für die nöti­gen Debat­ten, weil sie mit fal­schen Unter­stel­lun­gen geführt werden. 

Sie sind nicht abge­deckt durch die Mas­sen­de­mons­tra­tio­nen auf unse­ren Stra­ßen. Sie als Ple­bis­zit für mehr Ein­wan­de­rung zu inter­pre­tie­ren, ist falsch und wird den links-grü­nen Akti­vis­ten noch auf die Füße fallen. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Abschiebungen Geflüchtete

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2 Gedanken zu „Warum erneuert Klingbeil Scholz’-Sprech von mehr Abschiebungen im großen Stil?“

  1. In der­sel­ben Quel­le, aus der du dei­ne Daten hast, ste­hen auch die Grün­de, war­um nun mal NICHT „mas­sen­haft abge­scho­ben“ wer­den kann! Dar­an ändern auch mar­ki­ge Wor­te der Poli­ti­ker nichts.
    Aller­dings scheint im neu­en Geset­zes­pa­ket zumin­dest die Aus­wei­sung von Straf­tä­tern mit schwe­ren Ver­bre­chen erleich­tert zu werden.
    Was die „Zahl­kar­te“ bringt, dar­auf bin ich gespannt. Vie­le Län­der „leben“ (so las ich) zu hohem Anteil von den Über­wei­sun­gen der Migran­ten, wobei es aber kei­ne Zah­len zu geben scheint, wie hoch der Anteil der Über­wei­sun­gen von Asyl­be­wer­bern ist. 

    Ansons­ten:
    „Die Mehr­heit der Antrag­stel­ler ist jün­ger als 30 Jah­re und kommt im lau­fen­den Jahr 2023 vor allem aus Syri­en, der Tür­kei und Afgha­ni­stan. Die größ­te Grup­pe sind Kin­der unter 16 Jahren“

    Eigent­lich genau rich­tig für unser über­al­ter­tes Land! 🙂

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