Nicht die Demokratie versagt, wir sind es. Mir liegt das „wieder mal“ auf der Zunge.

Die Ein­füh­rung ple­bis­zi­tä­rer Ele­men­te könn­te die Akzep­tanz demo­kra­ti­scher Pro­zes­se erhö­hen, indem sie die Bür­ger direk­ter in poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen einbindet.

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Zwei­fel an der Demo­kra­tie wird es wäh­rend der vie­len Jahr­zehn­te seit dem Ende des 2. Welt­krie­ges immer wie­der ein­mal gege­ben haben. So schlimm wie heu­te war es noch nie. Ich möch­te aber nicht behaup­ten, dass das immer an „den“ Poli­ti­kern oder bestimm­ten Par­tei­en lag.

Einer­seits wür­de ein demo­kra­ti­sches Sys­tem ohne sie gar nicht funk­tio­nie­ren und ande­rer­seits haben wir immer­hin regel­mä­ßig ein Mit­spra­che­recht. Auch in Abwä­gung des Für und Wider wäre die Ein­füh­rung ple­bis­zi­tä­rer Ele­men­te in unse­re Tages­po­li­tik seit Län­ge­rem wün­schens­wert. Ich glau­be dar­an, dass die­se die Akzep­tanz und Geschwin­dig­keit demo­kra­ti­scher Pro­zes­se und Ent­schei­dun­gen erhö­hen könn­ten. Die Schweiz fährt mit direk­ter Demo­kra­tie gut und ich sage das, obwohl ich natür­lich weiß, dass die SVP dort seit Jah­ren die stärks­te Par­tei ist.

Eigenbeteiligung an Politik

Alle Man­da­te wer­den nicht über die Lan­des­lis­ten ver­ge­ben, es gab bei den Bun­des­tags­wah­len 2021 299 Direkt­man­da­te. Die Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler haben die Kan­di­da­ten also direkt in den Bun­des­tag gewählt. Das sind immer­hin 40 % aller Abge­ord­ne­ten. Die übri­gen 60 % wer­den über die Lan­des­lis­ten, also nach Ent­schei­dun­gen der poli­ti­schen Par­tei­en in den Bun­des­tag entsandt. 

Ich glau­be, vie­le sehen in unse­rer reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie mehr Kri­tik­wür­di­ges als Geschätz­tes. Dazu hat die Behand­lung von Bevöl­ke­rungs­tei­len wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie bei­getra­gen und die Migra­ti­ons­po­li­tik der Mer­kel – Regie­rung, die von der Ampel im Prin­zip wei­ter­ge­führt wird. Statt her­um­zu­mau­len und dem Sys­tem anhand über­nom­me­ner, satt­sam bekann­ter popu­lis­ti­scher AfD-Posi­tio­nen schließ­lich sogar die Legi­ti­mi­tät abzu­spre­chen, könn­te man Fehl­ent­wick­lun­gen, die man so scharf beob­ach­tet haben will oder die Fol­gen sogar per­sön­lich erlit­ten hat, auch anders begegnen.

Engagement

Jeder kann sich poli­tisch enga­gie­ren. Nur tun das immer weni­ger. Poli­tik ist ein dre­cki­ges Geschäft. Wie oft habe ich die­sen Satz in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten wohl schon gehört. Auch mein Vater sprach bis­wei­len davon. 

Wir alle kön­nen uns betei­li­gen, ein Ein­tritt in eine der poli­ti­schen Par­tei­en ist nicht erfor­der­lich. Die meis­ten, die dies aller­dings vor­ha­ben oder getan haben, wer­den sich einer der eta­blier­ten Par­tei­en anschlie­ßen. Dass die­ses Enga­ge­ment stark rück­läu­fig ist, ist einer­seits bedenk­lich, ande­rer­seits dem schlech­ten Image der Poli­tik geschul­det. Hin­zu kom­men zuneh­mend Angrif­fe auf Poli­ti­ker aller Ebe­nen und Par­tei­en. Es ist schlicht erbärm­lich, wie man­che Bür­ger mit ver­ba­len Ent­glei­sun­gen auf die Prä­senz von Poli­ti­kern reagiert haben. Mit Oppo­si­ti­on oder einem wahr­ge­nom­me­nem Demons­tra­ti­ons­recht hat das für mich wenig zu tun.

Empörung als zerstörendes Element der Demokratie

Viel­leicht set­zen die Medi­en den Fokus zu stark auf die Bericht­erstat­tung über sol­che Ereig­nis­se. Mich nervt, wie sel­ten dies in und von den Medi­en selbst hin­ter­fragt wird. Vie­le Leu­te dürf­te die par­tei­über­grei­fen­de Empö­rung als Ermun­te­rung zum „Nach­ei­fern“ auffassen.

Wenn Politiker*innen ange­grif­fen wer­den, ist sofort Feu­er unterm Dach! Das ist einer­seits rich­tig. Aber wie steht es um die Wir­kung, die von Über­trei­bun­gen der Art der sen­sa­ti­ons­gie­ri­gen Bericht­erstat­tung erfah­rungs­ge­mäß aus­geht? Mich erin­nert die­se Fra­ge an die zeit­lich zwar eben­so krass begrenz­ten, gleich­wohl jedoch eben­so aus­ufern­den Reak­tio­nen von Medi­en, Poli­tik und Öffent­lich­keit auf gewalt­tä­ti­ge und mit­un­ter töd­lich enden­de Angrif­fe von Aus­län­dern auf Bürger*innen im Land. Wenn der Zusam­men­hang im ers­ten Fall kri­tisch zu sehen sind, gilt das hier auch. Wir wis­sen, dass man­che Ereig­nis­se von inter­es­sier­ter Sei­te (Medi­en und Par­tei­en wie AfD, BSW und Uni­on) sehr absichts­voll hoch­ge­jazzt wer­den. War­um fal­len wir auf die her­ein, obwohl wir ver­mut­lich doch spü­ren, wel­che Absich­ten da ver­folgt werden?

Ich fin­de immer noch, dass ich mich zu stark beein­flus­sen las­se. Mir fehlt – ich kann es nicht ver­heh­len – ein star­ker Staat. Einer, des­sen Ver­tre­ter (Fae­ser) nicht nur Sprü­che nach furcht­ba­ren Ereig­nis­sen von sich geben, aber dann, trotz anders­lau­ten­der Zusa­gen, doch kei­ne Ver­än­de­rung der Zustän­de her­bei­füh­ren. Ja, mir ist klar, dass Maß­nah­men die­ser Art mit­un­ter län­ger­fris­ti­ge Pro­zes­se dar­stel­len. Aber die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im Land erken­nen kei­ne Fort­schrit­te, statt­des­sen „hilft“ die poli­ti­sche Extre­me dabei, die Erin­ne­run­gen wach­zu­hal­ten und jede wei­te­re Tat auf­zu­bla­sen, als sei die Über­nah­me des Lan­des durch aus­län­di­sche Gewalt­tä­ter in vol­lem Gan­ge. Sie nut­zen dazu die aso­zia­len Medi­en lei­der sehr effi­zi­ent. Es gibt so vie­le Memes, die, obwohl längst als Fake News ent­larvt, immer noch geteilt und kom­men­tiert werden. 

Vorhaltungen und Misstrauen

Es gibt die­se Zuschrei­bung an die Adres­se DER Politiker*innen, die­se viel­fach beklag­te Dis­kre­panz zwi­schen Wor­ten und Taten. Der Begriff Lüge ist ein gern ver­wen­de­tes Syn­onym. Ich fürch­te, es war nie anders. Poli­ti­ker erzäh­len den Bür­gern etwas und die kön­nen es glau­ben oder nicht. 

Wenn die AfD (wie Wei­del beim Par­tei­tag in Essen) wie­der ein­mal vom Kon­troll­ver­lust faselt, wird es ganz viel Zustim­mung in unse­rer Bevöl­ke­rung geben. Jeden­falls glau­be ich die­se Zustim­mung zu füh­len… Viel­leicht ist das so, weil ich immer noch die aso­zia­len Medi­en ver­fol­ge und ein­schlä­gi­ge Tex­te lese. Und Mar­kus Lanz ist auch nicht in der Lage, mich dies­be­züg­lich zu beru­hi­gen. Wenn ich mich strei­te, sind es meis­tens die The­men, die auch hier immer wie­der vor­kom­men. Migra­ti­on, Migra­ti­on und noch ein­mal Migra­ti­on. Man könn­te glau­ben, ich wäre bei der AfD oder dem BSW gut auf­ge­ho­ben. Dabei will ich eigent­lich nur mei­ne Ruhe. 

Ich wün­sche mir einen Staat, der nicht von jedem sich beru­fen füh­len­den Jour­na­lis­ten im In- und Aus­land als geschei­ter­ter Staat bezich­tigt wird.

Gewaltmonopol des Staates bewahren

Ich möch­te, dass der Staat das demo­kra­tisch ver­brief­te Gewalt­mo­no­pol wahr­nimmt und dafür sorgt, dass die Bür­ger nicht aus Angst vor dem bösen Aus­län­der auf Nicht­ka­me­ra­über­wach­ten, dunk­len Stra­ßen us-ame­ri­ka­ni­sche Selbst­be­waff­nungs­fan­ta­sien ent­wi­ckeln. Deutsch­land hat vie­les Schlei­fen las­sen. Das Schlimms­te dar­an ist, fin­de ich, dass das Geld, das bei­spiels­wei­se nicht in unse­re Infra­struk­tur gesteckt wur­de, auf durch­aus direk­te Wei­se Bürger*innen (Sozi­al­staats­auf­bau) zugu­te­ge­kom­men ist. Ja, auch die Ren­te mit 63 gehört dazu. Ich weiß. 

Dass Deutsch­land Mil­lio­nen von Men­schen aus den öffent­li­chen Haus­hal­ten unter­stützt und die­se von Sozi­al­leis­tun­gen pro­fi­tie­ren, obwohl sie in ihrem Leben nie in unse­re Sozi­al­sys­te­me ein­ge­zahlt haben, hat sich zu einem Pro­blem ent­wi­ckelt. Die­ser Staat kann inzwi­schen sei­nen Ver­pflich­tun­gen nicht mehr nach­kom­men (Schul­den­brem­se). Wir sind gespannt dar­auf, wie der Haus­halt 2025 aus­sieht oder ob die Ampel die­ses Pro­jekt über­haupt abschlie­ßen wird.

Wel­che makro­öko­no­mi­schen Effek­te hät­te eine deut­li­che Erhö­hung der Ver­tei­di­gungs­aus­ga­ben für die stot­tern­de deut­sche Wirt­schaft? Kann die wachs­tums­schwa­che deut­sche Wirt­schaft die zusätz­li­chen Kos­ten ver­kraf­ten? Immer­hin ist die deut­sche Wirt­schaft seit 2019 nicht mehr gewach­sen, und der Abstand zwi­schen Deutsch­land und den Ver­ei­nig­ten Staa­ten wird stän­dig grö­ßer. Eine deut­li­che Erhö­hung der Ver­tei­di­gungs­aus­ga­ben – vor allem wenn sie durch die Aus­ga­be von Anlei­hen finan­ziert wird – wür­de der deut­schen Wirt­schaft einen drin­gend benö­tig­ten Kon­junk­tur­schub geben. Die Mul­ti­pli­ka­tor­ef­fek­te von Ver­tei­di­gungs­in­ves­ti­tio­nen wur­den von der Öko­no­min Vale­rie Ramey von der Hoo­ver In­stitution nach­ge­wie­sen.

Quel­le

Ein inter­es­san­ter Bei­trag „Deutsch­land hat den Schuss nicht gehört“ in der FAZ ($) befasst sich damit, dass Deutsch­land auf­rüs­ten muss. Auf­rüs­ten?! Das ist doch. Ja, wie gut ste­hen wohl die Chan­cen, aus­ge­rech­net in unse­rem Land, für die­ses Ansin­nen brei­te Unter­stüt­zung zu fin­den? Die bei­den His­to­ri­ker, die den Arti­kel ver­fasst haben, ver­glei­chen die Antei­le unse­res Ver­tei­di­gungs­etats am BIP mit frü­he­ren Zei­ten. Nun weiß man um die Frie­dens­di­vi­den­de, die nach 1989 reich­lich ein­ge­stri­chen wur­de und die Men­ta­li­tät der Deut­schen wur­de ver­mut­lich durch die sich damals so grund­le­gend ver­än­der­te geo­po­li­ti­sche Lage mas­siv beför­dert. Umso schwe­rer ist es, sich davon zu ver­ab­schie­den. Mit unse­ren unter 2 %, die wir jetzt gera­de ein­mal errei­chen, kom­men wir ange­sichts der Bedro­hung durch Putins Russ­land nicht wirk­lich gut voran.

Aufrüsten zum Wohle des Landes?

Niall Fer­gu­son, Seni­or Fel­low an der Hoo­ver Insti­tu­ti­on der Uni­ver­si­tät Stan­ford und Moritz Schul­a­rick, Prä­si­dent des Insti­tuts für Welt­wirt­schaft in Kiel (IfW), emp­feh­len, den Mili­tär­haus­halt als Ele­ment eines „benö­tig­ten Kon­junk­tur­schu­bes“ zu ver­ste­hen. Sie kom­men zum Schluss: Deutsch­land muss aufrüsten. 

Uns feh­len, fürch­te ich, ande­re Din­ge, die die USA aber aus­zeich­nen und mit denen wir (in ganz Euro­pa nicht!) kon­kur­rie­ren kön­nen. Die Ein­brü­che der Indus­trie haben die Ame­ri­ka­ner hin­neh­men müs­sen, dafür ent­stand aller­dings eine mäch­ti­ge Big Tech Indus­trie, qua­si alle­samt Mono­po­lis­ten. Die­se Unter­neh­men ver­fü­gen über Finanz­mit­tel, mit denen gan­ze Natio­nen ihren Jah­res­haus­halt bestrei­ten könn­ten. Wir (Deutsch­land) haben auf die­sem Gebiet, trotz anders­lau­ten­der Bekun­dun­gen (KI-Tech­nik) nichts zu bie­ten und das wird sich, fürch­te ich, nicht ändern. Dafür sind wir bei den Regie­rungs­maß­nah­men auf EU-Ebe­ne Gott sei Dank ganz vorn dabei. 

Was bringt uns die EU?

Viel­leicht ent­wi­ckeln sich an unse­ren Uni­ver­si­tä­ten zar­te Pflänz­chen des Fort­schritts. Manch­mal bekommt man etwas davon mit und hofft dar­auf. Aber mehr als Hoff­nung ist es nicht! 

Seit 1957 hat die Euro­päi­sche Uni­on Groß­ar­ti­ges für die Men­schen in der EU und die gan­ze Welt erreicht:

  • Wir leben auf einem fried­li­chen Kontinent.
  • EU-Bür­ger/in­nen haben die Frei­heit, über­all in der EU zu leben, zu stu­die­ren und zu arbeiten.
  • Die EU ist der größ­te Bin­nen­markt der Welt.
  • Die EU leis­tet Unter­stüt­zung und Ent­wick­lungs­hil­fe für Mil­lio­nen von Men­schen weltweit.
CHARTA DER GRUNDRECHTE DER EUROPÄISCHEN UNION

Quel­le

Die Euro­pä­er und wir Deut­sche brau­chen die EU. Und zwar längst nicht nur als Wirt­schafts­raum, wie die Rech­ten und EU-Geg­ner das zum Teil lie­ber hät­ten. Vor allem des­halb, weil die geo­po­li­ti­sche Bedeu­tung die­ses Rau­mes mit sei­nen 450 Mil­lio­nen Ein­woh­nern im aktu­el­len und künf­ti­gen Wett­be­werb um Pro­duk­te und Märk­te sei­ne Men­schen nicht bloß vor der öko­no­mi­schen Bedeu­tungs­lo­sig­keit bewah­ren wird. Die EU ist nicht nur als Frie­dens­pro­jekt zu wert­voll, um das dar­aus zu machen, was die poli­ti­sche Rech­te möchte.

Alles gerät ins Rutschen

Gabor Stein­gart hat heu­te mal wie­der einen sei­ner Unter­gangs­ar­ti­kel (BASF ist nur der Anfang: Unser Abstieg ist das Ergeb­nis einer toxi­schen Agen­da) geschrie­ben, den man sich nicht unbe­dingt geben muss. Er schließt in sei­nen Abge­sang auf Deutsch­land als Indus­trie­na­ti­on die­ses Mal auch die EU mit ein. Mal wie­der hat der Mann ein Buch (ein sei­ner Ansicht nach sehr emp­feh­lens­wer­tes) gele­sen und benennt den Autor (Ruchir Shar­ma) als Zeu­gen sei­ner düs­te­ren Fan­ta­sien. An Punkt 1 sei­ner Unter­gangs­agen­da sieht er die Bekämp­fung des Kli­ma­wan­dels. Damit ist er voll auf Linie, den­ke ich. Für Stein­gart sind grü­ne Ein­flüs­se (Kampf gg. den Kli­ma­wan­del, Trans­for­ma­ti­on der Wirt­schaft) ent­schei­dend für unse­re wirt­schaft­li­chen Pro­ble­me. Mir fie­len da aller­dings doch noch eine Rei­he ande­rer Punk­te ein. Ich gebe zu, auch die wer­den von Stein­gart zum Teil genannt.

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Phoe­nix Run­de 3.07.2024

Viel­leicht ist es vie­len egal, was aus der EU wird. Allein das Abschnei­den der AfD und der ande­ren Rechts­par­tei­en auf EU-Ebe­ne zei­gen, dass vie­le Men­schen mit die­ser EU wenig anzu­fan­gen wis­sen. Wäh­rend die Brexi­te­ers (man muss es immer noch ein­mal sagen!) bei den Wah­len in Groß­bri­tan­ni­en wohl eine Quit­tung für ihre dra­ma­ti­schen Lügen erhal­ten wer­den und die FIS in Polen erst ein­mal nicht mehr die Regie­rung stellt, arbei­ten sich die Rech­ten in ande­ren Län­dern nach vorn. Frank­reich ist das jüngs­te Bei­spiel. Ich kann offen gesagt nicht sehen, dass Macron sich bei der Ver­kün­dung von Neu­wah­len der Natio­nal­ver­samm­lung „ver­zockt“ hät­te. So kom­men­tie­re man das in deut­schen Medi­en. Er muss­te mei­ner Mei­nung nach auf die ver­hee­ren­de Nie­der­la­ge bei den EU-Wah­len reagie­ren. Hät­te er es nicht gemacht, wäre das Geschrei dar­über immer noch laut zu hören. Lei­der ändert all das nichts an den Tatsachen. 

Die Rechten sind stark geworden. Zum Glück weniger als erwartet.

Die Rechts­extre­men wer­den in Frank­reich die Tages­po­li­tik bestim­men. Von Macrons libe­ra­ler Agen­da wird ver­mut­lich nichts blei­ben. Es schließt sich der Kreis. Obwohl die Regie­rung nach Ansicht vie­ler Jour­na­lis­ten für Frank­reich eini­ges erreicht hat, schlug das bei den Wah­len nicht posi­tiv zu Buche. Auch dort haben die Sym­pto­me der Über­for­de­rung durch die Aus­wir­kun­gen der Migra­ti­on jetzt ihren Preis. Das hät­te man viel­leicht ver­mei­den kön­nen, wenn – wie ich es vor­hin für Deutsch­land defi­niert habe -, mehr direk­te Demo­kra­tie gewagt wor­den wäre. Die Poli­ti­ker wären hier­durch auch dort schnel­ler und inten­si­ver unter Hand­lungs­druck gesetzt wor­den. Ich ver­wei­se dies­be­züg­lich erneut auf die Schweiz (SVP). Dort ging es nicht um die Aus­wir­kun­gen einer Aus­gren­zungs­po­li­tik, son­dern um das Signal. Aber klar, das muss man nicht mögen. Zumal man Pro­ble­me ja aus­sit­zen kann.

Mehr direkte Demokratie – Mehr Demokratie wagen!

Wer mag es, wenn die Stra­ße mit­re­giert? Ich bin über­zeugt, die AfD-Wahl­er­geb­nis­se im Osten und man­chen West-Berei­chen hät­ten nicht die­sen Grad von Zumu­tung erreicht. Ich höre Grü­ne und Lin­ke schon wie­der zetern, die, soweit ich es ver­stan­den habe, wohl nicht für mehr direk­te Demo­kra­tie ein­tre­ten. Gut, die ande­ren machen es ja auch nicht. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Medienkritik Politikverdrossenheit Russland

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7 Gedanken zu „Nicht die Demokratie versagt, wir sind es. Mir liegt das „wieder mal“ auf der Zunge.“

  1. Ich den­ke, wir sind bis­her mit der Form der Reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie sehr gut gefah­ren. Volks­ab­stim­mun­gen hören sich erst ein­mal gut an, sind aber mei­ner Mei­nung nach vom admi­nis­tra­ti­ven Auf­wand nicht zu recht­fer­ti­gen und wür­den auch nur eine Moment­auf­nah­me wider­spie­geln. Zudem ver­fü­gen die Bun­des­bür­ger kaum über das Fach­wis­sen, um qua­li­ta­ti­ve Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. (Gut, vie­le Poli­ti­ker auch nicht, aber die haben wenigs­tens einen Bera­ter­stab von Fachleuten) 

    Demo­kra­tie­ver­dros­sen­heit ent­steht immer dann, wenn Poli­ti­ker gegen den Wil­len der Mehr­heit han­deln. Macron bei­spiels­wei­se hat einen Denk­zet­tel für sei­ne Kriegs­het­ze­rei und eigen­mäch­ti­ge Anhe­bung des Ren­ten­al­ters bekom­men. Die Grü­nen sind für ihre desas­trö­se Ener­gie­po­li­tik und die Kriegs­trei­be­rei von Baer­bock und Hof­rei­ter bei der Euro­pa­wahl abge­straft worden. 

    Das Gan­ze gar­niert mit uner­träg­li­cher Arro­ganz, Deka­denz, gepaart mit All­machts­phan­ta­sien, lässt Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler das Kreuz woan­ders machen. 

    Viel­leicht ist es an der Zeit, dass sich die Regie­rung ein neu­es Volk wählt (Brecht) 🙂

  2. Das Volk besteht aus Indi­vi­du­en, von denen vie­le im wesent­li­chen an ihren eige­nen Vor- oder Nach­teil den­ken. Politiker/​innen im Amt sind dem All­ge­mein­wohl ver­pflich­tet und sol­len zwi­schen den ver­schie­de­nen Inter­es­sen einen Aus­gleich /​Kom­pro­miss fin­den, müs­sen dabei aber die vor­han­de­nen Res­sour­cen (Steu­er­auf­kom­men, Staats­ver­mö­gen, Schul­den­stand etc.) und gesetz­li­chen Vor­ga­ben beachten.

    Dar­aus ergibt sich zwangs­läu­fig, dass sich vie­le über die Ent­schei­dun­gen der Regie­rung ärgern, wenn das Nach­tei­le für sie bedeu­tet. Macron hat das Ren­ten­al­ter von 61 auf 64 erhöht bei einem staat­li­chen Schul­den­stand von 111% des BIP. Was glau­ben die Pro­tes­tie­ren­den eigent­lich: Soll er Geld dru­cken? Immer mehr Schul­den machen für die Zuschüs­se zur Ren­te? „Rei­che deut­lich mehr besteu­ern“ wur­de in Frank­reich ver­sucht, was dazu führ­te, dass sich die­se Wohn­sit­ze in ande­ren Län­dern such­ten – Kapi­tal ist nun mal „flüch­tig“.

    Das nur mal als Bei­spiel zum The­ma „Wunsch­bild direk­te Demo­kra­tie“. In GB kann man gut beob­ach­ten, wohin das Begeh­ren „Aus­län­der raus“ per Brexit geführt hat – die frü­he­ren Arbeits­kräf­te aus der EU sind weg, die Gesund­heits­ver­sor­gung liegt am Boden, es knirscht an allen Ecken und Enden – aber dem Volks­wil­len (beein­flusst durch abso­lut rea­li­täts­fer­ne Ver­spre­chun­gen und kras­se Lügen) wur­de Genü­ge getan. 

    Je basis­nä­her die Ebe­ne, des­to eher hal­te ich direkt­de­mo­kra­ti­sche Ele­men­te für durch­aus sinn­voll. Es gab den Ber­li­ner Volks­ent­scheid, dass das Tem­pel­ho­fer Feld (ehem. Flug­ha­fen, 380 Hekt­ar) nicht bebaut wird. „Für den Erfolg des Volks­ent­schei­des muss­ten zum einen die Mehr­heit der Abstim­men­den und min­des­tens 25 % der Wahl­be­rech­tig­ten (das heißt rund 625.000 Ber­li­ner) zustim­men. Die­se Zahl wur­de deut­lich übertroffen.“
    Seit­dem wird das Feld viel­fäl­tig genutzt, Sport, Spa­zier­gän­ger, Events, Natur­ge­schütz­te Berei­che, Urban Gar­dening – und seit ein paar Jah­ren gibts auch ein Con­tai­ner­dorf, jetzt erneut von Flücht­lin­gen bewohnt. Letz­ters sieht die Initia­ti­ve als Ein­stieg in die Bebau­ung, die als Rand­be­bau­ung von CDU und wohl auch SPD gewünscht wird. Eine nächs­te Volks­be­fra­gung soll kom­men, wie ist noch unbe­kannt. Ange­sichts der aktu­el­len Woh­nungs­not hät­te sie sicher Chan­cen – mal sehen, wie der Volks­wil­le sich ent­wi­ckelt hat oder auch nicht. 

    ***
    Neu­es The­me, sehr ele­gan­te Schrift!

  3. @Claudia: Natür­lich sind Poli­ti­ker der All­ge­mein­wohl ver­pflich­tet, aber das All­ge­mein­wohl setzt sich nun­mal aus der Mei­nungs­bil­dung der Mehr­hei­ten zusam­men. Wenn ich mir die aktu­el­len Umfra­gen so anse­he, sehe ich aller­dings nicht, dass die Regie­rung für die Mehr­heit spricht.
    Macron hat aus Selbs­ge­fäl­lig­keit Ent­schei­dun­gen am Par­la­ment vor­bei getrof­fen, das neh­men ihm die Fran­zo­sen übel – und das zu recht. Boden­haf­tung ist offen­sicht­lich schwie­rig, wenn die Macht­fül­le zu groß wird und genau aus die­sem Grund bin ich ein gro­ßer Freund der par­la­men­ta­ri­schen Demokratie. 

    Macht­ha­ber auf Zeit ist eine Ver­si­che­rung gegen all­zu­viel Größenwahn.

  4. Peter Lohren 149 5. Juli 2024 um 09:36

    @Horst: Das Design ist wirk­lich sehr anspre­chend, wenn ich das rich­tig sehe aber immer noch auf dem The­me von Gene­ra­te­Press auf­bau­end. Ich schät­ze, mit Dei­ner Erfah­rung mit dem The­me könn­test Du eige­ne Semi­nar zum Web­de­sign geben 🙂 Machts Du dass alles mit dem Guten­berg Editor?

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