Wagenknechts Populismus: Nur was für die einfache Bevölkerung?

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Wie sag­te Frau Wagen­knecht bei „Car­men Mios­ga“ so schön: „Ich brin­ge zum Aus­druck, was vie­le Men­schen den­ken“. Das hat in etwa die glei­che Qua­li­tät wie der Slo­gan von Rei­chelts NIUS: „Wir geben der Mehr­heit in Deutsch­land eine Stimme!“

So deut­li­che Ansa­gen macht die CO-Vor­sit­zen­de der Grü­nen eigent­lich selten:

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Es ist leicht, sich all der kom­ple­xen The­men mit ihren sicht­ba­ren oder ver­mu­te­ten Kon­se­quen­zen anzu­neh­men, sie hoch­zu­jazzen und nega­tiv zu ver­stär­ken. Ein kon­struk­ti­ver Ansatz ist rar. Die Medi­en spie­len bei alle­dem eine gro­ße Rol­le. Dabei habe ich das Gefühl, dass genau die­se Ver­ant­wor­tung kaum gese­hen wird. Nur ver­ein­zelt blitzt ein­mal ein Gedan­ke auf, der die­se Ver­ant­wor­tung spie­gelt. Er wird lei­der schnell wie­der zur Sei­te geschoben.

In die­sen Zei­ten hält die Lage (Gegen­wart und pro­gnos­ti­zier­te Zukunft) eine hohe Zahl von Pro­ble­men bereit, die ein gefun­de­nes Fres­sen für Popu­lis­ten sind. Sie ver­fü­gen über ein Reser­voir, das so in den guten alten Zei­ten der repu­bli­ka­ni­schen Geschich­te nie zur Ver­fü­gung stand. 

Die Popu­lis­ten (in Poli­tik und Medi­en) schleu­dern uns ihre ver­ba­len Eja­ku­la­te ent­ge­gen. Die­je­ni­gen, die sich ver­mut­lich häu­fig zur Frust­be­wäl­ti­gung als Ver­viel­fäl­ti­ger und Ver­stär­ker betä­ti­gen (aso­zia­le Medi­en) wol­len ihr Müt­chen an ihrem Nächs­ten (was ist das für ein alt­mo­di­scher Begriff?) außer­halb der Bla­se küh­len. An das, was man gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung nennt, wür­den sie nie den­ken. Man­che Ver­hü­tungs­mit­tel sind eben nicht sicher.

Die Ency­clo­pe­dia of Demo­cra­cy defi­niert Popu­lis­mus als eine „poli­ti­sche Bewe­gung, die die Inter­es­sen, kul­tu­rel­len Wesens­zü­ge und spon­ta­nen Emp­fin­dun­gen der ein­fa­chen Bevöl­ke­rung her­vor­hebt, im Gegen­satz zu denen einer pri­vi­le­gier­ten Eli­te. Um sich zu legi­ti­mie­ren, spre­chen popu­lis­ti­sche Bewe­gun­gen oft direkt den Mehr­heits­wil­len an – durch Mas­sen­ver­samm­lun­gen, Refe­ren­den oder ande­re For­men der direk­ten Demo­kra­tie –, ohne gro­ßes Inter­es­se für Gewal­ten­tei­lung oder die Rech­te von Minderheiten.“

Quel­le

Vie­les von dem, was Frau Wagen­knecht sagt, ist beden­kens­wert. Man­ches ist aus mei­ner Sicht rich­tig und auch ich ärge­re mich dar­über, dass die Poli­tik bis­her kei­ne sicht­ba­ren und wirk­sa­men Anstal­ten unter­nom­men hat, die Miss­stän­de anzu­ge­hen. Auch eine kaput­te Uhr geht zwei­mal am Tag rich­tig. Das Bild mag schräg sein. Die Popu­lis­ten wen­den sich nach der zitier­ten Defi­ni­ti­on (Wiki­pe­dia) also an die „ein­fa­che Bevöl­ke­rung“. Es wäre dem­nach gebo­ten, sich nie mit Popu­lis­ten gemein­zu­ma­chen. Mit Ver­ve ver­wei­sen die ande­ren auf die Kom­ple­xi­tät der exis­tie­ren­den Pro­ble­me und beto­nen Regeln des demo­kra­ti­schen Rechtsstaates.

Wir haben gelernt, dass jed­we­de Lösung eines Pro­blems damit beginnt, die aktu­el­le Lage gründ­lich und offen zu ana­ly­sie­ren. Womit wir bei der Fak­ten­la­ge ange­kom­men wären. 

Wir ken­nen die Wirk­lich­keit nicht, son­dern nur unse­re sub­jek­ti­ve Inter­pre­ta­ti­on davon.

Imma­nu­el Kant – Quel­le

Kants Befund ist ernüch­ternd. Wie muss sich die­se Erkennt­nis ange­sichts unse­res exzes­si­ven Medi­en­kon­sums ver­stärkt haben? Der Mensch ist ein Indi­vi­du­um, ein Geschöpf mit eige­nem Wil­len und eben eige­ner Wahrnehmung. 

Allein schon des­halb brau­chen wir Poli­ti­ker. In Demo­kra­tien wäh­len die Bür­ger Poli­ti­ker, um ihre Inter­es­sen, Mei­nun­gen und Bedürf­nis­se in poli­ti­schen Pro­zes­sen zu ver­tre­ten. Ohne Reprä­sen­ta­ti­on gäbe es kei­ne struk­tu­rier­te Mög­lich­keit, den Wil­len des Vol­kes in Ent­schei­dun­gen umzu­set­zen. Aber wie gehen wir mit die­sen (von uns gewähl­ten) Poli­ti­kern um?

Nun mag es immer mehr Men­schen geben, die mit der Demo­kra­tie hadern. Es exis­tie­ren Umfra­gen in Deutsch­land, die mich in die­ser Hin­sicht ver­wir­ren. Die Demo­kra­tie ist mit Müh­sal bela­den. Oft geht alles sehr lang­sam vor­an und die an sich wün­schens­wer­te Trans­pa­renz ist längst nicht immer gegeben.

Mal stim­me ich im Befund poli­ti­scher Ver­säum­nis­se mit Frau Wagen­knecht über­ein, manch­mal erken­ne ich auf Anhieb die Absich­ten einer gna­den­lo­sen Popu­lis­tin. Poli­ti­sche Ver­ant­wor­tung hat sie bis­her noch nie getra­gen. Ob sie ihren Wäh­le­rin­nen und Wäh­lern gerecht wird, wenn sie die ein­zig gang­ba­ren Koali­ti­ons­op­tio­nen auf­grund vor­ei­li­ger Fest­le­gun­gen ver­hin­dert, wer­den wir abwar­ten müs­sen. Ich glau­be nicht, dass das BSW eine erfolg­rei­che Zukunft hat. Die Zustim­mungs­ra­ten wer­den, schät­ze ich, schmel­zen wie eine Tüte Eis in der Sonne. 

Wagen­knecht möch­te (wie unge­wöhn­lich), Ein­fluss auf die aktu­el­le Poli­tik neh­men. Das Mer­chan­di­sing, das Thea­ter um ihre Per­son ins­ge­samt funk­tio­nie­ren jeden­falls pri­ma. Die Leu­te wer­den ent­täuscht sein. Ent­we­der, weil sich nichts ändert oder weil das BSW sich intern in poli­ti­sche Strei­te­rei­en ver­wi­ckelt und aus­ein­an­der­fliegt. Ich glau­be, es war Tho­mas de Mai­ziè­re, der kürz­lich ein har­tes Urteil gefällt hat. Sinn­ge­mäß sprach er Wagen­knecht jede Team­fä­hig­keit ab. Die­se Frau habe noch jede Arbeits­grup­pe gesprengt, an der sie teil­ge­nom­men hätte. 

Frau Wagen­knecht scheint mir einen Hang zum Nar­ziss­mus zu haben. Damit ist sie in der Poli­tik ver­mut­lich kein Son­der­fall. Nach­dem, was wir vom BSW bis­her gese­hen haben, dürf­te die­se Eigen­schaft ins­be­son­de­re bei einer neu­en Par­tei hin­der­lich wer­den. Das BSW wird als Kader­par­tei bezeich­net. Nach den Infor­ma­tio­nen, die man der Pres­se ent­neh­men kann, ist die­se etwas fie­se Bezeich­nung (auch Merz hat sie genutzt) nicht unbe­grün­det. Das schma­le Per­so­nal­ta­bleau scheint „ver­däch­tig“ klein, obwohl eini­ge bekann­te Per­sön­lich­kei­ten dabei sind. Wagen­knecht hat die­sen Tat­be­stand so erklärt, dass mir gleich der Gedan­ke an eine Per­so­na­li­ty­show kam.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Populismus

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