Ein Leben für die Freiheit – Zum Abschied von Gerhard Baum

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Deutschland ver­liert mit Gerhard Baum eine her­aus­ra­gen­de poli­ti­sche Stimme, einen uner­müd­li­chen Verfechter der Grundrechte und einen uner­schro­cke­nen Demokraten. Im Alter von 92 Jahren ist der ehe­ma­li­ge Bundesinnenminister ver­stor­ben – ein Mann, des­sen Einsatz für Freiheit und Menschenrechte unver­ges­sen bleibt.

Seine Haltung beim Bruch der sozial-​liberalen Koalition im Jahr 1982 hat mir impo­niert, trotz der all­ge­mei­nen Vorbehalte, die ich damals gegen die kom­plet­te FDP-​Spitze hat­te. Er gehör­te zum links­li­be­ra­len Flügel der FDP, der die Zusammenarbeit mit der SPD unter Bundeskanzler Helmut Schmidt grund­sätz­lich befür­wor­te­te. Er hat­te nicht die Konsequenz, die Hildegard Hamm-​Brücher zeig­te. Sie trat damals aus der FDP aus. Es gab wei­te­re FDP-​Politiker, die die­ser Partei damals den Rücken zuwand­ten. Dazu zähl­ten Ingrid Matthäus-​Maier und Günter Verheugen, die in die SPD ein­ge­tre­ten sind.

Baum, Jahrgang 1932, gehör­te zu jener Generation, die die Schrecken des Nationalsozialismus bewusst erleb­te und dar­aus die Verantwortung ablei­te­te, sich Zeit ihres Lebens für eine wehr­haf­te Demokratie ein­zu­set­zen. Als FDP-​Politiker präg­te er in den 1970er- und 1980er-​Jahren ent­schei­dend die Innenpolitik der Bundesrepublik. In sei­ner Amtszeit als Bundesinnenminister von 1978 bis 1982 muss­te er sich mit der Bedrohung durch den Terrorismus der Rote Armee Fraktion (RAF) aus­ein­an­der­set­zen – und tat dies mit kla­rem Kompass: Sicherheit dür­fe nie­mals auf Kosten der Freiheit gehen. Sein Eintreten für den Rechtsstaat und gegen eine über­mäch­ti­ge Exekutive blieb zeit­le­bens sein Markenzeichen.

Doch Baum war weit mehr als nur ein Politiker. Bis ins hohe Alter hin­ein mel­de­te er sich als mah­nen­de Stimme in gesell­schaft­li­chen Debatten zu Wort. Ob es um den Schutz der Privatsphäre im digi­ta­len Zeitalter, die Verteidigung des Grundgesetzes oder den Kampf gegen Rechtsextremismus ging – er blieb ein wach­sa­mer Geist, ein uner­müd­li­cher Streiter für eine offe­ne Gesellschaft.

Mit Gerhard Baum ver­liert Deutschland nicht nur einen gro­ßen Liberalen, son­dern auch einen Humanisten, der das poli­ti­sche Geschehen nie aus rein tak­ti­schen Erwägungen betrach­te­te, son­dern stets aus tiefs­ter Überzeugung han­del­te. Sein Vermächtnis erin­nert uns dar­an, dass Freiheit und Demokratie nicht selbst­ver­ständ­lich sind – und dass es Menschen wie ihn braucht, um sie zu bewahren.

Ruhe in Frieden, Gerhard Baum.


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2 Gedanken zu „Ein Leben für die Freiheit – Zum Abschied von Gerhard Baum“

  1. Einer der anstän­di­gen Politiker, bis ins hohe Alter war Baum intel­lek­tu­ell bril­lant und einer der ganz weni­gen Politiker, bei denen ich nicht abge­schal­tet habe, wenn er sich in einer Talkshow eines Themas annahm. Mir hat er vor allem beim Kampf gegen staat­li­che Überwachung impo­niert. Baum hat auch früh vor rechts­extre­mis­ti­schen Einflüssen in der AFD gewarnt. R.I.P.

🌬️ Manchmal ist ein Lächeln die beste Antwort.

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