Wenn unsere Sinne nicht ausreichen

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Die krea­tivs­ten und berüh­rends­ten Ideen, die durch die Coro­na-Pan­de­mie ent­stan­den sind, waren Initia­ti­ven ein­zel­ner Men­schen. Wie zum Bei­spiel das abend­li­che, gemein­sa­me Sin­gen an geöff­ne­ten Fens­tern Ber­ga­mos oder ande­ren Städ­ten Nord­ita­li­ens. Ich glau­be, dass sol­che Aktio­nen, die unse­re Sin­ne erreich­ten, die Gefahr für uns alle begreif­lich gemacht haben, die die­ses Virus in unser Leben gebracht hat.

Ich will nicht kri­ti­sie­ren, was sich da wäh­rend der Epi­de­mie ent­wi­ckelt hat, auch wenn der Zusam­men­hang media­ler und kom­mer­zi­el­ler Inter­es­sen unüber­seh­bar ist. Es scheint so, als bekom­me jede Kata­stro­phe ihr Lied. Immer­hin hel­fen Spen­den­ak­tio­nen, die zum Teil dar­aus erwach­sen, Men­schen in Not. Und vie­len Men­schen, die sich von den Ideen ande­rer, wenn auch nur für kur­ze Zeit ablen­ken las­sen, ist schließ­lich auch gehol­fen. Wir brau­chen das!

Mailänder-Dom fast menschenlos

Ich habe mir ges­tern das „Oster­kon­zert“ von Andrea Bocel­li im und vor dem Mai­län­der-Dom ange­se­hen. Seit Oster­sonn­tag wur­de das Video über 33 Mio. mal ange­klickt, ca. 813.000 Likes hat es bereits bekom­men. Ein rie­sen­gro­ßer Erfolg, der sich unter dem Label „Music For Hope“ in die bevor­ste­hen­den „Auf­trit­te“ z.B. von Elton John oder Mariah Carrey ein­rei­hen dürfte. 

Mai­land ist die Haupt­stadt der Lom­bar­dei, in der die Men­schen mit 20.000 Todes­op­fern wäh­rend der Coro­na – Kri­se beson­ders gelit­ten haben.

Andrea Bocel­li: Music For Hope – Live From Duo­mo di Milano

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Die ein­ge­schnit­te­nen Bil­der der lee­ren Plät­ze und Stra­ßen in den hart getrof­fe­nen Städ­ten wie Ber­ga­mo und Bre­scia haben mich gemein­sam mit den von Bocel­li vor­ge­tra­ge­nen Wer­ken beein­druckt. Ande­re Künst­ler wie Elton John, Lady Gaga und Mariah Carrey haben gro­ße Hilfs­kon­zer­te angekündigt. 

Es ist bedrü­ckend mit­zu­er­le­ben, wie hilf­los wir Men­schen dem Virus aus­ge­lie­fert sind. Da fragt man sich schon, was uns all die von Men­schen erbrach­ten tech­ni­schen Groß­leis­tun­gen brin­gen, wie die Mond­lan­dung, digi­ta­le Durch­drin­gung unse­res Lebens, KI oder medi­zi­ni­sche, tech­no­lo­gi­sche und wirt­schaft­li­che Fortschritte? 

Unsere Sinne erfassen nicht das Virus, dafür umso mehr die Folgen

Mit wel­chen Gefüh­len betrach­ten wir die Bil­der lee­rer Pracht­stra­ßen und Plät­ze, lee­rer Kir­chen und Museen? 

Wir sind auf uns selbst und auf die für uns ele­men­ta­ren Din­ge zurück­ge­wor­fen, wie den fami­liä­ren Zusam­men­halt und zum Teil auch auf bestimm­te Urinstink­te. Unse­re Sin­ne wer­den von Ängs­ten und Sor­gen beein­flusst. Nicht immer gleich stark. Der Umgang damit ist sehr ver­schie­den. Nicht weni­ge neh­men es der Regie­rung übel, über unse­re Köp­fe hin­weg, mas­siv in unse­re Grund­rech­te ein­ge­grif­fen zu haben. 

Die Fra­ge der rich­ti­gen Gewich­tung, von der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit kam auf. Die Dis­kus­si­on spiel­te und spielt sich ab vor den Bil­dern von Mas­sen­grä­bern in New York und Mel­dun­gen von hun­der­ten von Todes­op­fern an einem Tag. Noch wis­sen wir nicht ein­mal, wie die Epi­de­mie die­je­ni­gen tref­fen wird, die weit weni­ger vor­be­rei­tet sind als die Men­schen in rei­che­ren Län­dern. Weil sie im Ver­gleich bit­ter­arm sind und ein schwe­res Leben in Armut und mise­ra­blen hygie­ni­schen Bedin­gun­gen füh­ren müs­sen. Fri­sches Was­ser ist dort ein Luxusgut.

Ein Virus, das wir nicht hören, nicht schme­cken, nicht rie­chen, schon gar nicht sehen und füh­len kön­nen. Nicht das Virus jeden­falls, dafür aber sei­ne Aus­wir­kun­gen umso mehr. Es ist wenig Soli­da­ri­tät spür­bar, die über die Staats­gren­zen hin­weg­reicht. Das ist eine bit­te­re Erfah­rung für uns alle. Sie gibt im schlimms­ten Fall den­je­ni­gen Auf­trieb, die ohne­hin in natio­na­lis­ti­schen Allein­gän­gen das Heil sehen. 

Keiner von den Lebenden hat etwas Vergleichbares je erlebt und doch ist eine Wiederholung immer möglich

Ich habe im Zusam­men­hang mit der Bericht­erstat­tung über die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels vor eini­gen Mona­ten einen sehr beun­ru­hi­gen­den Bericht über die auf­tau­en­den Per­ma­f­rost­bö­den in Sibi­ri­en und Alas­ka im Fern­se­hen gesehen. 

Der technische Fortschritt hilft nicht gegen das Virus

Die Böden waren Hun­dert­tau­sen­de von Jah­ren gefro­ren und jetzt tau­en sie auf und emit­tie­ren nicht nur das für den Kli­ma­wan­del schäd­li­che Methan (schlim­mer als CO2), son­dern es wer­den Bak­te­ri­en frei­ge­setzt, die unkal­ku­lier­ba­re Risi­ken für uns Men­schen mit­brin­gen. Gegen die­se Bak­te­ri­en, so ver­mu­ten Wis­sen­schaft­ler, sind wir nicht immun, noch kön­nen wir uns nach dem Stand der Medi­zin gegen sie schützen.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Corona Menschen Zusammenhalt Zusammenleben

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8 Gedanken zu „Wenn unsere Sinne nicht ausreichen“

  1. Gerhard 246 15. April 2020 um 06:44

    Guten mor­gen,
    Precht hat ja ges­tern auf lanz sei­ne auch schon oft vor­ge­tra­ge­ne Ansicht vor­ge­tra­gen, dass das gan­ze ein Weck­ruf sein könnte.
    Aber, und das sag­te er auch, müs­se man den Umwelt­schutz jetzt, wäh­rend der Kri­se, zum The­ma machen und nicht hinterher.
    Ob solch eine sysi­phus-auf­ga­be gelin­gen kann?
    Es wäre der Erde zu wünschen.
    Ich habe eine traum­se­quenz, die damit zu tun hat, im Köcher und wer­de sie bald veröffentlichen.

  2. Ein schö­ner, berüh­ren­der Text! Die Explo­si­on der Krea­ti­vi­tät ist eine der weni­gen posi­ti­ven Fol­gen der Kri­se – noch dazu ist das meis­te umsonst, zumin­dest für uns End­be­trach­ter. Wie schön, dass Mil­lio­nen Klicks den Sänger/​innen tat­säch­lich auch finan­zi­ell etwas brin­gen – dank Goo­gles Youtube-Geldmaschine. 

    Dass jedes Land zunächst an sich, die eige­nen Bür­ger, die Wirt­schaft denkt, ist ver­ständ­lich. Schließ­lich ist der Mit­tel-Auf­wand gigan­tisch, der gera­de ein­ge­setzt wird, um die Fol­gen „abzu­fe­dern“. Dass gar nichts geschieht, stimmt ja auch nicht so ganz, die EU hat Hil­fen beschlos­sen, die aber auch ange­nom­men wer­den müs­sen (Ita­li­en!).

    Bin gespannt, was heu­te passiert.
    Lie­ben Gruß!

  3. Gerhard 246 16. April 2020 um 09:24

    Lie­ber Horst, natür­lich bin auch ich fern einer Eso­te­rik, aber was stimmt, m.e. , ist, dass es der Erde „schlecht geht“, also dass das Sys­tem Erde über­las­tet sein dürfte.
    In mei­nen Alp­träu­men folgt auf die virus­kri­se als­bald die nächs­te, sei es Krank­heit, mas­sen­imi­gra­ti­on, ver­sa­gen des Öko­sys­tems oder was im ein­zel­nen auch immer. Und die­se Befürch­tung hat nichts mit Eso­te­rik zu tun, son­dern hat hand­fest mit Aus­beu­tung der Erde im wei­tes­ten Sinn zu tun.

  4. Gerhard 246 16. April 2020 um 10:44

    Precht hat kei­ner­lei eso­te­ri­sche Anwand­lun­gen, ich auch nicht.
    Mein Satz „dass das gan­ze ein Weck­ruf sein könn­te“ mag etwas nebu­lös gewe­sen sein, aber gemeint hat­te ich tat­säch­lich etwas voll­kom­men Uneso­te­ri­sches damit.

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