Die Idee vom Pflichtjahr lässt unsere engagierte Zukunft gleichsam kollabieren

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Wer sich in die Debat­te um Stein­mei­ers Idee für ein Pflicht­jahr ein­schal­tet, fin­det sich ohne Umwe­ge in der von Idio­ten mit dem Wort „Boo­mer“ beschrif­te­ten Schub­la­de wie­der. Eine dürf­ti­ge Bot­schaft lau­tet: Ihr seid schuld. Kli­ma­wan­del, Ren­ten, Krieg.

Jau, sind wir! Wir haben euch erzo­gen. Lei­der mit dürf­ti­gem Erfolg. Euer neu­es­tes Smart­phone der geho­be­nen Preis­klas­se steht in dia­me­tra­len Gegen­satz zu eurer geis­ti­gen Präsenz.

Ich habe 10 Jah­re in der Feu­er­wehr Ersatz­dienst geleis­tet. Danach blieb ich noch vie­le Jah­re Mit­glied der freiw. Feu­er­wehr. Aus Über­zeu­gung, die ich wäh­rend der 10 Jah­re gewon­nen hat­te. Heu­te gibts Nach­wuchs­pro­ble­me ohne Ende. Beim DLRG, beim THW, bei den freiw. Feu­er­weh­ren und an noch vie­len ande­ren Stel­len. War­um ist es so? Frau Renne­fanz hat den Ton gesetzt.

Quel­le: Mein Leser­brief zum Spie­gel­ar­ti­kel

Ges­tern habe ich gehört, dass inner­halb weni­ger Jah­re die Kar­rie­re­vor­stel­lun­gen sich mas­siv ver­än­dert haben. Wäh­rend vor 6 – 7 Jah­ren die meis­ten Leu­te noch eine gewis­se Kar­rie­re und die damit ver­bun­de­nen Annehm­lich­kei­ten (mehr Geld, Anse­hen, Eigen­tums­woh­nung oder Haus) anstreb­ten, ist das nach die­sen weni­gen Jah­ren exakt andersherum. 

Dazwi­schen wur­de kurz mal von Work-Life-Balan­ce gela­bert. Jetzt ist es so, dass sich am liebs­ten gar kei­ner mehr enga­giert. Ich fra­ge mich, wer euer übri­ges Leben finan­zie­ren wird, wenn die Boo­mer den Löf­fel abge­ge­ben haben? Klar, unse­re noch fort­dau­ern­de Prä­senz wird wei­ter­hin genü­gend Ren­ten­mil­li­ar­den ver­schlin­gen. Ich mag mir nicht aus­ma­len, was pas­siert, wenn die­se Art von Glau­bens­krie­gern irgend­wann die Macht­po­si­tio­nen errei­chen, die sie trotz allem natür­lich anstre­ben. Für mich nur das Beste!

Es flie­gen gewis­ser­ma­ßen vor dem geis­ti­gen Auge unse­rer aktu­el­len Leis­tungs­trä­ger die gebra­te­nen Tau­ben durch die Gegend. Bei dem Gere­de über Selbst­ver­wirk­li­chung und dem damit maxi­mal zuge­nom­me­nen Stel­len­wert eines über­zo­ge­nen Indi­vi­dua­lis­mus, kann die Ent­wick­lung nicht überraschen. 

Außer­dem waren wir alle mit den Fol­gen der Coro­na­pan­de­mie geseg­net. Da sind die Wer­te augen­schein­lich etwas durch­ein­an­der geraten. 

Wohin uns die Wut, das Weh­kla­gen und die Vor­wür­fe gegen die Alt­vor­de­ren füh­ren. Bei­spiels­wei­se zu sol­chen mora­lisch erhe­ben­den Aus­sa­gen: „Pflegt euch doch sel­ber“. Da kann man nur sagen: Ich mache mir dies­be­züg­lich kei­ne Illu­sio­nen. So vie­le qua­li­fi­zier­te Men­schen ande­ren Län­dern wer­den wir nicht anlo­cken. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, wie sich der noch tat­säch­lich empa­thi­sche und gesell­schaft­lich enga­gier­te Teil der Men­schen bio­lo­gisch bedingt verabschiedet.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Deutschland Jugend Pflegenotstand Steinmeier Zusammenhalt

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7 Gedanken zu „Die Idee vom Pflichtjahr lässt unsere engagierte Zukunft gleichsam kollabieren“

  1. Das Pro­blem, dass wir hän­de­rin­gend nach Pfle­ge­kräf­ten aller Art, nach Feu­er­wehr­kräf­ten usw. suchen, ist das Pro­blem unse­rer Gene­ra­ti­on und der ein oder zwei Gene­ra­tio­nen davor. Die haben es näm­lich jahr­zehn­te­lang kon­zen­triert von sich weg­ge­scho­ben, ein lang­fris­tig trag­fä­hi­ges Sozi­al­sys­tem zu eta­blie­ren und zu pfle­gen und sich statt­des­sen par­tei­über­grei­fend dem neo­li­be­ra­len Klim­bim ver­schrie­ben, einer strunz­dum­men „Schlan­ker Staat“-Ideologie. Die gan­zen Ego­is­men und Ego­ma­nien unse­rer Zeit resul­tie­ren genau dar­aus. Das ist alles auf unse­rem Mist gewachsen.

    Die heu­ti­ge Gene­ra­ti­on jun­ger Men­schen ist sehr viel enga­gier­ter als wir es je waren. Sie tun auch nur das, was wir frü­her taten, jedoch bes­ser orga­ni­siert, wes­we­gen das Enga­ge­ment auch leich­ter fällt.

    Die Idee einer Dienst­pflicht hal­te ich für unzeit­ge­mä­ßen Hum­bug. Der Gedan­ke, den Stein­mei­er (und ande­re) dabei haben von wegen Gemein­sinn und so wei­ter, ist in mei­nen Augen deut­sche Pickel­hau­ben-Roman­tik und ent­stammt einer obrig­keits­staat­li­chen Demo­kra­tie­vor­stel­lung, die so alt ist wie die SPD. Genau­so weit weg, näm­lich rund 100 Jah­re, ist unser Bun­des­prä­si­dent ent­fernt von der Gene­ra­ti­on jun­ger Men­schen von heute.

    Die sozia­len Dienst­mög­lich­kei­ten, die wir haben, näm­lich Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst (BFD) und die ver­schie­de­nen For­men des Frei­wil­li­gen Sozia­len Jah­res (FSJ), sind ziem­lich gefragt unter jun­gen Leu­ten. Das sind Erfolg­mo­del­le – und zwar ganz ohne Dienstzwang.

    Wie ich sag­te: Wir (und die davor) haben die diver­sen sozia­len Not­stän­de ver­bockt, es steht uns eigent­lich nicht zu, die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen hier per Zwangs­dienst zur Män­gel­be­sei­ti­gung heranzuziehen.

    Und Gemein­sinn und Demo­kra­tie­be­wusst­sein (!!) lehrt man nicht durch Dienst­pflich­ten aus der his­to­ri­schen Kla­mot­ten­kis­te, son­dern durch vor­ge­leb­ten Gemein­sinn und geleb­te Demo­kra­tie. Aber das haben wir wohl irgend­wie in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten ziem­lich ver­geigt, wenn ich das rich­tig sehe… 

    (Ach, ich war nah dran, zu genau die­sem The­ma selbst einen län­ge­ren Art­kel zu schreiben…)

  2. Gerhard 246 18. Juni 2022 um 01:16

    Horst, ich wun­de­re mich über dei­ne ver­schie­de­nen For­ma­te, für mich ange­fan­gen mit „zwei bier“, ind zwi­schen­durch auch ohne kom­men­tar­mög­lich­kei­ten, dann dann doch wieder.

    Schwie­rig fin­de ich unse­re Zukunft.
    Auch wenn es ein­zel­ne Poli­ti­ker gibt, die ver­su­chen, das Steu­er rum­zu­reis­sen, gibt es doch auf der ande­ren Sei­te fast aus­schließ­lich nur “ par­tei­gän­ger“, also sol­che, denen es nur, ein­zig nur um ihre Par­tei geht!
    Des­halb mag ich auch nicht Poli­tik kom­men­tie­ren. Es ist fast müssig.

  3. Gerhard 246 18. Juni 2022 um 22:33

    Wie­so ver­gleichst Du dich mit mir?
    Ich bin auf mei­nem Blog apo­li­tisch, d.h. aber, daß ich mich nicht mit all dem Kram befasse/​befassen muß.
    Wir haben ganz ande­re Pro­ble­me wie mei­ne Eltern. NS-Zeit, Krieg, Nachkriegszeit…
    Mein Nach­bar ist 92, der sag­te jüngst zu mir, daß er erst ab so Alter 37 ein „nor­ma­les “ Leben hatte.

    Ich war jüngst in der Nähe von Bad Kis­sin­gen, da gibt es vie­le Wind­rä­der. Zunächst unge­wöhn­lich, um jede Ecke taucht eines auf, aber ich sah­ge mir: Wer SO ener­gie­HUNG­RIG ist wie wir als Gesell­schaft, der darf da nicht wäh­le­risch sein.
    Aber es ist alles so aus­ge­rich­tet, daß JEDWEDER gegen alles Ein­spruch erhe­ben kann…so kann es nichts werden.
    Wir sind eine Luxus­ge­sell­schaft, schon seit vie­lö­en Jahrzehnten.

  4. Gerhard 246 20. Juni 2022 um 11:29

    Da hast Du etwas falsch auf­ge­fasst, lie­ber Horst.
    Krea­ti­vi­tät sind auch ver­schie­de­ne Gewänder.
    Ich ver­su­che gera­de, über ande­res zu blog­gen, viel­leicht sogar über Musik.
    Insek­ten sind mein Haupt­the­ma, aber das ruhr erst­mal, obwohl ich sie nach­wie­vor emsig fotografiere…

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