Gibt es selbstkritische Medien im Land?

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Eine Schwal­be macht noch kei­nen Som­mer. So heißt es doch, oder? Die­se Woche fand auch ich wie­der ein­mal Gele­gen­heit für Kri­tik an unse­ren Main­stream­m­e­di­en, genau­er gesagt am Öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk. Und eine posi­ti­ve Erfah­rung habe ich gemacht. Aus­ge­rech­net bei Mar­kus Lanz.

Medien übernehmen falsche Daten

Mir geht es auch auf die Ner­ven, wie unkri­tisch unse­re Medi­en u.a. mit ihrem eige­nen Ein­fluss auf uns, das gemei­ne Volk, umge­hen. Man könn­te behaup­ten, sie set­zen Din­ge in die Welt und was dar­auf folgt, sei ihnen buch­stäb­lich schnurz­pie­pe. Ich wünsch­te, die hoch bezahl­ten Vor­tur­ner in die­sen Gefil­den hät­ten etwas Ver­ant­wor­tungs­ge­fühl. Bei pri­va­ten Sen­dern oder Medi­en kann ich damit leben, bes­ser gesagt: Ich muss damit leben. 

Aber darf ich an den teu­er bezahl­ten ÖRR dies­be­züg­lich nicht etwas ande­res vor­aus­set­zen? Da wer­den Tat­sa­chen aus­ge­las­sen und Inter­pre­ta­tio­nen als Tat­sa­chen beschrie­ben. Da bleibt Kri­tik nicht aus!

Maischberger führt falsche Daten in Diskussion ein

Am 8.11. gab es bei »Maisch­ber­ger« ein Gespräch zwi­schen Aiwan­ger (Freie Wäh­ler) und Lang (Grü­ne). Im Lau­fe der sich natür­lich ent­wi­ckeln­den Kon­tro­ver­se über die aus­ufern­den pro­pa­läs­ti­nen­si­schen mus­li­mi­schen isla­mis­ti­schen Pro­tes­te gab es sei­tens Aiwan­gers den erwart­ba­ren Ver­such, den rech­ten Anti­se­mi­tis­mus hin­ter dem der pro­pa­läs­ti­nen­si­schen mus­li­mi­schen isla­mis­ti­schen auf­fäl­li­gen Demo­teil­neh­mer zu verstecken. 

Wacker schritt die Mode­ra­to­rin ein und argu­men­tier­te mit der glei­chen zwei­fel­haf­ten Sta­tis­tik des Bun­des­in­nen­mi­nis­terums, die mir immer wie­der in Debat­ten um das The­ma begeg­net sind. Die­se von LKA und BKA geführ­te Sta­tis­tik wird immer noch stur als Basis für die Argu­men­ta­ti­on her­ge­nom­men, dass fast alle (84 %) began­ge­nen Straf­ta­ten mit anti­se­mi­ti­schem Hin­ter­grund von Rech­ten began­gen wür­den. Eigent­lich wis­sen wir nicht, wel­chem Lager anti­se­mi­ti­sche Straf­ta­ten zuzu­schrei­ben sind. Neh­men wir also mal an, es sei­en nicht nur die Rech­ten, son­dern zu einem viel grö­ße­ren Teil auch die Migran­ten oder Deut­schen mit migran­ti­schem Hin­ter­grund. Der impor­tier­te Anti­se­mi­tis­mus spielt, folgt man der Sta­tis­tik, eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Dass es intel­li­gen­te Men­schen gibt, die das schlu­cken, ist mir ein Rät­sel. Denn Augen haben doch auch alle, die sich die­ser Sta­tis­tik wohl­wol­lend bedient haben. 

Bundesinnenministerium räumt falsche Grundlagen ein

In der Ver­gan­gen­heit und bis heu­te. Dabei hat Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Fae­ser genau die­sen Feh­ler längst ein­ge­räumt (s. mein Arti­kel). Neue Sta­tis­ti­ken gibts trotz­dem nicht. Schließ­lich ver­gin­gen seit die­ser Erkennt­nis nicht nur ein paar Wochen, son­dern Jah­re! Dass Medi­en­leu­te sol­che fal­schen Daten immer noch ver­brei­ten, ist eine Schan­de. Dabei sind sie im Umgang mit gewis­sen Daten (Her­kunft von Tätern) doch so zurück­hal­tend. Klar, man kann sich in die­sem Fall auf den Pres­se­ko­dex bezie­hen. Dass das schäd­lich ist, weil vie­le Men­schen dies als bewuss­tes Ver­schwei­gen betrach­ten, ficht die Damen und Her­ren nicht an. 

Lanz betreibt selbstkritische Aufklärung

Immer­hin hat Mar­kus Lanz am 9.11. die­sen Feh­ler-Tat­be­stand von sich aus ange­spro­chen und erklärt, dass er ein­mal gele­sen habe, wie in die­ser Fra­ge mit der Sta­tis­tik umge­gan­gen wird. Er sei unsi­cher gewe­sen und habe dann noch ein­mal recher­chiert. Lobens­wert, Herr Lanz! Die eben­falls anwe­sen­de Jour­na­lis­tin Petra Pinz­ler mach­te mit einem schwer zu defi­nie­ren­den Laut klar, dass sie von die­ser „Neu­ig­keit“ über­rascht war. Gut, man kann nicht alles wis­sen. Aber sol­che Sta­tis­ti­ken wer­den lei­der von vie­len Jour­na­lis­ten immer benutzt. Wie­so hin­ter­fragt das niemand? 

Lanz erklär­te der Rund die Feh­ler­haf­tig­keit. Spahn ergänz­te, dass die glei­che kri­ti­sche Hand­ha­bung auch für die Sta­tis­tik über Gewalt gegen Schwu­le und Les­ben prak­ti­ziert wer­de. Es ist kaum zu glau­ben, was wir uns gefal­len las­sen. Vor allem aber – und das hat Lanz zu Recht auch ange­spro­chen – wir argu­men­tie­ren mit fal­schen Wer­ten und rich­ten womög­lich unse­re Poli­tik falsch aus. Es soll näm­lich schon vor­ge­kom­men sein, dass Sta­tis­tik Ent­schei­dungs­grund­la­gen bilden. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: ARD Glaubwürdigkeit Lanz Maischberger medien ZDF

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6 Gedanken zu „Gibt es selbstkritische Medien im Land?“

  1. Juri Nello 470 11. November 2023 um 07:21

    Selbst­kri­tik und Reflek­ti­on Sin nicht ange­sagt. So was wur­de und wird in Deutsch­land immer als Schwä­che aus­ge­legt und man kann das erst brin­gen, wenn man sein Schäf­chen schon ins Tro­cke­ne gebracht hat.

  2. Die Not­wen­dig­keit einer kri­ti­schen Medi­en­kom­pe­tenz in unse­rer digi­ta­len Ära wird durch die in Schul­tes Arti­kel ange­spro­che­nen Pro­ble­me deut­lich her­vor­ge­ho­ben. Beson­ders die Rol­le fal­scher Sta­tis­ti­ken als Fehl­lei­tung zeigt, wie tief­grei­fend die Aus­wir­kun­gen jour­na­lis­ti­scher Sorg­lo­sig­keit sein kön­nen. In einer Zeit, in der Infor­ma­tio­nen fast augen­blick­lich ver­brei­tet wer­den, wächst die Ver­ant­wor­tung der Medi­en expo­nen­ti­ell. Posi­tiv zu ver­mer­ken ist, dass es Per­sön­lich­kei­ten wie Mar­kus Lanz gibt, die den Mut zur Selbst­kri­tik und zur Kor­rek­tur von Fehl­in­for­ma­tio­nen auf­brin­gen. Dies ist ein ermu­ti­gen­des Zei­chen für jour­na­lis­ti­sche Inte­gri­tät und die Bedeu­tung von Wahr­haf­tig­keit in der Medienlandschaft.

  3. Su 11. November 2023 um 17:33

    Ste­fan mit Werbelink❓🥶

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