„Nicht vergessen“. Erinnern und anders machen

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Selten kamen sich nach meiner Erinnerung Vergangenheit und Gegenwart emotional so in die Quere wie in diesen Wochen. Der Bedburger Matthias Sandmann zeigt uns Bedburgern und den Menschen der näheren Umgebung in seinem Film, wie es damals auch hier war.

Die Erkenntnis von persönlicher Verstrickung der eigenen Familien, der Freunde und Nachbarn in die Nazi-Barbarei bedrückt auch Jahrzehnte nach ihrem Ende im Jahr 1945. Das tut weh. Der Wahnsinn grassierte auf allen Ebenen bis hinein in die Familie, Vereine, Freundes- und Kollegenkreise.

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Die Zeitzeugen sterben aus. Es ist nicht nur deshalb unser aller Aufgabe, die persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen dieser Zeitzeugen und die historischen Wahrheiten über dieses Menschheitsverbrechen wachzuhalten. Die technischen Mittel dafür existieren und zum Glück gibt es Menschen, die, wie Matthias Sandmann, diese Aufgabe zu ihrem Projekt machen. Dafür bin ich dankbar.

Wichtig ist unsere Bereitschaft, uns die Wirkungsweise menschenfeindlicher Ideologien und Sichtweisen bewusst zu machen. Feindbilder sind einfach zu kreieren, weil Menschen leider dafür anfällig sind. Das ist heute immer noch so. Daher, glaube ich, dass die persönliche Auseinandersetzung mit diesen Themen ebenso wichtig ist wie alles, was wir dazu anschauen, lesen und hören könnten.

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Der 40-minütige Dokumentarfilm „Nicht Vergessen“ des Bedburger Fotografen und Filmemachers Matthias Sandmann zeigt die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Bedburg zur Zeit des Nationalsozialismus. Er beleuchtet Schicksale jüdischer Familien, lässt Zeitzeugen, Nachfahren und Expertinnen und Experten, wie auch Kinder und Jugendliche aus Bedburg zu Wort kommen.

Quelle: stadt bedburg

Der Film bildet natürlich die Eskalation des Wahnsinns noch nicht ab, der durch die grauenhaften, unmenschlichen Massaker der Hamas-Terroristen an über 1.400 Zivilisten in Israel entstanden ist.

Dass jüdische Menschen hier bei uns in Deutschland (leider auch schon vor dem 7. Oktober) wieder um ihre Unversehrtheit und die ihrer Angehörigen und Freunde bangen müssen, ist inakzeptabel. Vielleicht ist die Scham, die diese schreckliche Erkenntnis bei vielen von uns ausgelöst haben wird, ein Grund dafür, weshalb von unseren jüdischen Mitbürgern Solidarität und Anteilnahme bisher vermisst wurde?

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Und trotzdem sollten wir in der verständlichen und berechtigen Empörung über die Vorgänge auf unseren Straßen und die Äußerungen mancher radikalen Muslime nicht übersehen, wie leicht die Menschen zum Bösen verführbar sind. Wir dürfen nicht denen folgern, denen Verallgemeinerungen und pauschale Vorwürfe in die Hände spielen. Ich glaube, das zählt ebenfalls zum Vermächtnis von Frau Friedländer.

Viele lassen sich von üblen Rattenfängern (heute nennen wir sie Populisten) erstaunlich bereitwillig manipulieren. Die Menschlichkeit kann scheibchenweise verloren gehen.

Unsere menschliche Fähigkeit zur Differenzierung sollte viel stärker hervortreten. Die Informationen und das Wissen sind da. Eigenes Nachdenken können durch exzessiven Medienkonsum nicht ersetzen. Fake News – Quellen lauern an jeder Ecke.

Wir wissen, wie unterschiedlich Menschen sind. Manche finden Pluralität und Diversität gut, andere nicht – obwohl wir mit Begriffen wie Toleranz und Solidarität sozialisiert wurden.

Das Verbindende sollte im Vordergrund stehen. Die wunderbare Margot Friedländer hat es auf ihre berührende und klarsichtige Weise gesagt: „Es gibt kein christliches, muslimisches oder jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut“.

Niemand wird widersprechen! Und doch neigen wir dazu, uns emotionale Ausbrüche und eine übertrieben-moralische Entrüstung gegen ganze Gruppen von Menschen zu erlauben. Wir hassen schnell, die Grundlage für neues Unheil ist so leicht gelegt.

Ina Regen hat gestern, zum Gedenken an den 9.11.1938, diesen Titel herausgebracht. Ich habe ihn unten verlinkt. Wer keinen Spotify-Account hat, kann hier das YouTube-Video anhören.

Aus dem heutigen Newsletter von Ina Regen:

Das Lied, das ich dafür gemeinsam mit Alexa Voss & Lukas Mario Maier geschrieben habe, heißt „Elisabeth tanzt“ und erzählt unter anderem die ergreifende Geschichte der Holocaust-Überlebenden Elisabeth Scheiderbauer, einem jüdischen Mädchen, das während der dunklen NS-Zeit ins KZ Theresienstadt verschleppt wurde.

Auf die Frage, woher sie die Kraft nahm, jeden Tag aufs neue Hoffnung in dieser Finsternis zu schöpfen, antwortete sie:

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Knapp 300 Menschen kamen zur Premiere des Films „Nicht Vergessen“ über jüdisches Leben in Bedburg:Ein starkes Zeichen gegen das Vergessen

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Schlagworte: Menschen Menschlichkeit Spotify Zusammenleben

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7 Gedanken zu „„Nicht vergessen“. Erinnern und anders machen“

  1. Weise Worte die Hannah Monin am Ende dieser sehr bewegenden Dokumentation ihren Zuhörern mit auf den weiteren Weg gibt.

    Und wenn ich den kleinen Schülern zuhöre, mittlerweile die 3. Nachkriegsgeneration, dann denke ich, dass vieles auf einem guten und richtigen Weg ist.

    Ich habe seit guten 20 Jahren (vorher habe ich mich nie mit der Geschichte beschäftigt) den Deutschen ihren Willen, ihre Bereitschaft und handeln zur Aufarbeitung der Geschichte immer hoch angerechnet,- den ich in den Nachbarländern, sowohl europäisch als auch weltweit, nicht ansatzweise erkennen kann. Und ich finde es ganz furchtbar, was weltweit die Völker für Grauen angerichtet haben und es totschweigen, als wäre es nie geschehen.

    Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es stimmt, dass wir alle erst immer darauf schauen sollen, was uns verbindet. Wir brauchen auch eine Brücke für das, was uns trennt,- sonst bleiben wir getrennt.

  2. Juri Nello 468 11. Nov. 23 um 16:00

    Vielen Dank für die lokalen Bezüge hier. Man lernt doch nie aus.

    Allerdings finde ich die Headline vom Post unglücklich gewählt. Darunter hätte sich früher mal ein Artikel der NPD verborgen. Es sind ja genau diese Euphemismen, die als Maximen dabei dienten (Arbeit macht frei, Jedem das Seine, etc.).

  3. Den Film „Nicht vergessen“ habe ich mir gestern angesehen. Immer wieder schrecklich zu sehen, wie das menschenverachtende Nazi-Tum mit all seinen Verbrechen sich bis in Kleinstädte und Dörfer ausbreiten konnte! (Aber auch schön zu sehen, wieviel Gedenkkultur in Bedburg gepflegt wird!).

    Kohl sprach von der „Gnade der späten Geburt“ und traf damit einen Punkt: Wir wissen alle nicht, inwieweit wir mitgemacht hätten – und es ist nicht anzunehmen, dass wir mehrheitlich Widerstandshelden geworden wären.

    Daran muss ich gelegentlich denken, wenn jemand verlautbart, die Palästinenser in Gaza hätten doch die Pflicht, die Hamas in die Wüste zu schicken. Was für eine Forderung angesichts dieser Terrorbande, die sich einen Dreck um die eigene Bevölkerung schert! Und speziell mit unserer Historie ist das eine sehr vermessene Erwartung…
    (Das soll jetzt keinesfalls unsere Vorfahren entlasten, die großteils mitschuldig wurden, indem sie – auch ohne persönlich bedroht zu sein – die widerliche Nazi-Politik mittrugen und hinterher behaupteten, sie hätten „nichts gewusst“).

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