Tricksen, Täuschen, Zerreden

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Wahr­schein­lich ist es sinn­los, sich an Fake News zu rei­ben und dage­gen anzu­schrei­ben. Aller­dings nervt es mich, dass in Publi­ka­tio­nen des Bun­des, die als adäqua­te Grund­la­ge für alle mög­li­chen Dis­kur­se betrach­tet wer­den, gra­vie­ren­de und irre­füh­ren­de Nicht­in­for­ma­tio­nen durchs Land wabern. 

Wenn der Ver­fas­sungs­schutz (ohne Maa­ßen) die Daten von den LKA’s und vom BKA ver­ar­bei­ten und sie ver­brei­ten, obwohl die „Erhe­bung“ irre­füh­ren­de Ergeb­nis­se brin­gen, ist das inakzeptabel.

Bis­her galt zwi­schen dem Bun­des­kri­mi­nal­amt und den Lan­des­kri­mi­nal­äm­tern die Ver­ein­ba­rung, „frem­den­feind­li­che sowie anti­se­mi­ti­sche Straf­ta­ten dem Phä­no­men­be­reich Rechts zuzu­ord­nen, wenn sich aus den Umstän­den der Tat und/​oder der Ein­stel­lung des Täters kei­ne gegen­tei­li­gen Anhalts­punk­te zur Täter­mo­ti­va­ti­on ergeben“.

FAZ

Für vie­le ist es so schlüs­sig, dass Anti­se­mi­tis­mus zu über 80 % dem Phä­no­men­be­reich Rechts zuzu­ord­nen ist, dass sie den lin­ken Anti­se­mi­tis­mus nicht mal erwäh­nen. Gott sei Dank wird er in die­sen Tagen immer­hin the­ma­ti­siert. Unter­schla­gen wird die drin­gen­de Dif­fe­ren­zie­rung jedoch vor allem hin­sicht­lich der Dimen­si­on des mus­li­mi­schen Anti­se­mi­tis­mus, und zwar bei uns in Deutschland.

Heu­te Mor­gen habe ich den Arti­kel eines Imam in der Ber­li­ner Zei­tung gele­sen, der wie ande­re auch, auf die so zustan­de gekom­me­nen fal­schen Wer­te ein­ging. Schar­jil Kha­lid geht in die Vol­len. Anti­se­mi­tis­mus, so belehrt er die deut­schen Dum­mys, wur­de aus Euro­pa in den ara­bi­schen Raum exportiert. 

Der ers­te anti­se­mi­ti­sche Vor­fall in den mus­li­mi­schen Län­dern ereig­ne­te sich „erst“ 1840 in Damas­kus, als ein katho­li­scher Mönch ver­schwand und die Juden für sei­ne Ent­füh­rung beschul­digt wur­den. Initi­iert wur­de die­ser Vor­wurf nicht von einem ara­bi­schen Mus­lim, son­dern vom fran­zö­si­schen Kon­sul, der die­ses Ereig­nis nutz­te, um in Damas­kus anti­se­mi­ti­sche Nar­ra­ti­ve zu verbreiten.

Ber­li­ner Zei­tung, Schar­jil Khalid

Man lernt nie aus. Und ich habe mich ehr­li­cher­wei­se nie mit der Ent­ste­hung und den Hin­ter­grün­den des Anti­se­mi­tis­mus aus­ein­an­der­ge­setzt. Mei­ne Mei­nung bleibt von mei­ner Unwis­sen­heit unge­trübt. Ein Zei­chen unse­rer Zeit vielleicht?

Auch der gelehr­te Imam fällt auf die Ver­öf­fent­li­chun­gen unse­rer Behör­den her­ein. Er schreibt in sei­nem beleh­ren­den Text: „Betrach­tet man anti­se­mi­ti­sche Straf­ta­ten gemäß der poli­zei­li­chen Kri­mi­nal­sta­tis­tik, so waren 2021 von allen Fäl­len 84,31 % rechts­extre­mis­tisch moti­viert. Jetzt kommt die Krux der Debat­te: Von all den anti­se­mi­ti­schen Straf­ta­ten wer­den ‚ledig­lich‘ 1,88 % als reli­gi­ös ideo­lo­gisch eingestuft.“

Wenn das mal kein Zufall ist. Nein, man stößt eben über­all auf die­se fal­schen Statistikwerte. 

Wer denkt, ich wol­le die Rech­ten schüt­zen, der ist bei mir an der ganz fal­schen Adres­se. Ich will Klar­heit und dass end­lich gehan­delt wird. Inwie­weit wir (unser Staat) den Phä­no­me­nen über­haupt noch Herr wer­den kön­nen, ist zu bezwei­feln. Zu vie­le Men­schen leben in die­sem Land, die (das haben empi­ri­sche Unter­su­chun­gen immer wie­der gezeigt), ein zwei­fel­haf­tes Ver­hält­nis zu die­sem demo­kra­ti­schen Rechts­staat haben und die dar­über hin­aus, für unse­re Kul­tur (uns ein­ge­schlos­sen), vor­sich­tig aus­ge­drückt, wenig übrig haben. 

Wenn mir einer auf eine sol­che Art und Wei­se mit­teilt, dass Anti­se­mi­tis­mus dem Kolo­nia­lis­mus zu ver­dan­ken ist, möch­te ich dazu anmer­ken, dass Geschichts­un­ter­richt nicht zwin­gend eine Ver­bes­se­rung der Lebens­um­stän­de der Men­schen in Isra­el, Gaza und der West­bank mit sich bringt. Das hat die Hamas in abscheu­lichs­ter, men­schen­ver­ach­ten­der Art und Wei­se am 7. Okto­ber vor­ge­führt. Aber gut, wenn die geis­ti­gen Tief­flie­ger auf allen Sei­ten nicht ein­se­hen, dass es gera­de um das Hier und Jetzt und nicht um his­to­ri­sche Pro­zes­se geht, dann ist uns nicht zu helfen. 

Die Pro­vo­ka­tio­nen (Pro-Paläs­ti­na-Demons­tra­tio­nen) auf deut­schen Stra­ßen, die von Tau­sen­den von Mus­li­me in die­sen Tagen getra­gen wer­den, müs­sen gestoppt wer­den. Ohne wei­te­ren Verzug.

Wozu schreibt ein Jour­na­list einen sol­chen Arti­kel? Wie wich­tig neh­men wir uns eigent­lich in die­sem Kon­flikt? Die­ser Hang zur unge­frag­ten Selbst­kas­tei­ung soll­te auch mal unter­blei­ben. Die lenkt nur ab von den eigent­li­chen Pro­ble­men im Land.

Hass auf Juden ist ein urdeutsches Problem

Ja, es gibt Anti­se­mi­tis­mus unter Lin­ken und Migran­ten. Doch zu Hau­se ist er im deut­schen Bür­ger­tum. Das hat zuletzt die Coro­na-Pan­de­mie deut­lich gezeigt.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Kann ich nicht

Schlagworte: Antisemitismus Geschichte Israel Links Muslime Rechts

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2 Gedanken zu „Tricksen, Täuschen, Zerreden“

  1. Es ist schon ein eine zeit­lang her, da habe ich mich mal den Arbeits­lo­sen­zah­len beschäf­tigt und dem Wun­der des Rück­gangs. Mit wel­chen Tricks, und ja, ich wür­de sagen, manch­mal auch an Nöti­gung gren­zend, von den unte­ren Abtei­lungs­lei­tern bis nach ganz oben die Zah­len verschoben/​versteckt/​geschönt wer­den, hmmm.…., das ist eigent­lich nur noch krank.

    Das ist alles nicht ver­trau­ens­för­dernd, weil kei­ner Sta­tis­tik mehr zu trau­en ist. Und da will ich von Waf­fen,- Ener­gie,- Clan,-.… gar­nicht erst anfangen.

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