Alternativloses Schwadronieren

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Über den Wert der aso­zia­len Netz­wer­ke lässt sich wun­der­bar debat­tie­ren. Mei­ne Mei­nung dazu steht seit Jah­ren fest.

Hier ein inter­es­san­ter Bei­trag eines wirk­li­chen Ken­ners die­ses von mir heiß gelieb­ten The­mas: Egal ob X, Threads oder Blue Sky: Social Media ist alter­na­tiv­los – Avatter

Ich fand schon immer, gesell­schaft­li­che Aspek­te und Wir­kun­gen soll­ten im Über­schwang tech­ni­scher Vor­tei­le nicht ver­nach­läs­sigt werden. 

Am Start der aso­zia­len Netz­wer­ke (etwa Mit­te der 2000-er Jah­re) las­sen sich aus mei­ner Sicht nega­ti­ve gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen bis zum gran­dio­sen Wachs­tum von Ver­schwö­rungs­theo­rien und der all­ge­mei­nen Ein­stel­lung zur Demo­kra­tie fest­ma­chen. Nie lie­ßen sich leich­ter Lügen und Hass im gro­ßen Stil ver­brei­ten als heu­te. Das Werk­zeug dafür sind die aso­zia­len Netzwerke.

Bewei­sen kann ich das nicht. Aber ich bin lan­ge genug dabei, so dass ich längst eine kla­re Mei­nung dazu habe. Tja, was wäre die­se Welt ohne Meinungen? 

Den­ken Sie bit­te kurz dar­über nach, wel­che Erleb­nis­se und Erfah­run­gen sie per­sön­lich mit den aso­zia­len Medi­en gemacht haben. Wie war es dort um die Infor­ma­ti­ons­qua­li­tät bestellt, als die Coro­na-Pan­de­mie gras­sier­te? Wie viel Ver­trau­en hat allein die „Bear­bei­tung“ bei Twit­ter, Tele­gram, Face­book etc. gekos­tet? Die­ser Ver­trau­ens­ver­lust in staat­li­che Maß­nah­men ist nicht nur durch kom­mu­ni­ka­ti­ve Feh­ler ein­zel­ner Regie­rungs­mit­glie­der ent­stan­den. All die Lügen und Betrü­ge­rei­en, die uns in die­sem Zusam­men­hang begeg­ne­ten, sind letzt­lich Taten ein­zel­ner Per­so­nen gewe­sen (Füll­mich und sol­che Figu­ren). Aber rich­tig schlimm in die Gesell­schaft hin­ein, wirk­ten die Vor­gän­ge aus mei­ner Sicht erst durch die Ver­brei­tung von Halb- und Unwahr­hei­ten in den aso­zia­len Medien.

Vor­aus­ge­setzt, sie haben die ver­schie­de­nen Netz­wer­ke nicht nur zur Freund­schafts- und Kon­takt­pfle­ge genutzt, haben sie das ver­mut­lich auf der einen oder ande­ren Sei­te regis­triert. Der gesell­schaft­li­che Scha­den könn­te sich fatal aus­wir­ken, soll­te es zu einer erneu­ten Pan­de­mie kommen. 

Wer die­se Netz­wer­ke aktiv, womög­lich in kri­ti­schem gesell­schaft­li­chem Kon­text nutzt, wird wis­sen, wovon ich spre­che. Ist das ein wün­schens­wer­ter Zustand? Haben wir den Ein­fluss, die­se Din­ge zu verändern?

Es geht mir nicht dar­um, Wider­sprü­che in Debat­ten zu ver­hin­dern. Des­halb gehe ich den Netz­wer­ken nicht aus dem Weg. Debat­ten leben vom eige­nen Umgang mit Wider­re­den und Wider­sprü­chen. Wer sich dar­über beklagt, die eige­ne Mei­nung stie­ße auf Wider­spruch, ärgert sei­ne Mit­dis­ku­tan­ten gern mit einer Behaup­tung, die ver­mut­lich von den Rech­ten erfun­den wur­de: man dür­fe bei die­sem oder jenem Punkt sei­ne Mei­nung nicht mehr sagen. Wider­spruch, auch kri­ti­scher, hat rein gar nichts mit Zen­sur zu tun, obwohl gera­de die Rech­ten das gern immer wie­der sagen.

Dass die Platt­for­men durch ihre Aus­rich­tung in ihren Gefah­ren­po­ten­zia­len abge­stuft zu betrach­ten sind (Vat­ter beschreibt die Ein­satz­be­rei­che der ein­zel­nen Netz­wer­ke) samt und son­ders Rele­vanz besit­zen, ist anhand der Nut­zer­zah­len belegt. Fest­ge­schrie­ben ist sie nicht! Wir, die Nut­zer, bestim­men durch unser Mit­tun Inhalt und Qualität. 

So ist die Lage aus mei­ner Sicht.

Nach­dem ich erkannt habe, wie sinn­los und gefähr­lich die eige­ne Betei­li­gung pri­mär in bestimm­ten Netz­wer­ken ist, habe ich deren Nut­zung ein­ge­stellt. Soll­ten sich Mast­o­don oder BlueS­ky in eine ähn­li­che Rich­tung ent­wi­ckeln, lösche ich auch dort sofort mei­ne Accounts. Ein paar Bild­chen hier, ein paar Glück­wün­sche dort. Mehr ist gene­rell nicht mehr. Infor­ma­tio­nen beschaf­fe ich mir bei den Pro­fis, nicht bei den Schwadronierern. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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Schlagworte: Debatte Gesellschaft SozialeNetzwerke

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8 Gedanken zu „Alternativloses Schwadronieren“

  1. Anderer Max 10 2. Januar 2024 um 09:10

    Hal­lo Herr Schul­te, ich bin 36 Jah­re alt und benut­ze kei­ne Social Media.
    Ich ver­ste­he nicht, wie man auf die Idee kommt, deren Benut­zung sei in irgend­ei­ner Form „not­wen­dig“.
    Sie haben abso­lut recht: Jede Platt­form ist das, was deren Nut­zer dar­aus machen.
    Medi­en­nut­zung an sich ist „Echo­kam­mer“, war sie schon vor den Social Media. Wer FAZ liest, liest nicht taz. Online­me­di­an haben das ledig­lich noch mehr pola­ri­siert, weil die Über­schrif­ten noch knal­li­ger wur­den, um mehr Men­schen in ihren Vor­ur­tei­len zu bestä­ti­gen (bias confirmation).
    „Es gibt nichts Neu­es unter der Sonne.“

    Was ich schlimm fin­de: Alle wis­sen es, aber kei­ner ändert sein Verhalten.
    Man deu­tet auf den roten Punkt auf der Stirn von ande­ren, wäh­rend man den eige­nen ignoriert.
    Hel­fen tut das allen, für die Pole­mik und das Bedie­nen von Vor­ur­tei­len Teil des Geschäfts ist.
    Und das ist doch des Pudels Kern: Unser Sys­tem begüns­tigt Alles, das sich ver­kauft. Wer das her­aus­stellt oder kri­ti­siert, wird exakt dafür kri­ti­siert. Man sei „Welt­ver­bes­se­rer“ oder es wird ein­mal kurz gelacht „Ha, Kapi­ta­lis­mus­kri­tik ist so 60er“. Als ob man Teil des Pro­blems ist, weil man das Sys­tem kri­ti­siert. Im Gegen­teil, wie Sie auch schon im Text sagen: Das Hin­wei­sen auf etwas, was man selbst als pro­ble­ma­tisch emp­fin­det, ande­re wie­der­um nicht, emp­fin­den die­se ande­ren dann als „darf ich nicht mehr sagen“. Kri­tik (erst recht von Pri­vat­per­so­nen) ist kein Sprech­ver­bot, son­dern inte­gra­ler Bestand­teil unse­rer Demo­kra­tie. Und jeder muss sich Kri­tik gefal­len las­sen. Kri­tik­los lebt nur der abso­lu­te Herr­scher. Und der auch nicht, denn er blen­det die Kri­tik nur aus. Das unter­schei­det ihn von der Demo­kra­tie: Da muss jeder Pri­vat­mann, aber auch die Regie­rung Kri­tik an ihr ertragen.
    Des­halb dis­kre­di­tie­ren Pole­mi­ker und Fans von Abso­lu­tis­mus auch das Sys­tem der Kri­tik an sich. Debat­te ist uner­wünscht, wenn man knal­li­ge Über­schrif­ten ver­kau­fen muss.

  2. Hal­lo, sehr guter Arti­kel und Kommentare.
    Auf Sozia­le Medi­en bin ich nicht aktiv. Wer Fotos oder Vide­os auf Sozia­le Medien
    hoch­lädt, gibt fall­wei­se damit ver­bun­de­ne Foto- bzw. Video­rech­te ab.
    Schö­ne Grü­ße aus dem Schwarz­wal Jens.

  3. Mei­ne Fra­ge: darf Flickr dei­ne Fotos ver­wen­den /​ver­kau­fen? Jens.

  4. Anderer Max 10 2. Januar 2024 um 12:04

    Grund­sätz­lich d’accord.
    Gera­de Ihre ers­ten bei­den Sät­ze … brin­gen mich wie­der zum Nach­den­ken, auch über mein eige­nes Verhalten.
    Und „unkri­tisch“ ist es ja nicht … Nur lässt man der Kri­tik (an sich selbst bzw. dem eige­nen Umgang mit Social Media) kei­ne Ver­hal­tens­än­de­rung folgen.
    Das ist doch eher das Problem.
    Selbst­er­kennt­nis ist nur der ers­te Schritt zur Bes­se­rung und sicher nicht der schwers­te. Es muss auch eine Ver­hal­tens­än­de­rung folgen.

    Eine Anmer­kung noch:
    „Die Wir­kung ist heu­te viel grö­ßer als sich das je einer vor­stel­len konnte.“
    Das schon, aber nicht grö­ßer, als die Wirk­macht z. B. einer Bild­zei­tung (frü­her und/​oder heute).
    Heu­te teilt sich die Auf­merk­sam­keit auf mehr ein­zel­ne Medi­en /​Per­so­nen auf. Frü­her gab es den Kom­men­tar im Spie­gel, heu­te gibt es 1000 Kom­men­ta­re auf 1000 Blogs. Zu jedem The­ma gibt es jeden Stand­punkt /​jede Mei­nung und man kann sich, wie auf dem Menü im Restau­rant, aus­su­chen, was man glau­ben will bzw. wovon man eh schon über­zeugt ist.
    Beim Spie­gel-Kom­men­tar muss­te man sich wenigs­tens noch zwangs­läu­fig mit unter­schied­li­chen Mei­nun­gen aus­ein­an­der­set­zen – Man sag­te zu sich „so ein Quatsch!“ und dach­te ins­ge­heim doch dar­über nach, ob es nicht stim­men könn­te. 3 Tage spä­ter im Gespräch mit den Arbeits­kol­le­gen hat man den Stand­punkt, den man vor­her doof fand, dann evtl. sogar ver­tei­digt, weil der Gro­schen dann erst gefal­len ist.
    Heu­te sucht man ein­fach so lan­ge, bis man wen fin­det, der genau das bestä­tigt, was man eh schon wusste.
    Ich kann nicht über Stand­punk­te nach­den­ken, die ich nicht kenne.

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