Donald Trump oder die Macht der Dummheit

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Es schau­dert mich etwas, wenn ich einem bekann­ten us-ame­ri­ka­ni­schen Journalisten zuhö­re. Er rät, wir Europäer, auch wir Deutschen, soll­ten uns nicht mit den US-Amerikanern ver­glei­chen. Der Gedankenhorizont der US-Amerikaner krei­se um die Innenpolitik, wäh­rend hier die Außenpolitik eine star­ke Bedeutung habe.

Sollten nicht wenigs­tens die grund­le­gen­den Interessen (Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit) dies- und jen­seits des Atlantiks iden­tisch sein? Es muss doch mehr Verbindendes als Trennendes geben? Vielleicht tut es das ja auch. Bloß sind die grund­le­gen­den Sichtweisen von zu vie­len Menschen, hüben wie drü­ben, nicht mehr in Einklang. Dabei habe ich vol­les Verständnis für die Position vie­ler Amerikaner, nicht mehr Weltpolizei spie­len zu wol­len. Eine Implikation war beque­mer Weise die Gewährleistung der euro­päi­schen Sicherheit auf Kosten der USA. Dass wir dafür seit Jahrzehnten die USA als Führungsmacht aner­kannt haben, war (und ist) unüber­seh­bar. Wenn Putin das in sei­ner Gedankenwelt als euro­päi­sche Schwäche erkennt, spricht dies nicht gegen ihn. Zu offen­sicht­lich ist die Schwäche des in die­sen Zeiten hilf­lo­sen Europas. 

Es geht im Verhältnis USA vs. Europa um vie­les. Man braucht nicht viel Fantasie, um die Bedrohung des Friedens in Europa in der Haltung Donald Trumps zu erkennen. 

Trump mal recht geben

Trumps diver­se Appelle an die Europäer, ihren Bündnisverpflichtungen (2% vom BIP für Verteidigung) nach­zu­kom­men, gehö­ren ein­mal nicht zu dem, was mich gegen ihn auf­bringt. Dass die meis­ten euro­päi­schen Natomitglieder immer noch weit von der Erfüllung die­ser mit­ein­an­der getrof­fe­nen Vereinbarung ent­fernt sind, ist ein pein­li­ches poli­ti­sches Versagen.

Die Amerikaner, so heißt es, wür­den sich nicht für Außenpolitik inter­es­sie­ren. Ganz anders als dies in Deutschland und ande­ren euro­päi­schen Ländern der Fall sei. Kann das wirk­lich den Unterschied aus­ma­chen zwi­schen Biden und Trump? Die Frage ist ver­mut­lich unterkomplex. 

Schlagen wir einen Bogen zu den Ursachen für die ent­stan­de­nen Unsicherheiten.

Kann es sein, dass es so vie­le Dumme gibt?

Die SZ hat einen Artikel unter dem Titel «Die Macht der Dummheit $» ver­öf­fent­licht. Nach den ers­ten Zeilen war es klar, dass es nicht um die AfD geht, son­dern rund um die Hälfte der US-Amerikaner mit gemeint sind. Nach Umfragen haben sie ten­den­zi­ell eine Neigung zu Donald Trump. Keine Beleidigung für die­se soge­nann­ten «Andersdenkenden» wird im SZ-Artikel aus­ge­las­sen. Das ist star­ker Tobak. Auch die Tatsache, dass Trump wäh­rend sei­ner Amtszeit als US-Präsident 20.000 Lügen von sich gab, wur­de wie­der bemüht. Solche Fakten machen sich in die­ser Generalabrechnung mit der Dummheit gut.

Alle bekom­men hier ihr Fett weg. Nicht nur direk­te Wähler die­ses ein­ma­li­gen Präsidenten. Der Einfluss der aso­zia­len Medien spielt eine Rolle und auch die ande­ren Multiplikatoren in unse­ren moder­nen Gesellschaften.

Leider ist gera­de die­ses Übermaß von Informationen für die zuneh­men­de Verblödung der Gesellschaft mit­ver­ant­wort­lich. Denn ohne gro­be Vereinfachung kommt das Gehirn mit die­ser Reizüberflutung nicht klar. Quelle: SZ

Haben die SZ-Journalisten den eige­nen Teil der Verantwortung für die­se Entwicklung im Artikel berück­sich­tigt? Nicht wirk­lich. Etwas ande­res hät­te mich überrascht.

Auch Einstein kann­te die­ses Problem

Albert Einstein sag­te: «Zwei Dinge sind unend­lich, das Universum und die mensch­li­che Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.» Der Satz ist lus­tig. Enttäuschenderweise hat Einstein auch kei­ne Lösung dafür ange­bo­ten, wie man die­ser Dummheit begeg­nen kann, ohne die Gemeinten so zu belei­di­gen und aus dem Diskurs zu beför­dern, sodass danach kaum noch etwas geht. 

Wir sind gut dar­in, die eige­ne Position zu behaup­ten, glau­ben wir. Viele deu­ten die Selbstextraktion anders, sie sind so über­zeugt davon, im Recht zu sein, dass sie zum Beispiel die blo­ße Anwesenheit von AfD-Leuten in Talkshows am liebs­ten ver­bie­ten wür­den. Warum sind Demokraten so ver­un­si­chert? Zumal die ande­ren doch ver­meint­lich so «dumm» sind?

Morgen sind wir tolerant

Häufig äußert sich die Abkapslung der­ge­stalt, dass wir (bei­de Seiten) uns in unse­re soge­nann­ten Blasen zurück­zie­hen und Kontakt mit denen, die sie als dumm betrach­ten, ohne es offen aus­zu­spre­chen, ver­mei­den. Als Zunahme gesell­schaft­li­cher Polarisierung wird auch das ver­nied­li­chend bezeichnet. 

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Ditrich Bonhoeffer

Was könn­te die Antwort für das Dilemma sein? Im letz­ten Absatz des SZ-Artikels lese ich: 

Dummheit ist wahr­schein­lich unaus­rott­bar, aber man kann durch­aus dage­gen ankämp­fen. So wie „Dumme zu allem Bösen fähig“ sei­en, „wenn sie zum wil­len­lo­sen Instrument gewor­den» sind, wie Bonhoeffer schrieb, soll­ten Schlaue zu allem Guten fähig sein; sie soll­ten sich gesell­schaft­lich enga­gie­ren, über Fehler offen dis­ku­tie­ren und dreis­ten Dummheiten wider­spre­chen. Nur die Widerstandskraft des Geistes und gute Taten hel­fen gegen Dummheit und Zerstörung, so sah es der Theologie Dietrich Bonhoeffer kurz vor sei­nem Tod. Und die­se Haltung ist heu­te wich­ti­ger denn je.

Quelle: SZ

Wenn die Bildung für’n Arsch ist

Ist das nicht ein wenig zu idea­lis­tisch gedacht? Intelligenz und Klugheit sind schon aus­ge­fal­len. Die sind auch auf der ande­ren Seite zu finden. 

Was wäre mit Toleranz, die­sem guten, alten Wert (aus ver­gan­ge­nen Jahrzehnten), der ein wenig zu kurz kommt und der bei man­chen sogar in Misskredit gera­ten ist? Toleranz heißt bekannt­lich Duldsamkeit. Aber wer will sich in die­sen Zeiten schon als duld­sam apo­stro­phie­ren? Dabei geht’s doch gar nicht um Schwäche, son­dern um Stärke. Die Stärke näm­lich, auch ande­re Meinungen zu tole­rie­ren. Leichter fällt es aller­dings, den ande­ren als dumm zu bezeich­nen. Das haben wohl auch alle verstanden.

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