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5 Minuten

Donald Trump oder die Macht der Dummheit

Es schaudert mich etwas, wenn ich einem bekannten us-amerikanischen Journalisten zuhöre. Er rät, wir Europäer, auch wir Deutschen, sollten uns nicht mit den US-Amerikanern vergleichen. Der Gedankenhorizont der US-Amerikaner kreise um die Innenpolitik, während hier die Außenpolitik eine starke Bedeutung habe.

Sollten nicht wenigstens die grundlegenden Interessen (Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit) dies- und jenseits des Atlantiks identisch sein? Es muss doch mehr Verbindendes als Trennendes geben? Vielleicht tut es das ja auch. Bloß sind die grundlegenden Sichtweisen von zu vielen Menschen, hüben wie drüben, nicht mehr in Einklang. Dabei habe ich volles Verständnis für die Position vieler Amerikaner, nicht mehr Weltpolizei spielen zu wollen. Eine Implikation war bequemer Weise die Gewährleistung der europäischen Sicherheit auf Kosten der USA. Dass wir dafür seit Jahrzehnten die USA als Führungsmacht anerkannt haben, war (und ist) unübersehbar. Wenn Putin das in seiner Gedankenwelt als europäische Schwäche erkennt, spricht dies nicht gegen ihn. Zu offensichtlich ist die Schwäche des in diesen Zeiten hilflosen Europas.

Es geht im Verhältnis USA vs. Europa um vieles. Man braucht nicht viel Fantasie, um die Bedrohung des Friedens in Europa in der Haltung Donald Trumps zu erkennen.

Trump mal recht geben

Trumps diverse Appelle an die Europäer, ihren Bündnisverpflichtungen (2% vom BIP für Verteidigung) nachzukommen, gehören einmal nicht zu dem, was mich gegen ihn aufbringt. Dass die meisten europäischen Natomitglieder immer noch weit von der Erfüllung dieser miteinander getroffenen Vereinbarung entfernt sind, ist ein peinliches politisches Versagen.

Die Amerikaner, so heißt es, würden sich nicht für Außenpolitik interessieren. Ganz anders als dies in Deutschland und anderen europäischen Ländern der Fall sei. Kann das wirklich den Unterschied ausmachen zwischen Biden und Trump? Die Frage ist vermutlich unterkomplex.

Schlagen wir einen Bogen zu den Ursachen für die entstandenen Unsicherheiten.

Kann es sein, dass es so viele Dumme gibt?

Die SZ hat einen Artikel unter dem Titel „Die Macht der Dummheit $“ veröffentlicht. Nach den ersten Zeilen war es klar, dass es nicht um die AfD geht, sondern rund um die Hälfte der US-Amerikaner mit gemeint sind. Nach Umfragen haben sie tendenziell eine Neigung zu Donald Trump. Keine Beleidigung für diese sogenannten „Andersdenkenden“ wird im SZ-Artikel ausgelassen. Das ist starker Tobak. Auch die Tatsache, dass Trump während seiner Amtszeit als US-Präsident 20.000 Lügen von sich gab, wurde wieder bemüht. Solche Fakten machen sich in dieser Generalabrechnung mit der Dummheit gut.

Alle bekommen hier ihr Fett weg. Nicht nur direkte Wähler dieses einmaligen Präsidenten. Der Einfluss der asozialen Medien spielt eine Rolle und auch die anderen Multiplikatoren in unseren modernen Gesellschaften.

Leider ist gerade dieses Übermaß von Informationen für die zunehmende Verblödung der Gesellschaft mitverantwortlich. Denn ohne grobe Vereinfachung kommt das Gehirn mit dieser Reizüberflutung nicht klar. Quelle: SZ

Haben die SZ-Journalisten den eigenen Teil der Verantwortung für diese Entwicklung im Artikel berücksichtigt? Nicht wirklich. Etwas anderes hätte mich überrascht.

Auch Einstein kannte dieses Problem

Albert Einstein sagte: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Der Satz ist lustig. Enttäuschenderweise hat Einstein auch keine Lösung dafür angeboten, wie man dieser Dummheit begegnen kann, ohne die Gemeinten so zu beleidigen und aus dem Diskurs zu befördern, sodass danach kaum noch etwas geht.

Wir sind gut darin, die eigene Position zu behaupten, glauben wir. Viele deuten die Selbstextraktion anders, sie sind so überzeugt davon, im Recht zu sein, dass sie zum Beispiel die bloße Anwesenheit von AfD-Leuten in Talkshows am liebsten verbieten würden. Warum sind Demokraten so verunsichert? Zumal die anderen doch vermeintlich so „dumm“ sind?

Morgen sind wir tolerant

Häufig äußert sich die Abkapslung dergestalt, dass wir (beide Seiten) uns in unsere sogenannten Blasen zurückziehen und Kontakt mit denen, die sie als dumm betrachten, ohne es offen auszusprechen, vermeiden. Als Zunahme gesellschaftlicher Polarisierung wird auch das verniedlichend bezeichnet.

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Ditrich Bonhoeffer

Was könnte die Antwort für das Dilemma sein? Im letzten Absatz des SZ-Artikels lese ich:

Dummheit ist wahrscheinlich unausrottbar, aber man kann durchaus dagegen ankämpfen. So wie „Dumme zu allem Bösen fähig“ seien, „wenn sie zum willenlosen Instrument geworden“ sind, wie Bonhoeffer schrieb, sollten Schlaue zu allem Guten fähig sein; sie sollten sich gesellschaftlich engagieren, über Fehler offen diskutieren und dreisten Dummheiten widersprechen. Nur die Widerstandskraft des Geistes und gute Taten helfen gegen Dummheit und Zerstörung, so sah es der Theologie Dietrich Bonhoeffer kurz vor seinem Tod. Und diese Haltung ist heute wichtiger denn je.

Quelle: SZ

Wenn die Bildung für’n Arsch ist

Ist das nicht ein wenig zu idealistisch gedacht? Intelligenz und Klugheit sind schon ausgefallen. Die sind auch auf der anderen Seite zu finden.

Was wäre mit Toleranz, diesem guten, alten Wert (aus vergangenen Jahrzehnten), der ein wenig zu kurz kommt und der bei manchen sogar in Misskredit geraten ist? Toleranz heißt bekanntlich Duldsamkeit. Aber wer will sich in diesen Zeiten schon als duldsam apostrophieren? Dabei geht’s doch gar nicht um Schwäche, sondern um Stärke. Die Stärke nämlich, auch andere Meinungen zu tolerieren. Leichter fällt es allerdings, den anderen als dumm zu bezeichnen. Das haben wohl auch alle verstanden.

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