Streit um die besten Konzepte? Unmöglich, wenn es um Ideologie geht.

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Kon­struk­ti­ve Kri­tik fin­de ich wün­schens­wert, übri­gens auch dann, wenn sie mich per­sön­lich betrifft. Ab Min. 3.50 im „Heu­te Jour­nal“ von ges­tern Abend erle­ben wir, wie Prof. Clau­dia Kemp­fert vom DIW in Ber­lin, die Plä­ne der Bun­des­re­gie­rung kri­ti­siert, aller­dings ohne kon­struk­tiv zu sein. 

Die nach lan­gem Rin­gen von der Regie­rung ent­schie­de­ne Kraft­werks­stra­te­gie stößt bei den Rit­te­rin­nen und Rit­tern des Kli­ma­wan­dels auf erheb­li­che Kri­tik. Die Regie­rung will 16 Mrd. EUR in den nächs­ten zwan­zig Jah­ren in neue Gas­kraft­wer­ke inves­tie­ren. Die Finanz­mit­tel für eine Leis­tung von zunächst 2,5 Giga­watt sol­len aus dem Kli­ma- und Trans­for­ma­ti­ons­fonds kom­men. Fach­leu­te spre­chen davon, dass die­se Leis­tung viel zu gering wäre. Aus Regie­rungs­krei­sen hieß es: „Kurz­fris­tig sol­len neue Kraft­werks­ka­pa­zi­tä­ten im Umfang von bis zu vier­mal 2,5 Giga­watt was­ser­stoff­fä­hi­ge Gas­kraft­wer­ke aus­ge­schrie­ben werden.“

Robert Habeck sprach in die­sem Zusam­men­hang davon, dass der Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien in Deutsch­land nicht nur rela­tiv gut, son­dern rich­tig gut lau­fe. Frau Kemp­fert ist dies­be­züg­lich ganz ande­rer Mei­nung. Sie spricht – wie immer übri­gens – nur davon, dass der Aus­bau der Erneu­er­ba­ren nicht so vor­an­kom­me, wie dies nötig wäre. 

Sie spricht der Regie­rungs­stra­te­gie ab, die­se Din­ge vom Ende her zu den­ken. Woher ken­ne ich die­ses Bild. Ach, Frau Mer­kel dach­te die Din­ge angeb­lich ja immer vom Ende her. Man sieht heu­te, dass auch pro­mo­vier­te Phy­si­ke­rin­nen manch­mal Pech mit dem Den­ken haben. 

Frau Kemp­fer argu­men­tiert, dass es bis­her kei­nen grü­nen Was­ser­stoff gebe, redet auf der ande­ren Sei­te aber von Vor­aus­set­zun­gen, die eben­so wenig gege­ben sind. Ins­fern fin­de ich ihre Kri­tik NICHT konstruktiv!

Und auch ihre jüngs­te Bot­schaft, Deutsch­land habe Strom­spei­cher »noch und nöcher«, beißt sich mit Berech­nun­gen der Bun­des­netz­agen­tur, wonach bei einem Black­out sämt­li­che Ener­gie­spei­cher nach einer hal­ben Stun­de erschöpft wären.

Spie­gel

Ihre Aus­sa­ge stammt zwar von 2019. Sie ist aber lei­der auch heu­te noch rich­tig. Sie kri­ti­siert, dass man fünf­mal so viel erneu­er­ba­re Ener­gie benö­ti­gen wür­de, um den Bedarf an Was­ser­stoff zu decken. Wor­auf sich die­ses fünf­mal mehr bezog, hat sie nicht erwähnt. Bezieht sie sich die hier im Land heu­te oder laut Pla­nung erzeug­te Men­ge? Wol­len wir Was­ser­stoff nicht in gro­ßen Men­gen aus son­ni­gen Gegen­den impor­tie­ren? Egal. Bei­de Tech­no­lo­gien, auch die von Kemp­fert ange­spro­che­ne Alter­na­ti­ve, ste­hen bis jetzt nicht zur Ver­fü­gung, wenn sie es je werden. 

Frau Kemp­fert möch­te die Grund­last­fä­hig­keit gewähr­leis­ten, in dem sie 

  1. ganz viel mehr erneu­er­ba­re Ener­gien aufbaut
  2. dezen­tra­le Ver­tei­ler­net­ze schafft
  3. mehr Spei­cher zur Ver­fü­gung stellt
  4. ein Ener­gie- und Las­ten­ma­nage­ment etabliert

Ich mei­ne, ich bin ja kein Fach­mann. Aber müs­sen wir nicht davon aus­ge­hen, dass die­ses Ener­gie- und Las­ten­ma­nage­ment längst exis­tiert? Oder wie, glaubt Frau Kemp­fert, dass ein Black­out seit dem Beginn des Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­ses ver­mie­den wurde?

Die Regie­rung, so Kemp­fert, habe mit den Gas­kraft­wer­ken den kos­ten­in­ten­sivs­ten Weg gewählt. Dahin­ter steckt der Vor­wurf, dass die Regie­rung nur das tut, was die Erzeu­ger fos­si­ler Brenn­stof­fe ver­lan­gen bzw. deren Inter­es­sen entspricht. 

Sie kön­nen sich die Ein­las­sun­gen von Frau Kemp­fert ein­mal genau anhö­ren. Ich habe kein über­zeu­gen­des Kon­zept zur Sicher­stel­lung der Grund­last­fä­hig­keit herausgehört. 

Von güns­ti­gen Alter­na­ti­ven redet Ener­gie­öko­nom Frondel:

«Teu­re Sym­bol­po­li­tik»: Öko­nom rech­net mit Kraft­werks­stra­te­gie der «Ampel» ab

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Habeck Kritik

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5 Gedanken zu „Streit um die besten Konzepte? Unmöglich, wenn es um Ideologie geht.“

  1. Wir kön­nen uns das gar nicht leis­ten, auf Back­up Kraft­wer­ke zu ver­zich­ten. Inso­fern ist die Stra­te­gie der Bun­des­re­gie­rung rich­tig, aller­dings nicht neu. Bereits unter Mer­kel soll­ten Gas­kraft­wer­ke die Ver­sor­gung mit Strom in Deutsch­land sicher­stel­len, übri­gens zum Teil auch mit Wär­me, denn Gas­kraft­wer­ke wer­den in der Regel als Kraft-Wär­me-Kopp­lung Kraft­wer­ke gebaut.

    Sei­ner­zeit war die Stra­te­gie, bei Aus­stieg aus der Kern­kraft, Gas­kraft­wer­ke mit bil­li­gen Gas aus Russ­land zu betreiben.

    Wie das mit Pri­mär­ener­gie gehen soll, die erst teu­er aus Strom her­ge­stellt wer­den soll und dann mit Schif­fen, LKW oder sons­ti­gen Trans­port­gü­tern aus fer­nen Län­dern an die Stand­or­te trans­por­tiert wer­de, um dann wie­der Strom dar­aus zu gewin­nen, ist mir aller­dings ein Rätsel. 

    Von ist der Begriff teu­re Sym­bol­po­li­tik ange­bracht. Böse Zun­gen behaup­ten übri­gens, Frau Kem­ferts Fähig­kei­ten bestehen dar­in, sich in einem Satz zwei­mal zu widersprechen. 

    Das wir unse­ren Ener­gie­be­darf in ein paar Jah­ren kom­plett aus erneu­er­ba­ren Ener­gien gewin­nen, ist nach einer Ana­ly­se des Ener­gie­wirt­schaft­li­chen Insti­tuts (EWI) in Köln Uto­pie. Nach deren Erkennt­nis wer­den Erneu­er­ba­re Ener­gien im Jah­re 2030 gera­de mal 65 Pro­zent des deut­schen Brut­to­strom­ver­brauchs decken. 

    https://​www​.ewi​.uni​-koeln​.de/​d​e​/​a​k​t​u​e​l​l​e​s​/​e​w​i​-​a​n​a​l​y​s​e​-​e​e​-​s​t​r​o​m​a​n​t​e​i​l​-​k​o​e​n​n​t​e​-​2​0​3​0​-​b​e​i​-​n​u​r​-​5​5​-​p​r​o​z​e​n​t​-​l​i​e​g​en/

    Ein Black­out in Deutsch­land über meh­re­re Stun­den wäre eine Kata­stro­phe, über meh­re­re Tage wür­de ein Black­out einer Apo­ka­lyp­se gleich­kom­men. Ich emp­feh­le das Buch
    https://de.wikipedia.org/wiki/Blackout_%E2%80%93_Morgen_ist_es_zu_sp%C3%A4t

    Auch wenn das „nur“ ein Roman ist, den­ke ich ist der Autor sehr nahe an der Wahrheit.

  2. Peter Lohren 148 8. Februar 2024 um 09:59

    Kor­rek­tur: Erneu­er­ba­re Ener­gien im Jah­re 2030 gera­de mal 55 Pro­zent des deut­schen Brut­to­strom­ver­brauchs decken.

  3. Peter Lohren 148 8. Februar 2024 um 17:55

    Nee, dass „Vor­hal­ten“ las­sen die sich gut bezah­len. Für jeden Tag, an dem das Gas­kraft­werk nicht läuft, gib’s oben­drauf eine Rie­sen­sum­me; ich hat­te die Zahl letz­tes Jahr noch parat, ist mir entfallen.

    Ich kom­me aus der Indus­trie­ar­ma­tu­ren­bran­che mit Schwer­punkt Gas­kraft­wer­ke, da kriegt man eini­ges mit. Das wird noch ein teu­rer Spaß, weil die Kraft­werks­be­trei­ber sich alle finan­zi­el­len Risi­ken von der Bun­des­re­gie­rung bezah­len las­sen. Die 16 Mrd. Euro für 20 Jah­re sind ein Witz, kos­ten wird das ein Viel­fa­ches davon

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