Klimaskeptiker-Behauptungen: Windräder und die Schuld am Starkregen

Fal­sche Behaup­tun­gen über Wind­kraft­an­la­gen und ihre Aus­wir­kun­gen auf das Wet­ter wer­den von Kli­ma-Skep­ti­kern ver­brei­tet. Die Behaup­tung, dass Wind­rä­der Stark­re­gen und Extrem­wet­ter ver­ur­sa­chen, ist wis­sen­schaft­lich nicht haltbar.

4 Minute/n


Merken

2

Phy­sik ist kom­pli­ziert. Wenn Men­schen wie der Meteo­ro­lo­ge Özden Ter­li bei Gele­gen­heit dar­auf ver­wei­sen, dass sie gleich­wohl für alle gilt, löst das bei vie­len (man nennt sie wohl Kli­ma­skep­ti­ker) Wider­spruch aus. 

Dem „Focus“ gab Ter­li die­ser Tage ein län­ge­res Inter­view. Ob der gewähl­te Titel (»ZDF-Meteo­ro­lo­ge erklärt, wie Deutsch­lands Wet­ter der Zukunft aus­sieht«) mit ihm abge­spro­chen ist, ent­zieht sich mei­ner Kennt­nis. Beson­ders glück­lich ist er aus mei­ner Sicht pri­mär des­halb nicht gewählt, weil er ein wenig sug­ge­riert, als sähe da jemand in eine Glas­ku­gel. Aber es han­delt sich um den „Focus“. Des­halb unter­stel­le ich Absicht.

Inter­es­sant sind die Kom­men­ta­re. Das ist bei vie­len „Focus“-Artikeln der Fall. Ich schlie­ße aus der Lek­tü­re sol­cher Kom­men­ta­re, dass die Art von Jour­na­lis­mus im Hin­blick auf kri­ti­sche­re Zeit­ge­nos­sen wirkt. Auf die­se Kli­en­tel wir­ken der­ar­ti­ge Arti­kel grund­sätz­lich in sehr vor­her­seh­ba­rer Art und Wei­se. Begrif­fe wie Migra­ti­on oder Kli­ma­ka­ta­stro­phe und ihre Vari­an­ten, sind Magne­te für die­je­ni­gen, die ganz sicher sind, bes­ser zu wis­sen, wie unse­re Welt funktioniert. 

Die Anzahl der „Argu­men­te“ die­ser Leu­te sind über­schau­bar, des­halb wie­der­ho­len sie sich häu­fig. Das wie­der­um erleich­tert es etwas, sich damit aus­ein­an­der­zu­set­zen und Gegen­po­si­tio­nen zu fin­den. Es ist jedoch nicht sinn­voll, die­se im Kom­men­tar­be­reich sol­cher Arti­kel zu platzieren. 

Zu mei­nen belieb­tes­ten Anti­the­sen zählt eine beson­ders „kur­ze wie fun­dier­te Aus­sa­ge“, die unge­fähr so geht: Das Kli­ma hat sich immer ver­än­dert. Gern wird auch der Ein­fluss der Son­ne auf die Kli­ma­ver­än­de­run­gen erwähnt. Sol­che Ein­las­sun­gen die­nen aus­schließ­lich dazu, unse­ren Ein­fluss auf die Kli­ma­ver­än­de­run­gen abzustreiten.

Der vie­le Regen (Stark­re­gen­fäl­le und Extrem­wet­ter), den wir ins­be­son­de­re in die­sem Jahr in Deutsch­land erlebt haben, geht in ers­ter Linie auf die Erwär­mung der Welt­mee­re zurück. So erklärt es die Wissenschaft. 

In den Augen vie­ler „Focus“ – Leser muss es fol­ge­rich­tig ande­re Grün­de geben. Sol­che, die nicht in einen direk­ten Zusam­men­hang mit der Kli­ma­ka­ta­stro­phe gebracht wer­den kön­nen. Es wäre statt­des­sen doch ganz wun­der­bar, könn­te man die Mit­tel, die just vom Feind (den Grü­nen) als Lösung des Pro­blems ein­ge­führt wur­den, als Ver­ur­sa­cher des Extrem­wet­ters und der Stark­re­gen­fäl­le ent­lar­ven. Womit wir bei den natur­ver­schan­deln­den Wind­rä­dern wären. Was nicht gut ist für Vögel und Fle­der­mäu­se, kann im Kampf gegen den grü­nen Wahn­sinn nur helfen.

Also wird auf Teu­fel komm raus behaup­tet, dass die Tiefs des­halb nur so lang­sam abzie­hen, weil sie von den Wind­rä­dern dar­an gehin­dert wer­den. Dass die Wis­sen­schaft sich nicht so ganz klar dar­über ist, ob Wind­rä­der über­haupt Ein­fluss auf sol­che Wet­ter­phä­no­me­ne haben, kommt den selbst ernann­ten Exper­ten, die begie­rig auf jedes noch so dum­me Argu­ment lau­ern, selbst­ver­ständ­lich zupass. Sie geben ein­mal mehr vor, mehr zu wis­sen als die Wis­sen­schaft. Fin­den sie eine pas­sen­de Stim­me inner­halb der Wis­sen­schafts­com­mu­ni­ty, so wird der Ver­weis auf die­se bis zum Geht­nicht­mehr aus­ge­schlach­tet. Das funk­tio­niert bei jedem neu­en „Gegen­ar­gu­ment“ in glei­cher Art und Weise.

Not­falls wer­den auch gegen­tei­li­ge Effek­te gern zur Unter­stüt­zung kru­der Theo­rien benutzt. Es ist nicht lan­ge her, als die Wind­rä­der nicht am vie­len Regen schuld waren, son­dern am Gegen­teil – der gro­ßen Dürre.

Wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en zei­gen bis­her kei­nen ein­deu­ti­gen kau­sa­len Zusam­men­hang zwi­schen Wind­kraft­an­la­gen und Ver­än­de­run­gen im Nie­der­schlags­mus­ter. Es gibt Hin­wei­se dar­auf, dass gro­ße Wind­parks in eini­gen Regio­nen lokal zu leich­ten Ver­än­de­run­gen in Tem­pe­ra­tur und Luft­strö­mun­gen füh­ren kön­nen. Die­se Effek­te sind jedoch so gering, dass sie kei­nen mess­ba­ren Ein­fluss auf die Men­ge oder Häu­fig­keit von Regen­fäl­len haben.

Es ist also so, dass es der­zeit kei­ne wis­sen­schaft­li­chen Bewei­se dafür gibt, dass Wind­kraft­an­la­gen die Men­ge oder Häu­fig­keit von Regen­fäl­len beein­flus­sen. Die Behaup­tung, dass der Aus­bau der Wind­kraft für die Zunah­me von Stark­re­gen­er­eig­nis­sen in Deutsch­land ver­ant­wort­lich ist, ist daher nicht haltbar. 

  1. Nein, Wind­parks ver­ur­sa­chen nicht Tro­cken­heit und Dür­re – Correctiv
  2. Kei­ne Bele­ge dafür, dass Wind­rä­der Zehn­tau­sen­de Vögel im Jahr „schred­dern“ – cor​rec​tiv​.org
  3. Impacts of wind farms on sur­face air tem­pe­ra­tures | PNAS

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Klimawandel

Quelle Featured-Image: a surreal and artistic illustration of a young bab...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 669
Aufgerufen gesamt: 103 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 14 mal
Aufgerufen heute: 3 mal

2 Gedanken zu „Klimaskeptiker-Behauptungen: Windräder und die Schuld am Starkregen“

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance