Viele wollen Koalition aus CDU und AfD

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Zeigt die­se Statistik nicht, dass die Bevölkerung demo­kra­ti­scher denkt, als die Parteien es mit ihrer stän­di­gen Ausschließeritis offen­bart (sie­he: Deutschland, wie hältst du’s mit der AfD?) Früher waren es die Grünen, die Linken und jetzt ist es die AfD, die als Koalitionspartner vor Wahlen aus­ge­schlos­sen werden.

Die zag­haf­ten Versuche ein­zel­ner Politiker (z.B. Hartmann, CDU – Sachsen), Koalitionen in Betracht zu zie­hen und sie nicht von vorn­her­ein aus­zu­schlie­ßen, sind in den Parteien unbe­liebt. Unruhe, gera­de in Wahlzeiten, ist uner­wünscht. Lieber noch ein paar Werbespots schal­ten, von denen die WählerInnen sehr wohl wis­sen, dass sie über­wie­gend aus Übertreibungen, wenn nicht aus Lügen bestehen. 

Die Parteispitzen schei­nen eher besorgt, der Wähler könn­te sie abstra­fen, wenn im Vorfeld der Wahl nicht bestimm­te Koalitionen aus­ge­schlos­sen wür­den. Dabei ist der Nachteil für die spä­te­re Regierungsbildung seit jeher evi­dent. Unsere Demokratie ist nicht Weimar. Soviel Selbstbewusstsein soll­te existieren. 

Verwirrte?

Ich kann mir kaum vor­stel­len, dass Kampagnen wie die, die Union und FDP noch bis in die Gegenwart abzie­hen (Bremen: Rote-Socken-Kampagne) unter völ­lig ande­ren Vorzeichen einer Koalition von CDU und AfD im Wege ste­hen wür­den. Den auf­ge­reg­ten Medienberichten und Tweets folg­ten natür­lich öffent­li­che Diskussion. Die muss man aus­hal­ten! Optionen zu redu­zie­ren, also mög­li­che Koalitionen aus­zu­schlie­ßen, hal­te ich für unklug.

Mehr Infografiken fin­den Sie bei Statista

Die Erwartungshaltung im Osten ist ent­lar­vend! Obwohl 45% für die Regierungsbeteiligung der AfD plä­die­ren, sind 57% der Leute der Meinung, dass auch nach der Regierungsbeteiligung der AfD die Dinge schlech­ter lau­fen wür­den. 19% glau­ben, dass es kei­nen Unterschied mache. 

Was für ein Defätismus!

Unvergleichbare Erfahrung

Was in Ost-Deutschland abgeht, ist für mich kaum zu ertra­gen. Joachim Gauck mag Recht haben, wenn er die Nachwende – Erfahrungen vie­ler Ost-Deutscher herausstellt.

Er hat­te etwas zur Lage der Ostdeutschen 30 Jahre nach dem Mauerfall zu sagen, ohne sich bei ihnen anzu­bie­dern. Die DDR sei kei­ne „Hölle“ gewe­sen, bedeu­te­te viel­mehr die Ohnmacht des Bürgers gegen­über dem Staat. Revolutionen sei­en zudem dazu da, „dass die­je­ni­gen, die geherrscht haben, trau­ri­ge Augen machen.“ Mehr hat­ten sie auch nicht zu befürch­ten, so ist zu ergän­zen – im Gegensatz zu den vie­len Ostdeutschen, die nach dem Absturz der ost­deut­schen Wirtschaft einen Neuanfang machen muss­ten, wie er für die Westdeutschen kaum vor­stell­bar war. 

TV-Kritik: Joachim Gauck bei Sandra Maischberger

Wenn ich sowas lese, fra­ge ich mich, wes­halb ich mei­ne per­sön­li­chen Erfahrungen mit die­sem aggres­si­ven Wirtschaftssystem Made In Germany nicht eben­falls als „kaum vor­stell­bar” bezeich­nen sollte. 

Ich habe wäh­rend mei­ner beruf­li­chen Laufbahn gleich mehr­mals vor dem Nichts gestan­den. Wie vie­le Menschen ist es im Westen so ergan­gen, dass sie ihre Arbeit, ihre Existenz ver­lo­ren haben? Alle stan­den allein da. Der Staat, das Arbeitsamt trägt in die­sen Phasen wenig Produktives bei. Da gilt es zu kämp­fen und durch­zu­hal­ten. Jeder steht dann allei­ne da.

Während die­ser schwie­ri­gen Zeiten habe ich die Sozialleistungen erhal­ten. Ich las­se mir von kei­nem Politiker ein­re­den, den Lebenserfahrungen ande­rer Menschen nicht mit dem nöti­gen Respekt zu begeg­nen! Die Strukturveränderungen der letz­ten Jahrzehnte haben auch in die­ser Region dazu geführt, dass der Radius, in dem über­haupt Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt wur­den, immer grö­ßer wur­de. Zuerst habe ich im Ort gear­bei­tet, dann in Köln (35 km), dann in Düren (50 km) und schließ­lich in Nassau (150 km). Mein Gehalt war zum Schluss nicht höher als in der Mitte mei­nes Arbeitslebens. Das ist west­deut­sche Realität.

Demokratie ersetzen

Die Folgen der Wiedervereinigung haben Deutschland sehr ver­än­dert. Was der dama­li­gen Euphorie folg­te, ist in vie­ler­lei Hinsicht nega­tiv. Dass die Ost-Deutschen mit ihrer Präferenz für die demo­kra­tie­feind­li­che AfD künf­ti­ge Regierungsbildungen nicht bloß erschwe­ren, son­dern mit ihrer Entscheidung die Destabilisierung der Demokratie bewusst her­bei­füh­ren wol­len, macht mich wütend. 

Auch wenn 70% der WählerInnen die AfD nicht wäh­len, den Ausschlag gibt für mich der damit geäu­ßer­te Wunsch, das System zu erset­zen.

Die WählerInnen ken­nen die Folgen, die ihre Wahlentscheidung haben könn­te. Viele sagen, dass sie genau die­se sogar aus­drück­lich wün­schen. Es steht nicht das Ergebnis einer Protestwahl ins Haus, son­dern die bewuss­te Entscheidung gegen die Demokratie. #noafd #fck­afd

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9 Gedanken zu „Viele wollen Koalition aus CDU und AfD“

  1. Hallo Horst, soll­te ich auf­grund dei­ner und mei­ner bis­he­ri­gen Überlegungen jetzt in eine fal­sche Logik gera­ten, wäre ich für Korrekturen dankbar.

    In den letz­ten 2 Tagen habe ich mich mit dem „Welt”-Artikel und den Kommentaren darin:
    https://​www​.welt​.de/​k​u​l​t​u​r​/​p​l​u​s​1​9​8​7​3​9​2​7​9​/​K​l​i​s​c​h​e​e​-​u​n​d​-​W​i​r​k​l​i​c​h​k​e​i​t​-​S​i​e​-​m​e​i​n​e​n​-​e​s​-​n​i​c​h​t​-​b​o​e​s​e​-​E​s​-​i​s​t​-​i​h​r​e​-​S​i​c​h​t​-​a​u​f​-​i​h​r​e​n​-​O​s​t​e​n​.​h​tml
    beschäf­tigt. Das muss man nicht lesen. Mein Eindruck danach ist:

    Ein nicht uner­heb­li­cher Teil der Ostdeutschen Bevölkerung rutscht immer tie­fer in eine Selbstbemitleidung hin­ein, aus der er sich mit neu erstark­tem ost­deut­schen Nationalgefühl wie­der selbst an den Haaren her­aus­zie­hen will. Die Geschütze dazu sind auf­ge­fah­ren: Früher war VIELES im Osten bes­ser, jetzt ist alles SCHLECHTER. Schuld ist der Westen, mit sei­ner Arroganz und der Treuhand. (Wobei ich den Ostdeutschen doch noch so viel Realitätssinn beschei­ni­ge, dass der­zeit noch nicht gesagt wird: ALLES war frü­her im Osten bes­ser. Allerdings, wenn mir mal wie­der vor­ge­schwärmt wird, wie bil­lig das Brot sei­ner­zeit im Osten war, dann ver­ab­schie­de ich mich freund­lich und höf­lich aus der Runde und gehe heme.

    Und ja, die gebro­che­nen Lebensläufe im Osten! Das die­se im Westen im MINDESTEN genau so die Menschen getrof­fen hat, will hier kei­ner hören. Das gan­ze Saarland, das gan­ze Ruhrgebiet, Nokia, Opel, Banken, Nixdorf, Karstadt,……
    Und Ich. Habe vor knapp 20 Jahren alle Insolvenzen hin­ge­legt, die mit mei­nem bei­den Firmen mög­lich waren. Da stand dann der Insolvenzverwalter da und hat alle Schreibtische und pri­va­ten Schränke links gemacht, ob er Kontoauszüge oder Bargeld findet. 

    Fazit:
    Die neu­en Bundesländer sind, wor­über wir schon mal geschrie­ben haben, nicht in der Lage, die Demokratie zu gefähr­den. Aufgrund des gerin­ge­ren Wählerpotential. 

    Wenn die Demokratie in eine ernst­haf­te Schieflage gerät, kann dies nur durch ein erheb­li­ches Zutun aus dem Westen gesche­hen. Leider ist das kei­ne gute Nachricht, denn das auf­kom­men­de schwarz, rot, gol­de­ne National-Säbelgerassel aus dem Osten schwappt in sehr bedenk­li­chem Maß auf den Westen über. 

    Antworten
    • Ich gehö­re auch zu denen, die gele­gent­lich das hohe Lied von Früher ™ anstim­me. Aber ich kom­me auch wie­der zu mir – im Gegensatz zu die­sen Jammerlappen. Natürlich fal­len mir auch immer wie­der Details ein, die echt toll waren. Und eins kann ich mir mit mei­ner west­li­chen Arroganz den­noch gut vor­stel­len: Die Nähe der Menschen zuein­an­der war in der DDR wahr­schein­lich von ganz ande­rer Qualität als heu­te. Das hat sich hier eben­falls sehr ver­än­dert. Wir leben in einer ent­so­li­da­ri­sier­ten Gesellschaft. Daran ändern lei­der auch die hohen Spenden, die es zum Glück immer noch gibt, wenig.

      Ich fürch­te, dass die Haltung an sich, anste­ckend ist. So hal­te ich es für mög­lich, dass die­ser Defätismus, der im Osten herrscht, auch auf den Westen über­schwappt. Schließlich ist Deutschland nicht das ein­zi­ge Land, in dem Populisten sich inzwi­schen in der Politik eta­bliert haben. Das ist besorg­nis­er­re­gend. Auch für jeman­den, der sich bewusst ist, dass die Demokratie ihre (nicht gera­de gerin­gen) Mängel auf­weist, ich will sie nicht „ent­sor­gen”. Dieses mehr oder weni­ger klar durch­schei­nen­de Ziel bei den AfD-Schergen ist mir zutiefst verhasst. 

      Antworten
  2. Herr Horst, Herr Horst! Dein Blog geht wie­der auch in Chrome. Hat dir dei­ne SchwiMu aus der Küche gehol­fen? Ich glau­be es fast…

    Angesicht die­ser guten Nachrichten kann ich aller­dings zum Artikel sel­ber nichts schrei­ben – ich bin zu sehr freu­dig erschüttert. 

    Antworten
  3. Naja, da möch­te ich doch auch mei­nen beschei­de­nen Senf dazu tun.

    Das „schwarz, rot, gol­de­ne National-Säbelgerassel aus dem Osten” wur­de maß­geb­lich von Herren aus dem Sauerland und dem Bayrischen her­bei gezau­bert. Wir erin­nern uns an die Herren Höcke und Kalbitz, ja?

    Das Problem, das der Osten hat, ist nicht, dass man ihn tät­schelt, wenn er hin­ge­fal­len ist und sich die Knie auf­ge­schürft hat­te. Das Problem ist, dass die Knie abge­bro­chen sind und ande­re bun­des­re­pu­bli­ka­ni­sche Landesteile vor Lachen nicht in den Schlaf gefun­den haben. Noch heu­te ver­dient man im Schnitt im Osten 30–50% weni­ger als woan­ders, wobei mir durch­aus bewusst ist, dass es auch struk­tur­schwa­che Regionen in den „Altlasten-Ländern” (Sorry, habe ich mal von einem Volkswirtschafter aus Wuppertal gehört) gibt.

    Nein, ich befür­wor­te ganz sicher nicht die AFD. Ich fin­de es – gelin­de gesagt – zu Ko…, was im Osten pas­siert. Wobei ich heil­froh bin, aus einer Stadt wie Leipzig zu kom­men, die bei der Europawahl mehr­heit­lich grün gewählt hat. Je wei­ter man von hier aus in Richtung Süden und Osten bis zur nächs­ten Grenze schaut, des­to blau­er wird die Ansicht. Aber – soweit ken­ne ich aktu­el­le und ehe­ma­li­ge Kollegen und Freunde und Bekannte – das liegt meist nicht an den Geflüchteten, son­dern eher an dem Krankenhaus, das nicht mehr in der Kleinstadt, son­dern in der durch Gebietsreform in wei­te Ferne gerück­te Kreisstadt ist. Es liegt auch am Bus, der ein­fach nicht mehr fährt. Und an sol­chen Dingen.

    Was im Osten Standard war, wur­de erst­mal abge­sägt, weil es eben sozia­lis­tisch war. Dabei war die Einrichtung „Poliklinik” gar nicht so blöd. Heute nennt sich das Ganze Ärztehaus oder MVZ, erfüllt aber den glei­chen Zweck. Ganztagsschulen /​Ganztagsbetreuung war völ­lig natür­lich im Osten. „Nach dem Beitritt des Westens” (glei­che Quelle wie oben) muss­te das Alles abge­schafft wer­den, nur um es dann unter neu­en Begriffen mit viel Eigenanteil der Eltern wie­der einzuführen.

    Ich den­ke, dass es viel­leicht gar nicht so schlecht wäre, wenn sich alle 16 Bundesländer (es gibt nach 30 Jahren weder „alte” noch „neue” Bundesländer) mit Fairness begeg­nen wür­den. Und so ist es an der Zeit, die Bewohner „ab Harz ost­wärts” als ech­te Menschen und nicht als pos­sier­li­ches Beiwerk anzu­se­hen. Das ist näm­lich der Hauptgrund für die Frustration. Ich den­ke, man darf die Bewohner der 5 Bundesländer, die man gern nach 30 Jahren noch als „neu” bezeich­net, nicht pau­sen­los als Schmuddelkinder und Störenfriede bezeich­nen. Ich sehe mich nicht als sol­cher. Und ich möch­te mich auch dage­gen ver­weh­ren, als „Demokratiefeind” zu gelten.

    Wer den Osten nicht kennt, soll­te sich viel­leicht erst­mal ein ernst­haf­tes und selbst erleb­tes Urteil bil­den. Das scha­det in den sel­tens­ten Fällen. Gleichwohl stim­me ich zu, dass eine star­ke AFD ver­stö­rend wirkt und Übelkeit ver­ur­sa­chen kann. Derlei Entwicklungen gibt es laut Statistik woan­ders in Deutschland auch. Aber über den Osten lässt sich treff­lich schimp­fen. Die sol­len sich mal nicht so haben! 

    Antworten
  4. @Henning, in vie­len dei­ner Ausführungen stim­me ich mit dir überein. 

    Ergänzend und wei­ter­füh­rend wür­de ich meinen:

    „Verstehen und zuhö­ren zu wol­len” ist kei­ne Einbahnstraße, die eine allei­ni­ge Bringschuld des Westens ist. Die Bereitschaft dazu soll­te auf allen Seiten erkenn­bar sein.

    Ich habe die ers­ten 38 Jahre mei­nes Lebens nicht in der ehem. DDR gelebt und kann mir über die­se Zeit kein Urteil/​Bewertung erlau­ben. Ich den­ke, das gilt ana­log auch umgekehrt.

    Seit 1990 arbei­te ich aller­dings in Sachsen. 1991 habe ich in Reudnitz mei­ne GmbH gegrün­det, die ich 2000 auf­ge­ben muss­te. Seitdem woh­ne ich mit 1. Wohnsitz in Grünau, wo noch heu­te 43000 Menschen woh­nen. Mit 1 Kneipe. ( Eine 2. wür­de ich nicht als sol­che bezeich­nen). Da mache ich mir Gedanken drü­ber. Was ist aus dem viel gelob­ten sozia­len Zusammenhalt gewor­den? Oder war der gar nicht sozi­al, son­dern eher soli­da­risch? Jeder lebt hier für sich allein. 

    Auch für uns im Westen war frü­her alles viel kom­for­ta­bler und bes­ser. Was ich aller­dings ver­ste­he ist, dass es für die Westdeutschen ein lan­ger und schlei­chen­der Prozess war an den man sich gewöh­nen konn­te, auch in dem Bewusstsein, dass die­ser gan­ze staat­li­che Luxus nicht auf Dauer halt­bar war. Und die Krankenhausreform und vie­le ande­re Veränderungen haben ihre Auswirkungen auf die gesam­te Republik. 

    Ich den­ke, Henning, mit Beispielen und gegen­sei­ti­gen Vorwürfen kom­men wir Alle nicht wei­ter. Und ich den­ke wei­ter­hin, dass Problem liegt viel tiefer. 

    Antworten

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