Ich freue mich, dass Du, lieber Ulf, deine Meinung zu dem sagst, was ich hier verzapft habe.
Höcke, Kalbitz und andere vergiften mit ihren Parolen das Klima im Land. Die beiden sowieso und sie sind, wie ein paar andere auch, Wessis. Im ganzen Bundesgebiet gibt es solche Leute. Es ist allerdings auffallend, dass ihre Feindlichkeit besonders gut im Osten ankommt. Ich weiß nicht, weshalb sie ihre Entscheidungen getroffen haben, ihren Lebensmittelpunkt dorthin zu verlegen. Sicher war nicht davon auszugehen, dass ihre nationalistische Gesinnung dort auf fruchtbaren Boden fallen würde.
Im Süden Deutschlands existiert ein ganz anderes Lohnniveau als in Teilen des Westens. Ich kenne die durchschnittlichen Abweichungen der Löhne und Gehälter zwischen Ost und West. Sie liegen bei knapp unter 30%. Das ist leider angesichts dieses neoliberalen Systems kein Wunder. Ein Vorwurf, der dieser Regierung nicht erspart werden kann. Andererseits ist der Gini-Koeffizient in Gesamtdeutschland wahnsinnig niedrig. Er nimmt eine Spitzenposition unter den Industrienationen ein. Im Westen ist der Strukturwandel nur zum Teil gelungen. Deshalb reden wir ja u.a. auch ständig über Regionen im Ruhrgebiet. Bei uns haben die Leute Angst vor der Schließung der Kraftwerke. Das wird Folgen haben, die noch keiner absieht. Die Diskussionen, gerade hier in meiner Heimat, werden erbittert geführt, die Vorwürfe gegen die Regierung sind heftig. Trotzdem ist die Quote derjenigen, die die AfD wählen klein. Nur die SPD hat hier auch verschissen. Die Grünen fristen ein Schattendasein. Sie sind gar nicht gut angesehen. Es ist vielleicht ähnlich wie in der Lausitz?
Du hast das Beispiel der Polikliniken angesprochen. Das scheint nun eines jener Konzepte, die jetzt im Zusammenhang mit der Diskussion um die Schließungen von Krankenhäusern, wiederentdeckt zu werden scheint. Ich bin ehrlich unentschieden, was diese Frage anlangt. Wenn ich mir die Qualität unseres hiesigen Krankenhauses anschaue, bekomme ich Panik. Meine 95jährige Schwiegermutter ist in den letzten Jahren leider 6, 7 mal ins Krankenhaus gekommen. Es waren furchtbare und prägende Erfahrungen. Ein neues Konzept wäre nicht schlecht – natürlich auch, um die Überlastung der Ambulanzen endlich in den Griff zu bekommen. Aber bis die Politik sich diesbezüglich einigt, wird noch viel Zeit vergehen – trotz Spahn. Auch das Beispiel mit den Kindergärten bzw. Tagesstätten kenne ich ein bisschen und bin selbst der Meinung, dass sehr gut wäre, hätten wir das System der damaligen DDR übernommen. Wir brauchten dringend bessere und zahlenmäßig stärkere Angebote. Die Regierung setzt ihre Prioritäten und die sind oft unbeeindruckt von den Wünschen vieler BürgerInnen. Der Frust der Leute schlägt zurück.
Ich habe in meinem Beitrag zwar vom Osten geschrieben aber auch erwähnt, dass die AfD „nur“ von einem Teil der Leute gewählt wird und die überwiegende Mehrheit mit denen nichts zu tun haben möchte.
Wenn ich schimpfe mache ich das nicht, um mich über die Menschen in Ostdeutschland auszulassen, sondern weil ich mir echte Sorgen mache, wohin sich unsere Demokratie entwickelt. Die Wahlerfolge der AfD in den drei Wahlländern werden vielleicht nur den Anfangspunkt für eine Entwicklung sein, die unser Land komplett umkrempeln könnte. Davor habe ich Schiss. Dass ausgerechnet die Menschen, die 1989 friedlich für ihre Freiheit gekämpft haben, jetzt unser Land in die Hände der Rechten geben könnten (größte Partei mit Führungsanspruch), ist inakzeptabel. Alles, was nach demokratischen Spielregeln abläuft ist ok. Auch eine harte Opposition gegen die Torfnasen in Berlin. Aber von einem Systemtausch will ich echt nichts wissen.